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Branche kompakt | Indonesien | Pharma, Biotechnologie

Indonesische Pharmaindustrie ist offen für Kooperationen

Einheimische Branchenfirmen sind auf der Suche nach Wirkstoffen und Partnern. Deutsche Unternehmen könnten von strategischen Partnerschaften im Markt profitieren.

Von Oliver Döhne | Jakarta

Ausblick der Pharmaindustrie in Indonesien

Bewertung:

  • Lifestyle-Erkrankungen nehmen zu, umfassendes öffentliches Gesundheitssystem.
  • Einheimische Hersteller sind bisher auf Generika spezialisiert, suchen verstärkt die internationale Zusammenarbeit.
  • Kaum Forschung und Entwicklung, schwieriges Geschäftsumfeld, lange Zulassungszeiten.

Anmerkung: Einschätzung des Autors für die kommenden zwölf Monate auf Grundlage von prognostiziertem Umsatz- und Produktionswachstum, Investitionen, Beschäftigungsstand, Auftragseingängen, Konjunkturindizes etc.; Einschätzungen sind subjektiv und ohne Gewähr; Stand: März 2025

  • Markttrends

    Indonesien will Importe von pharmazeutischen Produkten reduzieren. Allerdings sind das Know-how im Land und die Ausgaben für Forschung & Entwicklung gering.

    Indonesiens besitzt einen vielversprechenden Pharmamarkt. Für Dynamik sorgt die steigende Nachfrage der über 280 Millionen Einwohner. Jährlich wächst die Bevölkerung um 3 Millionen Menschen. Über die allgemeine Gesundheitsversicherung JKN stellt der Staat der Bevölkerung über kommunale Gesundheitszentren und öffentlichen Krankenhäusern stark subventionierte, faktisch kostenlose Medikamente bereit. Er erreicht dadurch rund 90 Prozent der Bevölkerung und ist damit auch ein zentraler Abnehmer für die Produzenten (rund 60 Prozent), besonders von Generika. Darüber hinaus bezahlen immer mehr Haushalte Gesundheitsleistungen aus eigener Tasche. Dieser Bedarf wird durch ein stärkeres Gesundheitsbewusstsein und das vermehrte Auftreten von Zivilisationskrankheiten wie Übergewicht, Diabetes und Herz-Kreislauf-Erkrankungen angetrieben.

    Großes Marktpotenzial mit Hindernissen

    Um das Potenzial noch besser abzurufen, müsste Indonesien einige Bremsfaktoren beseitigen. Viele Medikamente kosten offenbar fast viermal so viel wie im Nachbarland Malaysia. Die lokalen Hersteller müssen einen Großteil ihrer Wirkstoffe und Rohstoffe importieren. Dem derzeitigen Kostenanstieg bei den Vorprodukten steht Druck auf Preissenkung seitens des größten Abnehmers, des staatlichen Gesundheitssystems, gegenüber. Zudem sind Logistikkosten und der Stand der Logistikinfrastruktur in Indonesien noch immer ein schwerwiegender Wettbewerbsnachteil. Weitere Herausforderungen sind Produktfälschungen, komplexe Regulierungsfragen und Korruption. 

    Die Konjunkturentwicklung der Branche geht jedoch trotz allem nach oben. Marktbeobachter rechnen für die kommenden Jahre mit einem jährlichen Nachfragewachstum um die 5 Prozent. Die Arzneimittelausgaben pro Kopf sind mit rund 150 US-Dollar (US$) sehr gering, genauso wie die Staatsausgaben für Gesundheit mit etwa 3,7 Prozent des Bruttoinlandsprodukts. Das stabile dauerhafte Wirtschaftswachstum Indonesiens, perspektivisch mehr verfügbares Einkommen und auch der Schwerpunkt, den der neue Präsident Prabowo auf Volksgesundheit legt, könnten beide Werte in den kommenden Jahren deutlich nach oben bewegen. Voraussetzung dafür ist jedoch, dass es gelingt, die genannten Bremsfaktoren zu lösen.

    90 Prozent

    der medizinischen Vorprodukte und pharmazeutischen Wirkstoffe müssen importiert werden.

