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Branche kompakt | Indonesien | Pharma, Biotechnologie

Indonesische Pharmaindustrie ist offen für Kooperationen

Einheimische Branchenfirmen sind auf der Suche nach Wirkstoffen und Partnern. Deutsche Unternehmen könnten von strategischen Partnerschaften im Markt profitieren.

Von Oliver Döhne | Jakarta

Ausblick der Pharmaindustrie in Indonesien

Bewertung:

  • Lifestyle-Erkrankungen nehmen zu, umfassendes öffentliches Gesundheitssystem.
  • Einheimische Hersteller sind bisher auf Generika spezialisiert, suchen verstärkt die internationale Zusammenarbeit.
  • Kaum Forschung und Entwicklung, schwieriges Geschäftsumfeld, lange Zulassungszeiten.

Anmerkung: Einschätzung des Autors für die kommenden zwölf Monate auf Grundlage von prognostiziertem Umsatz- und Produktionswachstum, Investitionen, Beschäftigungsstand, Auftragseingängen, Konjunkturindizes etc.; Einschätzungen sind subjektiv und ohne Gewähr; Stand: März 2025

  • Regierung will Medikamentenproduktion im Land stärken

    Indonesien will Importe von pharmazeutischen Produkten ersetzen. Allerdings sind das Know-how im Land und die Ausgaben für Forschung & Entwicklung gering.

    Indonesiens Gesundheitsmarkt ist auf Expansionskurs. Jährlich wächst die Wirtschaft um etwa 5 Prozent und die Bevölkerungszahl um fast drei Millionen. Regelmäßig eröffnen neue Krankenhäuser auf dem riesigen Archipel. Der Bedarf an Gesundheitsleistungen ist zudem durch die 2014 geschaffene allgemeine Krankenversicherung gestiegen, die auch ärmeren Bevölkerungsschichten einen konkreten Anspruch auf Krankenbehandlung und medikamentöse Versorgung verschafft. Derzeit sind etwa 230 Millionen der 280 Millionen Indonesier über sie versichert. Die Krankenversicherung wird staatlich bezuschusst, weil die Monatsbeiträge von umgerechnet wenigen US-Dollar nicht kostendeckend sind. So fließen zusätzliche Milliardenbeträge in die indonesische Gesundheitsversorgung, die andernfalls nicht erwirtschaftet werden könnten. 

    Über die allgemeine Krankenversicherung hinaus kann die wachsende Mittelschicht aber auch mehr Gesundheitsleistungen aus eigener Tasche bezahlen. Der Bedarf danach wird getrieben durch ein stärkeres Gesundheitsbewusstsein und das Aufkommen von Zivilisationskrankheiten wie Übergewicht, Diabetes und Herz-Kreislauf-Erkrankungen. 

    Nachahmerprodukte bestimmen die heimische Produktion

    Über die Größe des indonesischen Pharmasektors gibt es unterschiedliche Angaben. Das Statistikamt führt ihn nicht als eigenständige Branche, sondern zusammengefasst mit Chemie und der traditionellen Medizin. Das Beratungsunternehmen Cekindo taxiert den Pharmasektor im Jahr 2021 auf 10 Milliarden US-Dollar (US$). Auf diesen Wert bezieht sich die Europäische Handelskammer. Alle Beobachter prognostizieren ein weiteres Wachstum.

    Laut Industrieministerium gibt es in Indonesien circa 270 Pharmaunternehmen, von denen etwa zwei Dutzend ausländisch sind. Die großen internationalen Konzerne sind oftmals mit eigener Herstellung vor Ort und produzieren mancherorts auch für den Export in die ASEAN-Region oder darüber hinaus. Sie benötigen zumeist einen lokalen Partner, der oft nur als stiller Teilhaber fungiert. Deutsche Konzerne wie Bayer, Merck, BASF und Böhringer Ingelheim sind seit vielen Jahren im Land.

