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Branche kompakt | Indonesien | Abfallwirtschaft

Marktchancen

Indonesien benötigt Deponietechnologie, Ausrüstung zum Plastikrecycling und Waste-to-Energy-Anlagen. Einige deutsche Anbieter sind im Geschäft.

Von Oliver Döhne | Jakarta

Parallel zum wirtschaftlichen Aufstieg und den steigenden internationalen Ambitionen Indonesiens geraten auch die ungelösten Abfallprobleme des größten Landes Südostasiens stärker in Fokus und Kritik. Die vielen wilden Mülldeponien am Straßenrand, die verschmutzten Gewässer, die schlechte Qualität von Wasser und Luft, vermüllte touristische Sehenswürdigkeiten, Überschwemmungen, Brände und brennende Müllkippen, das alles passt immer weniger zum Selbstbild des aufstrebenden Indonesiens. 

Im Land fordert zudem eine junge Generation eine saubere Umgebung als Teil ihrer Lebensqualität. Auch wenn Landeskenner bei der Regierung die letzte Entschlossenheit weiter vermissen und Projekte immer wieder durch Bürokratie ausgebremst werden, sind doch einige positive Entwicklungen zu beobachten. Wichtige Impulse könnte die Ende 2024 lancierte Circular Economy Roadmap geben, die Schwerpunkte bei den Themen Lebensmittelabfälle, Plastik, Elektronikschrott und Textilresten setzt. 

50 %

des Abfalls werden unsachgemäß abgeladen, vergraben, verbrannt oder versenkt.

Moderne Deponietechnik gefragt

Die berühmt-berüchtigte, übervolle Großdeponie Bantargebang in Jakartas Satellitenstadt Bekasi ist nur ein Beispiel für den Handlungsdruck, neue Wege in der Abfallwirtschaft zu gehen. Seit 35 Jahren nimmt sie den Abfall der Riesenmetropole auf, stößt aber nun an ihre Grenzen. Die Überladung meist ohne Einsatz von Technologie ist auch auf zahlreichen anderen Deponien im Land ein ernstes Problem. Deren wildes Anwachsen führt regelmäßig zu unkontrollierbaren Bränden und kontaminierten Gewässern. 

Ab 2030 will Indonesien keine neuen Deponien mehr bauen und bis 2050 alle bestehenden Deponien auflösen. Wahrscheinlicher ist, dass Deponien in Indonesien wohl noch länger eine Rolle spielen werden. Internationale Förderprojekte wollen daher Deponien zumindest umweltfreundlicher machen oder konvertieren. Deutsche Technik ist bereits im Einsatz, wie zum Beispiel die Kompaktoren von Bomag oder die Geomembranen und -textilien von Naue. Letztere zum Beispiel auf den wenigen modernen Deponien in den westjavanischen Städten Malang, Jombang und Sidoarjo sowie in Jambi auf Sumatra. 

Erweiterte Verantwortung für Verpackungshersteller regt Projekte an 

Ein positiver Ansatz ist laut Branchenkennern die erweiterte Produzentenverantwortung (Extended Producer Responsibility, EPR). Sie macht die Hersteller und Importeure von Produkten für den gesamten Lebenszyklus von Produkt und Verpackung verantwortlich und strebt als eine Zwischenlösung 30 Prozent weniger Verpackungsmaterial bis 2029 an. Dies umfasst Redesign, Sammlung, Sortierung und Recycling. Noch wird diese Vorschrift kaum überprüft, aber zumindest haben einige Großkonzerne sich zur freiwilligen Selbstorganisation IPRO zusammengeschlossen, die für mehr Sammeln und Recycling von Verpackungen im Sinn der EPR eintritt und über Selbstverpflichtung Projekte startet. Große Konsumgüterfirmen haben zudem Recycling-Kooperationen mit Abfallbanken, NGOs und anderen Institutionen gestartet. Dazu zählen Projekte, die eigenen Verpackungen recyclebar oder wiederverwendbar zu machen, Schulungen für Müllsammler und der verstärkte Einsatz von smarter Umwelttechnologie. Die großen Verpackungsproduzenten müssen einen Langfristplan für die Erfüllung der Auflagen aus der EPR vorlegen. Daraus könnten sich zahlreiche neue Initiativen entwickeln, auch wenn besonders die indonesischen Konzerne vorerst abwarten. 

