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Branche kompakt | Indonesien | Pharma, Biotechnologie

Rahmenbedingungen

In Indonesien haben es Branchenfirmen mit einem stark staatlichen gelenkten, bürokratischen und oft intransparenten Umfeld zu tun. 

Von Oliver Döhne | Jakarta

Die allgemeine Krankenversicherung ist eine große Errungenschaft im indonesischen Gesundheitswesen. Sie hat landesweit bis zu 2.800 Krankenhäuser (inklusive kleinerer Krankenstationen) unter Vertrag. Zwar leistet sie nur eine Grundversorgung, kann Versicherten aber durchaus auch eine kleinere Operation inklusive Vor- und Nachsorge sowie Physiotherapie bieten. Die Versicherung deckt auch Medikamente - wenngleich nicht die neuesten Entwicklungen - gegen Herzkreislauf-Erkrankungen, Diabetes oder Krebs ab.

Staatliche Krankenversicherung kostspielig aber bislang ein Erfolg

Weil die Beiträge der Versicherten sehr niedrig sind, hat die Krankenversicherung ein Milliardendefizit angehäuft, für das der Staatshaushalt jährlich mit immer größeren Summen belastet wird. Deshalb werden nun die Beiträge angehoben. Für ordentlich Angestellte fielen bislang 5 Prozent des Gehalts an, von denen der Arbeitgeber in der Regel 4 Prozent übernahm. Für informell Beschäftigte, Selbständige etc. gab es drei Klassen, je nach gewünschtem Komfort und Umfang der Behandlungen, die aber nun zu einer einheitlichen Klasse zusammengefasst werden sollen. In der niedrigsten Klasse waren die Beiträge monatlich bei etwa 3 Euro, in der höchsten etwa 10 Euro pro Monat. Ergänzend schließen Wohlhabendere private Zusatzversicherungen ab. 

Markumfeld nicht einfach 

Indonesien gilt im Vergleich zu anderen größeren ASEAN-Staaten als schwieriger Standort in punkto Marktöffnung, Bürokratie, Importverfahren oder Rechtssicherheit. Das betrifft auch die Pharmabranche. Die Aufsichtsbehörde BPOM funktioniert laut Marktteilnehmern vergleichsweise gut.

Insbesondere im Pharmabereich ist Indonesien ein regulatorisch schwieriger Standort, der Unternehmen von größeren Investitionen abschreckt. Ein Beispiel ist das Decree 1010/2008, das noch heute Nachwirkungen zeigt. Ihm zufolge dürfen Unternehmen nur noch dann Medikamente im Land registrieren, wenn sie vor Ort auch eine eigenen Produktion haben. Viele Unternehmen öffneten daraufhin kleine ineffiziente und überflüssige Produktionslinien, nur um im Geschäft zu bleiben. Die Investitionen der Branche gingen in den Folgejahren zurück. Es ist zu erwarten, dass weitere Versuche unternommen werden, ausländische Pharmaunternehmen zu verpflichten, patentierte Medikamente innerhalb einer bestimmten Zeit nach Registrierung im Land herzustellen und gegebenenfalls die Patente offenzulegen.

Darüber hinaus sorgt das bevorstehende Halal-Gesetz für Unsicherheit in der Branche. Es schreibt die Produktion, Lagerung und den Vertrieb von Nahrungsmitteln und Medikamenten nach islamischen Regeln vor. Das Halal-Gesetz sollte ursprünglich im Oktober 2019 in Kraft treten, wird nach Verschiebung aber nun wohl ab 2026 gelten. Marktbeobachter halten eine strenge Auslegung des Gesetzes - mit einer Nachverfolgung aller Lieferketten und der Prüfung sämtlicher Produktionsanlagen - für schlicht nicht durchführbar. Zahlreiche ausländische Unternehmen und Lieferanten würden sich umgehend aus Indonesien zurückziehen. Deshalb könne es nur eine praktikable Lösung geben.

Zulassung verbessert, aber immer noch zeitaufwändig

Pharmaprodukte müssen vor dem Import bei BPOM registriert werden. Dies konnte in der Vergangenheit leicht zwei bis drei Jahre dauern. Die Regierung hat sich aber mehrfach dafür eingesetzt, Prozesse zu vereinfachen und beschleunigen, zum Beispiel über das Single-Window-Verfahren (s. Tabelle). 

Für die Zulassung braucht der in Indonesien ansässige Antragsteller grundsätzlich eine schriftliche Genehmigung des ausländischen Herstellers. Registriert für den Import werden bevorzugt Produkte für öffentliche Gesundheitsprogramme, neuentwickelte Pharmazeutika sowie solche Arzneimittel, die als wichtig eingestuft und nicht im Land hergestellt werden. Der Importzollsatz für Erzeugnisse aus dem Kapitel 30 (HS) des Zolltarifs liegt zwischen 0 und 5 Prozent.

Nationale Anlaufstellen für Pharmahersteller und -lieferanten in Indonesien

Anlaufstellen Anmerkung
AERO (Registrierungsbehörde BPOM)Elektronische Registrierung von Medikamenten 
PIO Nas (Registrierungsbehörde BPOM)Informationsplattform für den Medikamentengebrauch und wissenschaftliche Studien
Indonesia National Single Window (INSW)Plattform zur Integration der In- und Exportabwicklung

 

Logistikprobleme bewirken hohe Kosten und Preise

Der flächendeckende Vertrieb von Medikamenten im Archipel mit seinen 6.000 bewohnten Inseln bleibt eine große Herausforderung. Die logistischen Netzwerke können die Produktsicherheit am Verkaufsort nicht durchgehend gewährleisten. Der Großhandel gilt als schwächstes Glied der Kette. Der in der Regel mehrstufige Distributionsprozess mit jeweils abgesteckten, inoffiziellen Zuständigkeitsgebieten bestimmter Akteure treibt die Preise zusätzlich in die Höhe. Der Anteil gefälschter und minderwertiger Arzneimittel liegt bei schätzungsweise 10 bis 15 Prozent und ist laut Marktexperten ein Anlass zur Sorge. 

Die genauen Anteile der Absatzkanäle sind zahlenmäßig nicht verfügbar. Viele Arzneimittel gehen über die staatlich finanzierten Pukesmas (Health Community Centers) an die Patienten des JKN. Es folgen Apotheken. Zunehmende Marktanteile gewinnt der E-Commerce mit Apps wie, Halodoc, Alodokter, SehatQ, and GoApotik. In Drogerien, Mini- und Supermärkten finden auch viele OTC-Präparate ihre Käufer. 

Germany Trade & Invest stellt ausführliche Informationen zum Wirtschafts- und Steuerrecht sowie zu Einfuhrregelungen, Zöllen und nicht tarifären Handelshemmnissen zur Verfügung.

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