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Special | Iran | Klimaschutzatlas

Klimaschutz-Atlas

Iran - Klimaschutz erfordert internationale Kooperationen

Iran sieht die Lockerung der US-Sanktionen und internationale Finanzierungen als zentrale Voraussetzungen für die Umsetzung einer nationalen Klimastrategie.       

Von Robert Espey | Dubai

  • Klimastrategie: Bemühungen ohne substanzielle Erfolge

    Die in Iran sehr niedrigen Energiepreise bieten keine Anreize für Energieeinsparungen und Investitionen in Energieeffizienz. Angekündigte Reformen wurden nicht umgesetzt.

    Seit über 25 Jahren gehören die Senkung des Energieverbrauchs und Maßnahmen zur Steigerung der Energieeffizienz zur Programmatik aller Regierungen Irans. Keine Zielmarke wurde erreicht. Beispielsweise sollte gemäß dem 2011 verabschiedeten "Energy Consumption Reform Act" die gesamtwirtschaftliche Energieintensität (Energieverbrauch im Verhältnis zum Bruttoinlandsprodukt) bis 2021 halbiert werden. Tatsächlich hat sich aber die Energieintensität um etwa ein Drittel erhöht.

    Iran: Klimabilanz 2020

    Indikator

    Iran

    Bevölkerung (in Mio.)

    84,0

    Ranking des Landes im Climate Change Performance Index (CCPI) 1)

    Rang: 62 (von 64)

    Punktezahl: 25,66

    Anteil des Landes an den weltweiten Treibhausgasemissionen (in %)

    2,1

    CO2-Ausstoß gesamt (in Mio. t/Jahr)

    745

    CO2-Ausstoß pro Kopf (in t CO2/Kopf und Jahr)

    8,9

    Emissionsintensität der Wirtschaft (in kg CO₂/BIP 2))

    0,5

    CO2-Preis (in US$/t CO2

    --

    Energieintensität der Wirtschaft (in MJ 3)/2015 US$ PPP 4))

    9,1

    1) 2022; 2) Bruttoinlandsprodukt; 3) Megajoule; 4) Purchasing Power Parity (Kaufkraftparität) Quelle: Statistical Center of Iran; Climate Change Performance Index; Global Carbon Atlas; International Renewable Energy Agency (IRENA)

    Iran gehört zu den Ländern mit dem höchsten Energieverbrauch, den höchsten Treibhausgasemissionen und der höchsten Energieintensität. Gemäß dem "Enerdata Global Energy Statistical Yearbook 2021" ist in Iran der Primärenergieverbrauch zwischen 1990 und 2020 von 69 auf 268 Millionen toe (tons of oil equivalent) gestiegen. Damit belegt Iran im internationalen Vergleich den 10. Platz. Die Energieintensität erhöhte sich um 85 Prozent. Der CO2-Ausstoß stieg von 210 Millionen auf 745 Millionen Tonnen, so der Global Carbon Atlas.

    Hauptgrund für das Scheitern aller bisherigen Klimastrategien sind die weiterhin hoch subventionierten Energiepreise, die keine Anreize für Investitionen in Energieeffizienz bieten. Trotz mehrfacher Anläufe unterblieb eine substanzielle Anhebung der sehr niedrigen Strom-, Gas- und Benzinpreise aus politischen, wirtschaftlichen und sozialen Erwägungen. Im November 2019 führte die Erhöhung des Preises für Normalbenzin um 50 Prozent auf 15.000 Rial (entsprach 13 US-Cent) zu landesweiten Protesten mit Hunderten Todesopfern. Aktuell (Februar 2022) kostet Normalbenzin umgerechnet 6 US-Cent. 

    Erst im Zuge einer deutlichen wirtschaftlichen Erholung nach der nun für 2022 erwarteten Lockerungen der US-Sanktionen ist mit einer nachhaltigen Klimapolitik zu rechnen. Die chronisch prekäre Haushaltslage lässt eine staatliche Finanzierung von Klimaschutzinvestitionen nur sehr begrenzt zu. Klimapolitik hat noch keine hohe Priorität.


    Von Robert Espey | Dubai

  • Klimaziele: Emissionen werden sich stark erhöhen

    Nur bei finanzieller und technischer Unterstützung durch internationale Partner sieht sich Iran in der Lage, den Emissionsanstieg substanziell abzubremsen. 

