Die dominierenden lokalen Generikaproduzenten wollen künftig auch komplexere und innovative Medikamenten herstellen.
Bislang war die indonesische Pharmaindustrie auf die günstige Produktion von Generika und OTC-Produkten fokussiert, eigene Forschung und Entwicklung stand nicht im Vordergrund. Das soll sich nach Wunsch der Regierung ändern, die auch in diesem Bereich darauf abzielt, möglichst wenig abhängig vom Ausland zu sein und die eigentlich reichhaltigen eigenen Ressourcen besser zu nutzen.
Unternehmen, die in die Pharmaindustrie investieren, profitieren von Steuervergünstigungen, "tax holidays" sowie vereinfachten Lizensierungsprozessen. Es besteht zudem Unterstützung beim Technologietransfer. Im Health Law (Law Number 17 von 2023) werden fiskalische und nicht fiskalische Anreize aufgeführt, dazu zählen auch Subventionen und Zuschüsse für Forschung und Entwicklung, Letztere zum Beispiel in Kooperation mit akademischen Institutionen und privaten Firmen. Local Content Vorgaben sind ein weiterer Anreiz für ein Engagement vor Ort.
Venture Capital bieten unter anderem MDI Ventures (Telkom Indonesia), das mit Bio Farma einen Bio-Health Fund ins Leben rief, der auf Early- und Growth-Stage Startups in Biotech und Healthcare fokussiert ist. Weitere Venture Capital Funds, die Start-Ups in der Pharmaindustrie fördern, sind Convergence Ventures, GDP Venture, Intudo Ventures und Venturra Capital.
Neue Gesundheitscluster im Aufbau
Wichtigstes Branchencluster ist der Großraum Jakarta, mit zahlreichen Firmenzentralen und Forschungs- und Entwicklungszentren. Infrastruktur und Arbeitskräfte sind hier am besten entwickelt. Dank des guten Rufs ihrer Fakultäten sind auch Bandung und Yogyakarta beliebte Standort der Pharmaindustrie, insbesondere in der Biotechnologie. Surabaya punktet mit seiner strategischen Lage und seiner Industriebasis. In Sanur (Bali) und Batam (Riau, nahe Singapur) ist die Regierung dabei, Sonderwirtschaftszonen einzurichten, die sich auf Gesundheitstourismus spezialisieren.
Nach Angaben des Branchenunternehmens Kimia Farma machen verschreibungspflichtige Medikamente wertmäßig insgesamt einen Anteil von 66 Prozent des Marktes aus, 34 Prozent sind im freien Verkauf. Der Anteil der (verschreibungspflichtigen und frei verkäuflichen) Generika liegt wertmäßig bei rund 60 Prozent. Bereitschaft und finanzielle Möglichkeiten, Originalprodukte zu kaufen ist in Indonesien noch begrenzt. Informationen darüber, welche Medikamente und Wirkstoffe verschreibungspflichtig sind, erteilt die Aufsichtsbehörde BPOM auf ihrer Internetseite und auf Anfrage.
Import beschränkt sich auf essenzielle Medikamente
Laut Aufsichtsbehörde BPOM sind etwa ein Drittel aller importierten Produkte Krebsmedikamente, ein weiteres Drittel entfällt auf Diabetesmittel sowie Blutverdünner und Blutersatzstoffe. Weitere Produktgruppen sind Psychopharmaka, Medikamente für Atemwegserkrankungen, Sexualhormone und entzündungshemmende Mittel. Indonesiens wichtigster Lieferant war 2023 China vor den Vereinigten Staaten. Deutschland befand sich auf dem dritten Platz vor Indien und konnte 2023 seine Lieferungen gegenüber dem Vorjahr deutlich erhöhen.
