Die klimatischen Voraussetzungen für Solarstrom sind in Iran sehr gut. Viele Investoren zeigen Interesse. Aber die politischen Rahmenbedingungen stellen aktuell ein Hindernis dar.
Viele Investoren in Wartestellung
In Iran ist das Potenzial Solarenergie zu nutzen groß aufgrund der in den meisten Landesteilen hohen bis sehr hohen Sonneneinstrahlung. Die durchschnittliche tägliche Sonneneinstrahlung pro Quadratmeter liegt zwischen 4,5 und 5,5 Kilowattstunden. In 80 Prozent des Landes bewegt sich die jährliche Strahlung zwischen 1.640 und 1.970 Kilowattstunden. Die höchsten Werte werden in den Provinzen Kerman, Yazd, Fars, Kohkiluyeh va Boyer Ahmed, Hormuzgan und Chahar Mahal va Bakhtiari erreicht. Das in diesen Regionen hohe Staub-/Sandaufkommen beeinträchtigt allerdings die Leistungsfähigkeit von PV-Anlagen, beziehungsweise verursacht erhebliche Kosten für die Panel-Reinigung.
Westliche Unternehmen werden Marktchancen im iranischen Solarsektor allerdings erst nach einer Lockerung der US-Sanktionen wieder nutzen wollen beziehungsweise können. Der Solarsektor befand sich seit 2016 im Aufschwung. Die Reaktivierung und Verschärfung der US-Sanktionen stoppten diesen allerdings 2018. Das Jahr 2022 könnte einen Neustart bringen. Auch inländische Unternehmen werden sich bis zu einer Verständigung mit den USA und dem dann erwarteten allgemeinen Wirtschaftsaufschwung zurückhalten.
Die Aktivitäten in Irans Solarsektor konzentrieren sich auf den Bau von PV-Anlagen. Nach Angaben der für die Entwicklung erneuerbarer Energien zuständigen Renewable Energy and Energy Efficiency Organization (Satba) waren 2018 PV-Projekte mit einer Kapazität von 2,8 Gigawatt in der Bau- oder Planungsphase. Für diese Vorhaben hatte Satba bereits Stromabnahmeverträge mit einer Laufzeit von 20 Jahren unterzeichnet. Die meisten der Projekte wurden aber nicht zu Ende geführt. Die damals installierten PV-Kapazitäten summierten sich auf weniger als 0,3 Gigawatt, bis Ende 2021 erhöhte sich die PV-Leistung auf noch nicht einmal 0,5 Gigawatt.
Lange Projektliste und neues 10-Gigawatt-Programm
Satba führt eine Liste mit 219 EE-Projekten (Erneuerbare Energien), die zwischen 2016/2017 (iranisches Jahr 1395: 21. März bis 20. März) und 2021/2022 genehmigt, aber noch nicht abgeschlossen oder gar nicht umgesetzt wurden. Darunter befinden sich 180 PV-Anlagen mit Leistungen bis zu 10 Megawatt, zwei Projekte mit 30 Megawatt und ein Vorhaben mit 100 Megawatt. Ein Teil der noch nicht realisierten Projekte könnte zukünftig reaktiviert werden.
Die größten Chancen dürfte aber das neue 10-Gigawatt-Programm bieten. In- und ausländische Investoren bewerten erneuerbare Energien in Iran weiterhin als potenziell attraktiv - das zeigt die große Resonanz auf die Aufforderung, Interessensbekundungen für den Bau von EE-Anlagen abzugeben, die Satba im Oktober 2021 veröffentlichte.
Nach Satba-Angaben haben 153 Unternehmen Interessenbekundungen für insgesamt 90 Gigawatt abgegeben. Der Großteil dürfte sich auf PV-Anlagen beziehen. Hier hat Satba eine Kapazitätsuntergrenze von 10 Megawatt gesetzt. Zu den Interessenten sollen auch einige ausländische Firmen gehören.
Im Januar 2022 hat Satba einem Teil der Interessenten, deren vorgeschlagene Projekte sich auf 30 Gigawatt summieren, die Unterzeichnung von Absichtserklärungen angeboten. Die Prüfung der anderen Vorschläge wurde angekündigt. Informationen über den weiteren Verhandlungs- und Entscheidungsprozess liegen bislang nicht vor.
Deutschland in Iran größter ausländischer PV-Investor
Angesichts des Interesses der deutschen Solarwirtschaft an Iran wurde 2015 die aus Mitteln des Auswärtigen Amtes finanzierte Studie Enabling PV Iran: The Emerging PV Market in Iran zu den Perspektiven des PV-Marktes in Iran durchgeführt. Deutsche Investoren haben in Iran zwischen 2016 und 2018 PV-Anlagen mit einer Leistung von über 60 Megawatt fertiggestellt. Damit ist Deutschland unter den ausländischen Investoren führend.
Die iranische Tochter des Heidelberger Projektentwicklers Athos Solar, Aftab Mad Rah Abrisham, hat in der Provinz Hamedan fünf PV-Kraftwerke mit einer Gesamtleistung von 38,5 Megawatt (3 x 7 Megawatt, 8,5 Megawatt, 9 Megawatt) errichtet. Anfang 2017 wurden die ersten beiden Anlagen in Betrieb genommen. Einige Anlagenkomponenten konnten bei lokalen Herstellern beschafft werden. Die etwa 40.000 PV-Module lieferte Canadian Solar.
Damals erklärte Athos Solar Geschäftsführer Christian Linder, nur eine Finanzierung aus Eigenkapital sei möglich gewesen. "Das ist der einzige Weg, wie sich solche Projekte im Iran momentan realisieren lassen. Eine Finanzierung über Banken ist derzeit noch nicht möglich; schon der Zahlungsverkehr ist eine tägliche Herausforderung. Unser Vorteil ist in dieser Hinsicht, dass wir über ausreichend Eigenkapital verfügen, das es uns ermöglicht, selbst ins Risiko zu gehen und solche Großprojekte auch kurzfristig umzusetzen." Ob zukünftig – nach einer Lockerung der US-Sanktionen - Finanzierungen über westliche Banken möglich sein werden, bleibt abzuwarten.
Solarthermie führt Schattendasein
Die Aktivitäten im Solarsektor konzentrieren sich derzeit auf Photovoltaik, aber es könnten auch einige größere CSP-Anlagen (Concentrated Solar Power) gebaut werden. Das Energieministerium hatte bereits 1997 die Stuttgarter Ingenieurfirma Fichtner mit der Erstellung einer Feasibility-Studie beauftragt. Das erste (Pilot)Solarkraftwerk wurde aber erst 2008 in Shiraz mit einer Kapazität von 250 Kilowatt in Betrieb genommen. Weitere kleine CSP-Anlagen wurden errichtet.
In Yazd ging 2010 ein 467-MW-ISCC-Kraftwerk (Integrated Solar Combined Cycle) mit einer CSP-Komponente von 17 Megawatt ans Netz. Das Projekt geht auf eine deutsch-iranische Planung aus dem Jahre 1995 zurück, das damalige Konzept sah allerdings 100 Megawatt CSP vor. Eine weitere CSP-Komponente mit 20 Megawatt soll noch 2022 in Yazd fertiggestellt werden.
Von Robert Espey
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