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Branche kompakt | Frankreich | Maschinenbau

Markttrends

Eine schwache nationale und internationale Nachfrage trübt die Geschäftsaussichten der Maschinenbauer. Einige Unterbranchen aber erwarten auch für 2024 steigende Umsätze.

Von Frauke Schmitz-Bauerdick | Paris

Nach einem guten Jahr 2023 mit einer Umsatzsteigerung von nominal 10,6 Prozent präsentiert sich der Maschinenbau in Frankreich im Jahr 2024 stabil, aber nicht euphorisch. Nach Angaben des Maschinenbauverbandes FIM (Fédération des Industries Mécaniques) legen die Umsätze in den ersten vier Monaten des Jahres 2024 leicht um 1,2 Prozent im Vorjahresvergleich zu. Branchenunternehmen leiden unter einer schwachen Nachfrage aus dem In- und Ausland und einem schwierigen politischen und wirtschaftlichen Umfeld

Hohe Finanzierungskosten bremsen Investitionen

Zwar muss die französische Industrie in die Digitalisierung der Produktion, in Energieeffizienz, Dekarbonisierung und in die Kostensenkung bei Produktionsprozessen investieren. Nur so kann der Sektor gerade gegenüber Akteuren aus der VR China und Asien sowie den USA wettbewerbsfähig bleiben. Dennoch halten sich Unternehmen im 1. Halbjahr 2024 mit Investitionen zurück. 

Die Banque de France prognostiziert für das Gesamtjahr eine Steigerung der Unternehmensinvestitionen von lediglich 0,6 Prozent. Erst 2025 sollen, so die Prognosen, die Investitionen wieder um 1,6 Prozent anziehen. Eine unsichere geopolitische Lage, hohe Finanzierungskosten und eine restriktive Kreditvergabe hemmen die Investitionstätigkeit. 

Maschinenbauer befürchten die Abschottung des amerikanischen Marktes

Auch die ausländische Nachfrage schwächelt. In den ersten vier Monaten des Jahres 2024 stiegen die Exporte von Maschinenbauprodukten laut Maschinenbauverband FIM mit nominal 0,3 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum nur minimal. Die Schwäche wichtiger Abnehmer wie Deutschland oder Italien verderben das Europageschäft. Die Exporte von Maschinenbauprodukten in Richtung beider Länder brachen in den Monaten Januar bis April 2024 um 5 Prozent ein. Das Amerikageschäft hingegen entwickelte sich erfreulich. Nominal knapp 21 Prozent Steigerung verzeichnete der Maschinenbauverband FIM. Allerdings befürchten Branchenkenner unter einem möglichen Präsidenten Trump eine stärkere Abschottung des amerikanischen Marktes und damit erschwerte Handelsbedingungen auch für französische Unternehmen. 

Zukunft der Industrieförderung ist nach Neuwahlen unsicher

Die politischen Verwerfungen nach der überraschend einberufenen Neuwahl des französischen Parlaments Anfang Juli 2024 werfen ebenfalls Schatten auf die Konjunkturaussichten für den Maschinenbau. 

Frankreich galt bislang als international attraktiver Industrie- und Investitionsstandort. Die aktive Förderung von Reindustrialisierung, Innovation und grünen Technologien lockte internationale und lokale Großinvestitionen nach Frankreich. Auf dem Choose France Gipfel im Mai 2024 hatten französische und ausländische Unternehmen Investitionen in Höhe von 15 Milliarden Euro angekündigt. 

Nach den Neuwahlen vom Juli 2024 aber ist die Zukunft dieser Industrieförderpolitik unsicher. Es ist nicht klar, ob eine neue Regierung die bisherige Industrie- und Transformationsförderung fortführen wird. Eine höchst angespannte Haushaltslage wird die neue Regierung unabhängig von der politischen Orientierung zum Sparen zwingen. Die Unternehmen fürchten zudem aufgrund unklarer Mehrheitsverhältnisse im Parlament eine Regierungsblockade. Die aktuellen politischen Unwägbarkeiten dürften sich auf die Investitionsüberlegungen der Industrieunternehmen auswirken und in der Folge auf die Nachfrage nach Maschinen und Anlagen durchschlagen. 

Anlagenbauer bleiben optimistisch

Trotz des schwierigen wirtschaftlichen und politischen Umfeldes und einem nur schwachen Wirtschaftswachstum von prognostizierten 0,8 Prozent im Jahr 2024 sehen Teile der Maschinenbaubranche gute Absatzchancen. 

Hersteller von Förder-, Hebe- und Lagertechnik, Pumpen, Kompressoren und Armaturen sowie Produktionsmaschinen erwarten laut Branchenverband Evolis auch im Jahr 2024 steigende Umsätze. Die Bereiche Werkzeugmaschinen für die Metallbearbeitung, Maschinen für die Papierherstellung und Gummi- und Kunststoffverarbeitung sowie für Maschinen für die Textilindustrie entwickeln sich in den ersten sechs Monaten des Jahre 2024 nach Angaben des Branchenverbands FIM ebenfalls positiv. 

Im Gegensatz dazu sinken die Umsätze bei land- und forstwirtschaftlichen Maschinen, der industriellen Luft- und Kältetechnik sowie bei Maschinen für die Nahrungs- und Genussmittelindustrie. Der Baumaschinensektor leidet unter der anhaltenden Schwäche des Immobilienbereichs. 

Digitalisierung und Prozessoptimierung bieten Chancen für deutsche Anbieter

Der rapide, durch die EU und Frankreich geförderte Ausbau der Wertschöpfungsketten in "grünen" Industrien wie Batterieproduktion und -Recycling ist grundsätzlich auch für deutsche Unternehmen interessant. Allerdings ist das Wettbewerbsumfeld schwierig. Die chinesische, koreanische und japanische Konkurrenz ist groß. Auch Großprojekte im Bereich Solarproduktion bieten aufgrund der chinesischen Übermacht im Bereich Maschinen und Anlagen nur wenig Beteiligungsmöglichkeiten. 

Bessere Chancen bestehen bei ressourcenschonender Produktion. Angesichts der im internationalen Vergleich hohen Energiepreise investieren Unternehmen in die Energieeffizienz. Wasserintensive Industrien müssen Produktionsprozesse auf eine geringere Wassernutzung ausrichten. Gerade im Bereich von Umwelttechnologien hilft deutschen Unternehmen ihr international anerkanntes Know-how und der gute Ruf beim Vertrieb. 

Auch im Rahmen der Digitalisierung von Produktionsprozessen bieten sich gute Chancen für europäische und deutsche Anbieter. Das wachsende Bewusstsein um den wirtschaftlichen Wert von Daten, anhaltende Handelsspannungen mit China und die Gefahr durch steigende Cyberkriminalität erhöht die Chancen für Anbieter europäischer und deutscher Technologien insbesondere gegenüber der asiatischen Konkurrenz. Allerdings müssen sich höhere Preise in der Anschaffung auch durch Einsparungen und Effizienzsteigerungen in der Produktion rechnen. 

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