Wirtschaftsausblick | Dschibuti
Dschibuti hofft auf bessere Konjunktur in Äthiopien
Die Konjunktur Dschibutis leidet derzeit unter der wirtschaftlichen Krise des großen Nachbarn Äthiopien. Geschäftschancen bestehen dennoch, sind aber schwierig zu nutzen.
03.07.2023
Von Carsten Ehlers | Nairobi
Wirtschaftsentwicklung: Konjunktur nimmt leicht an Fahrt auf
Die Aussichten für das Wachstum des Bruttoinlandsprodukts (BIP) hellen sich gegenüber dem Vorjahr leicht auf. Der Informationsdienstleister Economist Intelligence Unit (EIU) prognostiziert für 2023 einen Anstieg von real 4,8 Prozent und für 2024 ein Plus von 5,5 Prozent. Abhängig ist die Konjunktur in beträchtlichem Maße von der Wirtschaft in Äthiopien, für das Dschibuti die Transitdrehscheibe darstellt. Die Wirtschaft des großen Nachbarn kriselt, was am sinkenden Handel in beide Richtungen sichtbar wird.
Immerhin werden die äthiopischen Exporte steigen, da das Land Anstrengungen unternimmt, darüber mehr Devisen zu erwirtschaften. Äthiopien leidet unter einer massiven Devisenknappheit. Bis zum Jahr 2019 zählte Äthiopien zu den afrikanischen Wachstumschampions. In Erwartung eines weiter steigenden Warenumschlags baute Dschibuti seine Hafenkapazitäten in jenen Jahren aus.
Auch wenn in Dschibuti in puncto Rechtssicherheit und Demokratie längst nicht alles zum Besten steht, gilt die von Ismail Omar Guelleh regierte Republik als Stabilitätsanker. Die Region am Horn von Afrika mit Nachbarn wie Somalia, Äthiopien und Eritrea ist eine politisch extrem volatile Umgebung. Die strategische Lage an der Meerenge Bab al-Mandab, einem Drehkreuz zwischen Afrika, Europa, der Arabischen Halbinsel und Asien, macht das frankophone Land zu einem gefragten Umschlagplatz. Dschibutis Logistik dreht sich vor allem um den immer größer werdenden Hafen.
Mit Freihandelszonen sollen ausländische Unternehmen angelockt werden. BASF, beispielsweise, hat sich Anfang 2022 dort angesiedelt und beliefert von Dschibuti aus unter anderem Äthiopiens Landwirtschaft und Lederindustrie. Militärbasen sind zu einem weiteren Geschäftszweig in Dschibuti gewachsen: Frankreich, Italien, China und die USA sind bereits präsent, weitere Länder sollen folgen. Außerdem ist das Land einer der zentralen Anlandeplätze für Telekommunikations-Unterseekabel geworden.
Indikator | 2021 | 2022 | Vergleichsdaten Deutschland 2022 |
---|---|---|---|
BIP (nominal, Mrd. US$) | 3,4 | 3,7 | 4.075 |
BIP pro Kopf (US$) | 3.365 | 3.666 | 48.630 |
Bevölkerung (Mio.) | 1,1 | 1,1 | 83,4 |
Wechselkurs (Durchschnitt, 1 US$ = ... Dschibuti-Franc (FD)) | 177,7 | 177,7 | -- |
Investitionen: EU finanziert Wasserentsalzungsanlagen
Ein beträchtlicher Teil der Investitionen in Dschibuti kommt vom Staat. Die zumeist profitablen Hafenanlagen finanziert Dschibuti mitunter selbst. Bei vielen Infrastrukturprojekten stellen internationale Geber Kredite zur Verfügung. Die EU ist sehr aktiv und finanziert den Bau von Wasserentsalzungsanlagen sowie ein Abwassernetz für Dschibuti-Stadt. Weitere wichtige Geber sind die Weltbank, die Afrikanische Entwicklungsbank (AfDB) und die Agence Francaise de Développement (AFD).
