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Zulieferprodukte: Zement, Beton und Holz
Die indonesische Zementbranche leidet unter großen Überkapazitäten. Deshalb verbietet die Regierung mittlerweile den Bau neuer Produktionsanlagen.
23.09.2024
Von Frank Malerius | Jakarta
Der Zementverbrauch Indonesiens ist deutlich geringer als in den weiter entwickelten Ländern Thailand oder Malaysia. Das Versprechen eines steigenden Bedarfs und ein Bausektor, der bis zur Coronakrise deutlich stärker wuchs als die Gesamtwirtschaft, hat die Branche zu einem umfangreichen Ausbau ihrer Produktionskapazitäten verleitet. Es kamen unter anderem Zementhersteller aus China und Thailand in den Markt. Dadurch sind große Überkapazitäten entstanden. Der jährliche Zementbedarf liegt bei etwa 65 Millionen Tonnen, die Produktionskapazitäten sind aber fast doppelt so hoch.
Eine weitere Ursache für die Überkapazitäten liegt in der Geografie des Inselstaats. Denn der Markt ist dort mehr als anderswo lokal getrieben. Der Transport der Zementsäcke über schlechte Straßen und auf zahllose Inseln ist vergleichsweise teuer, in abgelegenen Regionen kostet er mehr als das Produkt selbst. Dies ist Anreiz zum Bau lokaler Zementwerke – trotz nationaler Überkapazitäten. Zuletzt waren neue Werke im zentraljavanischen Grobongan und im ostjavanischen Jember entstanden. Doch 2021 hat die Regierung den Bau weiterer Zementwerke verboten, bis sich der Markt wieder erholt hat. Ausgenommen ist die stark unterentwickelte Region Papua.
Staatsunternehmen dominieren den Zementsektor
Der Zementsektor wird in Indonesien überwiegend vom Staat dominiert. Die Zement-Holding Semen Indonesia, auf die die Hälfte des Marktes entfällt, gehört zu 51 Prozent der öffentlichen Hand. Das Unternehmen setzt sich aus zahlreichen lokalen Anbietern zusammen. Dazu zählen Semen Gresik in Ostjava, Semen Padang in Westsumatra oder Semen Tomasa in Südsulawesi. Etwa ein Drittel der Holding gehört ausländischen Anteilseignern.
Ausländische Anbieter haben eine beträchtliche Marktmacht. So wird das zweitgrößte Zementunternehmen des Landes, Indocement Tunggal Prakarsa (ITP), von Heidelberg Materials (ehemals HeidelbergCement) kontrolliert. Laut Data Consult hat ITP insgesamt 13 Produktionsbetriebe mit einer jährlichen Kapazität von 25,5 Millionen Tonnen. Zuletzt hat ITP in den unterentwickelten Osten Indonesiens expandiert. Auch am Bau der neuen Hauptstadt ist das Unternehmen nach der Übernahme eines Zementterminals in Samarinda in Ostkalimantan beteiligt.
Ein 50-Kilogramm-Sack Zement kostet in Indonesien umgerechnet zwischen 4 und 5 US-Dollar (US$). Die Markentreue der Kunden soll hoch sein. Nicht immer sei der Preis das entscheidende Kaufargument, berichtet ein australischer Zementmanager und beschreibt die Kundenbeziehungen der Branche als "team sports".
Bei Rohholz gibt es Importbedarf
Indonesien kann die meisten Holzprodukte für die Bauwirtschaft selbst herstellen. Die Forstwirtschaft bedient eine große Holzindustrie, die insbesondere den exportgetriebenen heimischen Möbelsektor, aber auch die große Papierindustrie beliefert. Trotzdem importiert der Archipel zusätzlich in erheblichem Umfang Holz, weil dessen Import teilweise günstiger ist als die Nutzbarmachung eigener Vorkommen. Indonesiens Außenhandelsbilanz bei Holz ist dennoch deutlich positiv. Exportiert wird überwiegend bearbeitetes Holz. Wichtigste Absatzmärkte sind China und Australien.
Auch der Baustoff Gips gewinnt in Indonesien an Bedeutung. Gips findet Verwendung überwiegend als minimalistisches Stilmittel – wie etwa bei Zwischenwänden – oder in seiner Eigenschaft als feuerfestes und wasserabweisendes Material für Decken – beispielsweise in Küchen oder Badezimmern. Seit den 1990er-Jahren haben vor allem ausländische Unternehmen die Herstellung von Gips begonnen. Im Jahr 2003 eröffnete der deutsche Produzent Knauf eine Gipsfabrik im westjavanischen Cikampek und 2015 eine zweite im ostjavanischen Gresik. In den vergangenen Jahren bauten der multinationale Hersteller Saint-Gobain und das japanische Unternehmen Yoshino ebenfalls Fertigungen im Land auf.