    Regierung drängt auf mehr lokale Wirkstoffe 

    Marktexperten gehen von einer deutlich zunehmenden Nachfrage nach Biosimilaren und Generika aus, da chronische Krankheiten wie Krebs, Diabetes und rheumatische Arthritis zunehmen und diese Art von Medikamenten für den Staat eine interessante Alternative zum teuren Import von Originalmedikamenten darstellen. Ein Fokus liegt auf der Entwicklung innovativer biologischer Medikamente und der Nutzung von Indonesiens großer Biodiversität und der großen Beliebtheit von Herbalmedizin im Land. Die Regierung intensiviert den Mindestanteil lokaler Produktion und setzt Anreize zur einheimischen Entwicklung aktiver Wirtstoffe (API). Auch weitere pharmazeutische Vorprodukte sollen verstärkt im eigenen Land produziert werden. Für den Markt von rezeptfreien Präparaten (Over-the-Counter; OTC) sehen Prognosen ebenfalls ein gutes Wachstumspotenzial, zum Beispiel bei Nahrungsergänzungsmitteln und Selbstmedikation, die Konsumtrends in Indonesien sind. 

    Geschäftsmöglichkeiten für deutsche Firmen

    Chancen für deutsche Akteure bestehen unter anderem in der Kooperation mit lokalen Branchenfirmen und Laboratorien in Forschung und Entwicklung. Kooperationen zwischen ausländischen und einheimischen Firmen sind in letzter Zeit verstärkt zu beobachten. So arbeitet die dänische Novo Nordisk künftig mit dem staatlichen indonesischen Unternehmen Bio Farma bei der Insulinproduktion zusammen. Diabetes tritt in Indonesien immer häufiger auf, es sind bereits 19 Millionen Personen daran erkrankt. Dieser Wert könnte laut Experten bis 2045 auf 28,6 Millionen steigen. Bei Impfstoffen zeigte Indonesien während der Covidzeit durch die Entwicklung eines eigenen Impfstoffes seine grundsätzliche Fähigkeit in der Entwicklung. 

    Geschäftsmöglichkeiten bieten sich auch für Hersteller von Ausrüstung für Laboratorien und pharmazeutische Produktion. So kommen zum Beispiel bei Kalbes Tablettenproduktion Anlagen des Kölner Unternehmens Romaco zum Einsatz.  

    Einheimische Firmen suchen Zusammenarbeit

    Marktführer Kalbe will bei den verschreibungspflichtigen Medikamenten verstärkt auf innovative biologische Arzneimittel setzen und dabei besonders das Insulingeschäft und die Zelltherapie ausweiten. Kalbe plant, Biosimilare nicht nur für Insulin, sondern auch für die Wirkstoffe GCSF, Rituximab, Bevacizumab, Trastuzumab und Erythropoitin auf den Markt zu bringen. Auch in den präventiven Bereich will Kalbe stärker expandieren. In Kooperation mit der chinesischen Livzon Pharma strebt Kalbe Fortschritte bei der Entwicklung von komplexeren Medikamenten an, zunächst im Export danach auch für das Inland. 

    Ausgewählte Investitionsprojekte der pharmazeutischen Industrie in IndonesienInvestitionssumme in Millionen Euro
    Akteur/Projekt

    Investitionssumme

    ProjektstandAnmerkungen
    Kalbe/Neue API-Anlage in Sidoarjo, Ostjava

    40,1

    2024 gestartet, soll 2026 fertig seinKooperation mit chinesischer Livzon
    Dexa/Ausbau Generikaproduktion, Cikarang und Palembang

    30,8 

    GeplantNeue Produktionslinien, Modernisierung
    Kimia/Ausbau Produktion in Bandung und Jakarta

    30,8 

    GeplantNeue Produktionslinien, Modernisierung
    Dexa/Entwicklung neuer Biopharmazeutika und Biosimilare, Jakarta und Bandung

    18,5 

    GeplantForschung und Entwicklung
    Kalbe/Radionuklidanlage zur Krebsbehandlung in Sidoarjo, Ostjava

