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Branche kompakt | Kasachstan | Energiewirtschaft

Steppenwind lockt Energieriesen nach Kasachstan

Kasachstan hat ambitionierte Klimaziele, aber auch einen steigenden Strombedarf. Investoren kündigen große Wind- und Solarparks an. Zudem plant das Land sein erstes Atomkraftwerk.

Von Viktor Ebel | Almaty

Ausblick der Energiewirtschaft in Kasachstan

Bewertung:

 

  • Solide wirtschaftliche Entwicklung und steigende Energienachfrage.
  • Politischer Wille zur Entwicklung der erneuerbaren Energien.
  • Großes Interesse an Zusammenarbeit mit internationalen Partnern.
  • Starke Konkurrenz aus China und arabischen Ländern bei Erneuerbaren.
  • Mängel bei Rechtssicherheit, Bürokratie und Korruption bleiben bestehen.

Anmerkung: Einschätzung des Autors für die kommenden zwölf Monate auf Grundlage von prognostiziertem Umsatz- und Produktionswachstum, Investitionen, Beschäftigungsstand, Auftragseingängen, Konjunkturindizes etc.; Einschätzungen sind subjektiv und ohne Gewähr; Stand: März 2025

  • Politische Ziele

    Das Bekenntnis zur Dekarbonisierung verleiht den Erneuerbaren in Kasachstan einen Schub. Das Land will sich bei der Energiesicherheit aber nicht nur auf Sonne und Wind verlassen.

    Die Wirtschaft Kasachstans gilt als besonders emissionsintensiv. Das liegt vor allem am hohen Anteil von Kohlekraftwerken bei der Stromerzeugung. Der mit Sonne und Wind gesegnete Flächenstaat ist jedoch darin bestrebt, das zu ändern. Als erstes Land in der Region hat Kasachstan eine Klimastrategie mit konkreten Zielen verabschiedet. Bis 2030 sollen die Emissionen um mindestens 15 Prozent gegenüber 1990 zurückgefahren werden. Für 2060 strebt das Land Klimaneutralität an. Um die Ziele zu erreichen, ist in den nächsten Jahren ein massiver Ausbau bei den erneuerbaren Energien notwendig. Das Engagement internationaler Energieriesen spricht dafür, dass dies auch gelingen wird. 

    In den letzten zwei Jahren hat die kasachische Regierung mit Großinvestoren aus den Vereinigten Arabischen Emiraten (VAE), Saudi-Arabien, Frankreich und China Abkommen über den Bau von großflächigen Windparks abgeschlossen. Alleine diese vier Vorhaben übersteigen die derzeitige Gesamtkapazität von Wind- und Solarparks in Kasachstan. Zusammen mit anderen strategischen Großprojekten sowie grünen Kraftwerkskapazitäten, die im Rahmen von Auktionen vergeben werden, dürften bis 2035 11,7 Gigawatt installierter Leistung auf Basis von erneuerbaren Energien hinzukommen. 

    Die Entwicklung täuscht aber nicht darüber hinweg, dass man vor dem Hintergrund der Energieknappheit auch weiterhin an der Kohle festhält. Zudem hat sich das Land, das als größter Uranproduzent der Welt gilt, in einem Referendum im Oktober 2024 der Atomkraft geöffnet. Bis 2035 rechnet das Energieministerium mit 14,3 Gigawatt zusätzlicher installierter Leistung auf Basis von konventionellen Energieträgern. 

    Von Viktor Ebel | Almaty

  • Markttrends

    Kasachstan muss in erster Linie die Energiesicherheit gewährleisten. Neben neuen Kapazitäten steht auch ein Ausbau der Stromnetze an. Hier stehen große Projekte bevor.

    Eine steigende Energienachfrage und große heimische Kohlereserven haben die kasachische Regierung dazu veranlasst, bestehende Kohlemeiler zu modernisieren und bis 2035 neue Kohlekraftwerke mit 4,7 Gigawatt installierter Leistung in Auftrag zu geben. Denn Energiesicherheit ist ein heikles Thema in Kasachstan. Das Energieministerium schätzt, dass das Defizit bei den installierten Erzeugungskapazitäten 2030 6 Gigawatt übersteigen könnte, wenn nicht zeitnah gegengesteuert wird. Ein Kohleausstieg ist also noch nicht in Sicht. 

