Branche kompakt | Israel | Landwirtschaft
Branchenstruktur
Israel ist auf Importe angewiesen. Die Regierung lenkt die Entwicklung des Agrarsektors entscheidend mit. In der Landwirtschaft überwiegen kollektive Siedlungen.
07.11.2024
Von Wladimir Struminski | Jerusalem
In der Produktionsstatistik liegt der Ackerbau vor der Tierzucht. Allerdings sind beide Bereiche für die landwirtschaftliche Erzeugung wichtig.
Ackerbau erzielt 55 Prozent des Landwirtschaftsumsatzes
Ackerbauprodukte erzielten 2023 einem Umsatz von umgerechnet 5,6 Milliarden US$. Damit machten sie 55 Prozent des landwirtschaftlichen Gesamtumsatzes aus. Auf Tierzucht entfielen mit 4,6 Milliarden US$ 45 Prozent des Agrarumsatzes. Beide Bereiche sind jedoch für die Landwirtschaftspolitik unverzichtbar.
Die führende Sparte des Ackerbaus sind Obstplantagen (außer Zitrusfrüchten). Im Jahr 2023 entfielen auf sie 42,7 Prozent des vom Ackerbau erzielten Umsatzes. Zusammen mit den Zitrusfrüchten waren es 50,8 Prozent. Gemüse, Kartoffeln und Melonen schlugen mit 28,4 Prozent und andere Erzeugnisse mit 20,8 Prozent zu Buche.
Kennziffer | 2023 |
---|---|
Einwohner (in Mio.) | 9,8 |
Ackerfläche (in qkm) | 2.843 |
Anteil der Landwirtschaft an der Entstehung des BIP (in %) | 1,1 |
Exporte Agrargüter in Mrd. US-Dollar (SITC 0) | 2,2 |
Exporte Agrargüter in Mrd. US-Dollar (HS I-III) | 1,6 |
Kollektive Strukturen überwiegen
Die überwiegende Mehrheit der landwirtschaftlichen Erzeugung entfällt auf Kollektivsiedlungen (Kibbuzim) und genossenschaftliche Siedlungen (Moshavim). Landesweit gibt es rund 260 Kibbuzim und circa 450 Moshavim. Ortschaften beider Kategorien wurden vor und nach der Staatsgründung Israels als landwirtschaftliche Siedlungen gegründet. Heute ist ihre Wirtschaftsstruktur differenzierter, doch sie bleiben die Hauptstütze des Agrarsektors und bewirtschaften rund 80 Prozent der landesweit genutzten Agrarfläche (außer Weideflächen).
Daneben gibt es private Landwirtschaftsbetriebe, insbesondere innerhalb der arabischen Bevölkerungsgruppe, die etwa 17 Prozent der israelischen Staatsbürger ausmacht. Nach Angaben des Landwirtschaftsministeriums bewirten arabische Landwirte rund 16 Prozent der gesamten Agrarfläche in Israel. Sie tragen in bestimmten Bereichen wie Schaf- und Ziegenzucht sowie dem Anbau von Ölbäumen einen besonders großen Beitrag zur Agrarerzeugung bei.
Sparte | 2023 | Veränderung 2023/2022 | Anteil am Gesamtumsatz |
---|---|---|---|
Obsthaine inklusive Zitrusfrüchte | 3,0 | 1,9 | 29 |
Geflügel | 2,4 | -1,6 | 23 |
Gemüse, Kartoffeln und Melonen | 1,6 | -1,6 | 16 |
Milchvieh | 1,0 | -1,6 | 10 |
Fleischvieh | 0,6 | 18,1 | 6 |
Feldfrüchte | 0,6 | -15,7 | 6 |
Andere | 1,2 | 7,1 | 12 |
Regierung lenkt mit
Die Regierung spielt eine entscheidende Rolle für die Tätigkeit landwirtschaftlicher Betriebe. Die Wasserbehörde (Israel Water Authority) ist für die Zuteilung der Wassermengen für die einzelnen Verbrauchersektoren verantwortlich. Die Wasserverbrauchsquoten für die Landwirtschaft werden in Zusammenarbeit zwischen der Wasserbehörde und dem Landwirtschaftsministerium festgelegt.
Über seinen Veterinärdienst (Veterinary Services) bietet das Ressort zudem tierärztliche Dienste und die Bekämpfung von Tierkrankheiten an. Mithilfe von Fortbildungsmaßnahmen für Landwirte fördert es die Einführung moderner Arbeitsmethoden und Technologien.