    Ausländische Pharmaunternehmen bedienen mit ihrer Produktion vor Ort ein breites Spektrum an Erkrankungen, seien es Stoffwechsel- und Nervenkrankheiten oder Krebstherapie und Immunologie. In diesen Feldern sind auch die deutschen Branchenvertreter vor Ort tätig. Die heimischen Produzenten konzentrieren sich vor allem auf die Herstellung günstiger Nachahmerprodukte. Diese bestimmen den lokalen Markt.

    Indonesiens Pharmasektor ist zwar nicht zu international konkurrenzfähigen Neuentwicklungen fähig, gehört aber zu den wenigen Industriebereichen im Land, die eine nennenswerte Forschungstätigkeit haben. Immerhin hat Indonesien einen eigenen Covid-Impfstoff entwickelt (der in der Bevölkerung aber auf Skepsis trifft). Insgesamt gibt Indonesien aber gerade einmal 0,2 Prozent seiner Wirtschaftsleistung für Forschung und Entwicklung aus.

    Deutschland ist wichtiger Lieferant von Medikamenten

    Die allgemeine Krankenversicherung hat dem Absatz verschreibungspflichtiger Medikamente einen Schub gegeben. Ihr Anteil soll deutlich über der Hälfte der Medikamentenverkäufe liegen. Laut Marktteilnehmern ging dieses Wachstum auf Kosten der Selbstmedikation mit rezeptfreien Medikamenten. Aktuelle Zahlen sind nicht auffindbar.

    Genaue Daten darüber, wie groß der Marktanteil in Indonesien produzierter Arzneimittel gegenüber importierter ist, sind ebenfalls nicht verfügbar. Branchenvertreter schätzen ihn auf etwa zwei Drittel. Laut der Aufsichtsbehörde für Nahrungsmittel und Medikamente (BPOM) sind etwa 80 Prozent der in Indonesien registrierten Medikamente lokal produziert. Die Medikamentenproduktion innerhalb Indonesiens entfällt laut Pharma-Marktforschungsunternehmen IQVIA mengenmäßig nur zu 7 Prozent auf ausländische Hersteller, wertmäßig aber zu 25 Prozent.

    Laut BPOM sind etwa ein Drittel aller importierten Produkte Krebsmedikamente, ein weiteres Drittel entfällt auf Diabetesmittel sowie Blutverdünner und Blutersatzstoffe. Weitere Produktgruppen sind Psychopharmaka, Medikamente für Atemwegserkrankungen, Sexualhormone und entzündungshemmende Mittel. Deutschland gehört hinter China und den USA zu den wichtigsten Lieferanten von Medikamenten.

    Regierung will Importe durch lokale Produktion ersetzen

    Ziel der Regierung ist, den Import von pharmazeutischen Produkten durch eine Herstellung vor Ort zu substituieren. Allerdings fehlt es an Kapital und Know-how - und für ausländische Unternehmen an Rechtssicherheit. Aktuell investiert aber die Deutsche Investitions- und Entwicklungsgesellschaft (DEG) 8 Millionen US$ in den indonesischen Pharmahersteller Etana Biotechnologies für die Bereiche Forschung und Produktionsentwicklung.

    Die indonesische Pharmabranche ist, genauso wie die meisten anderen Industriesektoren, hochgradig vom Import von Vorprodukten abhängig. Mehr als 90 Prozent ihrer Grundstoffe (Active Pharmaceutical Ingredients – API) muss sie im Ausland einkaufen. Bezugsmärkte sind vor allem China und Indien, aber auch Europa und die USA. Die Regierung will mehr Grundstoffe im eigenen Land produzieren. In vielen Bereichen dürfte das wirtschaftlich aber nicht sinnvoll sein, auch weil es an entsprechenden Lieferketten im Land mangelt und dies hohe Investitionen erfordern würde. 

    Der flächendeckende Vertrieb von Medikamenten im Archipel mit seinen 6.000 bewohnten Inseln ist eine große Herausforderung. Nach Angaben des Gesundheitsministeriums gibt es 2.300 Großhändler, 3.800 Pharmavertreter sowie 28.000 Apotheken. Die logistischen Netzwerke können die Produktsicherheit am Verkaufsort nicht durchgehend gewährleisten. Gefälschte Medikamente sind ein großes Problem und ein Thema von erheblicher öffentlicher Aufmerksamkeit. Immer wieder werden Fälscher gefasst. Der Großhandel gilt als schwächstes Glied der Kette. Branchenbeobachter schätzen, dass es sich bei mindestens 10 Prozent aller Medikamente im Umlauf um Fälschungen handelt.

