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Marktorganisation und Rahmenbedingungen
Irlands Regierung fördert den Aufbau erneuerbarer Energien in einem auktionsbasierten Modell. Um ihren Ausbau möglich zu machen, investieren auch die Netzbetreiber.
01.10.2024
Von Marc Lehnfeld | London
Die irische Energiewirtschaft ist stark reguliert. Eine zentrale Rolle übernimmt die Commission für Regulation of Ultilities (CRU) als Regulierungsbehörde für den Energie- und Gas-, aber auch den Wassermarkt in der Republik Irland.
Milliardeninvestitionen für ein resilientes irisches Stromnetz
Der Single Electricity Market Operator (SEMO) organisiert einen einheitlichen gesamtirischen Strommarkt, der auch Nordirland umfasst und den grenzüberschreitenden Handel mit Strom ermöglicht. Im irischen Stromnetz betreibt EirGrid als Übertragungsnetzbetreiber (TSO) das Hochspannungsnetz, während ESB Networks der wichtigste Verteilnetzbetreiber (DSO) des Landes ist. Im Gasmarkt betreibt Gas Networks Ireland (GNI) das Übertragungs- und Verteilungsnetz. Sowohl der Gas- als auch der Strommarkt sind - auch im europäischen Vergleich - sehr wettbewerbsintensiv.
Die Dekarbonisierung und Elektrifizierung Irlands (siehe auch im Abschnitt politische Ziele) setzt hohe Anforderungen an das nationale Stromnetz und seinen Betreiber EirGrid. In seinem Programm "Shaping Our Electricity Future" will das Unternehmen gemeinsam mit seinem nordirischen Partner und Netzbetreiber SONI das Netz der Insel auf die zunehmende Einspeisung volatiler Stromproduzenten vorbereiten.
Schließlich soll bis 2030 der Anteil von Strom aus erneuerbaren Energien sowohl in der Republik Irland als auch in Nordirland auf 80 Prozent klettern. EirGrid schätzt, dass bis dahin rund 350 Projekte mit einem gesamten Investitionsvolumen von über 3 Milliarden Euro notwendig sind, um die Resilienz des Stromnetzes auf der irischen Insel abzusichern. Die Maßnahmen werden im Network Delivery Portfolio (NDP) beziehungsweise in Nordirland im Transmission Development Plan zusammengefasst.
Beschaffungen von EirGrid werden volumenabhängig entweder auf europäischer Ebene oder auf nationaler Ebene auf der eTender-Plattform des Office of Govenrment Procurement ausgeschrieben. SONI wiederum schreibt auf der eTendersNI-Plattform aus und informiert auf seiner Homepage über laufende Projekte. Die Modernisierung und der Ausbau des Stromnetzes betrifft auch den Verteilnetzbetreiber ESB Networks, der laut Networks for Net Zero Strategy rund 10 Milliarden Euro bis 2030 investieren wird. Dazu gehört die Installation intelligenter Stromzähler im National Smart Metering Programme. Auf seiner Homepage veröffentlicht ESB Informationen zu den Ausschreibungen.
Umfangreiche Förderung von erneuerbaren Energien
Mit dem Renewable Electricity Support Scheme (RESS) verfügt die irische Regierung über ein auktionsbasiertes Fördersystem für eine Preisgarantie. Das Department of the Environment, Climate and Communications organisiert das technologieneutrale System und schloss bereits seit 2020 drei Förderrunden ab. Eine Besonderheit ist, dass geförderte Energieprojekte eine Abgabe an Community Benefit Funds (CBF) entrichten müssen, die sich am erzeugten Stromvolumen bemisst. Die Ergebnisse der letzten RESS 3-Runde bezeichnet das Beratungsunternehmen PWC als "enttäuschend", weil sich nach 130 Projekten in der Runde davor mit 33 hier deutlich weniger qualifizierten.
Auch der durchschnittlich erzielte Preis in der Auktion lag mit 1004,47 Euro pro Megawattstunde etwa 2,7 Prozent höher als davor. Alle Augen blicken daher auf die derzeit laufende vierte Runde (RESS 4), deren Auktion am 29. August abgeschlossen wurde. Mit dem Offshore Renewable Electricity Support Scheme (ORESS) besteht außerdem ein ausgekoppelter Förderrahmen für die Offshore-Windenergie. In der ersten Auktionsrunde ORESS 1 wurden im vergangenen Jahr Projekte mit Erzeugungskapazitäten von über 3 Gigawatt in vier Offshore-Windprojekten begünstigt.
Der durchschnittliche Preis lag bei 86,05 Euro pro Megawattstunde. Für die nächste, ORESS 2.1-Auktionsrunde will man Erzeugungskapazitäten von bis zu 900 Megawatt fördern.
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