    Die Folgen des Klimawandels sind in Iran massiv zu spüren. Das derzeit größte Problem ist der Rückgang der jährlichen Niederschläge, der die Wasserknappheit weiter verschärft. Im vergangenen Jahr (2021) hat es schwere Proteste gegen die Unterbrechung oder Reduzierung der Wasserversorgung gegeben. Die Durchschnittstemperaturen sind signifikant gestiegen und Extremwetterlagen (Sandstürme, Überschwemmungen etc.) häufen sich.

    Emissionswerte und -ziele Irans (in Millionen Tonnen CO2-Äquivalente)

    Jahr

    Treibhausgasemissionen

    1990

    382

    2000

    525

    2010

    778

    2017 (Ist)

    666

    2030 (Ziel) *)

    1500

    *) Bei Verringerung der Emissionen um 12 Prozent gegenüber Basisszenario; Ziel nach Aufhebung der Sanktionen (Conditional Target) gemäß UNFCCC Iran National Communications 2015Quelle: Gütschow, Johannes; Jeffery, Louise; Gieseke, Robert; Günther, Annika (2019): The PRIMAP-hist national historical emissions time series (1850-2017). V. 2.1. ; UNFCCC Iran National Communications 2015

    Den UN-Klimagipfel 2021 in Glasgow (COP 26) hat Iran genutzt, um das Ende der gegen die Islamische Republik verhängten US-Wirtschaftssanktionen zu fordern. Der neue Chef der iranischen Umweltbehörde (Department of Envoronment/DoE), Ali Salajegheh, erklärte, Iran werde dem Pariser Klimaabkommen erst nach Aufhebung aller Sanktionen beitreten. Bereits 2016 wurde das Abkommen von der damaligen Regierung unter Präsident Rouhani unterschrieben, aber die Ratifizierung steht seither aus.

    Für Klimaschutz fehlen Geld und Technologie

    Angesichts der sanktionsbedingten Belastungen und Beschränkungen sei Iran nicht in der Lage, Verpflichtungen im Rahmen des Pariser Abkommens zu übernehmen, so die iranische Position. Im Zeitraum zwischen der Sanktionslockerung Anfang 2016 und der Reaktivierung der US-Sanktionen 2018 hatte es zahlreiche Verhandlungen mit westlichen Regierungsvertretern und Unternehmen über klimarelevante Projekte, die Zugang zu entsprechenden Technologien und erforderlichen Finanzierungen ermöglicht hätten, gegeben.

    Iran hat 1996 die UN-Rahmenübereinkunft über Klimaänderungen (UN Framework Convention on Climate Change/UNFCCC) ratifiziert und seither drei Berichte (National Communications/NC) vorgelegt. Der jüngste Bericht (NC3) lag als Entwurf bereits 2015 vor, wurde aber erst 2017 offiziell veröffentlicht. Ferner hat Iran 2015 eine unverbindliche Erklärung über beabsichtigte nationale Beiträge zur CO2-Reduktion (Intended Nationally Determined Contribution/INDC) abgegeben.

    Die in der INDC formulierten CO2-Reduktionsziele sind bescheiden und werden zudem an Bedingungen geknüpft. Ohne Aufhebung aller Wirtschaftssanktionen und massive internationale Finanzhilfen will Iran den CO2-Ausstoß bis 2030 gegenüber einem "Business As Usual"-Szenario (BAU) lediglich um 4 Prozent vermindern.

    Emissionen werden weiter kräftig steigen

    Das BAU-Szenario kalkuliert zwischen 2010 und 2030 mit einer hohen durchschnittlichen Steigerung der CO2-Emissionen um jährlich 4,7 Prozent. Für 2010 wird von einem CO2-Ausstoß von 700 Millionen Tonnen ausgegangen, damit würden 2030 etwa 1.700 Millionen Tonnen erreicht. Abzüglich der 4-prozentigen Reduktion wären es dann noch über 1.600 Millionen Tonnen. Im Falle einer Sanktionsaufhebung und internationaler Finanzspritzen in zweistelliger Milliardenhöhe soll eine Verminderung gegenüber dem BAU-Szenario um 12 Prozent angestrebt werden.

    Im NC3-Report findet sich ein umfangreicher Katalog möglicher Maßnahmen zur CO2-Reduzierung. Das Spektrum umfasst unter anderem die Installation energiesparender Heizungsanlagen, Modernisierungen konventioneller Kraftwerke, die Nutzung erneuerbarer Energien, die Optimierung industrieller Prozesse, den Ausbau öffentlicher Verkehrssysteme oder die Beendigung des Gasabfackeln in Öl- und Gasfeldern (Gas Flaring).