    Von Frank Malerius | Jakarta

  • Lokale Branchenstruktur

    Die dominierenden lokalen Generikaproduzenten wollen künftig auch komplexere und innovative Medikamenten herstellen. 

    Bislang war die indonesische Pharmaindustrie auf die günstige Produktion von Generika und OTC-Produkten fokussiert, eigene Forschung und Entwicklung stand nicht im Vordergrund. Das soll sich nach Wunsch der Regierung ändern, die auch in diesem Bereich darauf abzielt, möglichst wenig abhängig vom Ausland zu sein und die eigentlich reichhaltigen eigenen Ressourcen besser zu nutzen. 

    Unternehmen, die in die Pharmaindustrie investieren, profitieren von Steuervergünstigungen, "tax holidays" sowie vereinfachten Lizensierungsprozessen. Es besteht zudem Unterstützung beim Technologietransfer. Im Health Law (Law Number 17 von 2023) werden fiskalische und nicht fiskalische Anreize aufgeführt, dazu zählen auch Subventionen und Zuschüsse für Forschung und Entwicklung, Letztere zum Beispiel in Kooperation mit akademischen Institutionen und privaten Firmen. Local Content Vorgaben sind ein weiterer Anreiz für ein Engagement vor Ort. 

    Venture Capital bieten unter anderem MDI Ventures (Telkom Indonesia), das mit Bio Farma einen Bio-Health Fund ins Leben rief, der auf Early- und Growth-Stage Startups in Biotech und Healthcare fokussiert ist. Weitere Venture Capital Funds, die Start-Ups in der Pharmaindustrie fördern, sind Convergence Ventures, GDP Venture, Intudo Ventures und Venturra Capital. 

    Neue Gesundheitscluster im Aufbau

    Wichtigstes Branchencluster ist der Großraum Jakarta, mit zahlreichen Firmenzentralen und Forschungs- und Entwicklungszentren. Infrastruktur und Arbeitskräfte sind hier am besten entwickelt. Dank des guten Rufs ihrer Fakultäten sind auch Bandung und Yogyakarta beliebte Standort der Pharmaindustrie, insbesondere in der Biotechnologie. Surabaya punktet mit seiner strategischen Lage und seiner Industriebasis. In Sanur (Bali) und Batam (Riau, nahe Singapur) ist die Regierung dabei, Sonderwirtschaftszonen einzurichten, die sich auf Gesundheitstourismus spezialisieren. 

    Nach Angaben des Branchenunternehmens Kimia Farma machen verschreibungspflichtige Medikamente wertmäßig insgesamt einen Anteil von 66 Prozent des Marktes aus, 34 Prozent sind im freien Verkauf. Der Anteil der (verschreibungspflichtigen und frei verkäuflichen) Generika liegt wertmäßig bei rund 60 Prozent. Bereitschaft und finanzielle Möglichkeiten, Originalprodukte zu kaufen ist in Indonesien noch begrenzt. Informationen darüber, welche Medikamente und Wirkstoffe verschreibungspflichtig sind, erteilt die Aufsichtsbehörde BPOM auf ihrer Internetseite und auf Anfrage. 

    Import beschränkt sich auf essenzielle Medikamente

    Laut Aufsichtsbehörde BPOM sind etwa ein Drittel aller importierten Produkte Krebsmedikamente, ein weiteres Drittel entfällt auf Diabetesmittel sowie Blutverdünner und Blutersatzstoffe. Weitere Produktgruppen sind Psychopharmaka, Medikamente für Atemwegserkrankungen, Sexualhormone und entzündungshemmende Mittel. Indonesiens wichtigster Lieferant war 2023 China vor den Vereinigten Staaten. Deutschland befand sich auf dem dritten Platz vor Indien und konnte 2023 seine Lieferungen gegenüber dem Vorjahr deutlich erhöhen. 