Unternehmen | Sparte | Umsatz 2023*) |
---|---|---|
Mehadrin | Management von Hainen | 307 |
Hasera Seeds | Saatgut | 169 |
Marina Galilee Mushrooms | Pilzanbau | 141 |
Tama Ar.m.W | Baumwollernte | 117 |
Bananot Ha'Hof | Bananenanbau | 69 |
Miriam Shoham | Obstanbau | 64 |
Einfuhr von Agrarprodukten steigt
In den Jahren 2019 bis 2022 nahm die Einfuhr von Produkten der HS-Abschnitte I bis III in laufenden Dollarpreisen um kumuliert 63,6 Prozent zu und erreichte 6,2 Milliarden US$.
Der Binnenmarktabsatz des einheimischen Agrarsektors lag bei rund 8,8 Milliarden US$. Zwar sind die Zahlen nicht vollständig vergleichbar, weil die Einfuhr von der Außenhandelsstatistik und die Erzeugung von der volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung erfasst wird. Allerdings lässt sich schätzen, dass der Markt für Agrarprodukte sich 2022 zu rund 40 Prozent über die Einfuhr versorgte.
Im Jahr 2023 ging die Einfuhr von Agrarprodukten um 14 Prozent zurück. Das lag größtenteils am kräftigen Rückgang der Importe nach Ausbruch des Gaza-Krieges am 7. Oktober 2023. Die Agrarerzeugung nahm 2023 in Dollarwerten um 1,4 Prozent ab. Die Importquote sank damit auf 37 Prozent.
Allerdings bleibt Israel weiterhin auf umfangreiche Importe von Agrarprodukten angewiesen. Das wird auch dann der Fall sein, wenn die angestrebte Steigerung der einheimischen Erzeugung gelingt. Die wichtigste Importposition 2023 war Getreide. Es folgten Fleisch sowie Fische und andere Wassertiere.
Agrarausrüstungen werden zum Teil importiert
Die israelische Landwirtschaft erwirbt den Großteil ihrer Maschinen und Ausrüstungen bei einheimischen Herstellern. Die Lieferanten müssen sich an die Anforderungen der landwirtschaftlichen Erzeugung in wasserarmen Regionen einstellen.
Zu den im Inland hergestellten Investitionsgütern für den Agrarsektor gehören unter anderem wassersparende Bewässerungssysteme, Ausrüstungen für Gewächshäuser, Sensoren für Präzisionslandwirtschaft und landwirtschaftliche Drohnen.
Im Bereich der Rohstoffe hat Israel eine auch international bedeutende Herstellung von Düngemitteln und von Pflanzenschutzmitteln. Israel war 2023 der achtgrößte Exporteur von Pflanzenschutzmitteln und der neuntgrößte Exporteur von Düngemitteln. Auch bei Verpackungsmaterialien können israelische Landwirte auf einheimische Lieferanten zurückgreifen.
Dennoch werden Güter dieser Kategorien auch importiert. Der Außenhandelsstatistik lassen sich Angaben zur Einfuhr von Agrochemie und Landmaschinen entnehmen. Die Einfuhr von Landmaschinen lag 2023 bei 86,8 Millionen US$. Dabei erzielten deutsche Anbieter mit einem Lieferwert von 10,5 Millionen US$ einen Importmarktanteil von 12,1 Prozent. Die Importe von Traktoren erreichten 38,8 Millionen US$, wobei Deutschland 6,8 Millionen US$ beziehungsweise 17,5 Prozent der Einfuhr stellte.
Eine wesentliche Rolle spielten die Bezüge aus der Bundesrepublik auch bei der Einfuhr von Pflanzenschutzmitteln. Deren Einfuhr belief sich 2023 auf 96,6 Millionen US$. Hiervon kamen 13,1 Millionen US$ beziehungsweise 13,7 Prozent aus Deutschland. Dagegen lagen die deutschen Lieferungen von Düngemitteln mit 1,2 Millionen US$ nur bei 1,2 Prozent der Gesamteinfuhr 96,6 Millionen US$.
Hoch entwickelte Nahrungsmittelindustrie
Israel verfügt über eine moderne Nahrungsmittelindustrie, die ein Hauptabnehmer für Agrarerzeugnisse ist. Im Jahr 2023 entfielen auf sie 18,9 Prozent des gesamten israelischen Industrieumsatzes.