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Potenzial für erneuerbare Energien wird bislang kaum genutzt
Ghanas Strombedarf wird mit einer zunehmenden Industrialisierung weiter steigen. Beim Ausbau der Kapazitäten wird vermehrt auf erneuerbare Energien gesetzt.
02.06.2023
Von Corinna Päffgen | Accra
Ghana hat im afrikanischen Vergleich eine hohe Stromzugangsrate von 90 Prozent. Etwa 50 Prozent der Landbevölkerung und 90 Prozent der Bevölkerung in urbanen Gegenden sind an das Stromnetz angeschlossen. Gegenwärtig liegt die Erzeugungskapazität bei fast 5.500 Megawatt. Hauptquellen der ghanaischen Stromerzeugung sind Wasserkraft (drei Kraftwerke) sowie die thermische Erzeugung (15 Anlagen) durch Erdöl, Erdgas und Diesel. Der Anteil erneuerbarer Energien am Strommix wie Solar- und Windkraft ist mit weniger als 1 Prozent noch sehr gering. Die Stromgewinnung ist deshalb nicht nur teuer, sondern auch klimaschädlich.
In den kommenden Jahren dürfte Ghana seine Kapazitäten in der Stromerzeugung aufgrund der steigenden Stromnachfrage weiter ausbauen. Bis 2030 könnte sich der Bedarf Analysten zufolge fast verdoppeln. Der Anteil erneuerbarer Energien soll dabei stetig steigen und die Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen zugleich verringert werden.
Noch wenig Strom aus erneuerbaren Energien
Der Renewable Energy Masterplan (REMP) von 2019 bildet das politische Rahmenwerk für den Ausbau erneuerbarer Energien. Bis zum Jahr 2030 soll der Anteil von derzeit rund 43 Megawatt auf 1.400 Megawatt gesteigert werden. Hier bestehen Chancen in den Bereichen Solarenergie, Windenergie und Biomasse. Zur Umsetzung des REMP sind Investitionen von 5,6 Milliarden US-Dollar (US$) erforderlich. Davon sollen 80 Prozent vom Privatsektor getragen werden.
Für Solarenergie bieten sich Geschäftschancen im Off-Grid-Bereich und nach Aufhebung eines Moratoriums für die Unterzeichnung neuer Stromabnahmeverträge (Power Purchase Agreements – PPA) seit Kurzem auch wieder im On-Grid-Bereich. Aufgehoben wurde das Moratorium jedoch nur für Strom aus erneuerbaren Energien.
Bislang gibt es neun Anlagen, die Strom aus Solarkraft (124 Megawatt) und Abfallverwertung (waste-to-energy; weniger als 1 Megawatt) produzieren. Des Weiteren gibt es mehrere Photovoltaik (PV)-Anlagen für den Eigenverbrauch (off-grid). Rund 50 Anlagen sind mittlerweile bei Gewerbe- und Industrieunternehmen in Betrieb, davon die Hälfte in der Agroindustrie.
Potenzial bietet auch die Stromerzeugung aus Windenergie. Das Interesse von Unternehmen in dem Bereich ist groß. Wegen des bislang existierenden Moratoriums fehlten in dem Segment jedoch wichtige Anreize für Investitionen. Ein größeres Projekt ist hier die Installation mehrerer Windanlagen durch das Schweizer Unternehmen NEK Umwelttechnik AG im Jahr 2020. Insgesamt sind fünf Windparks mit einer Gesamterzeugungskapazität von 1 Gigawatt geplant.
Moratorium lähmt Projekte
Die hohe Verschuldung des staatlichen Stromversorgers ECG (Electricity Company of Ghana) und Überkapazitäten bei der Erzeugung von Strom führten zu einem Moratorium für die Unterzeichnung neuer Stromabnahmeverträge. Großprojekte im Bereich der Stromerzeugung, die nicht auf die Eigenversorgung ausgerichtet sind, sind deshalb derzeit eingefroren. Die Verbindlichkeiten belaufen sich Medienberichten zufolge auf fast 2 Milliarden US$. Im Jahr 2019 sind Pläne gescheitert, die ECG mit der Beteiligung der US-Entwicklungshilfeagentur Millenium Challenge Corporation zu restrukturieren und teilprivatisieren.
