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Branche kompakt | Israel | Ernährungswirtschaft

Der Markt für Nahrungsmittel bleibt auf Wachstumskurs

Der Nahrungsmittelbedarf wird auf absehbare Zeit steigen. Das fördert die Importe. Das Einfuhrverfahren wird vereinfacht. Die einheimische Branche muss schneller modernisieren.

Von Wladimir Struminski | Jerusalem

 

Ausblick der Nahrungsmittelindustrie in Israel

Bewertung:

  • Der steigende Nahrungsmittelbedarf verleiht der Nahrungsmittelindustrie positive Impulse.
  • Kriegsfolgen dämpfen den Privatkonsum. Das kann auch die Nachfrage nach Nahrungsmitteln gehobenen Bedarfs tangieren.
  • Die gedämpfte Investitionsstimmung kann sich auch in der Nahrungsmittelindustrie bemerkbar machen, doch wird das die Produktion innerhalb eines Zeitraums von zwölf Monaten kaum beeinflussen.

Anmerkung: Einschätzung des Autors für die kommenden zwölf Monate auf Grundlage von prognostiziertem Umsatz- und Produktionswachstum, Investitionen, Beschäftigungsstand, Auftragseingängen, Konjunkturindizes etc.; Einschätzungen sind subjektiv und ohne Gewähr; Stand: September 2024

  • Markttrends

    Wegen des schnellen Bevölkerungswachstums braucht Israel immer mehr Nahrungsmittel. Das Gros des Bedarfs wird aus einheimischer Produktion gedeckt, doch nehmen die Importe zu.

    Der israelische Nahrungsmittelbedarf steigt stetig und wird es allein schon wegen des schnellen Bevölkerungswachstums auch in den kommenden Jahren tun. In dem Jahrfünft 2019 bis 2023 nahm die Einwohnerzahl laut der amtlichen Statistik um durchschnittlich 1,9 Prozent zu.

    Bevölkerung und Bedarf steigen auch künftig

    Laut der mittleren Variante der Bevölkerungsprognose des Zentralamts für Statistik wird das Wachstumstempo in den Jahren 2025 bis 2035 mit 1,8 Prozent pro Jahr faktisch unverändert anhalten. Für den Bedarf an Nahrungsmitteln ist das ein Schlüsselfaktor. Als Grundbedarfsgüter sind sie zudem viel weniger von der Konjunkturentwicklung betroffen als Waren des gehobeneren Bedarfs. Zwar kann eine Verlangsamung der Wirtschaftsentwicklung – beispielsweise, wenn der seit Oktober 2023 geführte Krieg sich ausweitet – die Nachfragestruktur beeinflussen. Dadurch könnte ein Teil der Haushalte vorübergehend auf billigere Produkte ausweichen. Insgesamt aber ist ein anhaltendes Wachstum des Nahrungsmittelmarktes in Israel eine plausible Annahme.

    Israel hat ein relativ hohes Wohlstandsniveau. Wäre das Land ein Mitglied der EU, läge es mit Blick auf das Bruttoinlandsprodukt (BIP) je Einwohner im Mittelfeld der EU-Länder. 

    Einfuhr entwickelt sich positiv

    Im Jahr 2023 erreichte die einheimische Branche auf dem Binnenmarkt einen Umsatz von umgerechnet 22 Milliarden US-Dollar (US$). Damit deckte sie 84,6 Prozent des Marktbedarfs.

    4 Milliarden US$

    betrug die Einfuhr von Nahrungsmitteln 2023.

    Trotz der dominanten Stellung der einheimischen Hersteller bauen ausländische Anbieter ihren Umsatz auf dem israelischen Markt beständig aus. Da die Einfuhr schneller als der Absatz der einheimischen Industrie steigt, erhöht sich auch die Importquote. In der Zeitspanne 2019 bis 2023 stieg die jährliche Einfuhr von Produkten der Nahrungsmittelindustrie (HS-Abschnitt IV) in laufenden Dollarpreisen um kumuliert 44,2 Prozent. Die Einfuhrquote stieg ebenfalls beständig und belief sich 2023 auf 15,4 Prozent gegenüber 12,5 Prozent 2018.

    Die führende Importkategorie waren 2023 Rückstände und Abfälle der Nahrungsmittelindustrie sowie Futterzubereitungen. Unter den für den menschlichen Verzehr bestimmten Produkten führten Getränke, gefolgt von Zubereitungen von Getreide, Mehl, Stärke oder Milch sowie Backwaren und verschiedenen essbaren Zubereitungen. Die Nahrungsmittelimporte erfolgen hauptsächlich aus Westeuropa, den USA und Fernost.

