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Branchen | Nordafrika | Nahrungsmittel-, Verpackungsmaschinen

Lebensmittelhersteller investieren weiter

Ob Milchprodukte, Teigwaren oder landwirtschaftliche Grundprodukte: Lokale und ausländische Unternehmen der Lebensmittelbranche kündigen verschiedene Projekte in Nordafrika an. (Stand: 30.01.2025)

Von Ullrich Umann, Verena Matschoß, Marcus Knupp | Casablanca, Tunis, Berlin

Die Nahrungsmittelindustrie in Ägypten, Algerien, Tunesien und Marokko expandiert. Ein wichtiger Treiber ist das Bevölkerungswachstum. In allen Ländern hat eine hohe lokale Getreideversorgung große Priorität.

Ägyptens Nahrungsmittelsektor baut Kapazitäten aus

Sowohl ausländische Investoren als auch einheimische Unternehmen der Nahrungsmittelindustrie erhöhen ihre Produktionskapazitäten. Der Schwerpunkt liegt dabei auf der Weiterverarbeitung von Obst und Gemüse sowie von Getreideprodukten wie Nudeln und Gebäck. Pressemeldungen zufolge will die ägyptische Regierung den Umsatz der Branche bis 2030 auf 20 Milliarden US-Dollar (US$) etwa verdreifachen.

Im Januar 2025 konnte sich die ägyptische MAFI for Agricultural Produce Industries die Finanzierung von 180 Millionen US$ für den Aufbau einer Agrofood-Industriezone mit insgesamt fünf Fabriken in Sadat City nordwestlich von Kairo sichern. Zum Produktionsspektrum von MAFI gehören Zitruskonzentrate und -öle, tiefgefrorenes Obst und Gemüse sowie gefriergetrocknete Erdbeeren. Zusammen mit weiteren Investoren sind Investitionen von rund 300 Millionen US$ in der neuen Industriezone geplant. Erste Betriebe sollen ihre Tätigkeit im März 2026 aufnehmen.

In der benachbarten Industriestadt 6th of October City plant das bulgarische Unternehmen Balkan Food Industries 20 Millionen Euro in die Produktion von Obst- und Gemüsekonzentraten wie Tomatenmark zu investieren. Dabei sollen ausschließlich lokale Rohstoffe verwendet werden. Auch hier ist der Produktionsstart für März 2026 vorgesehen. Bereits seit längerem produziert die peruanische AJE Group am gleichen Standort Säfte und Softdrinks. Das Unternehmen kündigte im Oktober 2024 an, weitere 10 Millionen US$ in den Standort zu investieren und eine zusätzliche Produktionslinie einzurichten.

Das türkische Unternehmen Saray Bisküvi ve Gıda Sanayi will bereits Ende 2025 mit 450 Beschäftigten die Produktion von Süß- und Backwaren in der Suez Canal Economic Zone aufnehmen. Die Kosten der Anlage werden mit 8 Millionen US$ angegeben. Der ägyptische Süßwarenanbieter Corona erweitert seine Produktion in 6th of October City um 5.000 Tonnen auf 30.000 Tonnen pro Jahr und investiert dafür 3 Millionen US$. Auch die Egyptian Swiss Group, ein großer lokaler Getreideverarbeiter, erweitert seine Anlagen zur Herstellung von Nudeln in 10th of Ramadan City östlich von Kairo bis 2026. Ziel der Investition in Höhe von 10 Millionen US$ ist der Aufbau zusätzlicher Kapazitäten, um west- und südafrikanische Märkte beliefern zu können.

Dynamik in algerischer Nahrungsmittelindustrie setzt sich fort

Das Jahr 2024 war von einer besonderen Dynamik im algerischen Nahrungsmittelsektor geprägt. Zwei Großprojekte zogen besondere Aufmerksamkeit auf sich: Das Vorhaben mit dem italienischen Unternehmen Bonifiche Ferraresi zur Produktion von Getreide, Hülsenfrüchten und Teigwaren und das integrierte Projekt mit dem katarischen Unternehmen Baladna zur Aufzucht von Milchkühen und zur Produktion von Milchpulver.