    Dennoch wird der Anteil des Kohlestroms langfristig zugunsten der Erneuerbaren sinken. Überfällige Modernisierungen und teure Neubauten werden die Produktionskosten in die Höhe treiben und Strom aus regenerativen Quellen attraktiver machen. Grüne Energie ist also nicht nur politisch gewollt. Aus Sicht der Denkfabrik Agora Energiewende ist sie auch ökonomisch sinnvoll. In einer aktuellen Studie haben deren Experten berechnet, dass die Gestehungskosten von Strom aus Wind und Solar in Kasachstan im Jahr 2030 nur etwa halb so hoch sein werden wie die von Strom aus neuen Kohlekraftwerken.   

    In Kasachstan herrschen ideale Bedingungen für Wind- und Solarparks

    Das flächenmäßig neuntgrößte Land der Welt hat ein erhebliches Potenzial für erneuerbare Energien. Während die Bedingungen für Windkraftanlagen unter anderem an der Küste des Kaspischen Meeres sehr gut sind, sticht der Süden mit vielen Sonnenstunden hervor. Dennoch ist die Branche noch kaum entwickelt. Die installierte Gesamtleistung betrug 2024 etwa 3 Gigawatt. In diesem Jahr kamen laut kasachischem Energieministerium acht Solar-, Wind- und Wasserkraftwerke mit einer Erzeugungskapazität von nur 164 Megawatt hinzu. Für 2025 wurden 9 Anlagen mit insgesamt 456 Megawatt angekündigt.

    6,4 %

    des Stroms stammten 2024 aus erneuerbaren Energien.

    Da sich das Investitionsklima in den letzten Jahren verbessert hat, wurden auch Großinvestoren auf das Land aufmerksam. Mit Masdar, ACWA Power, Total Eren und China Power International Holding Limited hat die Regierung über bilaterale Abkommen namhafte Energieriesen an Bord geholt, die jeweils Windparks mit einer Kapazität von mindestens einem Gigawatt errichten wollen. Die Bauarbeiten sollen 2025 und 2026 beginnen. Damit rückt Kasachstan seinem Ziel von 15 Prozent Strom aus Erneuerbaren bis 2030 näher. Das Zwischenziel von 6 Prozent im Jahr 2025 gilt als erreicht.

    Für deutsche Unternehmen ergeben sich vor allem Chancen im Bereich der Zulieferung von Ausrüstung für die Solar- und Windenergie sowie die Stromverteilung. Aber auch für Investoren ergeben sich Möglichkeiten, die Finanzierungslage und die Rahmenbedingungen in dem Bereich erneuerbare Energien sind derzeit vergleichsweise günstig.

    Eduard Kinsbruner Delegierter der Deutschen Wirtschaft für Zentralasien

    Projekte der erneuerbaren Energien in KasachstanLeistung in Megawatt, Investitionssumme in Millionen US-Dollar

    Projektbezeichnung (Standort) 

    Leistung 

    Unternehmen 

    Status

    Investitionsvolumen

    Hyrasia One: Produktion von jährlich zwei Millionen Tonnen grünen Wasserstoffs auf der Basis von Strom aus Wind- und Solarparks (Region Mangystau)

    20.000 (Elektrolyseurleistung); 40.000 (Wind- und Solarparks)

    Svevind EnergyInvestitionsvereinbarung abgeschlossen, erste Produktion ab 2030; volle Kapazität ab 2032 

    50

    Windpark (Gebiet Karaganda) und Solarpark (Gebiet Turkestan)

    800 (500 Wind und 300 Solar)

    China Energy Overseas InvestmentInvestitionsvereinbarung abgeschlossen

    2,0

    Windpark (Gebiet Schambyl)

    1.000

    Total ErenInvestitionsvereinbarung geschlossen; Inbetriebnahme für 2027 geplant

    1,9

    Windpark (im Gebiet der Dsungarischen Pforte; Gebiet Almaty)

    1.000

    ACWA PowerInvestitionsvereinbarung abgeschlossen; Baubeginn 2025

    1,8 

    Zwei Windparks (Gebiet Schambyl)

    1.000 (jeweils 500)

    MasdarInvestitionsvereinbarung abgeschlossen; Inbetriebnahme für 2028 geplant

    1,7 

    Windparks (Gebiete Schambyl und Pawlodar)

    1.000

    China Power International HoldingInvestitionsvereinbarung abgeschlossen

    0,9

    Windpark (Gebiet Schetissu)

    1.000

    UnigreenInvestitionsvereinbarung abgeschlossen

    k.A.

