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Frankreichs Industrie will mehr für Digitalisierung ausgeben
Künstliche Intelligenz, auch in der Industrie, ist in Frankreich in aller Munde. Um aber das Potenzial auszuschöpfen, braucht es einen Digitalisierungsschub in der Produktion.
13.03.2025
Von Frauke Schmitz-Bauerdick | Paris
Frankreichs industrieller Mittelstand liegt bei der Digitalisierung der Produktion im internationalen Vergleich zurück. Entsprechend gut sind die Marktaussichten für den Industrie 4.0-Sektor. Alleine für das Segment "Industrial Internet of Things" werden in Frankreich zwischen 2025 und 2029 durchschnittliche jährliche Wachstumsraten von knapp 10 Prozent erwartet, prognostiziert Statista.
Das Interesse der Unternehmen, ihre Betriebe zu modernisieren, ist groß. Dies gilt gerade in Bereichen, in denen sich Investitionen schnell rentieren. Anwendungen wie die automatisierte Fehlererkennung oder Systeme zur Nachverfolgung und Reduzierung des Energieverbrauchs werden stark nachgefragt, berichtet das Beratungsunternehmen Wavestone, starke Nachfrage.
Auch bei kleinen und mittleren Unternehmen steigt das Interesse an künstlicher Intelligenz in der Produktion. Dafür aber, das wissen die Betriebe, muss die Produktion digitalisiert und aktives Datenmanagement betrieben werden.
Hoher Bedarf an Digitalisierungslösungen
Der Bedarf an Investitionen in die Infrastruktur der industriellen IT ist anhaltend hoch, geht aus der Umfrage "Baromètre de l'industrie 4.0" des Beratungsunternehmens Wavestone hervor. In weiten Bereichen fehlt es in Industriebetrieben an einer hinreichenden Konnektivität von Maschinen und Anlagen. Selbst von den großen mittelständischen Unternehmen nutzten im Jahr 2023 erst 22 Prozent Internet-of-Things-Lösungen.
Beim Einsatz von Industrierobotern liegt Frankreich im internationalen Vergleich ebenfalls zurück.
Themen wie Cybersicherheit, Serverkapazitäten, Cloudnutzung und Datenarchitektur müssen von den Unternehmen ebenfalls dringend angegangen werden. So halten 79 Prozent der von Wavestone befragten Industrieunternehmen ihre derzeitige IT-Infrastruktur für nicht hinreichend ausgebaut, um neue Industrie 4.0-Projekte anzugehen.
Und auch bei der systematischen Datengewinnung, - aufbereitung und -verwertung, und damit der Grundlage des gezielten Einsatzes künstlicher Intelligenz (KI), besteht Ausbaubedarf.
Transformation bietet Chancen für Anbieter von Speziallösungen
An, auch internationalen, Anbietern von Industrie 4.0-Lösungen herrscht in Frankreich kein Mangel. Schneider Electrics ist einer der wichtigsten französischen Branchengrößen. Aber auch deutsche Unternehmen wie SAP, Siemens oder Bosch haben Industrie 4.0 nicht nur im eigenen Unternehmen implementiert, sondern bringen sie auch auf den französischen Markt. Die Einfuhren von Industrie-4.0-Lösungen erreichten im Jahr 2023 knapp 10 Milliarden Euro. Deutsche Technologie ist bei den Importen führend.
Trotz starker Konkurrenz ist auch für Anbieter von Spezial- und Einzellösungen Raum. Die individuellen Unternehmensbedarfe weichen in Frankreich je nach Digitalisierungsstand weit voneinander ab. Gerade mittelständische Unternehmen können ihre Produktion häufig nur schrittweise umstellen. Es fehlt nicht nur an finanziellen Mitteln, sondern auch an geschulten Mitarbeitern, die die Digitalisierung begleiten und vorantreiben können. Gefragt sind damit auf das Unternehmen angepasste Individuallösungen, wie beispielsweise die digitale Ausrüstung und Vernetzung bereits existierender und noch nicht amortisierter Produktionsanlagen.
Förderprogramme unterstützen beim digitalen Umbau
Viele kleine und mittlere Unternehmen in Frankreich rufen nach staatlicher Unterstützung bei der Transformation. Niedrigschwellige praktische, aber auch finanzielle Unterstützung finden Unternehmen bei FranceNum, dem staatlichen Portal für die digitale Transformation von Unternehmen.
Die Banque Publique d'Investissement (BPI) und der Industrieverbund LaFrenchFab haben eigene Transformationsförderungen aufgelegt. Dabei liegt der Schwerpunkt nicht nur auf der Finanzierung von Digitalisierungsprojekten. Vor allem individualisierte Schulungen und die Beratung bei der Ausarbeitung von konkreten Lösungen stehen im Vordergrund.
Für Unternehmen, die darüberhinausgehend KI-Lösungen implementieren möchten, hat die Regierung eigene Förder- und Beratungsprogramme angekündigt. Geplant sind ein KI-Kompass sowie Beratungsformate, die auf die Belange des jeweiligen Unternehmens ausgerichtet sind. Gerade kleine und mittlere Unternehmen sollen so befähigt werden, KI nicht nur im Verwaltungs- und Dispositionsbereich, sondern auch in der Produktion einzusetzen.