Branchen | Frankreich | Abfallwirtschaft
Branchenstruktur
Mit Veolia und Suez kommen zwei der weltgrößten Umweltfirmen aus Frankreich. Ihr Zusammenschluss lässt die Abfallbehandlung in Frankreich zunächst außen vor.
09.08.2022
Von Peter Buerstedde | Paris
Im Zuge der zunehmenden Differenzierung und Wiederverwertung von Abfallstoffen hat die Anzahl der Einrichtungen, die mit Entsorgung und Recycling befasst sind, in den letzten Jahren deutlich zugenommen. Aber es gibt auch Konsolidierungstendenzen. So sind die großen international tätigen französischen Versorgungsunternehmen sowohl im Ausland als auch im Inland weiter auf Einkaufstour. Sie versuchen immer stärker alle Wertschöpfungsetappen von der Sammlung über das Recycling bis zur Energiegewinnung unter einem Dach zu vereinen. Der Dachverband Fnade zählte in der Abfallwirtschaft 2020 insgesamt 2.317 Firmen und 48.940 Mitarbeiter und der Dachverband Federec im Recycling 1.200 Firmen mit 31.000 Mitarbeitern.
Große Entsorger werden noch größer
An der Spitze der französischen Abfallwirtschaft stehen die weltweit aktiven Großkonzerne Veolia und Suez sowie mit Derichebourg, Paprec und Séché drei auch auf europäischer Ebene bedeutende mittelgroße Firmen. Dahinter folgt eine Vielzahl kleiner und mittlerer Familienunternehmen. Paprec ist führend bei der Trennung und dem Recycling von Verpackungsmüll und Derichebourg in der Wiederverwertung von Metallen. Veolia und Suez weiten aber ihre Aktivitäten in allen Segmenten des Recyclings immer weiter aus.
Veolia hatte 2020 eine feindliche Übernahme von Suez gestartet. Die Europäische Kommission und eine Reihe nationaler Wettbewerbsbehörden hatten Veolia für eine Zustimmung Auflagen auferlegt. So musste das Unternehmen in Frankreich die abfallwirtschaftlichen Teile von Suez einem Investorenkonsortium überlassen und konnte nur die internationalen Aktivitäten übernehmen. Das inländische Abfallgeschäft firmiert zunächst weiter unter dem Unternehmensnamen Suez, könnte aber weiterveräußert werden. Die Übernahme unter Auflagen wurden weitgehend Ende Januar 2022 abgeschlossen. Derichebourg hat Mitte Dezember 2021 die Übernahme des Konkurrenten Ecore abgeschlossen.
2020 | 2021 | |
---|---|---|
Veolia | 26.010 | 28.508 |
darunter Abfallbehandlung | 9.673 | 11.227 |
Suez | 6.609 | 7.534 |
darunter Abfallbehandlung | 2.782 | 3.486 |
Derichebourg Environnement SA | 1.628 | 2.744 |
Paprec | 1.333 | 2.071 |
Séché Environnement | 642 | 736 |
Im Rahmen des Programms zur "erweiterten Verantwortung der Hersteller" (responsabilité élargie du producteur, REP) werden sukzessive immer mehr Branchen in die Sammlung und Wiederverwertung von Rohstoffen eingebunden. In einigen Bereichen wurden aufgrund europäischer Richtlinien oder französischer Gesetze verpflichtende, in weiteren Feldern freiwillige Ziele vereinbart. Zur ersten Gruppe gehören unter anderem Elektro- und Elektronikabfälle, Batterien, Altautos, Medikamente, Lösungsmittel, Kühlflüssigkeiten und Verpackungen. Auf nationaler Ebene eingeschlossen sind beispielsweise Reifen, Möbel, Textilien und Haushaltschemikalien. Freiwillige Vereinbarungen existieren etwa für pflanzliche Heilstoffe, Druckerpatronen sowie Verpackungen von Saatgut und Düngemitteln.
Rücknahmesystem von deutschem Anbieter mit starkem Wachstum
In der Regel gibt es für jedes Segment ein oder mehrere Rücknahmesysteme (éco-organisme), die meistens von den Herstellern getragen werden. Seit 2018 macht Léko, ein Tochterunternehmen von Reclay aus Deutschland, bei Verpackungsmüll dem bisherigen Monopolisten Citeo (früher Eco-emballages) Konkurrenz. Léko konnte zuletzt vor allem unter Onlinehändlern viele Neukunden gewinnen, die bisher nicht alle Abgaben geleistet hatten. Der Abstand zu Citeo ist aber weiter gewaltig.