    Lokale Firmen dominieren

    Laut Industrieministerium gibt es im Land circa 384 größere Pharmaunternehmen. Den Ton geben die einheimischen Konzerne an, besonders Kalbe, Daxa und die Biofarma-Gruppe (Kimia). Auch internationale Konzerne wie Bayer, Merck, Boehringer Ingelheim, GlaxoSmithKline, Mitsubishi Tanabe und Novartis sind im Land, ihre Produktion zielt oft auf den Export ab. 

    Die lokale Produktions- und Vertriebsgesellschaft von Sanofi ging 2022 auf Kalbe über. Kalbe besitzt über 15 Produktionsanlagen, hat circa 16.000 Mitarbeiter im Land und fungiert als Third-Party-Principal unter anderem für AstraZeneca, Lotte, Johnson&Johnson und BASF (fine chemical raw materials). Mit der Distribution für andere Firmen erzielt Kalbe rund ein Drittel seines Umsatzes, 28 Prozent kommen von verschreibungspflichtigen Medikamenten, 25 Prozent von Nahrungsergänzungsmitteln und 13 Prozent von Consumer Health-Produkten. Durch die Akquisition des thailändischen Distributeurs Alliance Pharma will Kalbe international aktiv werden. Über die übernommene lokale Tochtergesellschaft von Sanofi, Kalventis, möchte Kalbe, weiterhin in Kooperation mit dem Sanofi-Konzern, stärker im Bereich Kardiovaskular- und Diabetesbehandlung aktiv werden. Auch Konkurrent Dexa will die Auslandsaktivitäten verstärken und hat dabei besonders Europa als Absatzmarkt für günstig produzierte Generika im Blick. Tempo Scan produziert eigene verschreibungspflichtige Schmerzmittel, antiinfektiöse Medikamente und stoffwechselbezogene Arzneimittel und vertreibt darüber hinaus Produkte von Lizenzgebern. 

    Die staatliche Biofarma unterstützt die Regierung dabei, ausreichend Medikamente für das öffentliche Gesundheitssystem zu produzieren und ist sowohl bei verschreibungspflichtigen Medikamenten als auch bei Generika und OTC-Produkten aktiv. Bayer produziert in Depok südlich von Jakarta OTC-Präparate wie wasserlösliche Multivitamintabletten und Schmerzmittel. Boehringer Ingelheim stellt in Bogor unter anderem Medikamente gegen Diabetes, Herzinsuffizienz, Asthma, Lungenkrebs sowie für die Tiergesundheit her. Merck produziert in Ost-Jakarta unter anderem Medikamente für kardiovaskulare Erkrankungen, Diabetes sowie Hormonpräparate. 

    Nach Angaben des Gesundheitsministeriums gibt es 2.930 Großhändler und 3.594 Distributeure. Bekannteste Marken unter den 31.995 Apotheken sind Kimia Farma, Apotek K-24, AS Watsons Group, Guardian Pharmacy und Century Apotek Healthcare. Dazu kommen 8.559 kleinere OTC-Shops (Toko Obat), 10.180 kleinere kommunale Gesundheitszentren (Pukesmas) und, laut Gesundheitsministerium (die Zahlen varriieren), rund 1.000 große öffentliche Krankenhäuser und rund 1.500 große private Kliniken, dazu 14.564 kleinere private Kliniken (Klinik Pratama). Zu den privaten Krankenhausketten zählen Siloam, Mayapada, Mitra Keluarga, Hermina und Primaya. 

    Führende Pharmaunternehmen in Indonesien Umsatz in Milliarden Euro; Marktanteil in Prozent

    Unternehmen

    Umsatz (2024)

    Marktanteil 

    Kalbe-Gruppe (mit SanBe)

    1,9

    25,9

    Biofarma-Gruppe (mit Phapros, Kimia, staatlich)

    1,3

    17,3

    Dexa-Gruppe (mit Ferron Par)

    1,0

    13,0

    Tempo Scan

    0,7

    10,0

    Schätzungen, offizielle Zahlen nicht verfügbarQuelle: Unternehmensangaben, grobe Schätzung (2025)

    Von Oliver Döhne | Jakarta

  • Rahmenbedingungen

    In Indonesien haben es Branchenfirmen mit einem stark staatlichen gelenkten, bürokratischen und oft intransparenten Umfeld zu tun. 

