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Milliarden für die Abwasseraufbereitung

Israel will die Behandlung von Abwasser massiv ausbauen und dafür 3,7 Milliarden US-Dollar investieren. Das eröffnet deutschen Unternehmen zahlreiche Geschäftschancen.

Von Wladimir Struminski | Israel

Israel möchte bis 2040 seine Abwasserwirtschaft für umgerechnet 3,7 Milliarden US-Dollar (US$) modernisieren und erweitern. Das Gros dieser Mittel ist für die Jahre 2024 bis 2032 vorgesehen, wie aus dem Entwicklungsprogramm der israelischen Wasserbehörde (Israel Water Authority, IWA) hervorgeht. 

Deutschen Unternehmen bietet das Abwasserprogramm gute Lieferchancen. Die Umsetzung des Abwasserplans obliegt hauptsächlich den Klärwerken. Diese befinden sich im Besitz kommunaler Wasserwerke und gehören damit der öffentlichen Hand. Sie wickeln ihre Beschaffung über die gesetzlich vorgeschriebenen Ausschreibungen ab. Die Wasserwerke veröffentlichen diese nach Abschluss der Detailplanung.

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Deutsche Unternehmen brauchen lokale Partner

Ein Großteil der Ausschreibungen wird nur auf Hebräisch veröffentlicht. Interessierte ausländische Unternehmen sollten sich daher lokale Vertriebspartner suchen, die relevante Ausschreibungen und die Marktentwicklung verfolgen. Auch an Ausschreibungen für Großprojekte beteiligen sich ausländische Unternehmen häufig mit israelischen Partnern. Zu diesem Zweck werden gemeinsame Bieterkonsortien gebildet.

Modernisierung soll großenteils bis 2032 erfolgen

Das hohe Bevölkerungswachstum lässt den Wasserverbrauch und damit auch die Abwassermenge schnell steigen. Laut IWA belief sich das Abwasservolumen 2020 auf 621 Millionen Kubikmeter. Für 2030 prognostiziert die Behörde ein Wachstum auf 842 Millionen und bis 2040 auf 1,1 Milliarden Kubikmeter.

Der Ausbau der Klärkapazitäten ist daher dringend erforderlich. Bis 2030 sollen 65 Klärwerke erweitert werden, danach ist der Ausbau weiterer 33 Anlagen vorgesehen. Die Modernisierung und Erweiterung der Klärwerke soll 3,2 Milliarden US$ kosten. Davon entfallen 2,2 Milliarden US$ auf die Jahre 2024 bis 2032. Weitere 500 Millionen US$ sind für das Kanalisationsnetz zwischen Klärwerken vorgesehen.

Zugleich will die IWA bis 2030 die Schließung von 20 bestehenden Kläranlagen veranlassen, danach weitere vier. Das soll die Gesamteffizienz der Klärwerke erhöhen und Raum für den Bau neuer Wohnungen schaffen.

Tertiäre Behandlung im Fokus

In Israel werden 95 Prozent aller Abwässer behandelt und 80 Prozent der Abwassermenge wiederverwendet. Mit diesen Quoten ist das Land mit Abstand globaler Spitzenreiter. Allerdings wurden 2020 nur 56 Prozent des Abwassers einer tertiären Behandlung unterzogen. Dabei wird das Abwasser per Filtermedium von festen Partikeln gereinigt.

Diesen Anteil will die IWA erheblich erhöhen. Damit sollen größere Abwassermengen für die landwirtschaftliche Bewässerung zur Verfügung gestellt werden. Das Vorhaben erfordert eine umfassende Nachrüstung der Klärwerke. Die Behörde will zudem prüfen, inwieweit eine quartäre Abwasserreinigung erforderlich ist. Diese beinhaltet die Entfernung eines breiten Spektrums von Mikroverunreinigungen.

Bedarf an Klärschlammanlagen steigt

Mit der steigenden Menge des behandelten Abwassers entsteht in den Klärwerken mehr Klärschlamm, der ebenfalls behandelt werden muss. Klärschlamm kommt in Israel als Düngemittel zum Einsatz. Geprüft wird aber auch die Energiegewinnung durch Trockenschlammverbrennung.

Im Jahr 2023 fielen nach vorläufigen Angaben 209.000 Tonnen Trockenklärschlamm an. Für 2030 geht die Wasserbehörde von 307.000 Tonnen und für 2040 von 389.000 Tonnen aus.

Die Menge dürfte die bestehenden Behandlungskapazitäten bereits 2030 übersteigen. Daher sieht der Entwicklungsplan den Bau neuer, zentraler Klärschlammbehandlungsanlagen vor. Eine erste Analyse ergab fünf geeignete Standorte. Allerdings strebt die IWA die Errichtung weiterer Anlagen an. Die anaerobe Behandlung gilt als das in Großanlagen wirtschaftlich günstigste Verfahren.

Teilnahme privater Investoren wird geprüft

Alle Klärwerke befinden sich in staatlicher Trägerschaft. Allerdings prüft die Regierung die Möglichkeit, Klärwerke im Rahmen des neuen Entwicklungsprogramms als BOT-Projekte zu errichten (Build, Operate, Transfer). Als Vorbild für diese Lösung sieht die IWA die im Rahmen öffentlich-privater Partnerschaften gebauten Meerwasserentsalzungsanlagen.

Die Anwendung des BOT-Modells würde ausländischen Firmen Investitionsmöglichkeiten bieten. Ein weiteres Modell, das die IWA erwägt, ist die Gründung staatseigener Unternehmen für den Bau und Betrieb von Klärwerken. Anders als offizielle staatliche Einrichtungen haben staatseigene Unternehmen eine höhere finanzielle Flexibilität und können auch Partnerschaften mit ausländischen Firmen eingehen. Allerdings unterliegt ihre Beschaffung ebenfalls der Ausschreibungspflicht.

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