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Markttrends

Indonesien will Importe von pharmazeutischen Produkten reduzieren. Allerdings sind das Know-how im Land und die Ausgaben für Forschung & Entwicklung gering.

Von Oliver Döhne | Jakarta

Indonesiens besitzt einen vielversprechenden Pharmamarkt. Für Dynamik sorgt die steigende Nachfrage der über 280 Millionen Einwohner. Jährlich wächst die Bevölkerung um 3 Millionen Menschen. Über die allgemeine Gesundheitsversicherung JKN stellt der Staat der Bevölkerung über kommunale Gesundheitszentren und öffentlichen Krankenhäusern stark subventionierte, faktisch kostenlose Medikamente bereit. Er erreicht dadurch rund 90 Prozent der Bevölkerung und ist damit auch ein zentraler Abnehmer für die Produzenten (rund 60 Prozent), besonders von Generika. Darüber hinaus bezahlen immer mehr Haushalte Gesundheitsleistungen aus eigener Tasche. Dieser Bedarf wird durch ein stärkeres Gesundheitsbewusstsein und das vermehrte Auftreten von Zivilisationskrankheiten wie Übergewicht, Diabetes und Herz-Kreislauf-Erkrankungen angetrieben.

Großes Marktpotenzial mit Hindernissen

Um das Potenzial noch besser abzurufen, müsste Indonesien einige Bremsfaktoren beseitigen. Viele Medikamente kosten offenbar fast viermal so viel wie im Nachbarland Malaysia. Die lokalen Hersteller müssen einen Großteil ihrer Wirkstoffe und Rohstoffe importieren. Dem derzeitigen Kostenanstieg bei den Vorprodukten steht Druck auf Preissenkung seitens des größten Abnehmers, des staatlichen Gesundheitssystems, gegenüber. Zudem sind Logistikkosten und der Stand der Logistikinfrastruktur in Indonesien noch immer ein schwerwiegender Wettbewerbsnachteil. Weitere Herausforderungen sind Produktfälschungen, komplexe Regulierungsfragen und Korruption. 

Die Konjunkturentwicklung der Branche geht jedoch trotz allem nach oben. Marktbeobachter rechnen für die kommenden Jahre mit einem jährlichen Nachfragewachstum um die 5 Prozent. Die Arzneimittelausgaben pro Kopf sind mit rund 150 US-Dollar (US$) sehr gering, genauso wie die Staatsausgaben für Gesundheit mit etwa 3,7 Prozent des Bruttoinlandsprodukts. Das stabile dauerhafte Wirtschaftswachstum Indonesiens, perspektivisch mehr verfügbares Einkommen und auch der Schwerpunkt, den der neue Präsident Prabowo auf Volksgesundheit legt, könnten beide Werte in den kommenden Jahren deutlich nach oben bewegen. Voraussetzung dafür ist jedoch, dass es gelingt, die genannten Bremsfaktoren zu lösen.

90 Prozent

der medizinischen Vorprodukte und pharmazeutischen Wirkstoffe müssen importiert werden.

Regierung drängt auf mehr lokale Wirkstoffe 

Marktexperten gehen von einer deutlich zunehmenden Nachfrage nach Biosimilaren und Generika aus, da chronische Krankheiten wie Krebs, Diabetes und rheumatische Arthritis zunehmen und diese Art von Medikamenten für den Staat eine interessante Alternative zum teuren Import von Originalmedikamenten darstellen. Ein Fokus liegt auf der Entwicklung innovativer biologischer Medikamente und der Nutzung von Indonesiens großer Biodiversität und der großen Beliebtheit von Herbalmedizin im Land. Die Regierung intensiviert den Mindestanteil lokaler Produktion und setzt Anreize zur einheimischen Entwicklung aktiver Wirtstoffe (API). Auch weitere pharmazeutische Vorprodukte sollen verstärkt im eigenen Land produziert werden. Für den Markt von rezeptfreien Präparaten (Over-the-Counter; OTC) sehen Prognosen ebenfalls ein gutes Wachstumspotenzial, zum Beispiel bei Nahrungsergänzungsmitteln und Selbstmedikation, die Konsumtrends in Indonesien sind. 

Geschäftsmöglichkeiten für deutsche Firmen

Chancen für deutsche Akteure bestehen unter anderem in der Kooperation mit lokalen Branchenfirmen und Laboratorien in Forschung und Entwicklung. Kooperationen zwischen ausländischen und einheimischen Firmen sind in letzter Zeit verstärkt zu beobachten. So arbeitet die dänische Novo Nordisk künftig mit dem staatlichen indonesischen Unternehmen Bio Farma bei der Insulinproduktion zusammen. Diabetes tritt in Indonesien immer häufiger auf, es sind bereits 19 Millionen Personen daran erkrankt. Dieser Wert könnte laut Experten bis 2045 auf 28,6 Millionen steigen. Bei Impfstoffen zeigte Indonesien während der Covidzeit durch die Entwicklung eines eigenen Impfstoffes seine grundsätzliche Fähigkeit in der Entwicklung. 

Geschäftsmöglichkeiten bieten sich auch für Hersteller von Ausrüstung für Laboratorien und pharmazeutische Produktion. So kommen zum Beispiel bei Kalbes Tablettenproduktion Anlagen des Kölner Unternehmens Romaco zum Einsatz.  

Einheimische Firmen suchen Zusammenarbeit

Marktführer Kalbe will bei den verschreibungspflichtigen Medikamenten verstärkt auf innovative biologische Arzneimittel setzen und dabei besonders das Insulingeschäft und die Zelltherapie ausweiten. Kalbe plant, Biosimilare nicht nur für Insulin, sondern auch für die Wirkstoffe GCSF, Rituximab, Bevacizumab, Trastuzumab und Erythropoitin auf den Markt zu bringen. Auch in den präventiven Bereich will Kalbe stärker expandieren. In Kooperation mit der chinesischen Livzon Pharma strebt Kalbe Fortschritte bei der Entwicklung von komplexeren Medikamenten an, zunächst im Export danach auch für das Inland. 

Ausgewählte Investitionsprojekte der pharmazeutischen Industrie in IndonesienInvestitionssumme in Millionen Euro
Akteur/Projekt

Investitionssumme

ProjektstandAnmerkungen
Kalbe/Neue API-Anlage in Sidoarjo, Ostjava

40,1

2024 gestartet, soll 2026 fertig seinKooperation mit chinesischer Livzon
Dexa/Ausbau Generikaproduktion, Cikarang und Palembang

30,8 

GeplantNeue Produktionslinien, Modernisierung
Kimia/Ausbau Produktion in Bandung und Jakarta

30,8 

GeplantNeue Produktionslinien, Modernisierung
Dexa/Entwicklung neuer Biopharmazeutika und Biosimilare, Jakarta und Bandung

18,5 

GeplantForschung und Entwicklung
Kalbe/Radionuklidanlage zur Krebsbehandlung in Sidoarjo, Ostjava

12,6 

Ende 2024 gestartet, soll 2025 fertig seinProduktion von Radioisotopen und Radiopharmazeutika wie Fluorodeoxyglukose (FDG)
Dexa/Produktion medizinischer Vorstoffe, neue Herbalmedizin, mehrere Orte

12,6 

GeplantZiel: Autarkie, bessere Nutzung der Biodiversität, mehr Export
Quelle: Unternehmensmeldungen 2025

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