Die staatliche Stromübertragungsgesellschaft Georgian State Electrosystem (GSE) investiert in 16 Projekte: in Hochspannungsnetze und in ein Unterseekabel nach Europa.
Die vorgesehenen Mittel fließen vorrangig in den Ausbau der Interkonnektoren mit den Nachbarstaaten. So soll eine adäquate Infrastruktur für die anvisierte Ausweitung der Stromexporte und -transite geschaffen werden.
Hochspannungsnetz wird erweitert und modernisiert
Das Südkaukasusland plant, 1.400 Kilometer Hochspannungsnetze zu verlegen und zu modernisieren. Bestandsleitungen werden dabei auf Doppelfreileitungen erweitert. Zielmarge im Jahr 20233 ist eine installierte Gesamtkapazität von 5.000 Megavoltampere.
Hinzukommen Machbarkeitsstudien für zwei Prioritätsprojekte:
- ein Unterwasserkabel durch das Schwarze Meer bis nach Rumänien und
- eine leistungsfähige Transitinfrastruktur auf der Trasse Georgien-Russland-Aserbaidschan.
Geplante Kapazität der synchronen Gross-Border-Übertragungsnetze im Jahr 2033Richtung | Kapazität (in MW) |
Aserbaidschan | 2.000 |
Russland | 1.600 |
Türkei | 1.400 |
Armenien | 700 |
Quelle: JSC State Electrosystem 2023
Ausbau der Netzes Georgien-Türkei
Georgiens Stromnetz ist nicht direkt mit den EU-Mitgliedstaaten verbunden. Es ist mit den Stromnetzen Russlands und Aserbaidschans synchronisiert. Strom wird entweder exportiert oder je nach Jahreszeit von Georgiens Nachbarn, einschließlich der Türkei, importiert.
Georgien ringt vor allem darum, den regionalen Stromhandel auszubauen. Dabei hat die energetische Infrastruktur auf der Achse Georgien–Türkei oberste Priorität. Europäische Banken, wie die Europäische Bank für Wiederaufbau und Entwicklung (EBRD) und die deutsche Kreditanstalt für Wiederaufbau und Entwicklung (KfW), unterstützen.
Das Gesamtvorhaben umfasst:
- eine 104 Kilometer lange 500-Kilovolt-Stromleitung zwischen Tskaltubo und Akhaltsikhe,
- eine 34 Kilometer lange 400-Kilovolt-Leitung zwischen Akhaltsikhe und Tortum und
- die Modernisierung und den Bau von Umspannstationen.
Unterseekabel durch das Schwarze in die EU geplant
Unter Einbindung Aserbaidschans wollen Georgien und die Europäische Union eine enge Energiepartnerschaft in der Ökosparte anberaumen. Ende 2022 unterzeichneten Aserbaidschan, Georgien, Rumänien und Ungarn ein entsprechendes Abkommen. Es sieht die Verlegung eines Unterseekabels durch das Schwarze Meer vor. Die EU will sich mit 2,3 Milliarden Euro am Projekt beteiligen. Georgien beantragte bei der Weltbankgruppe (IBRD) zur Projektentwicklung ein Darlehen über 25 Millionen Euro. Allerdings dürfte der Investitionsbedarf mit geschätzten 2 Milliarden Euro weitaus höher sein.
Ein 1.195 Kilometer langes Kabel soll über eine Distanz von 1.100 Kilometern durch den Meeresgrund verlegt werden. Geplanter Streckenverlauf ist vom 500-Kilovolt-Umspannwerk Jvari in Westgeorgien über die unweit entfernte Küstenstadt Anaklia (neues 500-Kilovolt-Umspannwerk) bis in das rumänische Constanta. Geplant ist eine Hochspannung-Gleichstrom-Übertragung (HGÜ). Die bisherigen Projektdaten sehen eine Spannung von 500 Kilovolt und eine Kapazität von mindestens 1.000 Megawatt vor.
Abgesehen von hohen Kosten bestehen für den aktuellen Streckenverlauf Sicherheitsbedenken: Das Unterseekabel würde innerhalb der relativen Reichweite der von Russland kontrollierten Halbinsel Krim verlaufen. So könnten Stakeholder andere Alternativen prüfen.
Machbarkeitsstudie soll Anfang 2024 erste Ergebnisse liefern
Der Übertragungsnetzbetreiber JSC Georgian State Electrosystem (GSE ) hat das italienische Beratungsunternehmen CESI beauftragt, eine Machbarkeitsstudie zu erstellen. Sie soll bis Ende 2023/Anfang 2024 fertiggestellt werden. Danach dürften erste geophysische und technische Untersuchungen und Studien folgen. Zudem sind viele rechtliche und finanzielle Fragen zu klären. Sollte das anspruchsvolle Projekt umzusetzen sein, erscheint es unwahrscheinlich, dass die Leitung vor 2030 in Betrieb genommen werden kann, so das georgische Ministerium für Wirtschaft und Nachhaltige Entwicklung.
Stromverteiler setzen mittelfristige Investitionsprogramme um
Die Stromverteilergesellschaften Energo-Pro Georgia und Telasi sind die beiden großen Player der Branche. Sie investieren alljährlich in Verteilertrassen, Transformatorenstationen, neue Kundenanschlüsse, IT-Projekte sowie in Überwachungs- und Steuerungslösungen für ihre Verteilernetze.
Energo-Pro ist größter georgischer Stromverteiler
Die größte georgische Stromverteilungsgesellschaft Energo-Pro Georgia befindet sich im Besitz des tschechischen Energieunternehmens Energo-Pro a.s. mit Sitz im ostböhmischen Svitavy.
Für das Geschäftsjahr 2022 wies das Unternehmen nach eigenen Angaben einen Nettogewinn von 228 Millionen Georgischen Lari (GEL/circa 78 Millionen US-Dollar/US$) aus. Nicht einbezogen waren dabei die Belieferung beziehungsweise Durchleitung von Strom an Direktkunden. Energo-Pro a.s. versorgte 2022 rund 1,2 Millionen natürliche und juristische Personen außerhalb der georgischen Hauptstadt mit 4,4 Milliarden Kilowattstunden Strom.
Telasi versorgt Hauptstadt Tiflis
Das Stromnetz sowie die Verteilung und der Absatz von Strom in der Landesmetropole Tiflis liegen im Kompetenzbereich der Verteilergesellschaft Telasi. Sie befindet sich mehrheitlich im Besitz des russischen Unternehmens Inter RAO (via Silk Roads Holdings B.V.).
Der Geschäftsbericht für 2022 weist einen Nettogewinn von rund 79 Millionen GEL (etwa 27 Millionen US$) aus. Die Gesellschaft versorgte im 1. Halbjahr 2023 fast 740.000 natürliche und juristische Kunden mit Strom. Das Liefervolumen betrug 1,7 Milliarden Kilowattstunden Strom (Gesamtjahr 2022: 3,0 Milliarden Kilowattstunden).
Von Uwe Strohbach
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Tiflis