Branchen | Finnland | Maschinenbau
Branchenstruktur
Finnlands Maschinenbau gehört zu den wichtigsten Branchen des Landes. Der Sektor ist stark auf den Export fokussiert.
22.11.2024
Von Niklas Becker | Helsinki
Finnlands Maschinenbauer gehören zu den bedeutendsten Unternehmen im verarbeitenden Gewerbe des Landes. Der Sektor bestand 2023 nach Angaben des nationalen Statistikamts aus mehr als 1.500 Unternehmen, die fast 50.000 Mitarbeitende beschäftigten und einen Umsatz von 23,6 Milliarden Euro erzielten. Zwar ist die Zahl der Betriebe in den letzten Jahren immer weiter zurückgegangen, die Zahl der Beschäftigten und der Umsatz sind jedoch gestiegen. Der Export ist für den Sektor elementar. Die finnischen Maschinenbauer setzen rund 90 Prozent ihrer Produktion im Ausland ab.
Großbetriebe dominieren die Branche
Mehr als 1.100 der finnischen Maschinenbauer waren Kleinstbetriebe mit maximal neun Angestellten. Etwa 260 Unternehmen beschäftigten zehn bis 49 Mitarbeitende und bei knapp 100 Firmen haben 50 bis 249 Mitarbeitende. Großbetriebe mit mindestens 250 Beschäftigten zählt Finnlands Statistikamt 33, wobei sieben mehr als 1.000 Personen auf ihrer Gehaltsliste haben. Die detaillierten Umsatzzahlen machen deutlich, dass die Branche von den Großbetrieben dominiert wird. So waren die sieben Firmen mit mehr als 1.000 Beschäftigten 2023 für mehr als 40 Prozent des Gesamtumsatzes der Branche verantwortlich.
Unternehmen | Umsatz 2023 | Veränderung 2023/2022 |
---|---|---|
Kone | 10.952 | 0,4 |
Wärtsilä | 6.015 | 3,0 |
Valmet | 5.532 | 9,0 |
Metso | 5.390 | 8,5 |
Cargotec | 4.569 | 11,7 |
Konecranes | 3.966 | 17,9 |
Sandvik Mining and Construction | 1.586 | 13,1 |
Andritz | 895 | 12,8 |
Ponsse | 822 | 8,8 |
Vestas | 784 | -25,4 |
Auch bei den Investitionsausgaben bestimmen die Großen das Bild. 2023 beliefen sich die Nettoinvestitionen der Maschinenbauer in Sachanlagen in Finnland insgesamt auf 355 Millionen Euro. Nur ein Drittel der Investitionen entfiel auf den KMU-Sektor.
Viele der großen finnischen Maschinenbauer konzentrieren sich auf die Entwicklung und das Design ihrer Anlagen. Die benötigten Teile kaufen sie bei Zulieferern und montieren diese zur fertigen Maschine. Als Erfahrung aus der Coronakrise sowie aufgrund der zunehmenden geopolitischen Spannungen fertigen finnische Betriebe kritische Bauteile zum Teil wieder selbst oder kaufen diese bei Unternehmen in Europa und nicht mehr aus Asien ein. Bisher ist dies allerdings nur ein sehr kleiner Trend mit ein paar wenigen Beispielen.
Sparte | Produktion 2023 | Veränderung 2023/2022 | Marktanteil 2023 |
---|---|---|---|
Hebezeuge und Fördermittel | 2.100 | 20,2 | 26,4 |
Bergwerks-, Bau- und Baustoffmaschinen | 1.984 | -12,2 | 24,9 |
Papiermaschinen | 1.463 | 9,0 | 18,4 |
Land- und Forstwirtschaftsmaschinen | 1.330 | 12,0 | 16,7 |
Hydraulik, Pneumatik, Pumpen, Kompressoren | 520 | 8,0 | 6,5 |
Werkzeugmaschinen | 517 | 74,0 | 6,5 |
Fachkräftemangel aufgrund abgekühlter Wirtschaftslage derzeit kein Thema
In der Vergangenheit war der Arbeitskräftemangel für Finnlands Maschinenbauer ein wichtiges Thema. Aufgrund der abgekühlten Wirtschaftslage ist dies jedoch derzeit kein Thema. In einer von der Europäischen Kommission beauftragten Unternehmensbefragung gaben lediglich 3 Prozent der Firmen an, vom Mangel betroffen zu sein. In der 1. Jahreshälfte 2023 waren es 30 Prozent.
"Wenn sich die Lage des finnischen Maschinenbaus verbessert, wird das Problem aber wieder akut werden", prognostiziert Petteri Rautaporras, Chefvolkswirt beim finnischen Verband der technischen Industrie (Teknologiateollisuus). Bisher gab es trotz der schlechten wirtschaftlichen Situation nur wenige Entlassungen im finnischen Maschinenbau. "Die Unternehmen wissen, wie schwierig es noch vor ein paar Monaten war, Mitarbeiter zu finden, und halten deshalb an ihren Arbeitnehmern fest", erklärt der Experte. Sollte sich die Lage des Sektors im Winter 2024/2025 jedoch nicht verbessern, erwartet er große Entlassungswellen.
Breite Forschungsaktivitäten auch im finnischen Maschinenbau
Finnische Maschinenbauer entwickeln Industrie 4.0-Lösungen mit einem breiten Verständnis des industriellen Internets. Viele arbeiten an Kommunikationstechnologien sowie IT-Hard- und Softwarelösungen, in den Feldern Internet-of-Things-Software (IoT), Datensicherheit, Cloud-Lösungen, Predictive Maintenance und Netzwerktechnik. Außerdem existieren einige Hersteller von Automatisierungstechnik wie Etteplan, Fastems oder die Niederlassung der deutschen Firma Beckhoff Automation.
Finnische IoT-Unternehmen sind grundsätzlich ausgesprochen offen und am Austausch interessiert. Zentrale Anlaufstelle für die Bildung von Forschungskonsortien ist Finnlands staatliches Forschungsinstitut VTT, das in nahezu allen Initiativen zur Industrie 4.0 aktiv ist. Dazu gehört auch das Finnish Industrial Internet Forum, die zentrale Netzwerkorganisation zum industriellen Internet. Nationale Leistungsschau zur Industrie 4.0 sind die Manufacturing Performance Days.
Dort können sich interessierte Firmen auch mit dem Branchencluster Make in Finland vernetzen, das vom industriellen Forschungskonglomerat DIMECC, finnischen Firmen wie Nokia, Tieto, Fastems, Cargotec, SSAB und Konecranes sowie zahlreichen finnischen Hochschulen gegründet wurde. Im Netzwerkprogramm Industrial Data Excellence (InDEx) liegt der Fokus auf dem Data Sharing zwischen den teilnehmenden Unternehmen.
So sollen zum Beispiel Produktionsdaten über die gesamten Wertschöpfungsketten erhoben, gesammelt und analysiert werden, um die Ergebnisse zur Prozessoptimierung, zum Aufbau neuer Analysekapazitäten und datenintensiver Geschäftsmodelle zu nutzen. Insgesamt sollen sechs Anwendungsfälle bearbeitet werden, zum Beispiel die Materialflüsse oder ein von künstlicher Intelligenz unterstütztes Bestellmanagement.