    Die allgemeine Krankenversicherung ist eine große Errungenschaft im indonesischen Gesundheitswesen. Sie hat landesweit bis zu 2.800 Krankenhäuser (inklusive kleinerer Krankenstationen) unter Vertrag. Zwar leistet sie nur eine Grundversorgung, kann Versicherten aber durchaus auch eine kleinere Operation inklusive Vor- und Nachsorge sowie Physiotherapie bieten. Die Versicherung deckt auch Medikamente - wenngleich nicht die neuesten Entwicklungen - gegen Herzkreislauf-Erkrankungen, Diabetes oder Krebs ab.

    Staatliche Krankenversicherung kostspielig aber bislang ein Erfolg

    Weil die Beiträge der Versicherten sehr niedrig sind, hat die Krankenversicherung ein Milliardendefizit angehäuft, für das der Staatshaushalt jährlich mit immer größeren Summen belastet wird. Deshalb werden nun die Beiträge angehoben. Für ordentlich Angestellte fielen bislang 5 Prozent des Gehalts an, von denen der Arbeitgeber in der Regel 4 Prozent übernahm. Für informell Beschäftigte, Selbständige etc. gab es drei Klassen, je nach gewünschtem Komfort und Umfang der Behandlungen, die aber nun zu einer einheitlichen Klasse zusammengefasst werden sollen. In der niedrigsten Klasse waren die Beiträge monatlich bei etwa 3 Euro, in der höchsten etwa 10 Euro pro Monat. Ergänzend schließen Wohlhabendere private Zusatzversicherungen ab. 

    Markumfeld nicht einfach 

    Indonesien gilt im Vergleich zu anderen größeren ASEAN-Staaten als schwieriger Standort in punkto Marktöffnung, Bürokratie, Importverfahren oder Rechtssicherheit. Das betrifft auch die Pharmabranche. Die Aufsichtsbehörde BPOM funktioniert laut Marktteilnehmern vergleichsweise gut.

    Insbesondere im Pharmabereich ist Indonesien ein regulatorisch schwieriger Standort, der Unternehmen von größeren Investitionen abschreckt. Ein Beispiel ist das Decree 1010/2008, das noch heute Nachwirkungen zeigt. Ihm zufolge dürfen Unternehmen nur noch dann Medikamente im Land registrieren, wenn sie vor Ort auch eine eigenen Produktion haben. Viele Unternehmen öffneten daraufhin kleine ineffiziente und überflüssige Produktionslinien, nur um im Geschäft zu bleiben. Die Investitionen der Branche gingen in den Folgejahren zurück. Es ist zu erwarten, dass weitere Versuche unternommen werden, ausländische Pharmaunternehmen zu verpflichten, patentierte Medikamente innerhalb einer bestimmten Zeit nach Registrierung im Land herzustellen und gegebenenfalls die Patente offenzulegen.

    Darüber hinaus sorgt das bevorstehende Halal-Gesetz für Unsicherheit in der Branche. Es schreibt die Produktion, Lagerung und den Vertrieb von Nahrungsmitteln und Medikamenten nach islamischen Regeln vor. Das Halal-Gesetz sollte ursprünglich im Oktober 2019 in Kraft treten, wird nach Verschiebung aber nun wohl ab 2026 gelten. Marktbeobachter halten eine strenge Auslegung des Gesetzes - mit einer Nachverfolgung aller Lieferketten und der Prüfung sämtlicher Produktionsanlagen - für schlicht nicht durchführbar. Zahlreiche ausländische Unternehmen und Lieferanten würden sich umgehend aus Indonesien zurückziehen. Deshalb könne es nur eine praktikable Lösung geben.

