Branchen | Vereinigte Arabische Emirate | Alkoholische Getränke
Der Alkoholmarkt in den VAE wächst
Im Markt für alkoholische Getränke der VAE sind exklusive und neue Produkte gefragt. Unternehmen sollten einen Markteintritt wegen regulatorischer Auflagen jedoch gut planen.
30.10.2024
Von Heena Nazir, Noelia Weber (AHK Golfregion, Dubai) | Dubai
Der Umsatz alkoholischer Getränke in den Vereinigten Arabischen Emiraten (VAE) wird von 12,9 Milliarden US-Dollar (US$) im Jahr 2023 auf 15,1 Milliarden US$ im Jahr 2027 wachsen. Diese Prognose der Datenbank Euromonitor entspricht einer durchschnittlichen jährlichen Wachstumsrate von etwa 3,8 Prozent.
Mit einer Bevölkerung von etwa 9,5 Millionen, davon rund 90 Prozent Ausländer, bieten die VAE einen vielfältigen Kundenkreis für alkoholische Getränke. Die Nachfrage ist in der multikulturellen und vergleichsweise liberalen Gesellschaft hoch. Sie reicht von hochpreisigen bis hin zu erschwinglichen Alkoholprodukten. Die Nachfrage nach preiswerteren alkoholischen Getränken stieg dem Analyseinstitut MarketResearch zufolge im Jahr 2023 um 12 Prozent. Marktbeobachter sehen aber auch bei Premiumprodukten erhebliches Wachstumspotenzial.
Expatriates und Touristen sorgen für steigende Nachfrage
Die geopolitischen Spannungen in den Jahren 2023 und 2024 haben dazu geführt, dass die VAE für vermögende Expatriates immer attraktiver geworden ist. Insbesondere haben sich viele Reiche aus Russland für einen Umzug in die VAE entschieden. Der luxuriöse Lebensstil und die Zuwanderung wohlhabender Expatriates treiben bei alkoholischen Getränken die Nachfrage nach Premiumprodukten erheblich an.
Partys, Clubbesuche und Brunches liegen in den VAE im Trend und haben 2023 nach der Covid-19-Pandemie erheblich zugenommen. Laut Beratungsfirma Deloitte Insights stieg die Teilnahme an diesen Veranstaltungen im Vergleich zur Zeit vor der Pandemie um etwa 35 bis 45 Prozent.
Darüber hinaus hat der Tourismus einen großen Einfluss auf den Markt. Allein das Emirat Dubai zog im Jahr 2023 mehr als 17 Millionen Touristen an. Für das laufende Jahr werden ähnlich viele Besucher erwartet. Die Metropole plant, die Anzahl der Touristen bis 2031 mehr als zu verdoppeln – auf jährlich rund 40 Millionen Besucher. Auch dies wird die Nachfrage nach alkoholischen Getränken weiter ankurbeln.
Produkt | Preis in US$ |
---|---|
Heineken Bier (12er Pack) | 13,50 bis 18,90 |
Vodka Absolut | 16,20 bis 24,30 |
Vodka Smirnoff | 16,20 bis 23,49 |
Becks Bier (27.5cl Flasche) | 1,62 |
Bardinet VSOP French Brandy (1 Liter) | 8,37 |
Mendis Gold Label Arrack (75cl) | 8,37 |
Beefeater Pink Gin (75cl) | 15,39 |
Tequila Sierra Silver (1 Liter) | 15,39 |
A Bichot Brouilly Roche (75cl) | 21,60 |
Andy Player Whisky (15x50cl) | 4,32 pro Flasche |
Distributoren spielen beim Import eine entscheidende Rolle
Wer alkoholische Getränke in die VAE einführen will, muss eng mit lokalen Partnern zusammenarbeiten. In Dubai dominieren zwei Hauptdistributoren den Markt für alkoholische Getränke: MMI und African + Eastern. In den übrigen Emiraten gibt es ebenfalls Hauptdistributoren. Lieferanten müssen Kontakt zu Distributoren aufnehmen und ihre Zustimmung für den Import einholen. Diese übernehmen in der Regel die gesamte Logistik für den Import.
