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Wirtschaftsumfeld | Entwicklungsländer | Klimawandel

Entwicklungsbanken bauen ihre Klimafinanzierung weiter aus

Die Banken investieren Milliarden in Klimaschutzprojekte und vereinbaren gemeinsame Standards. Deutschen Unternehmen bieten sich dadurch gute Geschäftsmöglichkeiten.

Von Martin Walter | Bonn

Entwicklungsbanken haben im Jahr 2021 rund 50,6 Milliarden US-Dollar (US$) an Krediten und Zuschüssen für Klimafinanzierung in Entwicklungs- und Schwellenländern bereitgestellt. Mit ihrem aktuellen gemeinsamen Bericht (Joint Report on Multilateral Development Banks' Climate Finance) stellen zehn multilaterale Entwicklungsbanken ihre Zahlen für das Jahr 2021 vor.

Neue Zahlen für die Klimafinanzierung liegen vor

Bezieht man die Klimafinanzierung in entwickelten Ländern mit ein, erhöht sich der Gesamtbetrag für das Jahr 2021 noch einmal um 31 Milliarden US$ auf insgesamt knapp 82 Milliarden US$. Der größte Teil dieser Finanzierung in entwickelte Länder geht mit 28,1 Milliarden US$ auf das Konto der Europäischen Investitionsbank (EIB). Sie investiert vor allem in den Ländern der EU und ist auch als Klimabank der EU bekannt. Spitzenreiter bei der Klimafinanzierung in Entwicklungs- und Schwellenländern im Jahr 2021 war die Weltbank. Sie investierte mit knapp 28 Milliarden US$ etwas mehr als die Hälfte aller Finanzmittel.

Die meisten Investitionen fließen in Minderungsmaßnahmen

Die multilateralen Entwicklungsbanken unterteilen ihre Klimafinanzierung in Minderungs- und Anpassungsmaßnahmen.

Bei der Minderung (mitigation finance) finanzieren sie Projekte mit dem Ziel, Treibhausgasemissionen zu reduzieren. Dadurch soll sich der globale Temperaturanstieg verlangsamen und die negativen Auswirkungen des Klimawandels sollen sich abschwächen. Zur mitigation finance gehören der Bau von Solar- und Windkraftanlagen und der Einsatz energieeffizienter Technologien im Verkehr oder in der Bauwirtschaft. Auf Minderungsmaßnahmen entfielen mit 33 Milliarden US$ rund 65 Prozent der Investitionen in Entwicklungs- und Schwellenländern.

Die restlichen 18 Milliarden US$ flossen in Anpassungsmaßnahmen (adaptation finance) an die negativen Folgen von Klimaveränderungen wie Hitzewellen, Wirbelstürme oder Überflutungen. Darunter fallen der Bau von Hochwassersperren und Küstenpufferzonen, die Entwicklung dürreresistenter Pflanzen oder Projekte zur effizienten Nutzung von knappen Wasserressourcen.

Asien liegt bei den Investitionen vorne

In Asien investieren die Entwicklungsbanken mit rund 16 Milliarden US$ den größten Betrag. Das ist gut angelegtes Geld, denn in Asien entstehen knapp die Hälfte der weltweiten CO2-Emis­si­onen. Außerdem ist der Energiebedarf der Region riesig und Energie wird momentan hauptsächlich durch fossile Energieträger wie Kohle, Öl und Gas erzeugt. Die wichtigsten multilateralen Entwicklungsbanken der Region sind die Asiatische Entwicklungsbank (ADB) sowie die Asiatische Infrastruktur-Investitionsbank (AIIB). Beide Banken haben nach eigenen Angaben zusammen 9,6 Milliarden US$ an Klimafinanzierung im Jahr 2021 bereitgestellt.

Auf Platz zwei rangiert Subsahara-Afrika. Die Region erhielt 12,8 Milliarden US$ an Klimafinanzierung im Jahr 2021. Lateinamerika und die Karibik bekamen mit 10,8 Milliarden US$ ebenfalls ein großes Stück vom Kuchen der Klimafinanzierung der multilateralen Entwicklungsbanken im Jahr 2021.

