Branchen I Westafrika I Nahrungsmittel-, Verpackungsmaschinen
Blaue Wirtschaft gewinnt zunehmend an Bedeutung
Öffentliche und private Mittel fließen vermehrt in den Fischereisektor. Unternehmen investieren in den Aufbau von Verarbeitungskapazitäten für Kakao, Fleisch und Getreide.
17.09.2024
Von Corinna Päffgen, Fausi Najjar | Accra, Dakar
- Togo und Benin bauen Fischzucht aus
- Auch Ghana und Liberia setzen auf Aquakultur
- Guinea-Bissau erneuert Fischereiabkommen mit der EU
- Kamerun stärkt die Landwirtschaft
- Côte d´Ivoire will Einfluss von Kakao-Zwischenhändlern reduzieren
- Senegal: Investitionen in die Getreidevermahlung
- Nigeria: Investitionen in Tiernahrung und Fleischverarbeitung
Togo und Benin bauen Fischzucht aus
Die togolesische Regierung stellt für 2024 rund 3 Millionen Euro zur Förderung des Fischsektors bereit, so die lokale Presse Anfang April 2024. Die Investitionen dienen in erster Linie einem Programm zur Förderung der Fischzucht, das 2022 aufgelegt wurde.
Anfang 2024 hat die beninische Regierung in Zusammenarbeit mit der Afrikanischen Entwicklungsbank offiziell ein Fünf-Jahresprogramm zur Förderung des Fischereisektors ins Leben gerufen. Das Budget beläuft sich auf umgerechnet 27,5 Millionen Euro. Schwerpunkt des Projektes ist die Entwicklung einer wettbewerbsfähigen und klimaresistenten Fischzucht.
Auch Ghana und Liberia setzen auf Aquakultur
Das ghanaische Fischereiunternehmen Tropo Farms konnte sich für seine Expansionspläne eine Finanzierung in Höhe von 8 Millionen US-Dollar (US$) sichern. Investiert wird in den Ausbau von Produktions- und Verarbeitungsanlagen von Tilapia-Fisch, insbesondere für zusätzliche Käfige im Volta-See, Boote, Kühltransportkapazitäten und den Ausbau von Brütereien. Damit strebt das Unternehmen bis 2029 eine Produktionssteigerung von derzeit 15.000 Tonnen auf 30.000 Tonnen pro Jahr an. Dazu nutzt es Technologien der US-Firma Innovasea, die spezialisiert auf End-to-End-Lösungen für die Fischzucht und Wasserforschung ist. Tropo Farms kann damit Echtzeitdaten zu Sauerstoffgehalt, Temperatur und Algenbildung sammeln.
Liberia verfügt über großes Potenzial bei der Entwicklung integrierter Aquakulturen sowie Reis-Fisch-Kulturen, betreibt aber bislang vor allem artisanalen Fischfang und Subsistenzzucht von Tilapia und Wels. Dies soll sich durch eine neue Partnerschaft mit der Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen (FAO) ändern. Vor allem die Kultivierung von Tilapia und Wels soll vorangetrieben, Investitionen angezogen und so eine kommerzielle Industrie aufgebaut werden. Geplant ist zudem eine Verbesserung des Rechtsrahmens und der Aufbau von Kapazitäten einschließlich bei der Herstellung von Fischfutter.
Guinea-Bissau erneuert Fischereiabkommen mit der EU
Die Erneuerung des Abkommens von 2020 sieht die Unterstützung des Fischereisektors des kleinen westafrikanischen Landes mit 100 Millionen Euro für die nächsten fünf Jahre vor. Zur Förderung der blauen Wirtschaft werden die Mittel für den Aufbau grundlegender Infrastruktur, die Verbesserung der Meeresüberwachung sowie für die Bekämpfung der illegalen und unregulierten Fischerei verwendet. Im Gegenzug erlaubt Guinea-Bissau Schiffen aus Portugal, Spanien, Frankreich, Italien und Griechenland in seinen Gewässern zu fischen. Die Parteien planen zudem den Abbau technischer Handelshemmnisse, um den Export von Fisch in die EU zu ermöglichen.