    Die von Iran bislang ergriffenen CO2-reduzierenden Aktivitäten beziehen sich zumeist auf Investitionen, die auch ohne Berücksichtigung von Klimaaspekten in Angriff genommen worden wären. Beispiele sind der Kraftwerkssektor oder die weitgehende Beendigung von "Gas Flaring".

    Zu den Zielen des im Frühjahr 2020 von der Regierung vorgestellten "Energy Action Plan" gehört die Halbierung der gesamtwirtschaftlichen Energieintensität bis 2041. Als Basisjahr wird 2016 genannt.


    Von Robert Espey | Dubai

  • Klimagesetze: Bislang weitgehend wirkungslos

    Die bisher erlassenen Gesetze zur Reduzierung des Energieverbrauchs blieben weitgehend wirkungslos. 

    Die in Iran erlassenen klimarelevanten Gesetze und Verordnungen sowie die in den Fünfjahresentwicklungsplänen enthaltenen energiepolitischen Vorgaben haben bislang zu keinen substanziellen Resultaten geführt. Das 2010 verabschiedete Gesetz zur Reform der Subventionspolitik (Targeted Subsides Reform Act) oder das 2011 erlassene Gesetz zur Reduzierung des Energieverbrauches (Energy Consumption Reform Act) konnten den starken Anstieg des Energieverbrauchs und der Treibhausgasemissionen nicht bremsen.

    Der Artikel 12 des 2015 verabschiedeten "Law Removing Barriers to Competitiveness and Improving the Production of Financial Systems" schafft die Möglichkeit, Vergütungen für energiesparende private Investitionen zu zahlen. Dies soll über den "Market for Energy Efficiency and Environment" (M3E) erfolgen. Der Investor erhält ein "Energy Saving Certificate" über die eingesparte Energiemenge und zahlt dafür den für ihn geltenden Tarif. Dann soll das Zertifikat an einen Verbraucher, für den ein höherer Tarif Anwendung findet, verkauft werden. Die auf dem M3E zu erzielenden Differenzerlöse sind aber zu gering, um energiesparende Investitionen signifikant zu erhöhen. 


    Von Robert Espey | Dubai

  • Investitionen: Staatshaushalt fehlt Finanzierungsspielraum

    Die öffentlichen Investitionen konzentrieren sich auf die Bekämpfung der Folgen des Klimawandels. Private Investoren orientieren sich an Wirtschaftlichkeitskriterien. 

    Größere staatliche Investitionen in den Klimaschutz oder wirkungsvolle Förderprogramme sind derzeit nicht zu erwarten. Die prekäre Haushaltssituation schränkt die Handlungsoptionen stark ein. Zudem hat Klimaschutz eine nachrangige Priorität. Vorrang haben unter anderem Maßnahmen, die zur Bekämpfung der Folgen des Klimawandels notwendig sind. Beispiele wären Investitionen in die Wasserversorgung oder in den Wiederaufbau von Regionen, die durch Überschwemmungen zerstört worden sind.

    Private klimaschutzrelevante Investitionen dürften sich in der Regel auf Projekte beschränken, die sich auch ohne staatliche Unterstützung rechnen. Selbst die Zusage staatlicher Fördergelder würde nur beschränkten Einfluss auf private Investitionsentscheidungen haben, weil der Staat seinen Zahlungsverpflichtungen häufig nicht, nur unvollständig oder erst mit großer Verzögerung nachkommt.


    Von Robert Espey | Dubai

  • DIHK-AHK-Umfrage zum Klimaschutz

    Iran

    Die Umfrage wurde im April und Mai 2022 vom DIHK unter 2.860 Mitgliedsunternehmen der deutschen Auslandshandelskammern (AHK) durchgeführt. Unternehmen aus insgesamt 107 Ländern nahmen daran teil. Die Befragung gibt wieder, wie die in dem jeweiligen Land tätigen deutschen oder eng mit Deutschland kooperierenden Unternehmen die Situation vor Ort wahrnehmen.

    Von Martin Knapp (DIHK) | Berlin

  • Energie: Neuer Anlauf bei Solar- und Windkraft

    Die konventionellen Kraftwerke sollen effizienter werden. Ein neues Programm zur Entwicklung erneuerbarer Energien ist verkündet worden. Weitere Atomkraftwerke sind in Planung. 

    Die im NC3-Report (UNFCCC National Communication) genannten Maßnahmen sind Effizienzsteigerungen bei konventionellen Kraftwerken durch Umbau bestehender Anlagen in kombinierte GuD-Anlagen (Gas- und Dampfturbinen) sowie die Errichtung neuer GuD-Kraftwerke. Zwischen 2015 und 2025 soll der GuD-Anteil an den gesamten Stromerzeugungskapazitäten von 27,3 auf 54,2 Prozent steigen. Aktuell liegt die Quote mit 31 Gigawatt bei etwa 36 Prozent.

