Special EU Rohstoffsicherung
EU fördert 47 Projekte für Rohstoffsicherheit in Europa
Die EU-Kommission hat die ersten 47 strategischen Projekte ausgewählt, um Europas Zugang zu Rohstoffen für den digitalen und grünen Wandel zu sichern.
28.03.2025
Von Edda Wolf
Die Europäische Kommission hat am 25. März 2025 die erste Liste strategischer Rohstoffprojekte auf der Grundlage des Critical Raw Materials Act (CRMA) veröffentlicht. Die 47 ausgewählten Projekte wird die EU mit schnellen Genehmigungsverfahren, der Vermittlung von Finanzierungen und der Vernetzung mit Abnehmern unterstützen. So will die EU ihre Rohstoffversorgung sichern und Bezugsquellen diversifizieren.
Die EU-Projektliste ist ein wichtiger Schritt zur Umsetzung der 2024 verabschiedeten EU-Verordnung über kritische Rohstoffe (CRMA). "Dies ist ein Meilenstein für die Souveränität Europas als Industriestandort", sagte Stéphane Séjourné, Exekutiv-Vizepräsident der EU-Kommission für Wohlstand und Industriestrategie bei der Pressekonferenz in Brüssel.
Bei den ausgewählten Projekten handelt es sich um 47 Vorhaben europäischer und internationaler Konzerne in 13 EU-Mitgliedsländern. Diese Projekte decken teils nur eine Stufe, meist aber mehrere Stufen spezifischer Rohstoffwertschöpfungsketten ab:
- Gewinnung: 25 Projekte
- Verarbeitung: 24 Projekte
- Recycling: 10 Projekte
- Substitution: 2 Projekte
Fokus liegt auf Batteriematerialien
Die genehmigten Projekte betreffen 14 der 17 strategischen Rohstoffe ab, die im Critical Raw Materials Act der EU aufgeführt sind. Viele der Projekte umfassen die Beschaffung mehrerer Rohstoffe gleichzeitig. Ein besonderer Schwerpunkt liegt auf Batteriematerialien wie:
- Lithium: 22 Projekte
- Nickel: 12 Projekte
- Kobalt: 10 Projekte
- Mangan: 7 Projekte
- Grafit: 11 Projekte
Die Projekte werden sicherstellen, dass die EU ihre Ziele für die Gewinnung, die Verarbeitung und das Recycling von Lithium und Kobalt bis 2030 vollständig erreicht und erhebliche Fortschritte bei Grafit, Nickel und Mangan erzielt.
Kupfer spielt wichtige Rolle
Kupfer, ein wichtiger Rohstoff für die Energiewende, spielt in zehn Projekten eine Rolle (davon drei Projekte in Spanien und zwei in Finnland). Diese decken die gesamte Wertschöpfungskette ab – vom Bergbau über die Verarbeitung bis hin zum Recycling. Angesichts der steigenden Nachfrage ist die Stärkung der Kupfer-Wertschöpfungskette innerhalb der EU wichtiger denn je.
Auch fünf Vorhaben für seltene Erden und Permanentmagnete wurden ausgewählt. Dazu gehören die Anlagen von Caremag (Tochterfirma von Carester) und MagREEsource in Frankreich und das INSPIREE-Projekt von ITELYUM in Italien; außerdem die integrierte Förderung und Weiterverarbeitung durch den staatlichen Bergbaukonzern LKAB in Schweden. Das kanadische Unternehmen Mkango wird in Polen seltene Erden aufbereiten, die es im ostafrikanischen Malawi fördern will.
Weitere Projekte stärken die Resilienz der EU-Verteidigungsindustrie, insbesondere mit Materialien wie Magnesium (ein Projekt in Rumänien) und Wolfram (zwei Projekte in Spanien).
Die vollständige Liste der als strategisch eingestuften Projekte ist hier zu finden.
Was beinhaltet die EU-Förderung?
Investitionen werden für die 47 Projekte benötigt
Um die 47 strategischen Projekte zu realisieren, sind insgesamt Investitionen von 22,5 Milliarden Euro erforderlich. Projektträger profitieren nun von einem klaren Genehmigungszeitplan und koordinierter Unterstützung durch die Kommission, die Mitgliedstaaten und die Finanzinstitute der EU. Diese umfasst die Vermittlung von Finanzierungen und die Vernetzung mit relevanten Abnehmern. Gemäß dem CRMA soll das Genehmigungsverfahren für Bergbauprojekte maximal 27 Monate und für Verarbeitungs- und Recyclingprojekte maximal 15 Monate dauern. Jeder EU-Mitgliedstaat ist verpflichtet, eine zentrale Anlaufstelle für die Genehmigungsverfahren einzurichten.
Zum Auswahlprozess der Projekte
Der Auswahlprozess erfolgte im Rahmen der EU-Verordnung über kritische Rohstoffe (CRMA), die am 23. Mai 2024 in Kraft trat. Um die EU-Förderung für strategisch wichtige Rohstoffprojekte zu erhalten, konnten sich Unternehmen bei der Europäischen Kommission bewerben. Am 23. Mai 2024 veröffentlichte die Kommission ihren ersten Aufruf zum Einreichen von Projektanträgen; die Abgabefrist endete am 22. August 2024. Die als vollständig erachteten Anträge wurden von der Europäischen Kommission mit Unterstützung des Beirats für kritische Rohstoffe (Critical Raw Materials Board) und externer Experten geprüft.
Ziel der EU ist es, bis 2030 mindestens 10 Prozent ihres Rohstoffbedarfs durch eigene Gewinnung, 40 Prozent durch eigene Verarbeitung und 25 Prozent durch Recycling zu decken. Hierdurch will die EU ihre Rohstoffversorgung für den ökologischen und digitalen Wandel sowie für Verteidigungs-, Luft- und Raumfahrtanwendungen sicherstellen.
Von den 170 eingegangenen Anträgen wurden diese 47 Projekte ausgewählt, da sie zur sicheren Versorgung der EU mit strategischen Rohstoffen beitragen, Umwelt-, Sozial- und Governance-Kriterien erfüllen und technisch umsetzbar sind. Darüber hinaus zeigen die ausgewählten Projekte einen klaren Nutzen für die EU.
Weitere Maßnahmen für Rohstoffsicherheit geplant
Als weitere Maßnahmen zur Umsetzung des CRMA und der EU-Industriestrategie plant die Europäische Kommission ab Ende 2026 eine gemeinsame Einkaufsplattform der EU-Mitgliedstaaten für Rohstoffe. Zudem sollen, wie im Clean Industrial Deal der EU angekündigt, strategische Lagerbestände aufgebaut werden. Der EU-Aktionsplan für Stahl und Metalle sieht Maßnahmen vor, um die Wettbewerbsfähigkeit der europäischen Metallindustrie zu stärken und so die Produktion von Nichteisenmetallen in den EU-Mitgliedsländern zu sichern.
Die EU-Kommission erhielt in der ersten Runde auch 46 Anträge für Projekte außerhalb der EU (in Drittländern). Der Beschluss über die mögliche Auswahl dieser Projekte erfolgt zu einem späteren Zeitpunkt.
Die EU-Kommission wird in Kürze einen neuen Aufruf zum Einreichen von Anträgen für strategische Projekte starten, der für Ende des Sommers 2025 geplant ist.