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Wirtschaftsumfeld | ASEAN | Außenhandel

Deutsche Exporte im 1. Halbjahr 2023 um 8,5 Prozent gestiegen

Hohe Wachstumsraten in Indonesien bescheren den besten Wert der Ausfuhren in die ASEAN seit 2018. Die Region kompensiert einen Teil des deutschen Exportrückgangs in China.

Von Frank Malerius | Jakarta

Deutschland hat im 1. Halbjahr 2023 Waren im Wert von 16 Milliarden US-Dollar (US$) in die zehn Länder des südostasiatischen Staatenbundes Association of Southeast Asian Nations (ASEAN) exportiert. Das entspricht einem Plus von 8,5 Prozent (in Euro: +9,7 Prozent) gegenüber dem gleichen Zeitraum des Vorjahres und dem höchsten Wert seit 2018. Damit entwickelte sich der Absatzmarkt ASEAN deutlich besser als die deutschen Gesamtexporte, die auf Euro-Basis nur um 3,3 Prozent zulegten.

Die deutschen Exportzuwächse in die ASEAN-Staaten und die stark gestiegenen Lieferungen nach Indien konnten die Einbußen durch die schwache Nachfrage in China immerhin zur Hälfte kompensieren.

Die deutschen ASEAN-Exportzahlen wurden im Umfeld einer mäßigen Wirtschaftsentwicklung der Region erzielt. Der Internationale Währungsfonds (IWF) erwartet 2023 für fünf der sechs großen Volkswirtschaften eine schlechtere Wirtschaftsentwicklung als im Vorjahr. Indonesien wird demnach nicht über ein Wachstum von real 5 Prozent hinauskommen. Vietnam bleibt den Prognosen zufolge mit einem Plus von nur 5,8 Prozent deutlich unter den Wachstumsraten der Zeit vor der Coronakrise, genauso wie die Philippinen mit einem Wachstum von 6 Prozent.

Für das deutsche Exportplus in die ASEAN waren vor allem Maschinen und Kfz verantwortlich. Offenbar gab es in beiden Branchen Nachholeffekte nach den zurückliegenden Krisenjahren. Sie überkompensierten die Verluste bei den Arzneimittelausfuhren durch den Wegfall der Covid-19-Impfstofflieferungen sowie die weiter am Boden liegende Nachfrage nach Luftfahrzeugen und entsprechender Ausrüstung.

Singapur bleibt wichtigste Exportdestination

Singapur baute seine Position als wichtigster Zielort deutscher Warenlieferungen im 1. Halbjahr 2023 mit einem Plus von 8,7 Prozent weiter aus. Mehr als ein Viertel der deutschen Exporte gingen in die Freihandelsmetropole. Da sie selbst nur ein kleiner Absatzmarkt ist, wird ein Großteil der ankommenden Waren von dort in die ASEAN-Region weitergereicht.

Einen großen Schub gab es für das deutsche Exportgeschäft nach Indonesien. Hier wurde ein Wachstum von knapp 38 Prozent verzeichnet. Das ist der beste Wert seit 2013. Top-Ausfuhrprodukte in den Archipel waren, neben Maschinen und Kfz, Stahlrohre. Damit übertrafen die deutschen Warenlieferungen nach Indonesien erstmals seit 2021 wieder jene nach Vietnam. Noch 2021 hatten die wertmäßigen deutschen Exporte nach Vietnam um 50 Prozent über denen nach Indonesien gelegen. Und das, obwohl die Größe der vietnamesischen Volkswirtschaft gerade einmal einem Drittel der indonesischen entspricht. Das protektionistische Indonesien hat traditionell eine ausgesprochen niedrige Außenhandelsquote (Ex- und Importe im Verhältnis zur Wirtschaftsleitung). Selbst in den industriell schwachen und vergleichsweise rohstoffarmen Philippinen ist sie höher.

Dennoch gab es auch in Vietnam ein kräftiges Plus an deutschen Warenlieferungen. Allerdings folgte es auf den Einbruch von einem Viertel aus dem Vorjahreszeitraum. In Malaysia wurde im 1. Halbjahr 2023 der deutsche Exportrekord des Vorjahreszeitraums nominal übertroffen. Die deutschen Ausfuhren nach Thailand und in die Philippinen stagnierten weitgehend.

Deutsches Außenhandelsdefizit bleibt hoch

Trotz der insgesamt positiven Entwicklung hat die ASEAN mit ihren 670 Millionen Einwohnern für die deutsche Außenwirtschaft bisher nur eine untergeordnete Bedeutung. Weniger als 2 Prozent der deutschen Gesamtexporte gehen in die Region. Diese Lieferungen entsprechen aber immerhin 30 Prozent der Lieferungen nach China. Gemessen an der Wirtschaftskraft beider Zielmärkte ist die Nachfrage nach deutschen Gütern in der ASEAN etwa doppelt so hoch wie in der Volksrepublik. Der Grund: Die ASEAN-Länder stellen selbst nur wenige Industriegüter her und werden auch in Zukunft in großem Umfang auf Technologieimporte angewiesen sein.

-13,9 Milliarden US$

betrug der deutsche Außenhandelssaldo mit der ASEAN im 1. Halbjahr 2023

Die ASEAN hat für deutsche Unternehmen aber eine beträchtliche Bedeutung in der Beschaffung. Denn von dort kommen etwa 4 Prozent aller deutschen Warenimporte. Deutschland hat mit fast allen ASEAN-Ländern ein Außenhandelsdefizit. Im 1. Halbjahr 2023 wurde lediglich mit dem winzigen Brunei ein Überschuss erwirtschaftet. Insgesamt belief sich das deutsche Außenhandelsdefizit mit der ASEAN auf 13,9 Milliarden US$, wobei die bilateralen Defizite mit Vietnam und Malaysia am höchsten sind.

Dies ist vor allem auf die hohen Importe von Elektronikgütern und Bekleidung zurückzuführen. Während Deutschland aus Indonesien, Vietnam und Kambodscha vor allem Bekleidung (inklusive Schuhe) bezieht, kommen aus Vietnam, Malaysia, Thailand und den Philippinen noch elektronische Erzeugnisse dazu. Rohstoffe spielen bei den deutschen Importen aus der ASEAN wertmäßig nur eine kleine Rolle. 

Lieferungen aus China bleiben dominant

Die ASEAN gehört neben China und Indien zu den größten Wachstumsregionen der Welt. Dennoch können Deutschland und andere Lieferanten nur eingeschränkt vom Wirtschaftsboom profitieren. Grund ist der Aufstieg Chinas zur Handelssupermacht. In jedem Land der ASEAN ist China wichtigster Warenlieferant, meist mit großem Abstand vor der Konkurrenz. 

Die chinesischen Warenexporte in die Region haben sich seit der Jahrtausendwende nominal mehr als verzwanzigfacht. Demgegenüber haben sich die deutschen Exporte im gleichen Zeitraum lediglich verdreifacht.

Der chinesische Anteil an den gesamten Einfuhren der ASEAN hat sich zwischen 2010 und 2020 auf 24 Prozent fast verdoppelt. Im Jahr 2021 betrug das Handelsdefizit der ASEAN mit der Volksrepublik 107,7 Milliarden US$, mit der EU hingegen erwirtschaftete der Staatenbund ein Plus von 35,7 Milliarden US$.

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