    Zulassung verbessert, aber immer noch zeitaufwändig

    Pharmaprodukte müssen vor dem Import bei BPOM registriert werden. Dies konnte in der Vergangenheit leicht zwei bis drei Jahre dauern. Die Regierung hat sich aber mehrfach dafür eingesetzt, Prozesse zu vereinfachen und beschleunigen, zum Beispiel über das Single-Window-Verfahren (s. Tabelle). 

    Für die Zulassung braucht der in Indonesien ansässige Antragsteller grundsätzlich eine schriftliche Genehmigung des ausländischen Herstellers. Registriert für den Import werden bevorzugt Produkte für öffentliche Gesundheitsprogramme, neuentwickelte Pharmazeutika sowie solche Arzneimittel, die als wichtig eingestuft und nicht im Land hergestellt werden. Der Importzollsatz für Erzeugnisse aus dem Kapitel 30 (HS) des Zolltarifs liegt zwischen 0 und 5 Prozent.

    Nationale Anlaufstellen für Pharmahersteller und -lieferanten in Indonesien

    Anlaufstellen Anmerkung
    AERO (Registrierungsbehörde BPOM)Elektronische Registrierung von Medikamenten 
    PIO Nas (Registrierungsbehörde BPOM)Informationsplattform für den Medikamentengebrauch und wissenschaftliche Studien
    Indonesia National Single Window (INSW)Plattform zur Integration der In- und Exportabwicklung

     

    Logistikprobleme bewirken hohe Kosten und Preise

    Der flächendeckende Vertrieb von Medikamenten im Archipel mit seinen 6.000 bewohnten Inseln bleibt eine große Herausforderung. Die logistischen Netzwerke können die Produktsicherheit am Verkaufsort nicht durchgehend gewährleisten. Der Großhandel gilt als schwächstes Glied der Kette. Der in der Regel mehrstufige Distributionsprozess mit jeweils abgesteckten, inoffiziellen Zuständigkeitsgebieten bestimmter Akteure treibt die Preise zusätzlich in die Höhe. Der Anteil gefälschter und minderwertiger Arzneimittel liegt bei schätzungsweise 10 bis 15 Prozent und ist laut Marktexperten ein Anlass zur Sorge. 

    Die genauen Anteile der Absatzkanäle sind zahlenmäßig nicht verfügbar. Viele Arzneimittel gehen über die staatlich finanzierten Pukesmas (Health Community Centers) an die Patienten des JKN. Es folgen Apotheken. Zunehmende Marktanteile gewinnt der E-Commerce mit Apps wie, Halodoc, Alodokter, SehatQ, and GoApotik. In Drogerien, Mini- und Supermärkten finden auch viele OTC-Präparate ihre Käufer. 

    Germany Trade & Invest stellt ausführliche Informationen zum Wirtschafts- und Steuerrecht sowie zu Einfuhrregelungen, Zöllen und nicht tarifären Handelshemmnissen zur Verfügung.

    Von Oliver Döhne | Jakarta

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    Germany Trade & Invest

    Außenhandelsinformationen für die deutsche Exportwirtschaft

    AHK Indonesien (Ekonid)

    Anlaufstelle für deutsche Unternehmen

    Exportinitiative Gesundheitswirtschaft

    Die Exportinitiative bündelt Unterstützungsangebote für die Internationalisierung der Gesundheitswirtschaft.

    Pengawasan Obat dan Makanan (Badan POM)

    Aufsichts- und Registrierungsbehörde für Medikamente und Nahrungsmittel
    Asosiasi Apotek Seluruh Indonesia (APSI)Verband der Apotheken

    Gabungan Perusahaan Farmasi Indonesia (GP Farmasi)

    Vereinigung der pharmazeutischen Industrie
    International Pharmaceutical Manufacturers Group (IPMG)Interessenvertretung ausländischer Pharmaunternehmen in Indonesien

    Indonesia Pharmaceutical Expo (IPEX)

    Zweijährliche Messe für Inhaltsstoffe, Auftragsproduktion, Prozess- und Verpackungstechnologie

    Von Oliver Döhne | Jakarta

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