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Branche kompakt | Indien | Kfz-Industrie

Branchenstruktur

Die Kfz-Branche ist für Indien volkswirtschaftlich wichtig und stellt zunehmend mehr Fahrzeuge her. Die Unternehmen investieren in neue Kapazitäten.

Von Florian Wenke | Mumbai

Der Automobilsektor ist von hoher volkswirtschaftlicher Bedeutung für den Wirtschaftsstandort Indien. Nach offiziellen Angaben trägt er rund 7 Prozent zum Bruttoinlandsprodukt (BIP) bei. Die Branche beschäftigt – optimistisch geschätzt – zwischen 35 Millionen bis 37 Millionen Menschen direkt und indirekt. Geht es nach dem derzeitigem "Automotive Mission Plan" der Regierung, sollen die Werte bis 2026 auf mindestens 12 Prozent Anteil am BIP beziehungsweise 65 Millionen Beschäftigte steigen. Die Erreichung dieser Ziele ist jedoch unrealistisch. Der Plan wird momentan überarbeitet und soll nach geplanter Veröffentlichung im Jahr 2025 die Marschroute bis ins Jahr 2047 definieren. 

Im Land sind sowohl heimische als auch internationale Hersteller ansässig. Zudem gibt es eine leistungsstarke Zulieferindustrie. Es werden alle wichtigen Bereiche der Wertschöpfungskette vor Ort abgedeckt. Die Zentren der Kfz-Branche sind in und um Pune, Chennai, Bengaluru sowie New Delhi. Auch im Bundesstaat Gujarat sind Kfz-Unternehmen in größerem Umfang anzutreffen. Kleine Zulieferer sind im ganzen Land verteilt. 

Die Unternehmen produzieren überwiegend für den lokalen Markt. Insbesondere für Zweiradhersteller ist aber auch der Export wichtig. Zahlreiche Zulieferer orientieren sich ebenfalls über die Landesgrenze hinaus und streben eine stärkere Einbindung in internationale Lieferketten an. 

Produktionsvolumen steigt weiter

Im Finanzjahr 2023/2024 (1. April bis 31. März) wurden 4,9 Millionen Pkw produziert, im Vorjahr waren es etwa 4,6 Millionen. Experten zeigen sich zuversichtlich, dass die Produktion von Pkw auch im laufenden und nächsten Finanzjahr weiter wachsen wird. Allerdings dürften die Wachstumsraten mit einer Zunahme im mittleren einstelligen Bereich im laufenden und kommenden Finanzjahr moderater ausfallen als in den Vorjahren. Trotz guter Konjunktur schwächelt derzeit der private Konsum.

Hersteller bauen Fertigungskapazitäten aus

Dennoch sorgen robuste und langfristige Wachstumsaussichten für Zuversicht bei den Kfz-Herstellern. Dies spiegelt sich in den Investitionen wider. Eine Reihe von Unternehmen kündigte den Bau weiterer Werke an oder hat bereits damit begonnen. 

Dazu gehört der Bau eines Werkes durch Toyota Kirloskar mit einer Fertigungskapazität von bis zu 400.000 Fahrzeugen in Chhatrapati Sambhajinagar (ehemals Aurangabad) im Bundesstaat Maharashtra. Mit dem Landerwerb hat das Projekt eine in Indien komplizierte Hürde genommen. Der Bau dürfte 2025 beginnen. Die Investitionssumme beläuft sich auf rund 2,4 Milliarden US-Dollar (US$). Damit baut der Hersteller seine Kapazitäten deutlich aus. 

JSW möchte sich ebenfalls in Chhatrapati Sambhajinagar engagieren. Das Unternehmenskonglomerat ist eigentlich vor allem in der Stahlbranche tätig. Derzeit ist es an MG Motors in Indien beteiligt und wird nun ein Werk für Elektrofahrzeuge bauen. Dafür sieht die Firma Investitionen in Höhe von 3,2 Milliarden US$ vor. 

Mit dem Bau der Werke entwickelt sich Chhatrapati Sambhajinagar zu einem wichtigen Standort der Automobilindustrie. Bereits jetzt ist der Volkswagenkonzern mit einer Fertigung vor Ort vertreten. Der Bau von neuen Werken dürfte zur Ansiedlung von Zulieferern beziehungsweise dem Ausbau der bereits vorhandenen Anlagen führen. Auch die im nur rund sechs Autostunden entfernten Pune liegenden Zulieferer werden profitieren. Gleichzeitig wird der weitere Aufbau der Kfz-Produktion die Nachfrage nach entsprechender Ausbildung für Fachkräfte in der Region steigen lassen.  

Wichtige Investitionsprojekte in der Kfz-Industrie in Indien

Vorhaben

Investitionssumme 

(in Mio. US$) *)

Projektstand

Anmerkungen

Bau eines Werkes für Elektrofahrzeuge für Lkw und Pkw durch JSW in Chhatrapati Sambhajinagar

3.200

Angekündigt, Land erworbenJSW ist 2024 ein Joint Venture mit dem chinesischen Fahrzeughersteller SAIC eingegangen. JSW sicherte sich dadurch Anteile an MG Motors India.
Bau eines Werkes für Pkw durch Toyota Kirloskar in Chhatrapati Sambhajinagar2.400Absichtserklärung unterzeichnet, Land erworbenProduktionsstart soll 2026 sein. Die Fabrik soll eine jährliche Fertigungskapazität von zusammen 400.000 Elektro- und Hybridfahrzeugen haben.
Bau eines Fahrzeugwerkes durch Tata Motors in Panapakkam1.100Im BauDer Hochlauf in der Produktion soll in den kommenden fünf bis sieben Jahren erfolgen. Die Kapazität soll bei 250.000 Fahrzeugen jährlich liegen. 
Bau eines Fahrzeugwerkes durch MG Motors in Halol

