Branchen | Frankreich | Forstwirtschaft
Frankreich: Mehr inländisches Holz für den kommenden Boom
In der Forstwirtschaft werden immer mehr Maschinen eingesetzt. Staatliche Förderung könnte den Absatz in den nächsten Jahren weiter antreiben. (Stand: 16. Dezember 2021)
Von Peter Buerstedde | Paris
Der Absatz von forstwirtschaftlichen Maschinen hat sich zuletzt kräftig entwickelt. Nach starken Zuwächsen erwarteten Händler nach Umfragen des staatlichen Instituts für Holz- und Forstwirtschaft FCBA auch für 2021 steigende Verkäufe. Die mittelfristigen Aussichten sind gut.
Mehr Maschineneinsatz
Nach FCBA-Erhebungen steigt die Mechanisierung in der Forstwirtschaft weiter an. Sie erreiche mit etwa 80 Prozent der Ernte bei Nadelhölzern aber langsam eine Obergrenze. Bei Laubhölzern ist sie laut FCBA von 10 Prozent 2013 auf 15 Prozent 2018 gestiegen. Hier bestehe noch viel Luft nach oben, da sich der Fachkräftemangel immer weiter verschärfe. Der Wald besteht in Frankreich zu 64 Prozent aus Laubwald und nur zu 36 Prozent aus Nadelwald, dessen Hölzer (etwa für den Bau) stärker nachgefragt werden und leichter maschinell zu bearbeiten sind.
Die mittelfristigen Aussichten sind günstig, da die Regierung die Probleme der Forstwirtschaft und nachgeordneter Branchen als Ganzes angehen und dafür deutlich mehr Fördermittel mobilisieren will als in der Vergangenheit. Vorherige Fördermaßnahmen waren 2020 vom Rechnungshof als Stückwerk und ineffektiv kritisiert worden. Anders ist nach Darstellung des Landwirtschaftsministeriums diesmal, dass es eine starke Holznachfrage gibt. Der Bedarf im französischen Bausektor wird durch eine neue Wärme- und Klimaschutzverordnung (RE 2020) in den kommenden Jahren deutlich ansteigen. Die Nachfrage nach Energieholz wächst durch den Ausbau von Fernwärmesystemen.
2018 | 2019 | 2020 | |
---|---|---|---|
Rückezüge | 113 | 131 | 145 |
Skidder | 52 | 47 | 48 |
Kombinierte Maschinen | 9 | 4 | 5 |
Harvester | 79 | 97 | 112 |
Harvester-Köpfe | 25 | 28 | 33 |
Krise ermöglicht höhere Zuschüsse
Die Coronakrise ermöglichte es der Regierung, Subventionen für Unternehmen stark auszuweiten. Die Europäische Kommission hat in der Krise wiederholt Einschränkungen für staatliche Beihilfen gelockert. Diese gelten noch bis Mitte 2022.
Das Landwirtschaftsministerium startete im November 2021 Konsultationen mit den Akteuren der Forst- und Holzwirtschaft. Vier Arbeitsgruppen sollen bis Januar 2022 Maßnahmen vorschlagen. Bereits zuvor hatte die Regierung in der Krise Förderprogramme aufgelegt. Auf ein Programm zur Anpassung des Waldes an den Klimawandel 2020 folgte im Oktober 2021 das Förderpaket France 2030.
Oktober 2020: Fahrplan für die Anpassung an den Klimawandel (200 Millionen Euro) im Rahmen des nationalen Konjunkturpakets France Relance
Juli 2021: Aufstockung der Mittel um 100 Millionen Euro Oktober 2021: Förderpaket France 2030
|
Damit will die Regierung stärker Investitionsprojekte in nachgelagerten Sektoren wie Sägewerken und der holzverarbeitenden Industrie fördern. Es sollen ferner 200 Millionen Euro der Forstwirtschaft zugutekommen. Die Verteilung der Gelder wird mit Ende der genannten Konsultationen feststehen. Erste Projektaufrufe sollen aber vorher beginnen, damit bei Abschluss der Gespräche die Vorhaben schnell eine Förderung erhalten. Bis September 2021 hatten Projekte für die Aufforstung von 10.000 Hektar eine Förderzusage erhalten. Parallel hatte die Regierung bis Dezember 2021 für Vorhaben in der Holzverarbeitung mit Investitionen von 277 Millionen Euro rund 57 Millionen Euro an Subventionen gewährt.