Zuletzt gingen deshalb die Investitionen zurück. Es wird aber erwartet, dass das Moratorium aufgehoben wird, sobald die Überkapazitäten in der Erzeugung beseitigt sind. Für den Bereich erneuerbare Energien wurde das Moratorium bereits kürzlich aufgehoben.
Fortschritte beim Netzausbau
Der Ausbau der Stromnetze schritt in den letzten Jahren voran und wird weiter fortgesetzt. So müssen die schnell wachsenden Städte besonders an ihrer Peripherie mit neuen Anschlüssen versorgt und ländliche Gegenden ans Netz angeschlossen werden. Auch in Übertragungsleitungen und die Errichtung von Knoten- und Übergabepunkten (Bulk Supply Points) investiert das Land weiter. Übertragungsverluste konnten damit bereits stark reduziert werden.
Im Rahmen des westafrikanischen Stromverbundes (West African Power Pool - WAPP) hat Ghana in den letzten Jahren transnationale Stromleitungen zur Anbindung an Burkina Faso, Togo und Côte d'Ivoire gebaut. Der Verbund treibt den Aufbau eines zuverlässigen Stromnetzes und eines gemeinsamen Strommarktes in der Region voran. Mittlerweile exportiert Ghana Strom in die Nachbarländer. Im Jahr 2021 waren es rund 1.700 Gigawattstunden.
Seit Ende 2017 setzt sich die ghanaisch-deutsche Zusammenarbeit dafür ein, die Rahmenbedingungen für private Investitionen unter anderem im Bereich erneuerbare Energien und Energieeffizienz zu verbessern. Bereits in den vergangenen Jahren konzentrierten sich die Bemühungen auf die Schaffung von rechtlichen und institutionellen Rahmenbedingungen, mit denen private Investoren für den Markt gewonnen werden sollen. Dabei wurden Einspeisetarife und die Möglichkeit von Net-Metering eingeführt. Dabei handelt es sich um ein Verfahren zur Vergütung von Strom aus meist kleinen PV-Anlagen.
Wasserstoff-Pilotprojekt läuft mit deutscher Beteiligung
Mit seinen guten Voraussetzungen für die Nutzung erneuerbarer Energien kommt Ghana auch für die Erzeugung von grünem Wasserstoff infrage. Mit dem H2-Atlas-Africa werden die Potenziale für grünen Wasserstoff im Rahmen der Nationalen Wasserstoffstrategie der Bundesregierung in Zusammenarbeit mit dem Forschungszentrum Jülich, dem SASSCAL und WASCAL eruiert.
Ghana verfügt über einen großen Agrarsektor, der auf den Import von Düngemitteln angewiesen ist. Neben dem Potenzial für die Produktion von Ammoniak zur Herstellung von Düngemitteln dürfte der Bedarf in weiteren Sektoren wie in der Chemie-, Zement- und Stahlindustrie künftig zunehmen. Daraus können sich gute Geschäftschancen ergeben. Noch ist das allgemeine Interesse an Wasserstoff gering und es fehlen die politischen Rahmenbedingungen wie eine Wasserstoffstrategie.
Dies könnte sich jedoch bald ändern. In Tema in der Nähe von Accra hat die Fachhochschule Bochum im Rahmen des Projekts GH2GH ein Pilotprojekt gestartet. Dabei werden die Wasserstofferzeugung und Brennstoffzellentechnologie technisch und wirtschaftlich erprobt und angepasst. Dazu wird ein Elektrolyseur zur Erzeugung von grünem Wasserstoff und ein Speichersystem mit spezifischen Komponenten in ein bestehendes Solar-Mini-Grid integriert. Das Projekt sieht den Aufbau von Strukturen zur Implementierung grüner Wasserstofftechnologien für dezentrale Energiesysteme in Subsahara-Afrika vor.