    Quelle: Recherchen von Germany Trade & Invest, 2025

    Netzausbau ist Voraussetzung für mehr grünen Strom

    Parallel zum Ausbau der Erneuerbaren müssen auch die kasachischen Stromnetze modernisiert und erweitert werden. Sie gelten als veraltet, wenig flexibel und schlecht integriert. So ist die Westzone des Landes, wo regulierbare Gaskraftwerke stehen, nicht mit dem übrigen Kasachstan verbunden. In der nördlichen und südlichen Zone stammt der Strom überwiegend aus Kohlekraftwerken, die sich im Gegensatz zu Gaskraftwerken nicht einfach runterfahren lassen. Das führt dazu, dass Wind- und Solarparks in wetterbedingten Hochphasen nicht völlig ausgereizt werden können. Hier besteht dringender Handlungsbedarf.

    Im September 2024 hat der nationale Netzbetreiber Kazakhstan Electricity Grid Operating Company (KEGOC) die lang erwartete Anbindung der Westzone an die übrigen Landesteile über eine 604 Kilometer lange 500-Kilovolt-Leitung angekündigt. Das etwa 400 Millionen US-Dollar (US$) teure Projekt wird von der Europäischen Bank für Wiederaufbau und Entwicklung (EBRD) durch einen Kredit unterstützt. Die Bauarbeiten sollen 2025 starten und Ende 2027 abgeschlossen werden. KEGOC plant zudem folgende Leitungen:

    • 475 Kilometer lange 500-Kilovolt-Leitung auf der Achse Schu-Schambyl-Schymkent zur Verbesserung der Stromversorgung im Süden;
    • 500-Kilovolt-Gleichstromleitung zur Erhöhung der Transitkapazität zwischen Nord- und Südzone;
    • Gleichstromleitung zwischen der West- und Südzone.

    Stromspeicher werden zunehmend ein Thema

    Um die Netzstabilität zu gewährleisten, importiert Kasachstan bei Nachfragespitzen teuren Strom aus Russland. Mit industriellen Batteriespeichern sollen in Zukunft Stromüberschüsse aus erneuerbaren Energiequellen gespeichert und bei Bedarf ins Netz eingespeist werden. KEGOC schlägt daher vor, Erneuerbare-Energie-Anlagen verpflichtend mit Speichersystemen auszustatten. Betreiber von Wind- und Solarparks halten dagegen, da die Batterien teuer sind und ihre Projekte unrentabel machen würden. Auch Diskussionen im Parlament hierzu führten noch zu keiner Einigung. 

    Ein Pilotprojekt unter Beteiligung eines chinesischen Unternehmens soll nun die Marktreife der Technologie in Kasachstan testen. Ein Blick auf die von der Regierung mit Großinvestoren verhandelten 1-Gigawatt-Windfarmen zeigt jedoch, wohin die Reise gehen könnte: Alle Projekte schließen ein Batteriespeichersystem mit ein. Da KEGOC bereits jetzt vor Ungleichgewichten im Stromnetz warnt, könnten in Zukunft auch kleinere Wind- und Solaranlagen betroffen sein.  

    Kasachstan nimmt Kurs auf erstes Kernkraftwerk

    Umstritten ist auch der Bau des ersten kasachischen Atomkraftwerks, der mit einem Referendum im Oktober 2024 besiegelt wurde. Etwa 2035 könnte die Anlage mit einer geplanten installierten Leistung von 2,4 Gigawatt ans Netz gehen. Aussagen hochrangiger Politiker deuten zudem darauf hin, dass in Zukunft noch zwei weitere Meiler gebaut werden könnten. Das Energieministerium arbeitet derzeit eine Strategie für die Nuklearindustrie bis 2050 aus. 

    Wer das erste Kernkraftwerk in der Region Almaty bauen wird, steht noch nicht fest. Mit einer Entscheidung ist im 1. Halbjahr 2025 zu rechnen. Im Gespräch sind Unternehmen aus China, Frankreich, Südkorea und Russland. 

    Ambitioniertes Wasserstoffprojekt mit deutscher Beteiligung

    Anders sieht es beim größten Wasserstoffvorhaben im Land aus, für das sich das deutsch-schwedische Unternehmen Svevind verantwortlich zeichnet. Am Kaspischen Meer soll ab 2030 erster "grüner" Wasserstoff mit Strom aus großen kombinierten Wind- und Solarparks hergestellt werden – für die kasachische Industrie und den Export nach Europa. Weitere Projekte sind laut der kasachischen Wasserstoffstrategie geplant. 