Distributor | Emirat |
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Maritime and Mercantile International (MMI) | Dubai |
African + Eastern | Dubai |
Al Hamra Cellar | Abu Dhabi |
RAK Cellar | Ras Al Khaimah |
Centaurus International | Ras Al Khaimah |
Ajman Free Zone | Ajman |
Kein Verkauf von Alkohol | Sharjah |
The Original Barracuda | Umm Al-Quwain |
Fujairah Cellar | Fujairah |
Die Entscheidung der Distributoren, welche alkoholischen Getränke importiert werden, basiert hauptsächlich auf ihrer Einschätzung der aktuellen Präferenzen der lokalen Bevölkerung. Derzeit ist die Nachfrage nach Premium-Tequila, Wodka und Roséwein hoch. Auch Rum gewinnt zunehmend an Beliebtheit, erklärte ein Distributor gegenüber Germany Trade & Invest (GTAI) und AHK Dubai.
African + Eastern ist der größte Anbieter in Dubai und vertreibt Produkte namhafter internationaler Marken wie Diageo, AB InBev, Carlsberg und Peroni. Alle Distributoren haben deutsche Produkte wie Erdinger, Löwenbräu, Franziskaner und Jägermeister im Sortiment.
Ansprechpartner helfen bei der Überwindung von Hürden
Unternehmen, die Alkohol in die VAE liefern wollen, sollten sich von lizenzierten Distributoren in den jeweiligen Emiraten beraten lassen. Wer plant, vor Ort eine Lizenz für den Handel oder den Ausschank zu erwerben, sollte Unternehmen konsultieren, die bei der Beantragung der Lizenz behilflich sind. Die AHK Golfregion unterstützt deutsche Unternehmen bei der Vermittlung lokaler Berater und Partner.
Globale Trends und internationale Marken prägen den Markt. Laut Datenbank Euromonitor führten 2023 Anheuser-Busch InBev und Heineken weiterhin den Markt an, mit Anteilen von 30,7 Prozent beziehungsweise 20,4 Prozent. Die beiden Branchengiganten haben ihre starke Position über Jahre hinweg behauptet. Ihre Marken sind weit verbreitet und beliebt.
Neben den führenden Brauereien spielen auch Spirituosen eine wichtige Rolle. Diageo, ein weltweit führendes Unternehmen im Bereich Spirituosen, hält 2023 einen stabilen Marktanteil von rund 6 Prozent. Besonders beliebt sind die Produkte Johnnie Walker Black Label und Johnnie Walker Red Label. Sie gehören zu den meistverkauften Spirituosen in der Region.
Erleichterungen bei Steuern und Lizenzen
In Dubai wurden zum 1. Januar 2023 die Bestimmungen für Alkohollizenzen gelockert. Lizenzen sind nun kostenlos und einfacher zu erlangen, sowohl für Einwohner als auch für Touristen. Zudem ist der Alkoholkonsum ohne Lizenz in Dubai keine Straftat mehr. Die Umsatzsteuer für Alkoholhändler wurde abgeschafft. Darüber hinaus setzte Dubai die 30-prozentige Gemeindesteuer auf Alkoholverkäufe aus. Damit sollen die Alkoholpreise im Einzelhandel an jene in den nördlichen Emiraten angeglichen und Dubai als attraktiver Standort für Touristen gestärkt werden. Als Konsequenz ist eine Verlagerung der Alkoholverkäufe aus den nördlichen Emiraten nach Dubai zu beobachten.
Zusätzlich wurde die jährliche Lizenzgebühr für den privaten Alkoholkonsum ausgesetzt, sodass Einwohner nun eine kostenlose zweijährige Lizenz erhalten können. Touristen, die in einem lizenzierten Alkoholgeschäft einkaufen wollen, haben die Möglichkeit, gegen Vorlage des Reisepasses vor Ort eine kostenlose 30-Tage-Lizenz zu erhalten. In Restaurants, Hotels und Bars, die alkoholische Getränke anbieten, benötigen Konsumenten grundsätzlich keine Lizenz.