    Nuklearkapazitäten sollen stark ausgebaut werden

    Der NC3-Report sieht den Bau von zwei weiteren Atomkraftwerken mit einer Leistung von jeweils 1 Gigawatt vor. Russland hat Aufträge für zwei Anlagen bekommen, zumindest eine ist im Bau. Zusammen mit dem seit 2011 produzierenden Kraftwerk in Bushehr wären es dann 3 Gigawatt. Langfristig wird über Nuklearkapazitäten von bis zu 30 Gigawatt diskutiert.

    Im Bereich der erneuerbaren Energien hat Iran seine Zielmarken weit verfehlt. Der Anteil erneuerbarer Energien (ohne große Wasserkraftwerke) an der Stromerzeugung lag 2020/2021 (iranisches Jahr 1399: 21. März bis 20. März) mit 5,9 Millionen Megawattstunden bei 1,7 Prozent, davon dürfte mehr als die Hälfte auf PV-Anlagen (Fotovoltaik) entfallen. Ende 2021 hatten erneuerbare Energien mit 0,9 Gigawatt einen Anteil an den gesamten Kraftwerkskapazitäten (86 Gigawatt) von 1 Prozent, Solarenergie alleine kam auf 0,5 Prozent. Bis Sommer 2022 sollen bei erneuerbaren Energien 1,2 Gigawatt erreicht werden, was aber auch nicht als gesichert gelten kann.

    Der 6. Fünfjahresentwicklungsplan (2017/2018 bis 2021/2022) sah für den Bereich erneuerbare Energien eine Ausweitung der Kapazitäten auf 5 Gigawatt vor. Das Ziel hätte möglicherweise erreicht werden können, wenn es nicht 2018 zu einer Reaktivierung der US-Sanktionen gekommen wäre. Mit ausländischen Partnern wurde 2016 und 2017 über große Solar- und Windprojekte diskutiert. Die Sanktionen führten aber dann dazu, dass fast alle Gespräche beendet wurden. Die nun 2022 erwartete erneute Lockerung der US-Sanktionen - nach einer Einigung zwischen den USA und Iran bei den in Wien laufenden Verhandlungen über eine Wiederbelebung des Atomabkommens - könnte ausländische Investoren zurückbringen.

    Die Regierungsplanung setzt bei erneuerbaren Energien keine technologiespezifischen Ziele. Stark gesunkene Investitionskosten für PV-Kraftwerke haben jedoch zu einer Dominanz dieser Technologie geführt, der Trend dürfte sich auch zukünftig fortsetzen. Zwischen 2016/2017 und 2020/2021 sind die PV-Kapazitäten von 22 auf 429 Megawatt gestiegen. Bei Windkraft kam es nur zu einer Erhöhung um 117 auf 308 Megawatt.

    Der Ausbau erneuerbarer Energien soll im Wesentlichen durch den Privatsektor erfolgen. Der Staat bietet Stromabnahmeverträge an. Zunehmend soll die Stromvermarktung auch über die Energiebörse (Energy Exchange Market/IRENEX) abgewickelt werden. Derzeit findet am IRENEX kein Stromhandel statt. 

    Neues Programm für erneuerbare Energien

    Im Oktober 2021 hat die zum Energieministerium gehörende Renewable Energy and Energy Efficiency Organization (Satba) interessierte in- und ausländische Unternehmen aufgefordert, Vorschläge für Solaranlagen ab 10 Megawatt, Windkraftwerke ab 50 Megawatt und andere erneuerbare Energieprojekte (ohne Kapazitätsvorgaben) zu unterbreiten. Es sollen Vorhaben mit einer Gesamtkapazität von 10 Gigawatt vergeben werden. Satba erwartet, dass etwa 7,5 Gigawatt auf Solarprojekte entfallen.

    Laut Satba wurden von 153 Unternehmen Interessensbekundungen für insgesamt 90 Gigawatt abgegeben. Der Großteil dürfte sich auf PV-Anlagen beziehen. Zu den Interessenten sollen auch einige ausländische Firmen gehören. Trotz der großen Resonanz dürften die meisten Interessenten Investitionsentscheidungen erst nach einer Lockerung der US-Sanktionen treffen.