    12,6 

    Ende 2024 gestartet, soll 2025 fertig seinProduktion von Radioisotopen und Radiopharmazeutika wie Fluorodeoxyglukose (FDG)
    Dexa/Produktion medizinischer Vorstoffe, neue Herbalmedizin, mehrere Orte

    12,6 

    GeplantZiel: Autarkie, bessere Nutzung der Biodiversität, mehr Export
    Quelle: Unternehmensmeldungen 2025

    Von Oliver Döhne | Jakarta

  • Branchenstruktur

    Die dominierenden lokalen Generikaproduzenten wollen künftig auch komplexere und innovative Medikamenten herstellen. 

    Bislang war die indonesische Pharmaindustrie auf die günstige Produktion von Generika und OTC-Produkten fokussiert, eigene Forschung und Entwicklung stand nicht im Vordergrund. Das soll sich nach Wunsch der Regierung ändern, die auch in diesem Bereich darauf abzielt, möglichst wenig abhängig vom Ausland zu sein und die eigentlich reichhaltigen eigenen Ressourcen besser zu nutzen. 

    Unternehmen, die in die Pharmaindustrie investieren, profitieren von Steuervergünstigungen, "tax holidays" sowie vereinfachten Lizensierungsprozessen. Es besteht zudem Unterstützung beim Technologietransfer. Im Health Law (Law Number 17 von 2023) werden fiskalische und nicht fiskalische Anreize aufgeführt, dazu zählen auch Subventionen und Zuschüsse für Forschung und Entwicklung, Letztere zum Beispiel in Kooperation mit akademischen Institutionen und privaten Firmen. Local Content Vorgaben sind ein weiterer Anreiz für ein Engagement vor Ort. 

    Venture Capital bieten unter anderem MDI Ventures (Telkom Indonesia), das mit Bio Farma einen Bio-Health Fund ins Leben rief, der auf Early- und Growth-Stage Startups in Biotech und Healthcare fokussiert ist. Weitere Venture Capital Funds, die Start-Ups in der Pharmaindustrie fördern, sind Convergence Ventures, GDP Venture, Intudo Ventures und Venturra Capital. 

    Neue Gesundheitscluster im Aufbau

    Wichtigstes Branchencluster ist der Großraum Jakarta, mit zahlreichen Firmenzentralen und Forschungs- und Entwicklungszentren. Infrastruktur und Arbeitskräfte sind hier am besten entwickelt. Dank des guten Rufs ihrer Fakultäten sind auch Bandung und Yogyakarta beliebte Standort der Pharmaindustrie, insbesondere in der Biotechnologie. Surabaya punktet mit seiner strategischen Lage und seiner Industriebasis. In Sanur (Bali) und Batam (Riau, nahe Singapur) ist die Regierung dabei, Sonderwirtschaftszonen einzurichten, die sich auf Gesundheitstourismus spezialisieren. 

    Nach Angaben des Branchenunternehmens Kimia Farma machen verschreibungspflichtige Medikamente wertmäßig insgesamt einen Anteil von 66 Prozent des Marktes aus, 34 Prozent sind im freien Verkauf. Der Anteil der (verschreibungspflichtigen und frei verkäuflichen) Generika liegt wertmäßig bei rund 60 Prozent. Bereitschaft und finanzielle Möglichkeiten, Originalprodukte zu kaufen ist in Indonesien noch begrenzt. Informationen darüber, welche Medikamente und Wirkstoffe verschreibungspflichtig sind, erteilt die Aufsichtsbehörde BPOM auf ihrer Internetseite und auf Anfrage. 

    Import beschränkt sich auf essenzielle Medikamente

    Laut Aufsichtsbehörde BPOM sind etwa ein Drittel aller importierten Produkte Krebsmedikamente, ein weiteres Drittel entfällt auf Diabetesmittel sowie Blutverdünner und Blutersatzstoffe. Weitere Produktgruppen sind Psychopharmaka, Medikamente für Atemwegserkrankungen, Sexualhormone und entzündungshemmende Mittel. Indonesiens wichtigster Lieferant war 2023 China vor den Vereinigten Staaten. Deutschland befand sich auf dem dritten Platz vor Indien und konnte 2023 seine Lieferungen gegenüber dem Vorjahr deutlich erhöhen. 