Auf die Länderebene heruntergebrochen waren die Hauptempfänger von Klimafinanzierung der multilateralen Entwicklungsbanken im Jahr 2021 folgende Staaten: Indien, Pakistan, Türkei, Ägypten und Brasilien. Auf diese fünf Länder entfielen rund 13 Milliarden US$ an Klimafinanzierung.

Klimaschutz bietet gute Geschäftschancen

Deutschland ist einer der größten Exporteure von Umwelt- und Klimaschutzgütern. Das weltweit steigende Investitionsvolumen in Klimaschutz- und Anpassungsprojekte bietet deutschen Unternehmen gute Geschäftsmöglichkeiten. Sie sind daher gut beraten, auch die von den Entwicklungsbanken finanzierten Vorhaben und Ausschreibungen zu beachten.

Bei der Durchführung der Projekte werden die benötigten Bau-, Liefer- und Beratungsleistungen oft international ausgeschrieben. Deutsche Unternehmen können an den Ausschreibungen teilnehmen, Aufträge gewinnen und in neue Märkte einsteigen. Germany Trade & Invest (GTAI) informiert tagesaktuell über Entwicklungsprojekte und Ausschreibungen aller großen Entwicklungsbanken.

Speziell kleine und mittlere Unternehmen können auch die vom Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) finanzierte Exportinitiative Umwelttechnologie für ihr internationales Geschäft nutzen.

GTAI informiert auf einer Sonderseite über Geschäftschancen durch Klimaschutz.

Entwicklungsbanken verpflichten sich zu gemeinsamen Standards

Seit genau zehn Jahren veröffentlichen die größten multilateralen Entwicklungsbanken ihren gemeinsamen Bericht über Klimafinanzierung. Sie haben sich auf eine Reihe einheitlicher Grundsätze geeinigt und ihre Methoden immer weiter verfeinert. Die Banken möchten mit ihrem gemeinsamen Bericht aufzeigen, wie sie internationale Verpflichtungen wie das Pariser Klimaschutzabkommen umsetzen. Sie wollen Vertrauen schaffen und über Trends und Fortschritte bei ihren klimabezogenen Investitionen informieren.

Eine andere wichtige Initiative der Banken ist Finance in Common. In dem globalen Netzwerk, das seit 2020 besteht, haben sich mittlerweile mehr als 500 Entwicklungs- und Förderbanken zusammengeschlossen. Ziel der Initiative ist es, gemeinsame Prinzipien für nachhaltige Entwicklung und Klimaschutz umzusetzen. Das dritte Treffen von Finance in Common fand Ende Oktober 2022 in Abidjan in Côte d'Ivoire statt. Dort haben die Banken noch einmal bekräftigt, an den gemeinsamen Zielen festzuhalten.

Am Bericht beteiligte multilaterale Entwicklungsbanken
  1. Afrikanische Entwicklungsbank (AfDB)
  2. Asiatische Entwicklungsbank (ADB)
  3. Asiatische Infrastruktur-Investitionsbank (AIIB)
  4. Entwicklungsbank des Europarates (CEB)
  5. Europäische Bank für Wiederaufbau und Entwicklung (EBRD)
  6. Europäische Investitionsbank (EIB)
  7. Inter-Amerikanische Entwicklungsbank (IDB)
  8. Islamische Entwicklungsbank (IsDB)
  9. New Development Bank (NDB)
  10. Weltbank-Gruppe (WBG)

Klimafinanzierung reicht nicht aus

Die größten Anteilseigner der multilateralen Entwicklungsbanken sind die reichen Industriestaaten. Ein Teil der Klimafinanzierung der Banken ist somit als Klimahilfen der Industrieländer einzuordnen. Die Länder haben versprochen, ab 2020 jährlich 100 Milliarden US$ an Klimahilfen für Entwicklungsländer bereitzustellen. Dieses Ziel verfehlen sie bisher allerdings. Und selbst 100 Milliarden US$ würden nicht ausreichen. Entwicklungsländer forderten auf der Klimakonferenz COP27 eine Verdopplung der Mittel - vor allem für Anpassungsmaßnahmen.

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