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Branche kompakt | Israel | Ernährungswirtschaft

Branchenstruktur

In der Nahrungsmittelindustrie herrscht ein hoher Konzentrationsgrad. Wichtige ausländische Unternehmen sind in Israel engagiert. Modernisierungsbemühungen haben gemischten Erfolg.

Von Wladimir Struminski | Jerusalem

Die Nahrungsmittelherstellung gehört zu den wichtigsten Branchen der israelischen Industrie. Im Jahr 2023 entfielen auf sie 18,9 Prozent des gesamten Industrieumsatzes. Rund 95 Prozent ihres Umsatzes erzielt die Branche im Inland.

Branche mit gemischter Effizienz

Zahlreiche Unternehmen setzen Technologie zur Automatisierung betrieblicher Vorgänge ein. Dazu gehören neben der Produktion das Sortieren und die Verpackung von Produkten. Auch künstliche Intelligenz kommt inzwischen in bestimmten Fällen zum Einsatz.

Allerdings ist das Modernisierungstempo nicht einheitlich. Insbesondere Großbetriebe und exportorientierte Unternehmen sind hoch technologisiert. Anderen, vor allem kleineren Betrieben, fällt konsequente Modernisierung und Effizienzsteigerung dagegen schwer.

Unter dem Strich stagniert die Produktivität der Nahrungsmittelbranche. In dem Jahrfünft 2019 bis 2023 ist ihre Wertschöpfung um 12,2 Prozent in realen Binnenpreisen gestiegen. Allerdings wurde dieses Ergebnis hauptsächlich durch die Zunahme des Beschäftigungsstandes erzielt. Daher stieg die Wertschöpfung je Beschäftigten in der genannten Zeitspanne im Durchschnitt nur um 0,8 Prozent pro Jahr.

Der Branche mangelt es zudem an Investitionsdynamik. In den Jahren 2019 bis 2023 schwankten die Investitionen in importierte Maschinen- und Ausrüstungsinvestitionen in laufenden Dollarwerten zwischen 236 Millionen und 294 Millionen US$. Ein klarer Aufwärtstrend war in dieser Zeit nicht zu erkennen.

Für ausländische Anbieter von Maschinen und Ausrüstungen für die Nahrungsmittelindustrie bietet sich daher ein gemischtes Bild. Neben Unternehmen, die auf modernste Betriebsausstattung setzen, gibt es viele, die mit dem technologischen Fortschritt nur schwer Schritt halten können. Kapitalschwächeren Firmen fällt oft die Finanzierung der erforderlichen Modernisierungsinvestitionen schwer.

Die führende Sparte der israelischen Nahrungsmittelindustrie sind Molkereiprodukte. Nach den jüngsten verfügbaren Angaben der Industriestatistik entfiel auf sie 2021 fast ein Fünftel des Gesamtumsatzes. Übertroffen wurde sie nur von der Sammelposition "zubereitete Mahlzeiten, zubereitetes Tierfutter und anderweitig nicht genannte Nahrungsmittel". Weitere bedeutende Sparten sind Backwaren, Getränke und Tabak sowie Fleischverarbeitung.

 

Produktion ausgewählter Nahrungsmittel und Getränke in Israel In Millionen US-Dollar; Veränderung und Marktanteil in Prozent

Sparte

Umsatz 2021

Veränderung  2021/2020

Marktanteil 2021

Zubereitete Mahlzeiten, zubereitetes Tierfutter und anderweitig nicht genannte Nahrungsmittel

4.780

18,8

18,9

Molkereiprodukte

4.715

18,3

18,7

Backwaren

3.053

27,3

12,1

Getränke und Tabak

2.896

19,7

11,5

Fleischverarbeitung

2.458

9,8

9,8

Die jüngsten verfügbaren Zahlen der Industriestatistik; Binnenpreise, nach dem jahresdurchschnittlichen Wechselkurs umgerechnetQuelle: Zentralamt für Statistik (Central Bureau of Statistics)

Hoher Konzentrationsgrad

Die israelische Nahrungsmittelindustrie ist hochgradig konzentriert. Der Markt für viele wichtige Produkte wird von einigen wenigen Herstellern beherrscht. Dazu gehören unter anderem Molkereiprodukte, Brot und Brötchen, Frühstückscerealien, tiefgefrorene Nahrungsmittel und die in Israel sehr populäre Kichererbsenspeise Hummus.

In diesen Kategorien entfielen 2022 auf die jeweils drei größten Hersteller mindestens 74 Prozent der Branchenproduktion. In Fällen wie bei Quark und Hüttenkäse belief sich der Anteil der jeweils drei größten Hersteller sogar auf 100 Prozent. Das geht aus einer Erhebung des Forschungs- und Informationszentrums des israelischen Parlaments (Knesset) hervor.

