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Markttrends

Es gibt zahlreiche kleinere Projekte der Erneuerbaren in Indonesien. Doch ein Ausbau im industriellen Maßstab ist bisher nicht in Sicht.

Von Frank Malerius | Jakarta

In Indonesien gibt es derzeit wenige große Energieprojekte innerhalb der öffentlichen Stromnetze. Das hat einen einfachen Grund: Im Java-Bali-Stromnetz, das für 70 Prozent der Stromerzeugung des Archipels steht, gibt es seit vielen Jahren große Überkapazitäten. Während der Coronakrise sollen sie bis zu 50 Prozent betragen haben. Aufgrund zu optimistischer Prognosen über das Wirtschaftswachstum ist ein starker Zubau von Kohlekraftwerken um 2015 umgesetzt worden. Derzeit laufen sogar Verhandlungen über die Stilllegung von Kohlekraftwerken, die mit internationalen Geldern, unter anderem von der Asian Development Bank (ADB), finanziert werden sollen. Auch auf Sumatra, das für weitere 20 Prozent der Stromerzeugung steht, gibt es Überkapazitäten. Laut PLN hält diese landesweite Situation noch etwa bis 2028 an. Pro Jahr steigt der indonesische Strombedarf im Gleichschritt mit dem Wirtschaftswachstum etwa um 5 Prozent.

Trotz des Überangebots an Erzeugungskapazitäten laufen in dem riesigen Archipel mit seinen mehr als 6.000 bewohnten Inseln zahlreiche lokale Stromprojekte. Denn es gibt Hunderte kleine und isolierte Stromnetze. Und selbst die großen Stromnetze auf Sumatra, Java-Bali, Kalimantan und Sulawesi, sind nicht miteinander verbunden. Auch deshalb besteht vor allem bei den Übertragungsnetzen in den kommenden Jahren und Jahrzehnten ein erheblicher Ausbaubedarf.

Zu den wenigen großen Erneuerbaren-Projekten gehört der Bau der Kayan-Cascade-Staudämme im weitgehend menschenleeren Nordkalimantan. Abnehmer soll ein riesiger neuer Industriepark sein. Weiteres grünes Großprojekt sind geplante riesige Solarparks auf Batam für den Stromexport nach Singapur. Aber beide Projekte werden erst in vielen Jahren Elektrizität produzieren.

70 %

der indonesischen Stromerzeugung entfallen auf Java.

JETP macht Druck auf grünen Umbau

Wie sich der Ausbau der Stromerzeugung in Indonesien in den kommenden Jahren entwickelt, hängt auch von der Rolle der Just Energy Transition Partnership (JETP) ab, einer 2022 geschlossenen Vereinbarung zwischen Geberländern und Indonesien über den Komplettumbau des indonesischen Stromsektors zur Klimaneutralität bis 2050. Der überaus ambitionierte Plan sieht die Verachtfachung der Stromerzeugungskapazitäten vor. Und während Kohle - die heute zwei Drittel des indonesischen Stroms erzeugt - auf null gefahren werden soll, wird der Ausbau aller anderen Stromerzeugungsform um den Faktor 17 steigen. Insgesamt wurden 1.000 Projekte identifiziert.

Für die Umsetzung von JETP sprechen die Bekenntnisse der politischen Eliten zum Netto-Null-Ziel. Und das steigende Umweltbewusstsein der indonesischen Mittelschicht.    

Dagegen stehen die exorbitanten Kosten eines solchen Umbaus, für den es in einem solchen Umfang bisher nirgendwo auf der Welt ein Vorbild gibt. Alleine die ersten 400 Projekte des JETP-Investitionsplans werden mit knapp 100 Milliarden US-Dollar (US$) veranschlagt. Die Stromnetze müssten bis 2050 so ausgebaut werden, dass sie eine Solar-Peak-Kapazität von 265 Gigawatt (Vergleich Deutschland 2024: circa 70 Gigawatt) zum Tagesende auf null runterregeln und durch andere Erzeugungsformen ersetzen können. Laut offiziellen Statistiken hat Solar allerdings die mit Abstand höchsten Gestehungskosten aller Stromerzeugungsformen. Im Jahr 2020 betrugen sie knapp das 20fache von Kohle.

Aber die Gestehungskosten dürfen nicht steigen. Denn die Hälfte der indonesischen Haushalte bezieht subventionierten Strom. Das kostet den hoch verschuldeten staatlichen Strommonopolisten PLN jährlich Milliardensummen. Die Subventionierung aller Energieformen (Benzin, Strom, Kochgas) fressen schon heute 10 Prozent der Staatsausgaben auf. Einige Haushaltsentwürfe der vergangenen Jahre mussten bis zu 20 Prozent für diese staatlichen Armenhilfen einplanen. Keine indonesische Regierung wird die Bekämpfung der Armut und den wirtschaftlichen Fortschritt hohen Energiepreisen opfern. 

Gigantischer Kohlekraftwerksbau in der Erzverarbeitung

Trotz des geplanten grünen Umbaus der indonesischen Strombranche entfallen die derzeit weitaus größten neuen Erzeugungskapazitäten auf Kohlekraftwerke. Dabei handelt es sich vor allem um sogenannte Eigenkraftwerke von Unternehmen in der Rohstoffverarbeitung, insbesondere der Edelstahlproduktion. Sie werden vor allem von den in der Branche tätigen chinesischen Unternehmen gebaut und benötigen gigantische Kohlemengen. 

Da diese Anlagen weitgehend off-grid produzieren und in den normalen Energiestatistiken nicht auftauchen, ist ihr Umfang schwer zu ermessen. Ein Bericht sah Ende 2022 neue Kapazitäten von 18,8 Gigawatt im Bau. Alleine das entspricht etwa der Hälfte des indonesischen Kohlekraftwerksbestandes. Und das ist erst ein Zwischenstand, denn die indonesische Downstreaming-Strategie zur Weiterverarbeitung von Erzen befindet sich erst am Anfang. Zahlreiche weitere energiehungrige Erzschmelzen sind in Planung. Einen Eindruck der Dimensionen des Energiebedarfs bietet der Indonesia Morowali Industrial Park (IMIP) in Zentralsulawesi. 

 

Projekte der erneuerbaren Energien in IndonesienLeistung in Megawatt; Investitionen in Millionen US-Dollar

Projektbezeichnung (Standort)

Leistung 

Unternehmen 

Status

Investitionsvolumen

Wasserkraftwerke Kayan Cascade (Nordkalimantan)

9.000

PowerChinaBaubeginn

17.800

Solarkraftwerke und Batteriespeicher in Batam (Sumatra) für den Stromexport nach Singapur

bis zu 11.000

u.a. Marubeni Global IndonesiaIn Planung

9.000

Geothermiekraftwerk Hululais (südwestliches Sumatra)

110

Pertamina Geothermal

Im Bau

2.500

Wasserkraftwerk Batang Toru (Nordsumatra)

510

North Sumatra Hydro Energy; PLN

Im Bau

1.600

Pumspeicherkraftwerk Cisokan (Westjava)

4x260

PLNBaubeginn

850

Wasserkraftwerk Bendungan Merangin (südwestliches Sumatra)

107

k.A.

In Planung

420

Geothermiekraftwerk Kaldera Danau Banten (westliches Java)

110

Sintesa Banten GeothermalIm Bau

k.A.

Schwimmende Solarkraftwerke in Danau Singkrang (Westsumatra) und Saguling Reservoir (Westjava)

92+77

PLN, ACWA Power (Saudi Arabien)In Planung

k.A.

Quelle: Medienberichte; JETP-Investtionsplan

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