588

AngekündigtDas Werk ist der zweite Produktionsstandort des Herstellers und soll eine Kapazität von 200.000 Fahrzeugen jährlich haben.
Bau einer Fahrzeugwerkes durch VinFast in Tuticorin500Im BauInsgesamt will der Hersteller 2 Milliarden US$ investieren. Der Produktionsstart ist für das 2. Halbjahr 2025 vorgesehen. Die Kapazität des Werkes soll bei 150.000 Fahrzeugen jährlich liegen. 
Bau einer Fabrik für Elektrofahrzeuge und Batterien durch VinFast in Andhra Pradesh 471ProjektvorschlagEs ist unklar, ob das Projekt verwirklicht wird. Es gab bereits Gespräche zwischen VinFast und Nara Chandrababu Naidu, dem Ministerpräsidenten von Andhra Pradesh. 
Wiederinbetriebnahme eines Fahrzeug- und Motorenwerkes durch Ford in Maraimalai Nagar
 
k. A.AngekündigtFord hatte sich 2021 aus dem indischen Markt zurückgezogen. Meldungen zufolge soll in der Fabrik nun hauptsächlich für den Export produziert werden. Das Werk hat eine jährliche Kapazität von 200.000 Pkw und 340.000 Motoren.
* durchschnittlicher monatlicher Wechselkurs für Dezember 2024 laut Bundesbank 1 US$ = 84,99 indische Rupien.Quelle: Recherchen von Germany Trade & Invest 2025

Umsätze der Zulieferer wachsen weiter 

Nach einem erfolgreichen Jahr 2023/2024 mit Umsätzen in Höhe von mehr als 74 Milliarden US$ sehen die Automobilzulieferer ihre Umsätze weiter wachsen. Die Werte für das 1. Halbjahr des laufenden Finanzjahres 2024/2025 deuten darauf hin, dass ein noch besseres Ergebnis erzielt werden wird. 

Industrievertreter erwarten für das Zweiradgeschäft ein stärkeres Wachstum als für Pkw und Lkw. Zudem berichten Branchenkenner von anhaltenden Investitionen der Zulieferer in mehr Kapazitäten und moderne Produktionsanlagen. Wichtiger wird auch das Zuliefergeschäft für Elektromobilität. Schätzungsweise 6 Prozent erzielt die Branche mittlerweile damit. Eine große Unbekannte sind geopolitische Entwicklungen, allen voran die Auswirkungen der US-Wahl auf die Handelspolitik. Nordamerika steht, genau wie Europa, für 31 Prozent der Branchenexporte. Zölle oder andere Handelshemmnisse könnten die Zulieferer vor große Herausforderungen stellen.

Umsätze in der Kfz-Zulieferindustrie in Indien In Milliarden US-Dollar, Veränderung in Prozent
Kategorie

2023/2024

Veränderung zum Vorjahr

1. Halbjahr 2024/2025

Veränderung zur Vorjahresperiode

Branchenumsatz

74,1

6,3

39,6

9,8

  Lieferungen an Hersteller (Original Equipment Manufacturers; OEM)

62,4

5,3

33,8

9,7

  Importe

20,9

3,0

11,0

3,9

  Exporte

21,2

5,5

11,1

7,2

  Verschleiß-, Reparatur-, Zubehör- und Tuningteile (Aftermarket)

11,3

6,7

5,7

3,6

Finanzjahr vom 1. April bis 31. März; Umsatz = Lieferungen an OEM + Exporte + Aftermarket - Importe.Quelle: Automotive Component Manufacturers Association (ACMA) 2024, 2025

Wenngleich die Umsätze der heimischen Zulieferer weiter zunehmen, ist Indien nach wie vor auf Importe angewiesen, um die Nachfrage zu decken. Sowohl 2023 als auch im Folgejahr bis einschließlich November 2024 legten diese insgesamt deutlich zu. 

Rückläufig entwickelte sich die Einfuhr von Motoren. Hier verfügt Indien mittlerweile über zunehmend eigene Fähigkeiten. Deutlich gewachsen ist hingegen die Einfuhr von Karosserieteilen. Nach Angaben des Branchenverbandes der Zulieferindustrie spielen Einfuhren aus anderen asiatischen Ländern eine deutlich größere Rolle als Importe aus Europa.

Einfuhr ausgewählter Kfz-Teile nach Indien von Januar bis November 2024In Millionen US-Dollar; Veränderung zum Vorjahreszeitraum in Prozent
Kategorie (HS-Code)

Jan. - Nov. 2024

Veränderung

aus Deutschland Jan. - Nov. 2024

Kfz-Elektrik (HS 8511, 8512)

775,6

1,1

52,2

Karosserien, Stoßstangen etc. (HS 8706, 8707, 8708)

5.852,2

4,1

832,0

Zündkabelsätze (HS 8544.30)

110,3

-4,6

12,9

Motoren (HS 8407.31-34, 8408.20)

442,0

-14,0

4,8

Getriebe und Getriebeteile (HS 8483.40)

589,3

7,0

71,8

Summe

7.769,4

2,6

973,7

Vorläufige Werte; Abweichungen durch Rundungen möglich.Quelle: Indian Department of Commerce 2025

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