    Anders als bisher will Satba mit den privaten Investoren keine langfristigen Stromabnahmeverträge mehr unterzeichnen. Vielmehr soll ein Stromliefervertrag über lediglich 6 bis 7 Jahren geschlossen werden, wobei eine Amortisierung der Investitionen innerhalb von 4 Jahren gesichert werden soll. Wie in der Vergangenheit könnten aber die (noch nicht bekannten) Zahlungsmodalitäten, unzureichende Zahlungsgarantien und Finanzierungsengpässe zentrale Probleme darstellen.

    Unklar ist, wie zukünftig mit Solar- und Windprojekten verfahren werden soll, die aufgrund einer Unterschreitung der genannten Mindestkapazitäten nicht unter das 10-Gigawatt-Programm fallen. Bislang konnte Satba bei Solar- und Windanlagen unter 10 Megawatt mit den Betreibern gemäß dem jeweils geltenden Einspeisetarif Stromabnahmeverträge über 20 Jahre abschließen.

    Satba führt eine Liste mit 219 Projekten für erneuerbare Energien, die zwischen 2016/2017 und 2021/2022 genehmigt, aber noch nicht abgeschlossen oder gar nicht umgesetzt wurden. Darunter befinden sich 180 PV-Anlagen mit Leistungen bis zu 10 Megawatt, zwei Projekte mit 30 Megawatt und ein Vorhaben mit 100 Megawatt. Ein Teil der noch nicht realisierten Projekte könnte zukünftig reaktiviert werden.

    Deutschland größter ausländischer PV-Investor

    Angesichts des Interesses der deutschen Solarwirtschaft an Iran wurde 2015 die aus Mitteln des Auswärtigen Amtes finanzierte Studie "Enabling PV Iran: The Emerging PV Market in Iran" zu den Perspektiven des PV-Marktes in Iran durchgeführt. Deutsche Investoren haben in Iran zwischen 2016 und 2018 PV-Anlagen mit einer Leistung von über 60 Megawatt fertiggestellt. Damit ist Deutschland unter den ausländischen Investoren führend.

    Die iranische Tochter des Heidelberger Projektentwicklers Athos Solar, Aftab Mad Rah Abrisham, hat in der Provinz Hamedan fünf PV-Kraftwerke mit einer Gesamtleistung von 38,5 Megawatt (3 x 7 Megawatt, 8,5 Megawatt, 9 Megawatt) errichtet. Anfang 2017 wurden die ersten beiden Anlagen in Betrieb genommen. Einige Anlagenkomponenten konnten bei lokalen Herstellern beschafft werden. Die etwa 40.000 PV-Module lieferte Canadian Solar.


    Von Robert Espey | Dubai

  • Verkehr: Mobilitätswende noch nicht in Sicht

    In Irans Ballungszentren leidet die Bevölkerung seit Jahrzehnten schwer unter den hohen Emissionen des Straßenverkehrs. Die CNG-Nutzung soll forciert werden. 

    Der Verkehrssektor hat in Iran aktuell einen geschätzten Anteil am Primärenergieverbrauch und an den CO₂-Emissionen von etwa einem Viertel. Im Bereich von Straßenfahrzeugen versucht Iran seit über 20 Jahren, die Emissionen durch die Nutzung von CNG (Compressed Natural Gas) zu reduzieren. Mittlerweile gehört Iran in diesem Bereich zu den international führenden Ländern. Seit 2000 ist die zur National Iranian Oil Company (NIOC) gehörende Iranian Fuel Conservation Organization (IFCO) für die Förderung gasbetriebener Fahrzeuge zuständig.

    Mehr CNG-Nutzung wird angestrebt

    Zwischen 2000 und 2015 stieg die Zahl der CNG-Fahrzeuge von nahezu Null auf 3,5 Millionen. Rund 4 Millionen waren es 2020, aber es gab landesweit weniger als 2.500 CNG-Tankstellen. Es war geplant, dass die iranischen Kfz-Hersteller ab 2016 bis zu 50 Prozent ihrer Produktion mit CNG-Antrieb ausrüsten. Dieses Ziel wurde aber bislang nicht annähernd erreicht.

    Die Regierung hat angekündigt, die Produktion von CNG-Fahrzeugen und die Umrüstung auf CNG verstärkt zu unterstützen. Im Dezember 2021 hat das Ölministerium dem größten Autobauer des Landes, Iran Khodro, Fördermittel in Höhe von umgerechnet 20 Millionen US$ zum Bau von 40.000 Taxis und 5.000 Pick-ups mit CNG-Antrieb zugesagt.