Wald wird zu wenig genutzt
Frankreich verfügt nach Schweden, Finnland und Spanien über die viertgrößten Waldflächen in der Europäischen Union. Sie wachsen seit den 1980er Jahren um 0,6 Prozent pro Jahr. Der Wald bedeckt mit 17 Millionen Hektar 31 Prozent der Landesfläche (ohne Überseegebiete mit weiteren 8 Millionen Hektar). Nach Einschätzung von Verbänden und Regierung wird das Potenzial aber nicht annähernd ausgeschöpft.
So beträgt der Einschlag etwa die Hälfte des natürlichen Wachstums. Zu den 38 Millionen Kubikmetern Holz, die vermarktet werden, kommen 7 Millionen Kubikmeter zur Eigennutzung (vornehmlich zum Heizen) hinzu. Das natürliche Wachstum beträgt etwa 83 Millionen Kubikmeter. So beläuft sich der Einschlag auf rund 54 Prozent der jährlichen Zunahme. Der Wald verjüngt sich nach Expertenmeinung nicht ausreichend, während er in den letzten Jahren wachsende Wild- und Klimaschäden sowie Schädlingsbefall erlitten hat.
In der Branche wird dafür oft das Wortspiel bemüht: la forêt avance mais le bois recule (wobei forêt und bois beide den Wald bezeichnen können, bois aber auch das Holz). Frei übersetzt: Der Wald breitet sich aus, aber die Holznutzung geht zurück. Tatsächlich sind Einschlag und Holzverarbeitung in den letzten Jahren etwa stabil geblieben. Beklagt wird in Studien eine weitaus geringere Wertschöpfungstiefe als in Deutschland und anderen europäischen Ländern.
Immer stärker werden Rohholz exportiert und Holzprodukte importiert. Daraus resultiert ein Handelsdefizit bei Holz von jährlich etwa 6 Milliarden bis 7 Milliarden Euro. Als Problem gilt eine schlechte Verzahnung zwischen der Rohstoffseite und der Sägeindustrie sowie die schwache Wettbewerbsfähigkeit französischer Sägewerke. Weil Sägewerke wiederum nicht die Produkte bieten, die in nachgeordneten Sektoren wie Bau, Verpackungsindustrie und Möbelindustrie benötigt werden, bedienen sich diese auf Exportmärkten.
Strukturelle Probleme plagen den Wald
Darüber hinaus gibt es strukturelle Probleme. Der Waldbesitz ist in Frankreich stark zersplittert. Der Privatwald verteilt sich auf 3,5 Millionen Eigentümer. Davon besitzen 2,2 Millionen weniger als einen Hektar Wald und 11.000 über 100 Hektar. Nur ein Drittel des Privatwaldes wird bewirtschaftet. Insgesamt ist es etwa die Hälfte. Ein Viertel des Privatwaldes untersteht größeren Unternehmensgruppen mit 117 Hektar Wald im Durchschnitt. Der Rest wird unterschiedlich geführt, zum Teil auch als Kooperativen (etwa 2 Millionen Hektar). Die Zersplitterung bedeutet, dass sich eine wirtschaftliche Nutzung vielfach nicht auszahlt. Gleiches gilt für die forstwirtschaftlichen Dienstleister, die oft zu klein sind, um sich zu modernisieren.
Bei staatlichen Wäldern spielt die Forstbehörde ONF (Office national des forêts) eine große Rolle, da sie 40 Prozent des Holzes in Frankreich auf den Markt bringt. Mit 9.000 Mitarbeitern bewirtschaftet das ONF 4,3 Millionen Hektar Wald und ist besser ausgerüstet als die meisten Privatbesitzer. Innerhalb der Organisation gibt es aber starke Widerstände gegen eine stärkere kommerzielle Nutzung der Wälder.