    Von Viktor Ebel | Almaty

  • Branchenstruktur

    Wichtigster Akteur im kasachischen Energiemarkt ist die staatliche Holding Samruk Kazyna. Technik für Wind- und Solarparks wird zumeist aus dem Ausland importiert.

    Staatsunternehmen dominieren den Energiesektor in Kasachstan. KEGOC gehört zum staatlichen Wohlstandsfonds Samruk Kazyna, betreibt die Stromnetze im Land und zeichnet sich auch für deren Modernisierung und Ausbau in den nächsten Jahren verantwortlich. Bei der Energieerzeugung entfällt mit über 30 Prozent der größte Anteil auf Samruk Energy, eine weitere Tochterfirma von Samruk Kazyna. 

    Neben reinen Kraftwerksbetreibern sind im kasachischen Energiemarkt auch Industriebetriebe vertreten. Die Kraftwerke von Bergbau- und Metallurgiekonzernen versorgen naheliegende Siedlungen mit Wärme und Strom. Der Stromhandel wird von Kazakhstan Operator of the Electric Energy and Capacity Market (KOREM) organisiert, die 2018 auch das Auktionsmodell für Projekte im Bereich erneuerbare Energien eingeführt hat.

    Auktionen für mindestens 4,5 Gigawatt grüner Erzeugungskapazitäten bis 2027

    Im Rahmen der Auktionen können in- und ausländische Investoren für Bau- und Betriebsrechte neuer Kraftwerke bieten. Investoren und Projektentwicklern werden Vorhaben in den Bereichen Wind, Wasserkraft, Fotovoltaik und Biomasse angeboten. Erfolgreiche Bieter können mit garantierten Vergütungen rechnen, die ihrem Gebot entsprechen. Die Auktionen erfolgen nach dem Prinzip einer umgekehrten Versteigerung. Das günstigste Preisgebot kommt zum Zuge. 

    Der Plan für die Auktionen zwischen 2025 und 2027 ist bereits bekannt und sieht vor, in dem Zeitraum mehrere Projekte mit einer Gesamtkapazität von mindestens 4,5 Gigawatt zu versteigern. Davon entfällt ein Großteil auf Windkraft, gefolgt von Solarkraft und mit weitem Abstand Wasserkraft und Biomasse. Die erfolgreichen Bieter kommen als potenzielle Partner in Frage, wenn es um die Lieferung von Ausrüstung oder Beratungsdienstleistungen geht. Andere fungieren als Auftraggeber, die nach der Projektinitiierung nach entsprechenden Partnern für die Detailplanung (Engineering Procurement Construction) und Generalunternehmern suchen.

    Neuer Trend hin zu bilateral verhandelten Großprojekten

    Die im Rahmen von Auktionen versteigerten Projekte hatten bis 2025 eine maximale Kapazität von 500 Megawatt. Größere Vorhaben verhandelte das kasachische Energieministerium auf zwischenstaatlicher Ebene. So im Fall der 1-Gigawatt-Windparks in Kooperation mit Total Eren, ACWA, Masdar und China Power International Holding, mit deren Bau 2025 und 2026 begonnen werden soll. Da die Verhandlungen hinter verschlossenen Türen stattfanden, werden die Einspeisevergütungen vermutlich höher als bei den Auktionen ausfallen. Beobachter rechnen deswegen mit steigenden Strompreisen, die auf die Verbraucher umgelegt werden. Der Maßstab der Projekte spricht aber dafür, dass Kasachstan seinem Etappenziel von 15 Prozent Strom aus erneuerbaren Energien bis 2030 damit erreicht.

    Zudem besteht hier die Chance, Lokalisierungsbestrebungen umzusetzen. So wurde mit dem chinesischen Investor vereinbart, 30 Prozent der Ausrüstung in Kasachstan zu fertigen. Ende 2024 hat das chinesische Unternehmen SANY Renewable Energy Group mit dem Bau einer Anlage in der Region Schambyl begonnen, in der Türme, Flügel, Gondeln, Turbinen und andere Komponenten für Windparks hergestellt werden sollen. Die Produktionsstätte wird die erste ihrer Art in Kasachstan sein und soll Ende 2025 fertiggestellt werden. Medienberichten zufolge hat das Unternehmen, das den kasachischen Markt bereits zuvor belieferte, hierfür 114 Millionen US$ investiert.

