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Branche kompakt | Kanada | Energiewirtschaft

Kanada setzt auf Erneuerbare: Wind- und Solarkraft im Fokus

Wasserkraft steht in Kanadas Strommix an erster Stelle. Ausbaupotenzial bieten indes vor allem Wind und Solar. Steueranreize und regulatorische Maßnahmen fördern Investitionen.

Von Heiko Steinacher | Toronto

Ausblick der Energiewirtschaft in Kanada 

Bewertung:

 

  • Angesichts des zu erwartenden Energiehungers muss Kanada die Kapazität seines Stromnetzes mindestens verdoppeln.
  • Erneuerbare verzeichnen ein rasantes Wachstum – vor allem bei Wind- und Solarenergie werden die Kapazitäten weiter zunehmen.
  • Der Technologie- und Know-how-Bedarf bei den Erneuerbaren sowie zur Netzmodernisierung ist groß und bietet deutschen Unternehmen gute Geschäftsmöglichkeiten.

Anmerkung: Einschätzung des Autors für die kommenden zwölf Monate auf Grundlage von prognostiziertem Umsatz- und Produktionswachstum, Investitionen, Beschäftigungsstand, Auftragseingängen, Konjunkturindizes etc.; Einschätzungen sind subjektiv und ohne Gewähr; Stand: Februar 2025

  • Politische Ziele

    Kanada hat sich ehrgeizige Klimaziele gesetzt. Dazu gehören der vollständige Ausstieg aus der Kohleverstromung und der Ausbau erneuerbarer Energien wie Wind- und Solarenergie.

    Kanada will bis 2050 klimaneutral sein. Dieses Ziel ist im "Net-Zero Emissions Accountability Act" verankert, der am 29. Juni 2021 in Kraft trat. Als Zwischenziel hat sich die Regierung des Landes gesetzt, bis 2030 Elektrizität zu 90 Prozent emissionsfrei, bis 2035 klimaneutral zu erzeugen. Dafür plant Kanada den Ausstieg aus der Kohleverstromung bis 2030. Auch der Anteil von Gas und Öl in der Stromproduktion muss in den nächsten Jahren beträchtlich fallen.

    Wind und Sonne sollen den Anteil grünen Stroms erhöhen

    Die Kohleverstromung hält in vier Provinzen Kanadas – Alberta, Saskatchewan, Nova Scotia und New Brunswick – noch immer einen beachtlichen Anteil am Strommix. Ein Ausbau der erneuerbaren Energien soll helfen, den Anteil grünen Stroms zu erhöhen. Mit knapp 60 Prozent am Strommix steht Wasserkraft in Kanada zwar an erster Stelle. Zunehmen sollen laut Modellrechnungen der kanadischen Behörde für Energieregulierung aber vor allem die Kapazitäten bei Wind- und Solarenergie: bis 2050 um 100 bis 150 Gigawatt.

    Wie in den USA gilt Atomkraft in Kanada als grüne Energie und soll einen Teil der Lücke schließen, die sich mit dem Ausstieg aus fossilen Energieträgern ergibt. So will Kanada seine Reaktoren umfassend modernisieren. Zusätzlich müssen Speicherkapazitäten und provinzübergreifend Netze ausgebaut werden, um flexibel auf schwankenden Bedarf reagieren zu können. Angesichts des zu erwartenden Energiehungers muss Kanada die Kapazität seines Stromnetzes mindestens verdoppeln.

    Von Heiko Steinacher | Toronto

  • Markttrends

    Eine klare Technologiepräferenz gibt es im Hinblick auf Erneuerbare nicht. Für Projektentwickler rücken neben Alberta verstärkt Québec, Ontario und Saskatchewan in den Fokus.

    Kanada verzeichnet im Bereich der erneuerbaren Energien ein rasantes Wachstum. Kanadas Wind-, Solar- und Energiespeicherkapazitäten sind von 2020 bis 2024 pro Jahr im Schnitt um knapp 10 Prozent gewachsen. Von den bis Ende 2024 installierten gut 24 Gigawatt entfallen knapp zwei Drittel auf Windkraft. Diese erreicht in Kanada einen Anteil von gut 6 Prozent an der gesamten Stromerzeugung.

