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Georgien pumpt mehr Geld in die Wasserwirtschaft
Trotz umfangreicher Investitionen in den letzten Jahren fließt in Georgien noch nicht jederzeit und überall sauberes Wasser aus dem Hahn. Neue Initiativen sollen den Druck erhöhen.
15.09.2023
Von Uwe Strohbach | Tiflis
Mit langfristigen Plänen und einem mittelfristigen Aktionsprogramm für eine bessere Wasserver- und Abwasserentsorgung stellt die georgische Regierung klar, dass die Branche zu ihren Prioritäten zählt. Zwischen 2021 und 2031 sollen umgerechnet 3,1 Milliarden US$-Dollar (US$) dorthin fließen. Das sehen die Zehnjahrespläne für die "Sozioökonomische Entwicklung Georgiens" und die "Integrierte Entwicklung der georgischen Regionen" vor.
Nachholbedarf beim Abwasser am größten
Das zuständige Ministerium für Infrastruktur und Regionalentwicklung hat sich für die Wasserwirtschaft drei mittel- und langfristige Ziele auf die Fahne geschrieben:
- gesicherte Wasserversorgung rund um die Uhr in den Städten bis Ende 2025 und auf dem Land bis 2030;
- Ausbau der Wasserver- und Abwasserentsorgung für mehr als 500.000 Einwohner in den Jahren 2023 bis 2025/2026; erstmaliger Anschluss an die zentrale Wasserversorgung für fast die Hälfte der Bevölkerung;
- Senkung der Wasserverluste im Leitungssystem auf eine Quote von weniger als 20 Prozent bis 2030.
Der Nachholbedarf ist groß: Fast drei Zehntel der Bevölkerung müssen sich immer noch selbst mit frischem Wasser versorgen. Noch ungleich höher ist der Nachholbedarf bei der öffentlichen Kanalisation sowie bei Klär- und Abwasserreinigungsanlagen.
2015 | 2020 | 2022 | |
---|---|---|---|
Wasserversorgung | 59,5 | 68,9 | 71,5 |
Abwassersammelsystem | 44,2 | 50,1 | 52,4 |
Abwasserbehandlungsanlagen | 32,1 | 36,5 | 39,8 |
Rekordsumme für Wasserwirtschaft im Haushalt 2023
Bis vor wenigen Jahren waren die jährlichen öffentlichen Investitionen in die Wasserver- und Abwasserentsorgung überschaubar. Seit 2021 ziehen sie an. Der Haushalt des Ministeriums für Regionalentwicklung und Infrastruktur für das Jahr 2023 sieht 520 Millionen Georgische Lari, umgerechnet rund 180 Millionen US$, für die Wasser- und Abwasserwirtschaft vor – so viel wie noch in keinem Jahr zuvor.
Ausländische Geberbanken und Förderinstitute unterstützen die geplanten Projekte finanziell, darunter die Asiatische Entwicklungsbank, die deutsche Kreditanstalt für Wiederaufbau, die Europäische Investitionsbank und die französische Entwicklungsagentur Agence française de développement. In unserer Datenbank finden Sie aktuelle Ausschreibungen und Projektmeldungen im georgischen Wassersektor.
Das Gros dieser Gelder fließt in Vorhaben des staatlichen Wasserversorgers United Water Supply Company of Georgia und des kommunalen Wasserbetriebes Batumi Water (Autonome Republik Adscharien) sowie in weitere Sektorreformen. Auch der Primus unter den privaten Wasserbetrieben Georgia Global Utilities JSC kündigte Modernisierungs- und Ausbauinvestitionen an.
Marktstruktur der georgischen Wasser- und Abwasserwirtschaft
Die georgische Wasser- und Abwasserwirtschaft wird von einem privaten und einem staatlichen Unternehmen dominiert. Nach Angaben der Regulierungsbehörde für die Energie- und Wasserversorgung (Georgian National Energy and Water Supply Regulatory Commission/GNERC) besitzen neun Unternehmen eine Lizenz für die öffentliche Wasserversorgung, darunter ein staatliches, drei private und vier kommunale Unternehmen, so der Stand vom 1. Juli 2023. Sie engagieren sich in mehr als 70 Städten und 400 Dörfern.
Private Georgia Global Utilities operiert in Tiflis und Umland
Der Geschäftsbereich Water Utility der privaten Gesellschaft Georgia Global Utilities JSC (GGU; Teil der Holding Georgia Capital) besitzt und betreibt die Wasserinfrastruktur in der Hauptstadt Tiflis und in einigen Standorten im Umland (Mtskheta/Rustavi). Zum Bereich gehört auch die Abwasserreinigungsanlage in Gardabani. Betreiber für Water Utility sind die Georgian Water and Power, Mtskhetis Tskali (Mtskheta Water) und Rustavis Tskali (Rustavi Water).
Water Utiliy versorgt 1,4 Millionen natürliche Personen (38 Prozent der georgischen Bevölkerung) und rund 40.000 juristische Personen mit Trinkwasser. Seit 2022 gehört der größte georgische Wasserversorger mehrheitlich zum spanischen Wassermanagement-Unternehmen Aqualia (FCC; Aktienanteil: 80 Prozent).
Staatliche Untited Water Supply Company of Georgia und kleine kommunale Versorger
Elf regionale Filialen der staatlichen United Water Supply Company of Georgia (UWSC) sichern die Wasserversorgung von rund 340.000 Haushalten (beziehungsweise 850.000 Einwohnern) und circa 25.000 juristischen Personen in zahlreichen anderen Städten und Dörfern. Unter den kleinen kommunalen Wasserversorgern sind vor allem die Batumis Tskali (Batumi Water) und Kobuleti Tskali LLC (Kobuleti Water) zu nennen. Auf kommunaler Ebene, vorwiegend in ländlichen Landesteilen, operieren auch einige kleine nicht lizenzierte Wasserbetriebe.
Anzahl der Betriebe für die Wasserversorgung | 27 |
Wasserabgabe der Betriebe an Haushalte (in Mio. cbm) | 208,0 |
Jährliche Nutzung von Wasser für den Trinkwasser- und Haushaltsbedarf (in Mio. cbm; Schätzung) | 450,0 bis 500,0 |
.Stadtbevölkerung (Anteil an der Nutzung in %; Schätzung) | 90,0 |
.Landbevölkerung (Anteil an der Nutzung in %; Schätzung) | 10,0 |
Bevölkerung mit Anschluss an die Wasserversorgung | 2.670 |
.Anschlussgrad (in %) | 71,5 |
.Jährlicher Zuwachs des Anschlussgrades | 1,4 |
Bevölkerung mit Anschluss an das Abwassersammelsystem (in 1.000 Personen) | 1,96 |
.Anschlussgrad (in %) | 52,4 |
.Jährlicher Zuwachs des Anschlussgrades | 1,0 |
Bevölkerung mit Anschluss an die Abwasserbehandlung | 1,49 |
.Anschlussgrad (in %) | 39,8 |
.Jährlicher Zuwachs des Anschlussgrades | 1,0 |