    Importbedarf hat Israel aber nicht nur bei Erzeugnissen der Nahrungsmittelindustrie, sondern auch bei Ausgangsprodukten für die einheimische Herstellung. Im Jahr 2023 führte das Land Rohstoffe für die Nahrungsmittelbranche im Wert von 3,8 Milliarden US$ ein. Diese Importe waren fast genauso hoch wie die Einfuhr von Nahrungsfertigprodukten, die bei 4 Milliarden US$ lag.

    Breite Angebotspalette

    Das Nahrungsmittelangebot ist vielfältig. Das ist nicht zuletzt auf die Heterogenität der israelischen Bevölkerung zurückzuführen. In dem Einwanderungsland gibt es zahlreiche Menschen, die den Geschmacksrichtungen ihrer Geburtsländer oder den elterlichen Traditionen anhängen – sei es aus dem Mittelmeerraum, Nahost oder Europa. Zudem gehören 17 Prozent der Israelis der arabischen Bevölkerungsgruppe an. Die arabische Küche des Landes beeinflusst auch die Essgewohnheiten der jüdischen Mehrheit.

    Gleichzeitig sind israelische Verbraucher mit internationalen Nahrungsmittelmarken vertraut. Diese werden nicht nur importiert, sondern zum Teil auch in Israel hergestellt, sei es durch israelische Tochterfirmen internationaler Nahrungsmittelhersteller oder im Rahmen von Franchise-Vereinbarungen.

    Immer mehr Vegetarier und Veganer

    Das Bewusstsein für gesunde Ernährung spielt in Israel eine zunehmende Rolle. Diesen Trend unterstützen auch der Staat und das Gesundheitswesen. Beispielsweise müssen Nahrungsmittelprodukte mit hoher Konzentration von gesättigten Fetten, Salz oder Zucker mit einem roten Warnaufdruck ausgezeichnet werden. Diese Pflicht gilt auch für importierte Erzeugnisse. Die 2024 beschlossenen Erleichterungen der Nahrungsmitteleinfuhr haben daran nichts geändert (siehe dazu auch Abschnitt Rahmenbedingungen). Die Krankenkassen bieten ihren Versicherten umfangreiche Beratung zu Ernährungsgewohnheiten.

    Zugleich steigt die Zahl der Vegetarier und Veganer. Laut den meisten Erhebungen liegt der Anteil der Veganer an der Bevölkerung bei rund 5 Prozent. Der Anteil der Vegetarier wird auf zehn Prozent oder mehr geschätzt.

    Bei den meisten Verbrauchern, die Veganer oder Vegetarier werden, vollzieht sich diese Veränderung der Essgewohnheiten in jungem Alter. Bei einem erheblichen Teil von ihnen handelt es sich um Jugendliche im Schulalter. Auch in der Altersgruppe zwischen 20 und 30 Jahren stellen zahlreiche Menschen ihre Essgewohnheiten entsprechend um. Das bedeutet, dass der Prozentsatz der Veganer und Vegetarier künftig weiter steigen dürfte.

    Es wird sich indessen zeigen müssen, inwieweit sich die Markteinführung von kultiviertem Fleisch auf den Vegetarianismus auswirken wird. Für einen großen Teil der Vegetarier ist das Töten von Tieren ein wichtiger Grund für den Verzicht auf Fleischgenuss. Nun aber gehört Israel zu den führenden Ländern bei der Entwicklung von kultiviertem Fleisch. Damit könnte sich schon binnen einiger Jahre die Frage stellen, wie viele Vegetarier kultiviertem Fleisch zusprechen werden.

    Von Wladimir Struminski | Jerusalem

  • Branchenstruktur

    In der Nahrungsmittelindustrie herrscht ein hoher Konzentrationsgrad. Wichtige ausländische Unternehmen sind in Israel engagiert. Modernisierungsbemühungen haben gemischten Erfolg.

    Die Nahrungsmittelherstellung gehört zu den wichtigsten Branchen der israelischen Industrie. Im Jahr 2023 entfielen auf sie 18,9 Prozent des gesamten Industrieumsatzes. Rund 95 Prozent ihres Umsatzes erzielt die Branche im Inland.

    Branche mit gemischter Effizienz

    Zahlreiche Unternehmen setzen Technologie zur Automatisierung betrieblicher Vorgänge ein. Dazu gehören neben der Produktion das Sortieren und die Verpackung von Produkten. Auch künstliche Intelligenz kommt inzwischen in bestimmten Fällen zum Einsatz.