    Der Ausbau dürfte in den nächsten Jahren weiter zunehmen. Die Canadian Renewable Energy Association prognostiziert, dass Kanada jährlich etwa 5 Gigawatt an erneuerbaren Energien hinzufügen muss, um seine Klimaziele zu erreichen.

    Wind- und Solarenergie haben großes Ausbaupotenzial

    Wasserkraft dürfte bei der Energiewende in dem nordamerikanischen Land zwar die Hauptrolle spielen. Wind- und Solarenergie gewinnen jedoch zunehmend an Bedeutung, da sie größere Ausbaupotenziale bieten. Vor allem in Regionen mit hohem Kohlestromanteil sind mittelfristig die Chancen für Windkraft am höchsten. Dabei gibt es zwischen den Provinzen große Unterschiede: Während Ontario auf einen Mix aus Kernkraft, Wind- und Solarenergie setzt, wird in British Columbia, Manitoba, Québec sowie Neufundland und Labrador Strom hauptsächlich aus Wasserkraft gewonnen. British Columbia erkundet auch das Potenzial von Gezeiten- und Erdwärmeenergie.

    Viele Wind- und Solarprojektentwickler richteten ihr Augenmerk in den letzten Jahren stark auf Alberta. Im Dezember 2024 veröffentlichte die Provinz allerdings neue Richtlinien, wie Wind- und Solarprojekte künftig umgesetzt werden können. Diese enthalten erhebliche Beschränkungen für die Entwicklung solcher Vorhaben, wie zum Beispiel ein Verbot von Projekten auf bestimmten landwirtschaftlichen Nutzflächen und innerhalb von Pufferzonen um Naturschutzgebiete. In den letzten Monaten wurden in Alberta daher deutlich weniger Wind- und Solarprojekte angekündigt als in den Vorjahren.

    Alberta bleibt zwar ein wichtiger Akteur auf dem Windenergiemarkt. Die Provinz hat mehrere Großprojekte in der Pipeline, darunter Buffalo Plains in Vulcan County, den bisher größten in Kanada geplanten Onshore-Windpark, der bei Fertigstellung eine Leistung von 495 Megawatt erreichen wird. Dennoch rücken andere kanadische Provinzen nun stärker in den Fokus. Ontario zum Beispiel plant, in den nächsten fünf Jahren 2 Gigawatt Strom aus emissionsfreien Quellen auszuschreiben, darunter Sonne, Wind und Wasser. Das staatliche Unternehmen Hydro-Québec will in der östlichen Nachbarprovinz bis 2035 bis zu 10 Gigawatt erneuerbare Energie ans Netz bringen, hauptsächlich Windkraft-, aber auch Solaranlagen.

    Atlantikprovinzen wollen grünen Wasserstoff aus Windkraft produzieren

    Nova Scotia ist Vorreiter bei der Entwicklung der Offshore-Windenergie in Kanada. Die Provinz will bereits im Jahr 2025 Auktionen für Pachtverträge von Offshore-Windprojekten mit einer Kapazität von 5 Gigawatt anbieten. Das Projekt Nova East Wind, ein Joint Venture zwischen DP Energy und SBM Offshore, soll den ersten Offshore-Windpark Kanadas mit einer Erzeugungskapazität von 400 Megawatt entwickeln.

    In den Atlantikprovinzen Nova Scotia sowie Neufundland und Labrador soll Windenergie aber nicht primär der heimischen Energieversorgung dienen, sondern zur Produktion von grünem Wasserstoff, der dann später in Form von Ammoniak nach Deutschland verschifft werden soll. In Nova Scotia eignet sich dafür vor allem Offshore-Wind, während an manchen Orten in Neufundland auch Onshore-Windkraftanlagen ähnlich stark ausgelastet wären wie auf See. Die Chancen, dort Offshore-Windgebiete wirtschaftlich zu erschließen, haben sich Ende 2024 verbessert: Denn dank neuer Gesetze agieren die Offshore-Erdölbehörden beider Provinzen nun als vollständige Offshore-Energieregulierungsbehörden, was auch Erneuerbare-Energie-Projekte einschließt.

    Kanada investiert auch in Kernkraft und Erdgasinfrastruktur

    Doch Kanada plant bei emissionsfreiem Strom ebenso mit dem Ausbau der Kernkraft. Das Land will seine Reaktoren umfassend modernisieren. In Ontario ist Atomkraft der wichtigste Stromlieferant (60 Prozent Anteil an der Stromerzeugung der Provinz), in New Brunswick beträgt der Anteil etwa 30 Prozent.