Im Jahr 2025 hält die Dynamik an. Dutafic Algérie will gemeinsam mit einem saudi-arabischen Investor ein Großprojekt realisieren. In der Wilaya El-Menia in der algerischen Sahara soll auf einer Fläche von mehr als 20.000 Hektar ein Landwirtschaftszentrum für den Anbau von Getreide, Obst und Gemüse sowie für die Milchviehzucht entstehen. Das Investitionsvolumen wird auf über 12 Milliarden Algerische Dinar (nach offiziellem Wechselkurs rund 85 Millionen Euro) geschätzt.

In der Wilaya El-Menia steht laut Presseberichten ein weiteres Projekt mit einer italienischen Firma kurz vor dem Start. Auf einer Fläche von rund 50.000 Hektar ist der Anbau von Zuckerrohr und verschiedenen Getreidesorten geplant.  

Neben Saudi-Arabien und Italien interessiert sich auch Ägypten für die algerische Landwirtschaft. Das ägyptische Unternehmen Daltex informierte sich im Oktober 2024 bei einem Treffen mit der Algerischen Agentur für Investitionsförderung (AAPI) über die verschiedenen Investitionsmöglichkeiten in Algerien. Das Unternehmen ist eine der größten Vertriebsgesellschaften von Obst und Gemüse in Ägypten.

Nach Angaben des Ministers für Landwirtschaft und ländliche Entwicklung, Youcef Cherfa, plant Algerien, die Produktionskapazität in der Milchindustrie bis zum Ende des 1. Quartals 2025 um fast 1.300 Tonnen zu erhöhen. Das größte Projekt wird von der Gruppe Giplait durchgeführt und umfasst die Installation einer Produktionseinheit mit einer Kapazität von 1.000 Tonnen pasteurisierter Milch und UHT-Milch pro Tag in Rouiba in Algier. Nach Angaben des Ministers soll die Anlage ab Februar 2025 in Betrieb gehen.

In Marokko stehen Investitionen und Berufsausbildung auf der Agenda

Der marokkanische Gelatinehersteller Setemax erweitert seine Produktion am Standort Kenitra. Dafür werden 6 Millionen Euro investiert. Zu den in Kenitra hergestellten Produkten gehört die aus Meeresalgen gewonnene Gelatine Agar-Agar, die in der Nahrungsmittel-, Pharma- und Kosmetikindustrie weiterverarbeitet wird.

Das marokkanische Großhandelsunternehmen für Nahrungsmittel und Konsumgüter, Retail Holding, erhält eine Kapitalbeteiligung. Die beiden Investmentfonds Fipar Holding und CDG Invest Growth sowie die zur Weltbankgruppe gehörende IFC übernehmen zusammen 21,5 Prozent der Anteile. Damit soll das operative Geschäft der Retail Holding auf den Nahrungsmittelmärkten in Marokko und Côte d’Ivoire gestärkt werden.

Die marokkanische Regierung gründet am Standort Casablanca unter Beteiligung der Wirtschaft eine Berufsschule für Bäcker und Konditoren (Institut de formation professionnelle boulangerie et pâtisserie). Bis 2030 sollen hier 140.000 junge Facharbeiter eine einschlägige Ausbildung durchlaufen. 

USA unterstützen Dattelproduktion in Tunesien

Anfang November 2024 gab die US-Botschaft in Tunis bekannt, dass das US-Landwirtschaftsministerium (USDA) im Rahmen des Programms "Food for Progress" (FFPr) 76,5 Millionen Tunesische Dinar (23 Millionen Euro) zur Unterstützung des Dattelanbaus in Tunesien bereitstellt. Ziel des auf fünf Jahre angelegten Programms ist es, die Dattelproduktion zu steigern und die traditionellen Anbausysteme in den Oasen zu stärken.

Nach Informationen der tunesischen Regierung werden im Jahr 2025 einige Unterstützungsmaßnahmen für den Agrarsektor in Kraft treten. So soll eine Finanzierungslinie in Höhe von 7 Millionen Dinar für die Vergabe mittel- und langfristiger Darlehen an kleine und mittlere Unternehmen (KMU), einschließlich Start-ups, insbesondere in den Bereichen Landwirtschaft und Fischerei, eingerichtet werden.

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