Ein weiteres Indiz, so die Erhebung, ist der hohe Anteil der zehn größten Hersteller von schnelllebigen Konsumgütern (FMCG) an der Gesamtproduktion. Im Jahr 2022 lag dieser Anteil bei 51 Prozent. Schätzungen zufolge entfallen auf Nahrungsmittel rund zwei Drittel des israelischen FMCG-Marktes.

Ausländische Konzerne in Israel engagiert

Eine Reihe ausländischer Nahrungsmittelhersteller ist in Israel engagiert, und zwar in hohem Maß bei führenden israelischen Branchenunternehmen. So etwa gehört die Firma Osem dem schweizerischen Nahrungsmittelkonzern Nestlé. Auch der britische FMCG-Hersteller Unilever unterhält eine Tochtergesellschaft im Lande, die eine Palette von Nahrungsmitteln herstellt.

Tnuva, der Marktführer im Segment der Molkereiprodukte, wird von der chinesischen Bright Food Group kontrolliert. Tnuva agiert jedoch eigenständig auf dem israelischen Markt. Die US-amerikanische PepsiCo ist durch eine Reihe von Kooperationsabkommen und durch gemeinsame Investitionen mit der israelischen Strauss Group verbunden. Der US-amerikanische Getränkehersteller Coca Cola lässt eine Reihe seiner Marken in Israel herstellen und vermarkten.

 

Wichtige Branchenunternehmen in IsraelUmsatz in Millionen US-Dollar

Unternehmen

Sparte

Umsatz 2023

Tnuva GroupMolkereiprodukte

2.114

Coca Cola IsraelErfrischungsgetränke

2.005

Strauss GroupMolkereiprodukte, Kaffee, Knabberartikel, Salate

1.841

OsemFertiggerichte, Knabberartikel, Salate

1.301

Soda StreamTrinkwassersprudler

894

Unilever IsraelCerealien, Süßwaren, Knabberartikel, Speiseeis

759

TempoAlkoholische und nichtalkoholische Getränke

540

 Jerusalem Chicken MarketingGeflügelverarbeitung

377

Cornish HenGeflügelverarbeitung

325

BaladiFleischverarbeitung

298

Binnenpreise, nach dem jahresdurchschnittlichen Wechselkurs umgerechnetQuelle: Dun and Bradstreet Israel

Deutschland unter den führenden Lieferländern

Deutschland gehört zu den führenden Nahrungsmittellieferanten Israels. Allerdings weisen die Bezüge aus Deutschland Schwankungen auf. In den Jahren 2019 bis 2023 bewegten sie sich zwischen 139 Millionen und 178 Millionen US$. Mit dem Ergebnis von 2023 – 139 Millionen US$ – belegte die Bundesrepublik Rang sechs der Lieferantenliste.

Die mit Abstand wichtigste deutsche Lieferkategorie waren 2023 Kakao und Kakaozubereitungen. Mit 44 Millionen US$ entfielen auf sie 31,7 Prozent aller Nahrungsmittelimporte aus der Bundesrepublik. Weitere bedeutende deutsche Lieferpositionen waren Rückstände und Abfälle der Nahrungsmittelindustrie, Futterzubereitungen, Getränke, essbare Zubereitungen sowie Backwaren und Zubereitungen von Getreide, Mehl, Stärke oder Milch.

Rege Innovationstätigkeit

Israel ist ein wichtiger Innovationsstandort der Nahrungsmittelindustrie. Wie aus der Datenbank der gemeinnützigen israelischen Hightech-Organisation Start-up Nation Central (SNC) hervorgeht, waren im September 2024 insgesamt 572 Firmen mit der Entwicklung von Nahrungsmitteltechnologien befasst.

Einen bedeutenden Beitrag leistet Israel zur Entwicklung alternativer Proteine. Anfang 2024 waren in Israel laut einem Bericht des Weltwirtschaftsforums 73 Start-ups auf diesem Gebiet aktiv. An den israelischen Hochschulen, so der Bericht, waren mehr als 70 Forscher im Bereich alternativer Proteine tätig. Mehrere israelische Unternehmen spielen eine Pionierrolle bei der Entwicklung von kultiviertem Fleisch.

Für deutsche Unternehmen können sich in Israel zahlreiche Kooperationsmöglichkeiten bei der Nahrungsmitteltechnologie ergeben. Solche Projekte können nicht zuletzt die Position der deutschen Kooperationspartner auf dem Weltmarkt stärken.

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