Kamerun stärkt die Landwirtschaft
Der kamerunische Präsident Paul Biya hat im Juni 2024 die Vergabe mehrere Kredite in Höhe von umgerechnet 79 Millionen Euro unterzeichnet. Die von der Standard Chartered Bank verliehenen Gelder dienen der Finanzierung von Bewässerungssystemen, Straßennetzen, der Beschaffung landwirtschaftlicher Maschinen und dem Erwerb von Anlagen zur Nahrungsmittelverarbeitung. Die Ausgaben sind Teil eines dreijährigen Notfallplans zur Beschleunigung des Wirtschaftswachstums im Agrarsektor.
Schokoladenfabrik geplant
Im Juni 2024 ist in der Provinz Obala der Bau einer Schokoladenfabrik angelaufen. Bauherr ist der Eigentümer des Unternehmens Chocolaterie Olivier Bourdais. Die Kakaoanbauregion erhält damit ihr erstes Schokoladenwerk. Die Investitionshöhe liegt bei 1,5 Millionen Euro. Die Schoko-Produkte sind für den lokalen und internationalen Markt bestimmt. Bislang haben Makler aus Nigeria und Kamerun die Kakaobohnen aus der Region aufgekauft und zuvorderst exportiert.
Ebenso im Juni 2024 hat das französische Unternehmen I-Tek den Bau und die Inbetriebnahme von 500 Schweinezuchtbetrieben in ganz Kamerun angekündigt. I-Tek ist auf die Herstellung von Tierhaltungsanlagen spezialisiert.
Côte d´Ivoire will Einfluss von Kakao-Zwischenhändlern reduzieren
Die Regulierungsbehörde der Elfenbeinküste Conseil du Café-Cacao hat im Juni 2024 angekündigt, den Kakao-Binnenmarkt innerhalb eines Jahres vollständig reformieren zu wollen. Geplant ist - mittels Ausbau eines Systems zur Rückverfolgung und Zertifizierung -, den bislang gegebenen starken Einfluss von Zwischenhändlern auf das Marktgeschehen zu reduzieren. Zudem sollen inländische Verarbeiter beim Erwerb von Kakaobohnen vorrangig behandelt werden. Die ivorische Regierung hat sich das Ziel gesetzt, mindestens die Hälfte der geernteten Kakaobohnen im Land verarbeiten zu lassen.
Senegal: Investitionen in die Getreidevermahlung
Im Mai 2024 hat das Lebensmittel- und Kosmetikunternehmen Biosene in der Region Dakar eine neue Produktionsstätte für die Herstellung von Couscous eröffnet. Die US-Regierung hat die Investition mit knapp 1 Million US$ bezuschusst.
Laut Pressemeldungen vom Februar 2024 erhält der Fischsektor im Senegal 1,8 Millionen US$ von Japan. Mit dem Geld sollen in der Südprovinz Casamance die Lebensbedingungen von Frauen in der Fischwirtschaft verbessert werden. Das Projekt zur Stützung der handwerklichen Fischerei umfasst den Erwerb kleiner Verarbeitungsanlagen und Prozessöfen.
Nigeria: Investitionen in Tiernahrung und Fleischverarbeitung
Im Bundesstaat Oyo hat das Unternehmen Nutreco eine Produktionsstätte für Fisch- und Geflügelfutter eröffnet. Die 25 Millionen Euro teure Anlage hat eine Produktionskapazität von 125.000 Tonnen pro Jahr. Die Futtermittel sind neben der Bedienung der lokalen Nachfrage auch für den Export in die westafrikanischen Nachbarländer vorgesehen.
Das Schweinezuchtunternehmen Supreme Meat plant die Errichtung der ersten modernen Schweinefleischverarbeitungsanlage in Nigeria. Der nigerianische Fleischsektor ist nach wie vor unterversorgt und auf Importe angewiesen. Supreme Meat produziert für den lokalen Markt, möchte daneben führender Exporteur von nigerianischem Schweinefleisch werden.