    Lokale Firmen dominieren

    Laut Industrieministerium gibt es im Land circa 384 größere Pharmaunternehmen. Den Ton geben die einheimischen Konzerne an, besonders Kalbe, Daxa und die Biofarma-Gruppe (Kimia). Auch internationale Konzerne wie Bayer, Merck, Boehringer Ingelheim, GlaxoSmithKline, Mitsubishi Tanabe und Novartis sind im Land, ihre Produktion zielt oft auf den Export ab. 

    Die lokale Produktions- und Vertriebsgesellschaft von Sanofi ging 2022 auf Kalbe über. Kalbe besitzt über 15 Produktionsanlagen, hat circa 16.000 Mitarbeiter im Land und fungiert als Third-Party-Principal unter anderem für AstraZeneca, Lotte, Johnson&Johnson und BASF (fine chemical raw materials). Mit der Distribution für andere Firmen erzielt Kalbe rund ein Drittel seines Umsatzes, 28 Prozent kommen von verschreibungspflichtigen Medikamenten, 25 Prozent von Nahrungsergänzungsmitteln und 13 Prozent von Consumer Health-Produkten. Durch die Akquisition des thailändischen Distributeurs Alliance Pharma will Kalbe international aktiv werden. Über die übernommene lokale Tochtergesellschaft von Sanofi, Kalventis, möchte Kalbe, weiterhin in Kooperation mit dem Sanofi-Konzern, stärker im Bereich Kardiovaskular- und Diabetesbehandlung aktiv werden. Auch Konkurrent Dexa will die Auslandsaktivitäten verstärken und hat dabei besonders Europa als Absatzmarkt für günstig produzierte Generika im Blick. Tempo Scan produziert eigene verschreibungspflichtige Schmerzmittel, antiinfektiöse Medikamente und stoffwechselbezogene Arzneimittel und vertreibt darüber hinaus Produkte von Lizenzgebern. 

    Die staatliche Biofarma unterstützt die Regierung dabei, ausreichend Medikamente für das öffentliche Gesundheitssystem zu produzieren und ist sowohl bei verschreibungspflichtigen Medikamenten als auch bei Generika und OTC-Produkten aktiv. Bayer produziert in Depok südlich von Jakarta OTC-Präparate wie wasserlösliche Multivitamintabletten und Schmerzmittel. Boehringer Ingelheim stellt in Bogor unter anderem Medikamente gegen Diabetes, Herzinsuffizienz, Asthma, Lungenkrebs sowie für die Tiergesundheit her. Merck produziert in Ost-Jakarta unter anderem Medikamente für kardiovaskulare Erkrankungen, Diabetes sowie Hormonpräparate. 

    Nach Angaben des Gesundheitsministeriums gibt es 2.930 Großhändler und 3.594 Distributeure. Bekannteste Marken unter den 31.995 Apotheken sind Kimia Farma, Apotek K-24, AS Watsons Group, Guardian Pharmacy und Century Apotek Healthcare. Dazu kommen 8.559 kleinere OTC-Shops (Toko Obat), 10.180 kleinere kommunale Gesundheitszentren (Pukesmas) und, laut Gesundheitsministerium (die Zahlen varriieren), rund 1.000 große öffentliche Krankenhäuser und rund 1.500 große private Kliniken, dazu 14.564 kleinere private Kliniken (Klinik Pratama). Zu den privaten Krankenhausketten zählen Siloam, Mayapada, Mitra Keluarga, Hermina und Primaya. 

    Führende Pharmaunternehmen in Indonesien Umsatz in Milliarden Euro; Marktanteil in Prozent

    Unternehmen

    Umsatz (2024)

    Marktanteil 

    Kalbe-Gruppe (mit SanBe)

    1,9

    25,9

    Biofarma-Gruppe (mit Phapros, Kimia, staatlich)

    1,3

    17,3

    Dexa-Gruppe (mit Ferron Par)

    1,0

    13,0

    Tempo Scan

    0,7

    10,0

    Schätzungen, offizielle Zahlen nicht verfügbarQuelle: Unternehmensangaben, grobe Schätzung (2025)

    Von Oliver Döhne | Jakarta

  • Rahmenbedingungen

    In Indonesien haben es Branchenfirmen mit einem stark staatlichen gelenkten, bürokratischen und oft intransparenten Umfeld zu tun. 