    Erste Schritte in Richtung Elektromobilität

    Spätestens seit 2013 wird auch in Iran über den Bau batteriebetriebener Fahrzeuge diskutiert. Es ist jedoch zweifelhaft, ob Elektromobilität in Iran schon in den nächsten Jahren eine größere Rolle spielen kann. Saipa und der führende iranische Maschinenbauer Mapna haben 2020 eine Kooperation zur Entwicklung von elektrischen Fahrzeugen vereinbart. Mapna nahm 2019 die erste Ladestation des Landes am Teheraner Milad Tower in Betrieb, auch Schnellladen ist dort möglich.

    Iran Khodro hat 2020 ein auf Basis des Kleinwagenmodells "Rana" entwickeltes Elektroauto mit einer 30 Kilowattstundenbatterie präsentiert (Motor: 90 Kilowatt; Reichweite: 220 Kilometer). Die Massenproduktion wurde für 2022 angekündigt, über den aktuellen Planungsstand liegen aber keine Informationen vor. Ein 2018 gegründetes Start-up, PARAX Motors, baut in kleinen Stückzahlen einen elektrischen Zweisitzer, der teilweise auf dem Renault-Modell "Twizy" basiert.

    Metroprojekte derzeit mit mäßigen Fortschritten

    Die Erweiterung öffentlicher Nahverkehrsangebote gehört zur iranischen Klimaschutzstrategie. Die Metrosysteme in Teheran und anderen Metropolen sollen weiter wachsen. Der Ausbau verläuft aber seit Jahren recht langsam. Durch Investitionen in das Schienennetz soll der Anteil der Schiene am Personen- und Warentransport deutlich erhöht werden.


    Von Robert Espey | Dubai

  • Industrie: Expansionsstrategie ohne Klimaschutzkonzept

    Die verarbeitende Industrie wird wesentlich zum Emissionsanstieg beitragen. "Grüner" Wasserstoff könnte ein wichtiges Thema werden.

    Iran plant einen starken Ausbau von Industriezweigen, die hohe Emissionen verursachen. Das Land will dabei durch eine Optimierung industrieller Prozesse den Emissionsanstieg abbremsen. Ob dafür zusätzliche Kosten in Kauf genommen werden, ist jedoch sehr zweifelhaft.

    Petrochemie, Stahlsektor und Zementindustrie sollen weiter wachsen

    Das Industrieministerium meldet für 2020/2021 (iranisches Jahr 1399: 21. März bis 20. März) einen Anstieg der petrochemischen Produktion um 8,9 Prozent auf 60,7 Millionen Tonnen. Nach iranischer Darstellung befindet sich der Ausbau der petrochemischen Industrie in vollem Gange. Bis Ende 2021/2022 werden 100 Millionen Tonnen angestrebt, 2026/2027 sollen 167 Millionen Tonnen erreicht sein.

    Auch die Metallindustrie ist ein wesentlicher Bestandteil der industriellen Expansionsstrategie. Die Rohstahlkapazität ist 2020/2021 um 3,1 Millionen auf 39,4 Millionen Tonnen/Jahr gestiegen. Derzeit sollen Projekte zur Ausweitung der Rohstahlkapazitäten um 15,6 Millionen Tonnen im Bau oder in Planung sein. Eine Fertigstellung dieser Vorhaben wird bis Ende 2025/2026 anvisiert. Damit wäre das angestrebte Ziel einer Rohstahlkapazität von 55 Millionen erreicht. Entsprechend der Expansion der Rohstahlerzeugung, will Iran auch den Eisenerzabbau und die Kapazitäten zur Herstellung von Eisenerzpellets deutlich erhöhen.

    Im Zementsektor wurden die Ausbaupläne zwar nach unten korrigiert, aber der nun zu erwartende Kapazitätszuwachs bleibt beträchtlich. Gemäß ursprünglicher Regierungsplanung sollte bis 2025/2026 ein Kapazitätszuwachs auf 120 Millionen Tonnen/Jahr realisiert werden. Derzeit sind es weniger als 90 Millionen Tonnen.

    "Grüner" Wasserstoff mit großen Chancen

    Iran bietet aufgrund seiner klimatischen Bedingungen gute Voraussetzungen für die Nutzung von Solar- und Windenergie und hat damit ein entsprechendes Potenzial zur Erzeugung von "grünem" Wasserstoff. Interesse an der Produktion von "grünem" Wasserstoff gibt es in Iran seit den 90er-Jahren.