    Darüber hinaus investiert Kanada erhebliche Summen in die Erdgasinfrastruktur. Im Mai 2024 wurde die ausgebaute Trans Mountain Pipeline in Betrieb genommen. Die Coastal GasLink-Pipeline, die Erdgas an das Terminal von LNG Canada in Kitimat, British Columbia, liefert, war bereits ein paar Monate früher fertig. Die Bauarbeiten an diesem ersten großen LNG-Exportterminal sind zu über 95 Prozent abgeschlossen, und die erste Lieferung wird Mitte 2025 erwartet. Diese Projekte unterstreichen die anhaltend große Bedeutung von Erdgas im kanadischen Energiemix.

    Deutschen Unternehmen bieten sich vielfältige Geschäftschancen

    Der Bedarf an Technologien und Know-how im Bereich erneuerbare Energien und Netzmodernisierung ist groß. Denn um erneuerbare Energien in das Stromnetz zu integrieren, investiert Kanada massiv in die Modernisierung und den Ausbau seiner Netze. Allein die Regionalversorger in British Columbia und Québec haben für den Ausbau ihrer Stromnetze Anfang 2024 Investitionen in zweistelliger Milliardenhöhe angekündigt.

    Das bietet deutschen Unternehmen zahlreiche Geschäftsmöglichkeiten. RWE hat bereits vor vier Jahren einen langfristigen Stromabnahmevertrag für sein Solarkraftwerk in Alberta abgeschlossen. Das baden-württembergische Unternehmen hep solar baut im Süden Albertas einen großen Solarpark. Die Nordex Group erhielt seit Herbst 2024 in Kanada mehrere Aufträge über Windkraftanlagen. Auch Siemens Gamesa und Enercon liefern Windturbinen nach Kanada. Und der Wiesbadener Projektentwickler ABO Energy bekam 2023 auf staatlichem Land in Neufundland und Labrador den Zuschlag für ein Fünf-Gigawatt-Wind- und Wasserstoffprojekt.

     

    Projekte der erneuerbaren Energien in Kanada Leistung in Megawatt, Investitionssumme in Millionen US-Dollar *

    Projektbezeichnung (Standort/Provinz) 

    Leistung 

    Unternehmen 

    Status

    Investitionsvolumen

    Des Neiges Wind Projects (Québec)  

    1.200

    Boralex/Énergir/Hydro Québecin der Entwicklung

    2.189 

    Luna Solar Project Phase I & II (Alberta) 

    930

    Greengate Powerin der Entwicklung; Phase I soll bis Ende 2025 abgeschlossen werden, Phase II bis Ende 2026 

    k.A.

    Pe-na-koyim Wind Project (Alberta) 

     

    497

    EDF Renewables Canada und Kainai/Blood Tribein der Entwicklungs- und Genehmigungsphase; Baubeginn voraussichtlich im 3. Quartal 2025; kommerzieller Betrieb voraussichtlich im Jahr 2028

    k.A.

    Oyen Wind Power Project (Alberta) 

    466

    Renewable Energy Systemsin der Entwicklungs- und Genehmigungsphase; Fertigstellung voraussichtlich Ende 2028

    255 

     Rainier Solar Farm (Alberta)

    450

    Solar Kraft und Kinbrook Solarin Bau; kommerzieller Betrieb soll Mitte 2025 starten 

    510 

    Aira Solar Project (Alberta)

    450

    Horizon New EnergyFertigstellung voraussichtlich im Laufe des Jahres 2025 

    510

    South Central Wind Project (Saskatchewan) 

    450

    SaskPowerPlanungs- und Beratungsphase

    k.A.

    Nova East Wind Offshore Wind Project (Nova Scotia) 

    400

    DP Energy Canadain der Entwicklungs- und Genehmigungsphase; der Bau soll 2028 beginnen und 2030 abgeschlossen sein 

    k.A.