Lokale Firmen dominieren
Laut Industrieministerium gibt es im Land circa 384 größere Pharmaunternehmen. Den Ton geben die einheimischen Konzerne an, besonders Kalbe, Daxa und die Biofarma-Gruppe (Kimia). Auch internationale Konzerne wie Bayer, Merck, Boehringer Ingelheim, GlaxoSmithKline, Mitsubishi Tanabe und Novartis sind im Land, ihre Produktion zielt oft auf den Export ab.
Die lokale Produktions- und Vertriebsgesellschaft von Sanofi ging 2022 auf Kalbe über. Kalbe besitzt über 15 Produktionsanlagen, hat circa 16.000 Mitarbeiter im Land und fungiert als Third-Party-Principal unter anderem für AstraZeneca, Lotte, Johnson&Johnson und BASF (fine chemical raw materials). Mit der Distribution für andere Firmen erzielt Kalbe rund ein Drittel seines Umsatzes, 28 Prozent kommen von verschreibungspflichtigen Medikamenten, 25 Prozent von Nahrungsergänzungsmitteln und 13 Prozent von Consumer Health-Produkten. Durch die Akquisition des thailändischen Distributeurs Alliance Pharma will Kalbe international aktiv werden. Über die übernommene lokale Tochtergesellschaft von Sanofi, Kalventis, möchte Kalbe, weiterhin in Kooperation mit dem Sanofi-Konzern, stärker im Bereich Kardiovaskular- und Diabetesbehandlung aktiv werden. Auch Konkurrent Dexa will die Auslandsaktivitäten verstärken und hat dabei besonders Europa als Absatzmarkt für günstig produzierte Generika im Blick. Tempo Scan produziert eigene verschreibungspflichtige Schmerzmittel, antiinfektiöse Medikamente und stoffwechselbezogene Arzneimittel und vertreibt darüber hinaus Produkte von Lizenzgebern.
Die staatliche Biofarma unterstützt die Regierung dabei, ausreichend Medikamente für das öffentliche Gesundheitssystem zu produzieren und ist sowohl bei verschreibungspflichtigen Medikamenten als auch bei Generika und OTC-Produkten aktiv. Bayer produziert in Depok südlich von Jakarta OTC-Präparate wie wasserlösliche Multivitamintabletten und Schmerzmittel. Boehringer Ingelheim stellt in Bogor unter anderem Medikamente gegen Diabetes, Herzinsuffizienz, Asthma, Lungenkrebs sowie für die Tiergesundheit her. Merck produziert in Ost-Jakarta unter anderem Medikamente für kardiovaskulare Erkrankungen, Diabetes sowie Hormonpräparate.
Nach Angaben des Gesundheitsministeriums gibt es 2.930 Großhändler und 3.594 Distributeure. Bekannteste Marken unter den 31.995 Apotheken sind Kimia Farma, Apotek K-24, AS Watsons Group, Guardian Pharmacy und Century Apotek Healthcare. Dazu kommen 8.559 kleinere OTC-Shops (Toko Obat), 10.180 kleinere kommunale Gesundheitszentren (Pukesmas) und, laut Gesundheitsministerium (die Zahlen varriieren), rund 1.000 große öffentliche Krankenhäuser und rund 1.500 große private Kliniken, dazu 14.564 kleinere private Kliniken (Klinik Pratama). Zu den privaten Krankenhausketten zählen Siloam, Mayapada, Mitra Keluarga, Hermina und Primaya.
Führende Pharmaunternehmen in Indonesien Umsatz in Milliarden Euro; Marktanteil in ProzentUnternehmen | Umsatz (2024) | Marktanteil |
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Kalbe-Gruppe (mit SanBe) | 1,9 | 25,9 |
Biofarma-Gruppe (mit Phapros, Kimia, staatlich) | 1,3 | 17,3 |
Dexa-Gruppe (mit Ferron Par) | 1,0 | 13,0 |
Tempo Scan | 0,7 | 10,0 |
Schätzungen, offizielle Zahlen nicht verfügbarQuelle: Unternehmensangaben, grobe Schätzung (2025)
Von Oliver Döhne
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Jakarta