    Bei Ausrüstung ist Kasachstan auf Importe angewiesen

    Bei Solarmodulen gab es vor Jahren den Versuch, diese im großen Stil in Kasachstan zu produzieren. Denn die Hauptbestandteile Aluminium, Glas und Silicium sind in Kasachstan ausreichend vorhanden. Das Unternehmen Astana Solar musste aufgrund der starken Konkurrenz aus China jedoch Konkurs anmelden. Heute werden die meisten Fotovoltaikmodule von den chinesischen Herstellern Longi, Jinko Solar, Trina Solar und Risen Energy bezogen. Kasachische Unternehmen fertigen Montagekonstruktionen, Stromkabel und Transformatoren. Mit Miami Solar gibt es seit 2023 auch wieder einen kasachischen Produzenten von Solarmodulen. Weitere Fabriken, unter anderem in Zusammenarbeit mit chinesischen Technologiepartnern, sind in Vorbereitung. 

    Auswahl an Herstellern im Bereich Erneuerbare Energien
    UnternehmenProdukt
    Kuntech LLPSonnenkollektor (Warmwasserbereiter)
    Sandy LLPWärmepumpen
    KB Tree Energy LLPVertikale Windkraftanlagen
    KIT-Oil LLPAutarkes Solarwärmesystem für Gebäude- und Warmwasserbereitung
    Kazelectromash LLPStromkabel
    DOC Co.LTD LLPFotovoltaik-Module
    Miami Solar LLPFotovoltaik-Module
    Quelle: Pressemeldungen 2025

    Zum Portfolio von Miami Solar gehören auch schlüsselfertige Anlagen, welche die Planung und Installation der Solarkraftwerke miteinschließen. Hier sei Kasachstan solide aufgestellt, sagt der Generaldirektor des Verbandes für erneuerbare Energien Kasachstan, Arman Kashkinbekov, im Interview mit der Seite Petrocouncil.kz. Heimische Firmen können als Generalunternehmer agieren, sie wissen wie man baut und können auch Elektroarbeiten durchführen. Ob eine kasachische oder ausländische Firma den Auftrag erhält, hängt laut Kashkinbekov unter anderem von der Finanzierung der Projekte ab. Viele werden von internationalen Banken finanziert, die dann ausländische Lieferanten und Auftragnehmer hinzuziehen. 

    Ausländische Unternehmen haben gute Chancen bei Ausschreibungen

    Die Europäische Bank für Wiederaufbau und Entwicklung (EBRD) war einer der Pioniere bei der Finanzierung von grünen Kraftwerken in Kasachstan. Zu ihrem Portfolio gehört beispielsweise das Solarkraftwerk Burnoye, der erste Fotovoltaikpark Kasachstans aus dem Jahr 2015. ECAP Solutions übernahm die Ingenieurs- und Baudienstleistungen, Solarworld Industries lieferte die Fotovoltaikmodule und Schneider Electric die Wechselrichter. Heute herrscht in der Branche mehr Konkurrenz, und neben europäischen Anbietern sind auch chinesische Firmen stark vertreten. Der von der EBRD kofinanzierte 100-Megawatt-Windpark Shokpar setzt auf Turbinen des chinesischen Anbieters Envision. Internationale Unternehmen dürften bei Großprojekten auch mittelfristig die Nase vorn haben. 

    Gesetzesänderung könnte heimischen Unternehmen mehr Aufträge bescheren

    Einheimische Firmen könnten von einer Gesetzesänderung aus dem Jahr 2024 profitieren, die beispielsweise Haushalten und Landwirtschaftsbetrieben erlaubt, grünen Strom aus bis zu 200-Kilowatt-starken Solaranlagen (zuvor 100 Kilowatt) gebührenfrei ins Netz einzuspeisen. 

    Neu ist auch, dass dafür keine Registrierung als Einzelunternehmer mehr notwendig ist und die Stromverteiler verpflichtet sind, den Strom abzunehmen. Das neue Geschäftsmodell dürfte Monteuren, Dienstleistern und Händlern eine gute Auftragslage bescheren. 