    Nicolet-Yamaska Wind Farm (Quebec) 

    400

    Innergex  in der Entwicklungsphase; Baubeginn voraussichtlich im Frühjahr 2026, Inbetriebnahme 2027

    875 

    Homestead Solar Project (Alberta) 

     

    400

    Kiwetinohk Energyin der Entwicklung; Fertigstellung voraussichtlich im Laufe des Jahres 2026

    438

    * Jährlicher Durchschnittswechselkurs 2024: 1 US$ = 1.370 kan$; k.A. - keine Angabe.Quelle: University of Alberta, Recherchen von Germany Trade & Invest 2025

    Von Heiko Steinacher | Toronto

  • Branchenstruktur

    Öl und Gas spielen eine wichtige Rolle, wobei Alberta große Bedeutung zukommt. Gleichzeitig setzt Kanada auf Erneuerbare. Deutsche Ausrüstungsanbieter haben gute Zulieferchancen.

    Kanada verfügt über ein vielfältiges Portfolio an Energiequellen, darunter Erdöl, Erdgas, Kernkraft sowie erneuerbare Energien, vor allem Wasserkraft, aber auch Windkraft, Solarenergie und Bioenergie.

    Die führenden Akteure in Kanadas Energiewirtschaft sind BC Hydro, Hydro One, Hydro-Québec und Ontario Power Generation. BC Hydro ist ein Stromversorger im Besitz der Provinzregierung von British Columbia, Hydro-Québec das Pendant in der Provinz Québec. Das öffentlich gehandelte Unternehmen Hydro One konzentriert sich auf die Übertragung und Verteilung von Elektrizität in der Provinz Ontario. Ontario Power Generation wiederum ist eine staatliche Gesellschaft und einer der größten Stromerzeuger in Ontario.

    Internationale Konzerne stark im Öl- und Gasgeschäft

    Der Öl- und Gassektor ist hart umkämpft, mit großen einheimischen Unternehmen wie Suncor Energy und Canadian Natural Resources, aber auch mit internationalen Giganten wie ExxonMobil und Shell. Durch Mehrheitsbeteiligungen, wie die von ExxonMobil an Imperial Oil, kontrollieren ausländische Unternehmen auch einen erheblichen Teil der Ölsandproduktion. Chinesische Unternehmen wie CNOOC (China National Offshore Oil Corporation) und PetroChina haben in Kanada in Ölsand- und Erdgasprojekte investiert und sich an heimischen Unternehmen beteiligt.

    Der Wasserkraftsektor wird von den öffentlichen Energieversorgungsunternehmen der Provinzen beherrscht, wie BC Hydro, Hydro-Québec, Ontario Power Generation und Manitoba Hydro. Wichtige heimische Akteure bei den erneuerbaren Energien sind TransAlta und Innergex. Neben inländischen Unternehmen investieren auch immer mehr internationale in dem Bereich.

    Gute Zulieferchancen für Ausrüstungshersteller

    Bei der Turbinen- und Komponentenherstellung gibt es in Kanada erst wenig lokale Expertise. Die Wertschöpfungsketten führen hier meist zu ausländischen Herstellern. Zu den größten Ausrüstungslieferanten gehören Siemens Gamesa, General Electric, Vestas Wind Systems, Acciona, Enercon und Capital Power Corporation. Seit Herbst 2024 hat die Nordex Group in Kanada mehrere Aufträge über Windkraftanlagen erhalten.

     

    Wichtige Branchenunternehmen in Kanada
    UnternehmenHerkunftslandSparte
    TransAlta Kanada Erdgas, Solar, Wind, Energiespeicher
    InvenergyUSA Solar, Wind, Energiespeicher, Erdgas, Übertragung
    Potentia Renewables Kanada Wasserkraft, Solar, Wind, Energiespeicher
    InnergexKanadaWasserkraft, Solar, Wind, Energiespeicher
    EDF Renewables FrankreichSolar, Wind, Energiespeicher
    ABO EnergyDeutschlandWind, Energiespeicher
    ATCOKanadaWasserkraft, Solar, Wind, Energiespeicher
    Blue Earth Renewables KanadaWasserkraft, Solar, Wind
    BoralexKanada Wasserkraft, Solar, Wind, Energiespeicher
    Kruger Energy KanadaWind, Biomasse, Solar, Wasserkraft, Energiespeicher
    Quelle: University of Alberta, Recherchen von Germany Trade & Invest 2025

    Nach Angaben der Canadian Renewable Energy Association waren in Kanada Ende 2024 mehr als 18 Gigawatt an Windenergiekapazität installiert, verteilt auf 341 Windenergieprojekte. So sind Betrieb und Wartung für Windanlagen wichtige Leistungen, die oft lokal beschafft werden. Doch sind auch internationale Unternehmen wie Vestas und Siemens Gamesa in Kanada tätig und bieten fortschrittliche Wartungs- und Betriebsunterstützung. Mit dem steten Zubau von Windkraftanlagen wird ein breiteres Angebot an Instandhaltungsdienstleistungen nötig. Der Bedarf an Ersatzteillagern, Wartungszentren für Turbinen und auch an qualifizierten Technikern wird weiter zunehmen.