    Die damalige Renewable Energy Organization of Iran (heute: Renewable Energy and Energy Efficiency Organization/Satba) begann 1996 mit dem Bau eines kleinen Pilotprojektes in Taleghan (Provinz Qazvin). Die Anlage bestand zunächst aus einer 10 Kilowatt Fotovoltaikanlage, einem Elektrolyseur (Kapazität: 1 Kubikmeter/Stunde) und einer 1,2 Kilowatt PEM-Brennstoffzelle (Proton Exchange Membrane Fuel Cell). Das Projekt wurde bis 2009 um eine 200 Kilowatt Solaranlage und zwei Elektrolyseure mit einer Leistung von insgesamt 70 Kubikmeter/Stunde erweitert.

    Im Januar 2022 hat die Deutsche Gesellschaft für internationale Zusammenarbeit (GIZ) im Auftrag des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) und in Zusammenarbeit mit Satba einen virtuellen Hydrogen-Workshop organisiert. Iran könne zukünftig eine wichtige Rolle auf dem Wasserstoffmarkt spielen, so die GIZ. Weitere Veranstaltungen sind geplant.

    Eine Wasserstoffproduktion könnte Iran nicht nur neue sichere Exporteinnahmen verschaffen, sondern unter anderem auch dazu beitragen, die lokale Industrie zu dekarbonisieren. Ein mögliches Einsatzfeld wäre die Stahlindustrie, die im Wesentlichen das DRI-Verfahren (Direct Reduced Iron) nutzt und relativ leicht auf Wasserstoff umstellen könnte.


    Von Robert Espey | Dubai

  • Gebäude: Energiesparpotenziale kaum genutzt

    Die Einsparpotenziale im Gebäudesektor sind hoch. Bislang wurden aber keine substanziellen Erfolge erzielt.

    Der Gebäudesektor trägt in Iran mit etwa einem Fünftel zu den CO₂-Emissionen bei. Hier sind die durch die Stromerzeugung im Kraftwerkssektor entstehenden Emissionen nicht enthalten. Der 6. Fünfjahresentwicklungsplan (2017/2018 bis 2021/2022) formulierte für den Gebäudesektor eine 5-prozentige Senkung des Energieverbrauchs als Ziel. Tatsächlich dürfte der Energieverbrauch deutlich gewachsen sein.

    Pilotprojekte mit GEF-Förderung durchgeführt

    Gefördert mit 4 Millionen US-Dollar aus den Mitteln der "Global Environment Facility" (GEF) wurde 2016 in Iran ein Programm zur Verbesserung der Energieeffizienz von Gebäuden gestartet (Policy Reforms and Market Transformation of the Energy Efficient Buildings Sector of Iran). Für die Durchführung sind das UNDP (United Nations Development Programme) und Irans Vizepräsident für Wissenschaft und Technologie zuständig.

    Im Rahmen des Projekts wurden unter anderem neue Standards für Neubauten entwickelt. Zudem wurden in 400 Gebäuden, darunter 36 staatliche, Pilotmaßnahmen zur Verbesserung der Energieeffizienz durchgeführt, die im Durchschnitt zu einer Reduzierung des Energieverbrauchs und der CO₂-Emissionen um 20 Prozent geführt haben.

    Heizungsanlagen erzeugen hohe Emissionen

    Die Hauptquelle der Gebäudeemissionen sind die zumeist gasbetriebenen Heizungsanlagen. Zu den im 2014 erstellten Entwurf des NC3-Reports (UNFCCC National Communication) genannten Maßnahmen gehörte die Effizienzsteigerung bei Zentralheizungen. Durch Modernisierungen in 500.000 Wohnhäusern und 100.000 gewerblich genutzten Gebäuden sollte der Gasverbrauch der Heizungsanlagen um über 40 Prozent gesenkt werden. Das Projekt wurde aber nicht umgesetzt.

    Klimatisierung mit großen Einsparpotenzialen

    Große Energiesparpotenziale gibt es auch im Bereich der Klimatisierungs- und Kühltechnik. Die Deutsche Gesellschaft für internationale Zusammenarbeit (GIZ) hat 2016 bis 2018 zwei vom deutschen Umweltministerium finanzierte Studien durchgeführt, deren Ergebnisse 2019 vorgelegt wurden (Refrigeration and Air Conditioning: Greenhouse Gas Inventory for Iran).[Link


    Von Robert Espey | Dubai

  • Fachkräfte für Klimaschutz: Viele Qualifizierte stehen bereit

    Iran hat ein großes Angebot an ausgebildeten Fachkräften. Fortbildungen für Klimaschutztechnologien wären aber erforderlich.