    Wichtige Branchenunternehmen in KasachstanUmsatz in Millionen US-Dollar
    UnternehmenSparte

    Umsatz 2023 

    Samruk Energy (staatlich)Energieerzeugung

    979,0 

    Kazakhstan Municipal ServicesEnergieerzeugung

    490,2 

    Central Asian Electric Power CorporationEnergieerzeugung

    421,5 

    Eurasian Resource GroupBergbau, Rohstoffe, Energieerzeugung

    326,0 

    Zhambyl State Regional Electric Power Plant Energieerzeugung

    89,3 

    Atyrau Thermal Power PlantEnergieerzeugung

    66,0 

    Quelle: Forbes.kz 2024


     

    Von Viktor Ebel | Almaty

  • Marktorganisation und Rahmenbedingungen

    Das Gesetz über erneuerbare Energien regelt den Markt für grünen Strom. Die wichtigsten Teilnehmer sind staatlich. Trotz verbesserter Bedingungen bleiben Risiken bestehen. 

    Bereits seit 2009 besteht das Gesetz „über die Förderung der Nutzung erneuerbarer Energien“, welches seitdem fortlaufend aktualisiert wird. Ziel ist es, die Kohleverstromung zugunsten von alternativen Energiequellen zu senken. Kasachstan will damit nicht nur seinen internationalen Verpflichtungen, beispielsweise im Rahmen des Pariser Klimaschutzabkommens, nachkommen. Die Regierung ist auch darum bemüht, die Bevölkerung weniger Treibhausgasen auszusetzen. Besonders der Energiesektor sorgt für schlechte Luft und ist daher Stellschraube Nummer eins bei der Dekarbonisierung in Kasachstan. 

    Energiesicherheit first, Dekarbonisierung second

    In Kasachstan gibt es rund ein halbes Dutzend Dokumente, die sich mit der Energieversorgung, Dekarbonisierung und Förderung von grünem Strom befassen. Sie haben verschiedene Schwerpunkte und Laufzeiten, weshalb es zuweilen schwerfällt, einen Überblick zu behalten. Wichtige Kennziffern bis 2030 sind:

    • das drohende Defizit von 6 Gigawatt (Heizsaison 2024/2025: 1 Gigawatt Defizit), 
    • der anvisierte Ausbau von Erneuerbaren-Anlagen im Umfang von etwa 5 Gigawatt, um das Defizit zu verhindern,
    • 15 Prozent Anteil von grünem Strom, die aus dem Zubau resultieren. 

    Zum 1. Januar 2025 waren im Land 233 Kraftwerke mit einer Gesamtkapazität von etwa 25,3 Gigawatt installiert, so die Zahlen von KEGOC. Die meisten sind Kohlekraftwerke, Erneuerbare-Energie-Anlagen standen für rund 3 Gigawatt. Beim Branchenprimus, der staatlichen Samruk Energy, sind regenerative Energieträger unterrepräsentiert. Aufgrund des politischen Bekenntnisses zu grünen Energien, ist hier mit einer Aufholjagd zu rechnen. 

    Schwerpunkte werden die Jahre 2028 und 2029 sein, wie in der aktuellen Unternehmensstrategie bis 2033 geschrieben steht. Insgesamt plant das Unternehmen, seine Kapazitäten in diesem Zeitraum um 15,6 Gigawatt zu erweitern und seine Erzeugungsbilanz dabei an den Landesdurchschnitt anzupassen. Neben den großflächigen Windparks (4 Gigawatt) in Kooperation mit internationalen Großinvestoren sind auch Solarparks und mehrere Wasserkraftprojekte geplant.

    Die Hälfte der neuen Kapazitäten entfällt auf fossile Energieträger wie Kohle, die aufgrund ihrer günstigen Verfügbarkeit mittelfristig weiterhin eine wichtige Rolle spielen werden. Neben Modernisierungs- und Instandsetzunsprojekten sind mehrere neue Heizkraftwerke mit einer installierten Leistung von 4,7 Gigawatt geplant. Zur Deckung von Spitzenlasten will Samruk Energy im Süden des Landes zwei flexible, gasbetriebene Kombikraftwerke mit einer Kapazität von 2,1 Gigawatt errichten. Konventionelle Energieträger gelten in Kasachstan weiterhin als unabdingbar für die Energiesicherheit und Netzstabilität.