    Regional bestehen große Unterschiede

    Regionale Schwerpunkte spiegeln die natürlichen Ressourcen und die historische Entwicklung der Energieindustrie in den jeweiligen Provinzen wider. So ist Alberta der führende Erdöl- und Erdgasproduzent Kanadas, auf den etwa 84 Prozent des Rohöls und ein erheblicher Teil des Erdgases des Landes entfallen. Die Ölsandvorkommen der Provinz sind eine wichtige Quelle für schweres Rohöl. Der Öl- und Gassektor in Alberta ist sehr wettbewerbsintensiv, da zahlreiche nationale und internationale Unternehmen in der Region tätig sind. Doch wird in der Provinz auch stark in erneuerbare Energien investiert, wie in den Bau großer Solarparks.

    British Columbia ist ein bedeutender Erdgasproduzent, der etwa 30 Prozent der gesamten kanadischen Produktion beisteuert. Außerdem erzeugt die Provinz durch ihr umfangreiches Netz von Staudämmen eine beträchtliche Menge an Strom aus Wasserkraft.

    Saskatchewan ist bekannt für seine Schwerölproduktion und ist ein führender Uranproduzent. Die Ölfelder der Provinz befinden sich hauptsächlich in der Gegend von Lloydminster. Die Uranindustrie wird von Cameco, einem der größten Uranproduzenten der Welt, beherrscht.

    In Provinzen mit ausgeprägter Expertise im Öl- und Gasgeschäft (hauptsächlich Alberta und Saskatchewan) sind ausreichend EPC-Firmen vor Ort. EPC steht für Engineering, Procurement, and Construction (Ingenieurwesen, Beschaffung und Bau); diese Firmen bieten umfassende Dienstleistungen für große Infrastrukturprojekte an. Mit wenig zusätzlichem Training können dort meist genügend Fachkräfte für Windprojekte mobilisiert werden.

    Manitoba, Ontario und Québec sind wichtige Erzeuger von Strom aus Wasserkraft. Québec erzeugt über 90 Prozent seines Stroms aus Wasserkraft.

    In Neufundland und Labrador ist die Offshore-Ölförderung ein wichtiger Bestandteil der Wirtschaft, mit Großprojekten wie Hibernia und Hebron. Nova Scotia und New Brunswick haben eine kleinere Erdöl- und Erdgasproduktion. New Brunswick verfügt auch über bedeutende Raffineriekapazitäten, wobei die Irving Oil Refinery die größte in Kanada ist.
     

    Von Heiko Steinacher | Toronto

  • Marktorganisation und Rahmenbedingungen

    Kanada fördert den Ausbau Erneuerbarer durch umfangreiche Programme. Rückzahlbare Steuergutschriften bieten zusätzliche Anreize. Ontario und Alberta haben deregulierte Strommärkte.

    Auf föderaler Ebene ist die Canada Energy Regulator (CER) für die Regulierung des Stromexports und der internationalen Stromleitungen zuständig. Ansonsten ist der Strommarkt in Kanada auf Provinz- beziehungsweise Territorialebene organisiert. Jedes Territorium und jede Provinz kontrolliert die Erzeugung, Übertragung und den Vertrieb der Elektrizität sowie die Marktstruktur innerhalb der Region.

    Die Verbraucherpreise variieren je nach Strommix und Wettbewerbssituation in den regionalen Märkten. Mit Ausnahme von Alberta und Ontario wird die Preisbildung durch die regionalen Regulierungsbehörden der Provinzen geregelt. Am günstigsten ist Strom in Québec, British Columbia, Manitoba und Ontario. In den erstgenannten drei Provinzen ist Wasserkraft die Hauptquelle für Strom. Die niedrigen Produktionskosten werden an die Verbraucher weitergegeben. Ontario nutzt eine Mischung aus Wasserkraft und Atomkraft, was zu relativ niedrigen Strompreisen führt.