Viele der Ausschreibungen sichern sich nach Auskunft von Landeskennern französische Unternehmen, weil sie besser vernetzt sind und oft einen Informationsvorsprung haben. Weitere Vorhaben werden von der chinesischen Regierung finanziert, bei denen deutsche Unternehmen kaum Beteiligungschancen haben. Im Energiebereich besteht besonders großes Potenzial für privat betriebene Anlagen bei Windkraft, Solar, Geothermie, grünem Wasserstoff bis hin zu Gezeitenkraft.
Projektbezeichnung | Investition (in Mio. US-Dollar) | Projektstand | Projektträger |
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Djibouti Water Supply and Wastewater Treatment | 178 | Die Europäische Investitionsbank verkündete im August 2022 die Finanzierung des Projekts; darunter ist auch der Bau einer zweiten Meerwasserentsalzung | |
Damerjog Power Plant (50 MW) and transmission network expansion | 160 | Finanzierung durch Arab Fund vor Economic & Social Development; Baubeginn unklar | Ethiopian Electric Power (EEP) and the Électricité de Djibouti (EdD) |
Ethiopia Djibouti Second Power Interconnection Project | 138 | Finanzierung durch AfDB und Weltbank; April 2022: AfDB stellt weitere 55 Mio. US$ zur Verfügung. | Ethiopian Electric Power (EEP) und Électricité de Djibouti (EdD) |
Ghoubet Wind Farm (60 MW) | 122 | Ging im März 2023 teilweise ans Netz; Vollständige Inbetriebnahme verzögert sich | |
Grand Bara Solar Park (30 MW) | k.A. | Nachdem Engie sich herausgezogen hat, wurde im Juli 2022 Amea Power als neuer Investor benannt; Verhandlungen mit Amea Power über Stromabnahmevertrag dauern an |
Informationen zu aktuellen geberfinanzierten Projekten bietet die GTAI-Länderseite Dschibuti, Rubrik "Ausschreibungen" und "Entwicklungsprojekte".
Konsum: Inflation ist vergleichsweise niedrig
Weil die Währung Dschibuti-Franc an den US-Dollar gebunden ist, steigen die Importpreise weniger als in anderen Ländern. Das Land am Horn von Afrika hat keine eigene Landwirtschaft und Konsumgüterindustrie und muss fast alles importieren. Auch durch die Währungsbindung bleibt die Inflation mit rund vier Prozent im Jahr 2023 auf einem niedrigeren Niveau als zum Beispiel in Äthiopien. Dort liegt sie bei über 30 Prozent. Dennoch ist das Konsumklima durch die Preissteigerung etwas eingetrübt.
In Dschibuti-Stadt gibt es größere französische Supermarktketten wie Casino und Leader Price, welche überwiegend französische Waren anbieten. Preisgünstige Supermärkte fehlen, was von Einheimischen bemängelt wird. Ohnehin ist das Preisniveau im Land sehr hoch. Kraftfahrzeuge und Elektronik werden von der Mittelklasse oft zu günstigeren Preisen auf der Arabischen Halbinsel gekauft.
Außenhandel: Hafen in Berbera macht Konkurrenz
Dschibuti ist ein kleiner afrikanischer Absatzmarkt. Gemäß Zahlen des Statistischen Bundesamtes erreichten die deutschen Lieferungen 2022 einen Wert von etwa 19,0 Millionen Euro und damit rund 16 Prozent weniger als im Jahr davor. Der Rückgang spiegelt das schwierige Umfeld für Handel, die hohen Importpreise sowie die wirtschaftliche Krise in Äthiopien wider. Eine Verbesserung ist erst mittelfristig zu erwarten.
Aufgrund seiner Containerterminals ist Dschibuti ein bedeutendes Außenhandelsdrehkreuz in der Region des östlichen Afrika. China hat große Summen in die Djibouti International Free Trade Zone (DIFTZ) investiert, eine der größten Freihandelszonen in Afrika. Dort sollen sich insbesondere Firmen mit Lagerhäusern ansiedeln, deren Waren für Äthiopien bestimmt sind. Der neue Hafen in Berbera (Somaliland) von Dubai Ports World macht Dschibuti indes seit Neuestem Konkurrenz.
2021 | 2022*) | Veränderung 2022/21*) | |
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Importe (fob) | 4.870 | 5.405 | 11,0 |
Exporte (fob) | 4.147 | 4.497 | 8,4 |