    Handvoll Akteure kennzeichnet kasachischen Strommarkt

    Neben den Erzeugern gibt es drei Organisationen, die ein Funktionieren des Strommarktes gewährleisten. Einer davon ist der Netzbetreiber Kazakhstan Electricity Grid Operating Company (KEGOC), der den Strom überträgt und verteilt. KEGOC stellt die Netzstabilität sicher und interagiert auch mit den Energiesystemen der Nachbarländer. Die Kazakhstan Operator of the Electric Energy and Capacity Market (KOREM) organisiert den Handel mit Elektrizität und führt Auktionen für neue Kraftwerksprojekte durch. Das Financial Settlement Center for the Support of Renewable Energy Sources (RFC) wurde vom Energieministerium gegründet und kauft seit dem 1. Juli 2023 Strom von allen Erzeugern zu festen Preisen. 

    Mehrere Fördermechanismen für erneuerbare Energien

    Mit der Gründung des RFC hat die Regierung einen Ausgleichsmarkt für Elektrizität geschaffen. Dieser erleichtert die Integration erneuerbarer Energien in Kasachstan, denn durch den Mechanismus eines einzigen Stromkäufers wird der gesamte Strombedarf zentralisiert gedeckt. Dadurch können Ungleichgewichte zwischen Stromerzeugung und -verbrauch in Echtzeit ausgeglichen werden. Wenn beispielsweise die Produktion von Solar- oder Windenergie aufgrund von Wetterbedingungen schwankt, kann der Ausgleichsmarkt schnell reagieren und die benötigte Energie aus anderen Quellen beziehen oder überschüssige Energie speichern, sofern Stromspeicher vorhanden sind. Zudem bietet der Ausgleichsmarkt finanzielle Anreize für die Erzeuger erneuerbarer Energien, indem er ihnen eine stabile Einnahmequelle sichert. 

    Weitere staatliche Maßnahmen zur Unterstützung Erneuerbarer sind eine prioritäre Einspeisung von Grünstrom, ein Recht auf Netzanschluss sowie die Befreiung von Stromübertragungsgebühren. Zudem bestehen bei Wind-, Solar- und Wasserkraftwerken Präferenzbedingungen. Der Staat befreit Investoren von Importzöllen, von der Mehrwertsteuer auf importierte Ausrüstung und stellt beispielsweise Grundstücke zur Verfügung. Wenn die Vorhaben eine strategische Bedeutung haben, wie beispielsweise die bilateral ausgehandelten 1-Gigawatt-Windparks, kann noch die Befreiung von Körperschafts-, Grund- und Immobiliensteuer hinzukommen.

    Auktionsplan bis 2027 steht bereits fest

    Ein bewährtes Mittel zum Ausbau von grünen Kraftwerkskapazitäten sind Auktionen, die KEGOC 2018 eingeführt hat. Das Energieministerium gibt einen maximalen Einspeisetarif in Kasachischen Tenge/Kilowattstunde für jeden Energieträger vor, zu dem der Strom zukünftig abgenommen wird. An mehreren Auktionsrunden im Jahr können Interessenten dann den Preisdeckel unterbieten. Wer den niedrigsten Einspeisetarif in Kauf nimmt, erhält den Zuschlag für den Bau des Kraftwerks und einen Stromabnahmevertrag für 20 Jahre mit dem RFC. Vorteile der Auktionen sind, dass

    • Grundstücke für die Projekte reserviert sind, 
    • die Auktionspreise jährlich an die Inflation sowie Wechselkursschwankungen angepasst werden und
    • Streitfragen mit dem RFC beim Arbitragegerichts des Astana International Financial Centre (AIFC) geklärt werden, wo nach höchsten internationalen Standards gearbeitet wird.

    Der Auktionsplan für 2025 sieht vor, in drei Ausschreibungsrunden Projekte mit einer Gesamtkapazität von 1.810 Megawatt zu versteigern. Bis 2027 sollen insgesamt mindestens 4,5 Gigawatt an Investoren vergeben werden.

    Noch viele Baustellen beim Ausbau der Erneuerbaren

    Der Auktionsmechanismus hat die Branche transparenter gemacht und marktwirtschaftliche Prinzipien eingeführt. Dennoch bestehen weiterhin Markthemmnisse, beispielsweise finanzieller Natur. So fehlt es an Finanzierungsquellen. Einheimische Banken vergeben kaum Kredite für Energieprojekte. Laut AIFC werden die Grünstromvorhaben in Kasachstan zu 30 Prozent aus Eigenkapital finanziert und zu 70 aus Krediten von überwiegend Entwicklungsbanken. Ein weiteres Problem sind Wechselkursschwankungen. Da die Projekte oft über mehrere Jahre realisiert werden und fast die gesamte Ausrüstung importiert werden muss, kann dies zu unvorhergesehenen Zusatzkosten führen. Hinzukommen Fachkräftemangel im Bereich Energie- und Umwelttechnik sowie eine hohe wahrgenommene Korruption. 