    Zudem gibt es Rabattsysteme für Haushalte mit niedrigen Einkommen und Preisnachlässe für energieintensive Industrien. Für die Industrie bestehen preisliche Anreize, Strom nicht während der Hauptlastzeiten zu verbrauchen. Grundsätzlich zahlt die Industrie deutlich weniger für Strom als die privaten Haushalte.

    Meistens produzieren, übertragen und verteilen große staatliche, vertikal integrierte Energieversorger den Strom. Zu diesen gehören BC Hydro, SaskPower, Manitoba Hydro, NB Power, Newfoundland and Labrador Power und Hydro-Québec. Kleinere, unabhängige Stromerzeuger in diesen Provinzen sind auf langfristige Stromabnahmevereinbarungen mit den Monopolversorgern angewiesen.

    Nur Ontario und Alberta haben ihre Stromindustrie durch die Trennung von Erzeugungs- und Versorgungsaktivitäten dereguliert, allerdings jeweils unterschiedlich stark. Der Stromhandel wird in diesen Provinzen zwischen den Stromerzeugern und Abnehmern über Stromgroßhandelsmärkte abgewickelt, was die Macht der Abnehmer stärkt.

    Strommärkte sind grundsätzlich offen für ausländische Anbieter

    Private Investitionen in Kanadas Strommärkte stehen grundsätzlich jedem offen, auch ausländischen Unternehmen. Je nach Herkunft und Höhe der Investition fallen staatliche Prüfungen nach dem Investment in Canada Act an. Dieses Gesetz stellt sicher, dass bedeutende Investitionen von Nicht-Kanadiern der kanadischen Wirtschaft zugutekommen und die nationale Sicherheit nicht beeinträchtigen. Bleibt die Investitionssumme unter 5 Millionen kanadischen Dollar für direkte Investitionen und 50 Millionen kanadischen Dollar für indirekte Investitionen, gelten die gleichen Regeln wie für kanadische Investoren.

    Für bestimmte Aktivitäten in der Elektrizitätswirtschaft, wie den Bau neuer Kraftwerke oder bedeutender Infrastrukturprojekte, müssen die regionalen Regulierungsbehörden die Geschäftsaktivitäten ausländischer Unternehmen genehmigen.

    In fast allen Provinzen und Territorien können private, unabhängige Erzeuger ihren Strom über PPAs (Power Purchase Agreement) direkt an staatliche Versorger verkaufen. Diese Verträge sichern den Verkauf von Strom zu einem festgelegten Preis über einen bestimmten Zeitraum. In einigen Provinzen wie Alberta und Ontario, wo der Strommarkt dereguliert ist, können Erzeuger ihren Strom auch direkt auf dem offenen Markt verkaufen. Das schafft mehr Flexibilität, aber auch höhere Risiken aufgrund von Preisschwankungen.

    Alberta, British Columbia, New Brunswick, Nova Scotia, Ontario und Québec bieten Net-Metering-Programme an, bei denen Erzeuger überschüssigen Strom ins Netz einspeisen und dafür Gutschriften erhalten, die sie gegen ihren eigenen Stromverbrauch aufrechnen können. Dieses Grundprinzip gilt bei allen diesen Programmen, auch wenn sie in ihren spezifischen Anforderungen und Bedingungen variieren.

    Die Canadian Electricity Association bietet auf ihrer Webseite regelmäßig Updates und Berichte zu Entwicklungen auf dem kanadischen Strommarkt.

    Zahlreiche Programme fördern den Ausbau erneuerbarer Energien

    Bei der Unterstützung der Energiewende und der Klimaschutzbemühungen Kanadas spielt der "Low Carbon Economy Fund" auf Bundesebene eine wichtige Rolle. Der Fonds stellt 1,4 Milliarden US-Dollar (US$) zur Unterstützung von Projekten bereit, unter anderem für Windkraft, Solarenergie, die energetische Nutzung von Biomasse und kleine Wasserkraftwerke. 

