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Branchen | Indonesien | Wasser- und Abwassertechnologie

Indonesien konkretisiert Projekte in der Wasserwirtschaft

Indonesien hat beides: zu viel und zu wenig Wasser - je nach Ort und Jahreszeit. Investitionen in Leitungen, Kläranlagen, Schleusen und Dämme sollen einen Ausgleich schaffen. 

Von Oliver Döhne | Jakarta

In Indonesien ist das Leitungswasser in den Ballungsräumen auf Java oft bakteriell verunreinigt, sofern Haushalte überhaupt an das Netz angeschlossen sind. Trink- und Kochwasser lassen sich die Konsumenten meist in Plastikgallonen ins Haus liefern oder pumpen es aus dem Grundwasser. Letzteres so ausufernd, dass Jakarta absinkt und noch anfälliger für die ohnehin regelmäßigen Überschwemmungen wird. Die Regenzeit verschmutzt das Grundwasser zusätzlich. 

In der Industrie steigt mittelfristig der Druck, das entstandene Abwasser zu reinigen oder zu vermeiden. Hier bestehen laut Marktbeobachtern auch Chancen für deutsche Technik. Ein stärkerer Einsatz von gereinigtem Abwasser scheitert noch daran, dass Abwasser meist ungefiltert in Gewässer läuft und in Jakarta nur rund 12 Prozent der Haushalte an das Sanitärsystem angeschlossen sind. Gleichzeitig steigt der Druck in der Landwirtschaft, die wachsende Stadtbevölkerung zu ernähren, wozu sie unter anderem eine effizientere Bewässerung benötigt. Die wasserreichen Gebiete sind oft nicht deckungsgleich mit den fruchtbaren Agrarflächen. 

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Regierung sucht die Zusammenarbeit mit Unternehmen

Die Regierung will dafür sorgen, dass Wasser in der benötigen Reinheit dorthin geleitet wird, wo es gebraucht wird. Dafür hat sie strategische Investitionen angestoßen, sowohl in neue Wasserquellen als auch in die Abwasserklärung. Auch wenn sich mit dem Amtsantritt der neuen Regierung unter Prabowo Subianto Ende Oktober 2024 Zuständigkeiten und Projektpläne für die kommenden Jahre ändern können, gehen Experten davon aus, dass der neue Präsident beim Infrastrukturausbau grundsätzlich der Linie seines Vorgängers folgen wird. Womöglich wird er die Staatsausgaben sogar deutlich erhöhen. 

Dem Privatsektor bietet die Regierung eine Teilnahme an diesen strategischen Projekten als öffentlich-private Entwicklungspartnerschaften (PPP). Dabei übernimmt der Staat meist den nötigen Landerwerb und unterstützt bei Genehmigungsverfahren, während private Unternehmen bauen, für einen bestimmten Zeitraum Betrieb und Wartung übernehmen und das Wasser an lokale Versorger verkaufen. 

PPP-Vorschläge des indonesischen Planungsministeriums 2024in Millionen US-Dollar
ProjektnameWertAnmerkung
Jatiluhur 21.500Wasserversorgung der Metropolregion Jakarta aus Westjava, 2024: Projektentwicklung, Bau ab 2026
Merangin-Damm-Entwicklung430Bau eines multifunktionalen Staubeckens (Bewässerung, Rohwasser, Flutkontrolle, evtl. Stromerzeugung) in der Provinz Jambi/Sumatra, 2024: Projektentwicklung 
Komering Irrigation System164Betrieb und Wartung des Bewässerungssystems, Einrichten eines Smart Irrigation Asset Management Systems in den Provinzen Südsumatra und Lampung
Jatiguede Water Supply System139Wasserversorgung des Großraums Cirebon/Westjava, 2024: Projektentwicklung, Bau ab 3. Quartal 2025
High Level Diversion Interconnection Channel Lombok112Modernisierung und Ausbau der Wasserversorgung von Agrarregionen im wasserarmen Ost- und Südteil von Lombok aus dem wasserreichen Westen, 2024: Projektentwicklung
Sinumbra Water Supply System50Wasserversorgung des westlichen Großraums Bandung/Westjava, 2024: Projektentwicklung, Bau ab 2025
Kamijoro Regional Water Supply System23Wasserversorgung des südlichen Großraums Yogyakarta, 2024: Projektentwicklung, Bau ab 2025
Bei Interesse kann GTAI Kontaktdetails nennenQuelle: PPP-Book 2024