    Tipps für den Markteinstieg
    • Russisch ist die dominierende Geschäftssprache. 
    • Lokale Finanzierungsinstrumente prüfen, bei lokalen Partnern herrscht hierzu oft ein Informationsdefizit.
    • Nutzung klassischer deutscher Exportfinanzierungsinstrumente (staatliche geförderte Kredite mit Festzinssatz der Kreditanstalt für Wiederaufbau und AKA-Ausfuhrkredit-Gesellschaft).
    • Verträge werden in der Regel nur mit Akkreditiv oder Vorkasse abgeschlossen. 
    • Staatliche Förderprogramme nutzen, sowohl von kasachischer, als auch von deutscher Seite (beispielsweise DeveloPPP.de; Förderung von nachhaltigen Investitionen in Schwellenländern).

     

    Für deutsche Unternehmen bleibt Kasachstan ein herausfordernder Markt. Firmen, die einen Markteintritt im Land planen, sollten Kontakt zur Delegation der deutschen Wirtschaft für Zentralasien aufnehmen. Neben Informationsveranstaltungen oder Geschäftsreisen für deutsche Unternehmen, kann sie dabei helfen Exportstrategien zu bewerten, Risiken zu vermeiden und Geschäftskontakte im Ausland zu knüpfen.

    Germany Trade & Invest stellt ausführliche Informationen zum Wirtschafts- und Steuerrecht sowie zu Einfuhrregelungen, Zöllen und nicht tarifären Handelshemmnissen zur Verfügung.

    Von Viktor Ebel | Almaty

  • Kontaktadressen

    BezeichnungAnmerkung

    Germany Trade & Invest

    Außenhandelsinformationen für die deutsche Exportwirtschaft

    Exportinitiative EnergieInformationen zu Veranstaltungen, Markt- und Länderinformationen
    Factsheet der Exportinitiative EnergieFactsheets mit allgemeinen Energieinformationen zum Land
    Delegation der deutschen Wirtschaft für ZentralasienAnlaufstelle für deutsche Unternehmen
    Energieministerium der Republik Kasachstan

    Zuständig für Energie, darunter erneuerbare Energien, Öl und Gas, Atomkraft. 

     

    Kazakhstan Electricity Grid Operating Company (KEGOC)KEGOC ist das kasachische Staatsunternehmen für den Betrieb und die Verwaltung der Stromnetze.

    Kazakhstan Operator of the Electric Energy and Capacity Market (KOREM)

     

    KOREM ist in Kasachstan der staatliche Dienstleister für den zentralisierten Stromhandel.

    Abrechnungs- und Finanzzentrum für die Unterstützung von erneuerbaren Energien (RFC)

    Verantwortlich für den Kauf von Strom aus erneuerbaren Energien. Seit dem 1. Juli 2023 tritt das RFC als zentralisierter Stromverkäufer auf.
    Samruk EnergySamruk Energy, Tochter der staatlichen Holding Samruk Kazyna, ist der größte kasachische Energiekonzern und Kraftwerksbetreiber.
    Verband für erneuerbare Energien Qazaq GreenFördert die erneuerbaren Energien in Kasachstan und vereint Investoren, Entwickler, Gerätehersteller, internationale Finanzinstitutionen und Universitäten.
    KazenergyZusammenschluss von privaten und staatlichen Unternehmen aus dem Erdöl- und Erdgassektor sowie dem Energiesektor Kasachstans.
    Kasachische Elektroenergetische Assoziation (KEA)Organisiert regelmäßig Veranstaltungen, die die Zusammenarbeit zwischen Staat und Unternehmen der Energiebranche verbessern sollen.
    RenewableEnergy AlmatyJährliche Internationale Industrieausstellung für erneuerbare und alternative Energien; 02. bis 04. April 2025
    Powerexpo Almaty Internationale Messe für Energie und Elektrotechnik; 21. bis 23. Oktober 2025
    Renpower Central Asia (Taschkent, Usbekistan)Jährliche Internationale Messe für Erneuerbare Energien in Zentralasien; jeweils im Februar
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