    Ein weiteres bedeutendes Anreizprogramm ist das "Emerging Renewable Power Program" (ERPP), das bis zu 200 Millionen US$ für den Ausbau erneuerbarer Energien bereitstellt. Darüber hinaus fördert das "Smart Renewables and Electrification Pathways Program" (SREPs) saubere Energietechnologien wie Wind, Solar, Speicher, Wasserkraft, Geothermie und Gezeitenenergie mit bis zu 3,2 Milliarden US$. Die Mittel sollen auch für Energiespeicher- und Netzmodernisierungsprojekte dienen. Dazu zählen unter anderem Vorhaben zum Ausbau provinzübergreifender Stromnetze, um den in Kanada kaum stattfindenden Stromhandel zwischen den Provinzen anzukurbeln.

    Darüber hinaus unterstützt das "Energy Innovation Program" (EIP) die Forschung, Entwicklung und Demonstration von sauberen Energie- und Effizienztechnologien, einschließlich Kohlenstoffabscheidung und -speicherung (CCUS). Der "Clean Fuels Fund" (CFF) fördert Projekte zur Entwicklung und Nutzung sauberer Brennstoffe und alternativer Energien. Der "Investing in Canada Infrastructure Plan" investiert zudem in grüne Infrastrukturprojekte, einschließlich erneuerbarer Energien.

    Grüne Steuergutschriften sind ein wichtiger Pfeiler für Nettonullziel

    Ein wesentlicher Pfeiler, um ihr Nettonullziel bis 2050 zu erreichen, sind für Kanadas liberale Minderheitsregierung sechs rückzahlbare Steuergutschriften (Investment Tax Credits; ITCs) für Investitionen in eine saubere Wirtschaft. Die bundesstaatliche Förderung in Form dieser grünen Steuergutschriften (Clean Economy ITCs) summiert sich bis 2034 auf 67 Milliarden US$. Im Gegensatz zu Abzügen, welche die Steuerbemessungsgrundlage reduzieren, verringern Steuergutschriften den zu zahlenden Steuerbetrag. Sie sind in dem Fall rückerstattungsfähig, wenn die Gutschrift höher ist als die gesamte Steuerschuld.

    So fördert zum Beispiel der Clean Technology Manufacturing ITC (CTM ITC) saubere Stromerzeugungsanlagen wie Windturbinen und Solarpaneele. Für solche ist eine Steuervergünstigung von 30 Prozent auf Investitionskosten möglich. Darüber hinaus können Unternehmen Kosten für bestimmte Kapitalgüter schneller abschreiben als üblich und so ihre Steuerlast in den ersten Jahren nach der Investition senken.

    Im Gegensatz zum amerikanischen Inflation Reduction Act (IRA) enthalten die Regeln für Kanadas grüne ITCs keine Local-content-Bedingungen. Während die USA zum Beispiel beim Kauf von Solarenergie-Hardware bei großem heimischen Wertschöpfungsanteil eine höhere Steuergutschrift gewähren als bei einem kleinen, sieht Kanada von solch protektionistischen Maßnahmen ab. Deutschen Exporteuren grüner Technologien dürften sich dadurch gute Marktchancen eröffnen.

    Germany Trade & Invest stellt ausführliche Informationen zum Wirtschafts- und Steuerrecht sowie zu Einfuhrregelungen, Zöllen und nicht tarifären Handelshemmnissen zur Verfügung.

    Von Heiko Steinacher | Toronto

  • Kontaktadressen

    Bezeichnung

    Anmerkungen

    Germany Trade & InvestAußenhandelsinformationen für die deutsche Exportwirtschaft

    Exportinitiative Energie

    Informationen zu Veranstaltungen, Markt- und Länderinformationen

    Factsheets der Exportinitiative Energie

    Factsheets mit allgemeinen Energieinformationen zum Land (teilweise mit Technologie- oder Anwendungsfokus)

    AHK Kanada

    Anlaufstelle für deutsche Unternehmen

    Canada Energy Regulator Energiebehörde
    Natural Resources Canada Ressourcenministeriums
    Energy Council of Canada Industrieverband für Energie 
    Canadian Renewable Energy Association (CanREA) Industrieverband für erneuerbare Energien

    Electricity Transformation Canada 

    Konferenz und Fachmesse für erneuerbare Energien (6. bis 8. Oktober 2025, Toronto) 
    Global Energy Show Konferenz und Messe für die Energiebranche (10. bis 12. Juni 2025, Calgary) 

     

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