Branchen | Israel | Nahrungsmittel
Branchenstruktur
Die Nahrungsmittelindustrie spielt für Israel eine strategische Rolle. Allerdings gibt es Klagen über hohe Preise. Ausländische Unternehmen sind an prominenter Stelle vertreten.
08.08.2022
Von Wladimir Struminski | Jerusalem
Die israelische Nahrungsmittelindustrie (inklusive Getränken und Tabak) nimmt eine herausragende Stellung im Industriesektor des Landes ein. Im Jahr 2021 lag der Anteil der Branche am Gesamtumsatz der Industrie bei 17,8 Prozent. Mit 17,0 Prozent war ihr Anteil an der Gesamtzahl der in der Industrie beschäftigten Arbeitskräfte ähnlich hoch.
Strategische Bedeutung, aber kaum Exporte
Der Nahrungsmittelindustrie wird strategische Bedeutung zuerkannt, da Israel aus geopolitischen Gründen den Selbstversorgungsgrad mit Agrarprodukten und Nahrungsmitteln für den Fall einer lang anhaltenden Krise so hoch wie möglich halten will.
Auf dem Weltmarkt verzeichnet die israelische Branche keine durchschlagenden Erfolge. Nach jüngsten verfügbaren Angaben der Industriestatistik lag ihre Exportquote 2019 bei 3,7 Prozent.
Sparte | Umsatz 2) | Veränderung 2019/2018 |
---|---|---|
Fleischverarbeitung inklusive Schlachthäuser | 4.215 | 3,2 |
Fertiggerichte, Fertigtierfutter und Nahrungsmittel a.n.g. | 3.913 | 4,6 |
Milchprodukte | 3.694 | 4,6 |
Getränke und Tabak | 2.474 | 5,2 |
Backwaren | 2.422 | 2,0 |
Verarbeitung von Fischen, Krebstieren, Weichtieren, Obst und Gemüse | 1.966 | -0,2 |
Großhersteller dominant
Nach den jüngsten vorliegenden Zahlen des Zentralamts für Statistik waren 2019 insgesamt 2.080 Hersteller von Nahrungsmitteln, Getränken und Tabakwaren im Lande tätig. Dabei waren die Unternehmen im Bereich der Getränke und Tabakwaren durchschnittlich deutlich größer als bei Nahrungsmitteln. Im Durchschnitt erzielte ein Unternehmen der Getränke- und der Tabaksparte einen Umsatz von umgerechnet 15,6 Millionen US$, während die entsprechende Zahl bei Nahrungsmittelherstellern 9,7 Millionen US$ lag.
Die Spannweite der Betriebsgröße ist groß. Relativ wenige Spitzenunternehmen vereinigen in ihrer Hand einen erheblichen Anteil des Branchenumsatzes. Ihnen gegenüber steht eine Vielzahl von Kleinbetrieben.
Klagen über hohe Preise
Die dominante Rolle einer kleinen Zahl großer Hersteller trägt nach Meinung von Kritikern zu einem überhöhten Preisniveau für Nahrungsmittel auf dem israelischen Markt bei. Der Staat wiederum kontrolliert lediglich die Einzelhandelspreise für bestimmte Brotsorten, Milch, Butter, Hartkäse und Eier, sodass diese Kontrollen keinen wesentlichen Einfluss auf das Gesamtpreisniveau haben.
In einem 2021 veröffentlichten Bericht stellte das Amt des Staatskontrolleurs (in etwa mit dem Bundesrechnungshof vergleichbar, aber mit größeren Befugnissen ausgestattet) fest, die Nahrungspreise lägen in Israel deutlich über dem Durchschnitt der OECD-Länder. In seinen Empfehlungen forderte das Amt entschlosseneres Eingreifen der Behörden zur Stärkung des Wettbewerbs – im Inland, aber auch im Importbereich, unter anderem durch die Förderung von Parallelimporten.
Demgegenüber erklärte die Industriellenvereinigung im Oktober 2021, bei den Preisvergleichen mit anderen OECD-Ländern seien methodologische Fehler begangen worden. So seien weder die unterschiedliche Zusammensetzung des Nahrungsmittelkonsums in verschiedenen Ländern noch die Wechselkursveränderungen korrekt berücksichtigt worden. Daher böten die als Beweis für überhöhte Preise herangeholten Vergleiche ein verzerrtes Bild.
Globale Konzerne an der Branchenspitze vertreten
Ausländische Unternehmen spielen eine beherrschende Rolle vor allem bei den Marktführern der israelischen Nahrungsmittelindustrie. So gehört Frutarom dem US-amerikanischen Unternehmen International Flavors & Fragrances, während der chinesische Nahrungsmittelkonzern Bright Food Group einen Mehrheitsanteil an Tnuva hält und Osem Teil der schweizerischen Nestlé S.A. ist. Unilever Israel fungiert als eine Tochterfirma des britischen Unilever-Konzerns.
Coca Cola Israel/Central Bottling Company ist ein Franchisenehmer des US-amerikanischen Getränkeherstellers Coca Cola Company. Die Central Bottling Company stellt auch andere ausländische Marken in Lizenz her.