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Wirtschaftsumfeld | Indonesien | Außenhandel

Importe aus Deutschland um 40 Prozent gestiegen

Deutsche Produkte erleben in Indonesien einen mächtigen Nachfrageschub. Auch die Importe aus anderen EU-Ländern nehmen zu. Chinas Anteil schrumpft erstmals.

Von Frank Malerius | Jakarta

Indonesien hat nach Angaben des Statistikamtes Badan Pusat Statistik (BPS) im 1. Halbjahr 2023 Waren im Wert von 108,7 Milliarden US-Dollar (US$) importiert. Das entspricht einem Rückgang von 6,4 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum, ist aber der bisher zweithöchste Halbjahreswert. Einen starken Nachfrageschub erleben dagegen aktuell Produkte aus Deutschland. Laut BPS stiegen die Importe im Vergleich zum Vorjahreszeitraum wertmäßig um 40 Prozent.

Vor allem Maschinen, Kfz und Stahlrohre made in Germany verzeichneten ein Plus. Deutschland steigerte damit seinen Importanteil von 1,6 auf 2,2 Prozent und verpasste nur knapp einen Platz unter den Top Ten der wichtigsten Warenlieferanten Indonesiens. Viele deutsche Maschinen werden zudem in China hergestellt, von dort in die ASEAN-Länder geliefert und sind daher Teil der chinesischen Außenhandelsstatistik. Die Steigerung des deutschen Importanteils ist umso bemerkenswerter, weil alle anderen wichtigen Lieferanten, mit Ausnahme der USA, Verluste hinnehmen mussten.

Insgesamt legten die Maschinenimporte nach Indonesien im 1. Halbjahr 2023 im Vergleich zur Vorperiode um fast 5 Prozent zu. Zudem wuchsen die Fahrzeugeinfuhren, was auf Nachholeffekte nach den vergangenen Krisenjahren zurückzuführen sein dürfte. Die indonesische Wirtschaftsentwicklung befindet sich derweil auf Normalniveau: Im 1. Halbjahr wuchs das Bruttoinlandsprodukt real um 5,1 Prozent zum Vorjahreszeitraum.

Deutlich mehr Waren aus der EU

In der regionalen Analyse der indonesischen Importe zeigt sich eine ungewöhnliche Entwicklung. Denn im 1. Halbjahr 2023 sanken die Einfuhren aus China, Ostasien und der ASEAN deutlich. Der Warenimport aus der EU wuchs hingegen um mehr als ein Viertel. Und das, obwohl es noch immer kein Freihandelsabkommen zwischen Indonesien und der EU gibt. Dabei kamen 35 Prozent aller indonesischen Einfuhren aus der EU aus Deutschland. Bisher hatte es einen entgegengesetzten Trend gegeben, hin zu einem immer höheren Importanteil der Nachbarregionen in Indonesien und eine schwindende Rolle Europas.

Gesunkene Preise für petrochemische Produkte sorgen für Entspannung

Ursache für die leicht geschrumpften Gesamtimporte ist der wertmäßige Rückgang bei den petrochemischen Produkten sowie den damit verwandten Kunststoffen und Industriegasen. Hier sind die Weltmarktpreise gefallen. Dennoch ist Öl noch immer teuer, zum Nachteil Indonesiens, denn der Archipel ist Nettoölimporteur.

Die insgesamt weiterhin hohen Energiekosten halten Preise für importierte Industriegüter wie Stahl hoch. Das Gleiche gilt für Nahrungsmittel, denn Düngemittel und Transport sind energieintensiv.

Nahrungsmittel sind mittlerweile das zweitwichtigste Importgut Indonesiens. Hier stagnierte die Einfuhr im 1. Halbjahr 2023, nach einem starken inflationsgetriebenen Wachstum in der Vorjahresperiode. Langfristig dürfte der Bedarf zunehmen, denn die heimische Landwirtschaft ist schwach. Gleichzeitig wächst die Nachfrage nach Importware durch ein Bevölkerungswachstum von fast drei Millionen Menschen pro Jahr und durch zunehmenden Wohlstand.

Exportstärke ermöglicht Importboom

Indonesien hat im 1. Halbjahr 2023 Waren im Wert von 128,7 Milliarden US$ exportiert. Auch das ist der zweitbeste Wert nach dem Vorjahreszeitraum. Der Archipel profitiert dabei von den nach wie von hohen Preisen bei den Hauptexportgütern Kohle, Palmöl und Stahl. Zudem haben die Nickelexporte deutlich zugelegt. Aber auch in Industriebrachen läuft das Exportgeschäft: Die Kfz-Branche vermeldet Rekord-Exporte.

Erst starke Exporte ermöglichen Importe, denn in Indonesien wird der Außenhandel stark von der Regierung gesteuert. Grund für die Eingriffe der Regierung ist, dass die Außenhandelsbilanz eine hohe politische und psychologische Bedeutung hat. Negative Salden werden nicht über einen längeren Zeitraum geduldet.

Indonesien hat niedrige Außenhandelsquote

Die Regierung nutzt zahlreiche Instrumente, um ausländische Waren aus dem Land zu halten, seien es die beschränkte Vergabe von Importlizenzen, Local-Content-Bestimmungen oder der nationale Produktstandard Standar Nasional Indonesia (SNI). Wenn die Außenhandelsbilanz hingegen positiv ist, können Lieferanten mit einem freundlicheren Umfeld rechnen. Im Jahr 2023 wird es den vierten positiven Saldo in Folge geben. 

Trotz des gegenwärtigen Aufwinds im grenzüberschreitenden Handel hat Indonesien die mit Abstand niedrigste Außenhandelsquote der sechs großen Volkswirtschaften der ASEAN, denn der Archipel ist kaum in internationale Lieferketten eingebunden. Selbst die industriell schwach entwickelten Philippinen treiben mehr Handel, gemessen an ihrer Wirtschaftskraft.

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