    Auf dem iranischen Arbeitsmarkt sind ausreichend Hochschulabsolventen technischer und naturwissenschaftlicher Fächer verfügbar. Eine Spezialisierung auf klimarelevante Technologien erscheint problemlos möglich. Bislang besteht aber nur ein relativ geringer Bedarf an Experten für erneuerbare Energien oder Energieeffizienz.

    Großes Interesse an Fortbildungsmaßnahmen

    Sollte der Markt für Klimatechnologie expandieren, ist mit großem Interesse an entsprechenden Weiterbildungsmaßnahmen ausländischer Partner zu rechnen. Fortbildungsangebote wären auch für handwerkliche Berufe erforderlich.

    Fachbetriebe für Energieeffizienz vorhanden 

    Die Zahl der Unternehmen mit Dienstleistungen im Bereich Energieeffizienz ist in den letzten Jahren gewachsen. Die zum Energieministerium gehörende Renewable Energy and Energy Efficiency Organization (Satba) hat Listen mit "Energy Service Companies", die sich auf Energieeffizienzmaßnahmen in der Industrie und im Gebäudesektor spezialisiert haben, veröffentlicht.

    Von Robert Espey | Dubai

  • Kontaktadressen

    Bezeichnung

    Anmerkungen

    Germany Trade & Invest/Iran

    Außenhandelsinformationen für die deutsche Exportwirtschaft, auch Hinweise zu Ausschreibungen

    AHK Iran

    Anlaufstelle für deutsche Unternehmen

    Ministry of Energy

    Für erneuerbare Energien zuständiges Minsterium

    Iran Fuel Conservation Organization (IFCO)

    Zuständig für Maßnahmen zur Senkung des Energieverbrauchs (gehört zur National Iranian Oil Company)

    Supreme Energy Council

    Entscheidungs- und Koordinierungsgremien mit Vertretern verschiedener Ministerien (hat keine Webseite)

    Department of Environment

    Behörde für Umweltfragen (dem Staatspräsidenten unterstellt, geleitet von Vizepräsident Ali Salajegheh)

    Iranian National Climate Change Office

    Koordinierungsstelle für Klimaschutzpolitik (gehört zum Department of Environment)

    Renewable Energy and Energy Efficiency Organization (Satba)

    Für erneuerbare Energien zuständige Behörde

    Iran Renewable Energy Association (IRRENA)

    Fachverband der Privatwirtschaft (gegründet 2018)

    Iran International Renewable Energy, Lighting & Energy Saving Exhibition

    Fachmesse (jährlich in Teheran seit 2008, letzter Termin: 2019, nächster: k.A.)

    Iran International Electricity Exhibition

    Fachmesse (jährlich seit 1999 in Teheran; letzter Termin: Januar 2021, nächster: November 2022)

    Kish ENEX - International Energy Exhibition

    Fachmesse (jährlich seit 2005 auf der Freizoneninsel Kish); nächster Termin: Dezember 2023; Webseite derzeit nicht erreichbar) 


  • AHK-Angebote

    AHK Iran

    Der Energieverbrauch des Irans ist doppelt so hoch wie der weltweite Durchschnitt. Nach Angaben der Internationalen Energieagentur zahlte der Iran im Jahr 2020 insgesamt 30 Milliarden Dollar an Energiesubventionen. Neben den staatlichen Fördermaßnahmen der letzten Jahre zur Erzeugung von Strom aus erneuerbaren Quellen und dem allmählichen und zunehmenden Anstieg der Strompreise ist die Energieeffizienz ein weiteres wichtiges Thema in dem Land, so das Center for Roads, Housing and Urban Development Research. Der Industriesektor ist für 50 Prozent des Energieverbrauchs des Landes verantwortlich und verschwendet mehr als die Hälfte der eingesetzten Energie, vor allem in der petrochemischen Industrie, aber auch bei der Stahl- und Zementherstellung. Außerdem ist die Energieverschwendung in iranischen Gebäuden fünf Mal höher als in Europa. In den letzten Jahren hat sich die Deutsch-Iranische Industrie- und Handelskammer (AHK Iran) bemüht, durch ihre engen Beziehungen zu iranischen Akteuren im Energiesektor ein umfassendes Gesamtbild der Projekte, Anreize, Neuerungen und Entwicklungen zu zeichnen und so das Know-how und die Erfahrung deutscher innovativer KMU zu nutzen, um die schlechte Energiepolitik im Iran zu verbessern.

    Kontakt


    Telefon: +98 21 81 33 10 00

    E-Mail: AHK_Iran@dihk.co.ir

    Homepage: http://iran.ahk.de

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