    Die allgemeine Krankenversicherung ist eine große Errungenschaft im indonesischen Gesundheitswesen. Sie hat landesweit bis zu 2.800 Krankenhäuser (inklusive kleinerer Krankenstationen) unter Vertrag. Zwar leistet sie nur eine Grundversorgung, kann Versicherten aber durchaus auch eine kleinere Operation inklusive Vor- und Nachsorge sowie Physiotherapie bieten. Die Versicherung deckt auch Medikamente - wenngleich nicht die neuesten Entwicklungen - gegen Herzkreislauf-Erkrankungen, Diabetes oder Krebs ab.

    Staatliche Krankenversicherung kostspielig aber bislang ein Erfolg

    Weil die Beiträge der Versicherten sehr niedrig sind, hat die Krankenversicherung ein Milliardendefizit angehäuft, für das der Staatshaushalt jährlich mit immer größeren Summen belastet wird. Deshalb werden nun die Beiträge angehoben. Für ordentlich Angestellte fielen bislang 5 Prozent des Gehalts an, von denen der Arbeitgeber in der Regel 4 Prozent übernahm. Für informell Beschäftigte, Selbständige etc. gab es drei Klassen, je nach gewünschtem Komfort und Umfang der Behandlungen, die aber nun zu einer einheitlichen Klasse zusammengefasst werden sollen. In der niedrigsten Klasse waren die Beiträge monatlich bei etwa 3 Euro, in der höchsten etwa 10 Euro pro Monat. Ergänzend schließen Wohlhabendere private Zusatzversicherungen ab. 

    Markumfeld nicht einfach 

    Indonesien gilt im Vergleich zu anderen größeren ASEAN-Staaten als schwieriger Standort in punkto Marktöffnung, Bürokratie, Importverfahren oder Rechtssicherheit. Das betrifft auch die Pharmabranche. Die Aufsichtsbehörde BPOM funktioniert laut Marktteilnehmern vergleichsweise gut.

    Insbesondere im Pharmabereich ist Indonesien ein regulatorisch schwieriger Standort, der Unternehmen von größeren Investitionen abschreckt. Ein Beispiel ist das Decree 1010/2008, das noch heute Nachwirkungen zeigt. Ihm zufolge dürfen Unternehmen nur noch dann Medikamente im Land registrieren, wenn sie vor Ort auch eine eigenen Produktion haben. Viele Unternehmen öffneten daraufhin kleine ineffiziente und überflüssige Produktionslinien, nur um im Geschäft zu bleiben. Die Investitionen der Branche gingen in den Folgejahren zurück. Es ist zu erwarten, dass weitere Versuche unternommen werden, ausländische Pharmaunternehmen zu verpflichten, patentierte Medikamente innerhalb einer bestimmten Zeit nach Registrierung im Land herzustellen und gegebenenfalls die Patente offenzulegen.

    Darüber hinaus sorgt das bevorstehende Halal-Gesetz für Unsicherheit in der Branche. Es schreibt die Produktion, Lagerung und den Vertrieb von Nahrungsmitteln und Medikamenten nach islamischen Regeln vor. Das Halal-Gesetz sollte ursprünglich im Oktober 2019 in Kraft treten, wird nach Verschiebung aber nun wohl ab 2026 gelten. Marktbeobachter halten eine strenge Auslegung des Gesetzes - mit einer Nachverfolgung aller Lieferketten und der Prüfung sämtlicher Produktionsanlagen - für schlicht nicht durchführbar. Zahlreiche ausländische Unternehmen und Lieferanten würden sich umgehend aus Indonesien zurückziehen. Deshalb könne es nur eine praktikable Lösung geben.

