Branchen | Westafrika | Nahrungsmittel-, Verpackungsmaschinen
Westafrikanische Unternehmen engagieren sich
Die Nachrichten aus der Ernährungswirtschaft zeigen, dass westafrikanische Investoren zunehmend auf den Plan treten. Die dortigen Regierungen wollen die Branche stärken.
30.01.2025
Von Corinna Päffgen, Fausi Najjar | Accra, Abidjan
Côte d'Ivoire: Neues Engagement in der Baumwollindustrie
Die Optimus Holding Group des ivorisch-malischen Geschäftsmannes Sidi Mohamed Kagnassi führt seit 2024 Gespräche mit dem Mischkonzern Industrial Promotion Services West Africa über den Erwerb von dessen Tochtergesellschaften Chimtec und Ivoire Coton. Beide Unternehmen sind in der Baumwollverarbeitung im Nordwesten der Elfenbeinküste tätig. Der Wert der Transaktion wird auf über 200 Millionen Euro geschätzt.
Mit dem Erwerb von Ivoire Coton würde die Familie Kagnassi zu ihren Wurzeln zurückkehren. Im Jahr 2007 musste sie aufgrund einer schweren politischen Krise in der Elfenbeinküste ihr Engagement in der Baumwollindustrie beenden. Heute erstreckt sich das Tätigkeitsfeld des Familienkonglomerats auf eine breite Palette von Branchen; dazu zählen die Felder: Energie, Bau, Transport, Gesundheit, Digitalisierung, Finanzen und Bildung. Optimus Holding ist nach dem Staat auch der zweitgrößte Anteilseigner der nationalen Fluggesellschaft Air Côte d'Ivoire.
Senegalesische Regierung will Milchimporte deutlich reduzieren
Der Minister für Landwirtschaft, Ernährungssouveränität und Viehzucht Mabouba Diagne, hat in einer Pressemitteilung vom 10. Januar 2025 angekündigt, die Abhängigkeit Senegals von Milchimporten beenden zu wollen. Er befürworte eine Erhöhung der Importzölle auf Milchprodukte, heißt es.
Die Aussagen des Ministers passen in die neue gesamtwirtschaftliche Ausrichtung der im April 2024 gebildeten senegalesischen Regierung. Diese will die heimische Landwirtschaft insgesamt stärken und die Importabhängigkeit bei Agrargütern deutlich mindern. Die Mitteilung des Ministeriums erfolgte anlässlich eines Besuchs in Uganda, wo sich Diagne über die dortige Milchwirtschaft informiert hatte.
Senegal muss knapp 70 Prozent seines Milchbedarfs importieren. Nach Angaben des senegalesischen Landwirtschaftsministeriums gibt das Land jährlich mindestens 65 Milliarden CFA-Francs für den Import von Milchpulver vor allem aus der Europäischen Union aus. Das entspricht knapp 100 Millionen Euro und 300 Millionen Litern Milch.
Castel-Konzern verkauft Mühle in Togo
Nachdem der Castel-Konzern in Kamerun und in der Republik Kongo zwei seiner Mühlen verkauft hat, hat die Avos-Gruppe - das drittgrößte Mühlenunternehmen in der Elfenbeinküste - nun eine Mühle der Castel-Tochter Somdia in Togo erworben. Die Avos-Gruppe ist bereits in Burkina Faso, Mali und Ghana aktiv. Die Unternehmensgruppe zählt zu den größten Nahrungsmittelkonzernen in Côte d'Ivoire und ist neben dem Mühlensektor vor allem in der Geflügelzucht und Futtermittelindustrie tätig. Das Werk in Togo gilt als modern. Dennoch soll es nach dem Willen des Avos-Gründers und Geschäftsführers Jean-Marie Ackahin in einen Innovationshub umgewandelt werden, in dem neue Verarbeitungstechniken erprobt und umgesetzt werden.
Nigeria: Dangote eröffnet größte Tomatenverarbeitungsfabrik in Afrika
Die nigerianische Dangote Gruppe hat in Kano (Nordnigeria) die größte Tomatenverarbeitungsfabrik Afrikas in Betrieb genommen. Die 20 Millionen US-Dollar (US$) teure Anlage hat eine jährliche Produktionskapazität von etwa 400.000 Tonnen Tomatenmark. Damit würde Nigeria unabhängig von Tomatenmarkimporten in Höhe von rund 300.000 Tonnen pro Jahr. Insgesamt werden im Land pro Jahr etwa 2,3 Millionen Tonnen Tomatenmark verbraucht. Darüber hinaus hat das Unternehmen knapp 2 Millionen US$ in Gewächshäuser investiert, um jährlich bis 350 Millionen Tonnen Tomatensetzlinge zu züchten.
Fan Milk, ein Tochterunternehmen des französischen Lebensmittelkonzerns Danone, baut seine Präsenz in Nigeria weiter aus. Zuletzt investierte das Unternehmen 8 Millionen Euro in eine neue Produktionslinie zur Herstellung von FanYogo, einem haltbaren Trinkjoghurt, in Ibadan im Bundesstaat Oyo.
Der lokale Gewürzhersteller Mamae Foods konnte sich eine Finanzierung in Höhe von 100.000 US$ sichern. Das im Jahr 2023 gegründete Start-up stellt Gewürzmischungen wie Jollof Rice Spice Mix und Masala Curry aus lokalen Zutaten her. Geplant ist, die Produktionskapazität auf 20 Tonnen pro Tag zu erhöhen und neue Produkte zu entwickeln.
Insgesamt 4,5 Millionen US$ plant das nigerianische Unternehmen Starlink Global and Ideal Ltd. in den nächsten fünf Jahren in die Produktion von Cashewnüssen und Kakao zu investieren. Die Ankündigung erfolgte auf die jüngste Zusage der African Export-Import Bank, rund 20 Millionen US$ für den Aufbau einer Cashew-Verarbeitungsanlage in der Region bereitzustellen.
Die nigerianische Regierung hat über den National Agricultural Development Fund (NADF) für rund 70 Millionen US$ beim US-Unternehmen John Deere Traktoren, Mähdrescher und weitere landwirtschaftliche Geräte bestellt. Durch den Einsatz moderner Landtechnik soll die Nahrungsmittelproduktion verbessert werden. Nigerias jährliche Nahrungsmittelimporte belaufen sich auf fast 10 Milliarden US$.
Ghana: Dynamik auf dem Getränkemarkt
Der US-amerikanische Getränkehersteller Prime Hydration expandiert seit kurzem nach Ghana und Nigeria. Zur Vorbereitung des Markteintritts in Westafrika ist das Unternehmen eine Vertriebskooperation mit TradeDepot eingegangen. TradeDepot betreibt eine der führenden B2B-Plattformen und ist für sein Einzelhandelsnetz und seine Vertriebsexpertise bekannt. Prime wurde 2022 gegründet und erzielt mit zuckerfreien Sportgetränken einen Umsatz von über 1,2 Milliarden US$. Das Start-up ist seit 2023 auf dem südafrikanischen Markt vertreten, wo es eine Partnerschaft mit einer der führenden Supermarktketten, Checkers, eingegangen ist.
Das indische Unternehmen Varun Beverages hat für 15 Millionen US$ den ghanaischen Getränkehersteller SBC Beverages Ghana Ltd. übernommen. Varun Beverages ist ein großer Franchise-Abfüller für PepsiCo und erweitert stetig seine Präsenz mit weiteren Investitionen in afrikanischen Märkten, wie zum Beispiel in der DR Kongo, Tansania, Simbabwe und Sambia.