Jakarta Sanierungsprogramm kommt voran

In Jakarta startete Mitte 2024 die zweite Phase des großen Sanierungsprogramms "Jakarta Sewerage Development Project". Es soll Indonesiens Riesenmetropole schrittweise ein modernes System von Abwasserleitungen und Kläranlagen verschaffen. Das in insgesamt 15 Phasen/Zonen unterteilte Programm soll für die kommenden Jahrzehnte laufen und wird kofinanziert von der japanischen Entwicklungsagentur JICA. Hauptausführer der seit 2023 laufenden ersten Phase im nördlichen Zentrum (Zone 1) ist der japanische Baukonzern Kumagai Gumi. Nächster Bauabschnitt ist die Zone 6 im westlichen Zentrum. 

Da Jakartas Sanitärsystem erst in Nachhinein in eine vollbebaute Stadt integriert werden muss, besteht ein Bedarf an fortgeschrittener Bohrtechnik, die über dem Boden möglichst weiter einen normalen Stadtbetrieb zulässt. Das hat unter anderem die deutsche Firma Herrenknecht ins Spiel gebracht. Sie stellte ihre Bohrer für Phase 1 zur Verfügung und wird mit großer Wahrscheinlichkeit auch in der zweite Phase dabei sein, in der unter anderem 14 Kilometer Kanalisationsleitungen im Rohrvortriebsverfahren (Pipe Jacking) auf dem Programm stehen. 

Deutsche Technik in Nischen gefragt

Die Frankenthaler Firma KSB, seit 1993 in Indonesien, bestückte 2023 ein Projekt von nationaler Priorität in Surabaya mit Pumpen und Armaturen und half dabei die Trinkwasserversorgung der 3-Millionen-Einwohnerstadt aus einer etwa 100 Kilometer entfernten Quelle zu ermöglichen. Die Heidelberger Firma Prominent beliefert in Indonesien den größten Flaschenwasserhersteller mit Dosiertechnik. Deutsche Hersteller sehen im Land außerdem Chancen beim Bau kleinerer Wasserkraftwerke und bei Wartungsequipment für Pumpstationen und Stauseen. 

Das Siegener Unternehmen Dango & Dienenthal verkauft in Indonesien erfolgreich Filter für die Wasseraufbereitung in Raffinerien und Entsalzungsanlagen. 

"Besonders wichtig bei der Geschäftsanbahnung in Indonesien sind sehr gut vernetzte lokale Vertriebspartner",

sagt Sandro Jüngst, Technical Sales Engineer bei Dango & Dienenthal. Unterstützung dabei finden Firmen bei der Deutsch-Indonesischen Industrie- und Handelskammer (AHK Indonesien).  

Auch wenn das Potenzial die derzeitigen Geschäftsmöglichkeiten noch deutlich übersteigt und die Rahmenbedingungen als nicht einfach gelten, wollen viele Branchenfirmen sich in Indonesien etablieren, bevor das Land mehr ins Rampenlicht der Weltwirtschaft gerät. Als Herausforderungen in Indonesien, besonders bei Geschäften mit dem öffentlichen Sektor, nennen Branchenkenner unter anderem Local-Content-Vorgaben, Vermischung von politischen und unternehmerischen Interessen aber auch, dass bei überregionalen Projekten auf den unterschiedlichen staatlichen Ebenen zu viele verschiedene Akteure mit am Tisch sitzen. Laut indonesischen Regierungsvertretern ist hier eine Vereinfachung geplant. 

Jakarta und Surabaya brauchen Flutschutz

Im Flutschutz besteht in Indonesien ein großer Bedarf an Technik, besonders in den überschwemmungsgeplagten Metropolen Jakarta und Surabaya. Trotz des Starts umfangreicher Projekte wie der Jakarta Sea Wall und wiederkehrender Ausnahmezustände in der Stadt während der Regenzeit, fehlt es laut Marktbeobachtern noch an konsequenten Gegenmaßnahmen. Dies könnte sich aber mit der neuen Regierung ändern. 

Kontaktadressen

AHK Indonesien (Ekonid) - Unterstützung bei Markteintritt und Vertriebspartnersuche

Indo Water - Größte Branchenmesse im Land. Nächste Ausgabe: voraussichtlich 13.-15. August 2025 in Jakarta

Water Indonesia - Messe für Industrial Water und Waste Treatment, 10.-13. September 2025 in Jakarta

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