    Zulassung verbessert, aber immer noch zeitaufwändig

    Pharmaprodukte müssen vor dem Import bei BPOM registriert werden. Dies konnte in der Vergangenheit leicht zwei bis drei Jahre dauern. Die Regierung hat sich aber mehrfach dafür eingesetzt, Prozesse zu vereinfachen und beschleunigen, zum Beispiel über das Single-Window-Verfahren (s. Tabelle). 

    Für die Zulassung braucht der in Indonesien ansässige Antragsteller grundsätzlich eine schriftliche Genehmigung des ausländischen Herstellers. Registriert für den Import werden bevorzugt Produkte für öffentliche Gesundheitsprogramme, neuentwickelte Pharmazeutika sowie solche Arzneimittel, die als wichtig eingestuft und nicht im Land hergestellt werden. Der Importzollsatz für Erzeugnisse aus dem Kapitel 30 (HS) des Zolltarifs liegt zwischen 0 und 5 Prozent.

    Nationale Anlaufstellen für Pharmahersteller und -lieferanten in Indonesien

    Anlaufstellen Anmerkung
    AERO (Registrierungsbehörde BPOM)Elektronische Registrierung von Medikamenten 
    PIO Nas (Registrierungsbehörde BPOM)Informationsplattform für den Medikamentengebrauch und wissenschaftliche Studien
    Indonesia National Single Window (INSW)Plattform zur Integration der In- und Exportabwicklung

     

    Logistikprobleme bewirken hohe Kosten und Preise

    Der flächendeckende Vertrieb von Medikamenten im Archipel mit seinen 6.000 bewohnten Inseln bleibt eine große Herausforderung. Die logistischen Netzwerke können die Produktsicherheit am Verkaufsort nicht durchgehend gewährleisten. Der Großhandel gilt als schwächstes Glied der Kette. Der in der Regel mehrstufige Distributionsprozess mit jeweils abgesteckten, inoffiziellen Zuständigkeitsgebieten bestimmter Akteure treibt die Preise zusätzlich in die Höhe. Der Anteil gefälschter und minderwertiger Arzneimittel liegt bei schätzungsweise 10 bis 15 Prozent und ist laut Marktexperten ein Anlass zur Sorge. 

    Die genauen Anteile der Absatzkanäle sind zahlenmäßig nicht verfügbar. Viele Arzneimittel gehen über die staatlich finanzierten Pukesmas (Health Community Centers) an die Patienten des JKN. Es folgen Apotheken. Zunehmende Marktanteile gewinnt der E-Commerce mit Apps wie, Halodoc, Alodokter, SehatQ, and GoApotik. In Drogerien, Mini- und Supermärkten finden auch viele OTC-Präparate ihre Käufer. 

    Germany Trade & Invest stellt ausführliche Informationen zum Wirtschafts- und Steuerrecht sowie zu Einfuhrregelungen, Zöllen und nicht tarifären Handelshemmnissen zur Verfügung.

    Von Oliver Döhne | Jakarta

  • Kontaktadressen

    Bezeichnung

    Anmerkungen

    Germany Trade & Invest

    Außenhandelsinformationen für die deutsche Exportwirtschaft

    AHK Indonesien (Ekonid)

    Anlaufstelle für deutsche Unternehmen

    Exportinitiative Gesundheitswirtschaft

    Die Exportinitiative bündelt Unterstützungsangebote für die Internationalisierung der Gesundheitswirtschaft.

    Pengawasan Obat dan Makanan (Badan POM)

    Aufsichts- und Registrierungsbehörde für Medikamente und Nahrungsmittel
    Asosiasi Apotek Seluruh Indonesia (APSI)Verband der Apotheken

    Gabungan Perusahaan Farmasi Indonesia (GP Farmasi)

    Vereinigung der pharmazeutischen Industrie
    International Pharmaceutical Manufacturers Group (IPMG)Interessenvertretung ausländischer Pharmaunternehmen in Indonesien

    Indonesia Pharmaceutical Expo (IPEX)

    Zweijährliche Messe für Inhaltsstoffe, Auftragsproduktion, Prozess- und Verpackungstechnologie

    Von Oliver Döhne | Jakarta

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