Ersatzbrennstoff aus Haushaltsabfällen (RDF) als Zwischenlösung

Ursprünglich sollten landesweit zwölf moderne Waste-to-Energy-Anlagen (WtE) entstehen, wobei die Betreiber je nach Umfang des verarbeiteten Abfalls mit einer Prämie (Tipping Fee) entlohnt werden sollten. Sie könnten den generierten Strom zu einem garantierten Tarif ins Netz einspeisen. In der Praxis wollen viele Provinzen diese Prämie offenbar vermeiden und auch Investoren haben noch Zweifel bezüglich Rechtssicherheit, Dauer der Zulassungsvorgänge und Rentabilität. In Denpasar auf Bali will eine chinesische Firma dennoch 225 Millionen Euro in eine Waste-to-Energy-Anlage investieren. Für Yogyakarta (Projekt Piyungan) und Balikpapan (Projekt Manggar) sind Projekte in Form von Public-Private-Partnerships (PPP) in Arbeit, Deponien durch Biogasanlagen zu ergänzen. 

Vorerst scheint die Entwicklung in Richtung von Anlagen zu gehen, die Refuse Derived Fuel (RDF) erzeugen – Pellets aus brennbaren Reststoffen des Hausmülls. Diese Pellets werden dann als Brennstoff und Energiequelle an Industrieanlagen verkauft, zum Beispiel an die javanische Zementindustrie. Mehrere RDF-Projekte befinden sich in Vorbereitung. Eine Anlage läuft bereits in der Deponie Bantargebang, eine ist in Rorotan im nördlichen Jakarta im Bau. Ein weiterer Standort könnte eine Deponie im südlichen Westjava sein. Von dort können die Region Sukabumi, Tasikmalaya und Cianjur versorgt werden. Die KfW ist an mehreren Machbarkeitsstudien beteiligt und stellt den staatlichen Stellen Mittel bereit. Oft komme es aber zu Verzögerungen und Änderungen seitens der indonesischen Counterparts. Im RDF-Bereich kam es zudem bereits zu Skandalen, da diese Pellets, die insbesondere Plastik enthalten, in der Praxis oft auch abseits spezieller Industrieöfen verbrannt werden. 

Ausgewählte Investitionsprojekte in der Abfallwirtschaft in IndonesienIn Millionen US-Dollar
Projekt

Investition 

Stand

Projektträger
Abfallverwertungsanlage in Legok Nangka, Westjava

268

Ready to OfferLokale Behörde
Abfallbehandlungsanlage in Gianyar, Bali

160-225

In PlanungLokale Behörde, Weiming Environtment Protection Group
Anlage zur Herstellung von Brennstoffen zu Abfall (RDF) in Rorotan, Jakarta

74,2

Im BauLokale Behörde, PT. WIKA
Abfall-Managementsystem in Nambo, Westjava

42,5

Im BauPT. Jabar Bersih Lestari
Abfallbehandlungsanlage in Piyungan, Yogyakarta

30-40

In Planung Lokale Behörde
Abfallbehandlungsanlage in Manggar, Ostkalimantan

22-35

In PlanungLokale Behörde
Anlage zur zur Herstellung von Brennstoffen zu Abfall (RDF) in Cirebon, Westjava

12,7

MachbarkeitsstudieMinistery of Works , PT. Indocement (off taker)
Anlage zur zur Herstellung von Brennstoffen zu Abfall (RDF) in Bogor, Westjava

9,6

MachbarkeitsstudieMinistery of Works , PT. Indocement & PT SBI (off takers)
Anlage zur zur Herstellung von Brennstoffen zu Abfall (RDF) in Tuban, Ostjava

6,7

In AusschreibungMinistery of Works, PT. Semen Indonesia (off taker)
Anlage zur zur Herstellung von Brennstoffen zu Abfall (RDF) in Banda Aceh, Aceh

5

MachbarkeitsstudieMinistery of Works, PT. Indonesia Power (off taker)
Quelle: BAPPENAS, PPP Book 2024, Pressemeldungen

 

Landesstruktur erfordert auch Insellösungen

Auch wenn der meiste Müll in den Großstädten Javas anfällt, besteht großer Bedarf an speziellen Lösungen für abgelegenere Regionen, zumal es außerhalb von Java kaum Recyclinganlagen gibt. Interesse besteht seitens der zuständigen Behörden an möglichst schlüsselfertigen, größenflexiblen und integrierten Anlagen für Abfallentsorgung und Energieerzeugung, mit möglichst geringem Anspruch an Betrieb und Wartung. 

Auch innovative Ansätze wie der Einsatz von Larven der Black Soldier Fly zur Umwandlung von organischen Abfällen in Produkte wie hochwertiges Protein für Tierfutter und organischen Dünger stoßen in Indonesien auf größeres Interesse, erste Projekte laufen.

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