    Allerdings ist das Modernisierungstempo nicht einheitlich. Insbesondere Großbetriebe und exportorientierte Unternehmen sind hoch technologisiert. Anderen, vor allem kleineren Betrieben, fällt konsequente Modernisierung und Effizienzsteigerung dagegen schwer.

    Unter dem Strich stagniert die Produktivität der Nahrungsmittelbranche. In dem Jahrfünft 2019 bis 2023 ist ihre Wertschöpfung um 12,2 Prozent in realen Binnenpreisen gestiegen. Allerdings wurde dieses Ergebnis hauptsächlich durch die Zunahme des Beschäftigungsstandes erzielt. Daher stieg die Wertschöpfung je Beschäftigten in der genannten Zeitspanne im Durchschnitt nur um 0,8 Prozent pro Jahr.

    Der Branche mangelt es zudem an Investitionsdynamik. In den Jahren 2019 bis 2023 schwankten die Investitionen in importierte Maschinen- und Ausrüstungsinvestitionen in laufenden Dollarwerten zwischen 236 Millionen und 294 Millionen US$. Ein klarer Aufwärtstrend war in dieser Zeit nicht zu erkennen.

    Für ausländische Anbieter von Maschinen und Ausrüstungen für die Nahrungsmittelindustrie bietet sich daher ein gemischtes Bild. Neben Unternehmen, die auf modernste Betriebsausstattung setzen, gibt es viele, die mit dem technologischen Fortschritt nur schwer Schritt halten können. Kapitalschwächeren Firmen fällt oft die Finanzierung der erforderlichen Modernisierungsinvestitionen schwer.

    Die führende Sparte der israelischen Nahrungsmittelindustrie sind Molkereiprodukte. Nach den jüngsten verfügbaren Angaben der Industriestatistik entfiel auf sie 2021 fast ein Fünftel des Gesamtumsatzes. Übertroffen wurde sie nur von der Sammelposition "zubereitete Mahlzeiten, zubereitetes Tierfutter und anderweitig nicht genannte Nahrungsmittel". Weitere bedeutende Sparten sind Backwaren, Getränke und Tabak sowie Fleischverarbeitung.

     

    Produktion ausgewählter Nahrungsmittel und Getränke in Israel In Millionen US-Dollar; Veränderung und Marktanteil in Prozent

    Sparte

    Umsatz 2021

    Veränderung  2021/2020

    Marktanteil 2021

    Zubereitete Mahlzeiten, zubereitetes Tierfutter und anderweitig nicht genannte Nahrungsmittel

    4.780

    18,8

    18,9

    Molkereiprodukte

    4.715

    18,3

    18,7

    Backwaren

    3.053

    27,3

    12,1

    Getränke und Tabak

    2.896

    19,7

    11,5

    Fleischverarbeitung

    2.458

    9,8

    9,8

    Die jüngsten verfügbaren Zahlen der Industriestatistik; Binnenpreise, nach dem jahresdurchschnittlichen Wechselkurs umgerechnetQuelle: Zentralamt für Statistik (Central Bureau of Statistics)

    Hoher Konzentrationsgrad

    Die israelische Nahrungsmittelindustrie ist hochgradig konzentriert. Der Markt für viele wichtige Produkte wird von einigen wenigen Herstellern beherrscht. Dazu gehören unter anderem Molkereiprodukte, Brot und Brötchen, Frühstückscerealien, tiefgefrorene Nahrungsmittel und die in Israel sehr populäre Kichererbsenspeise Hummus.

    In diesen Kategorien entfielen 2022 auf die jeweils drei größten Hersteller mindestens 74 Prozent der Branchenproduktion. In Fällen wie bei Quark und Hüttenkäse belief sich der Anteil der jeweils drei größten Hersteller sogar auf 100 Prozent. Das geht aus einer Erhebung des Forschungs- und Informationszentrums des israelischen Parlaments (Knesset) hervor.

    Ein weiteres Indiz, so die Erhebung, ist der hohe Anteil der zehn größten Hersteller von schnelllebigen Konsumgütern (FMCG) an der Gesamtproduktion. Im Jahr 2022 lag dieser Anteil bei 51 Prozent. Schätzungen zufolge entfallen auf Nahrungsmittel rund zwei Drittel des israelischen FMCG-Marktes.

    Ausländische Konzerne in Israel engagiert

    Eine Reihe ausländischer Nahrungsmittelhersteller ist in Israel engagiert, und zwar in hohem Maß bei führenden israelischen Branchenunternehmen. So etwa gehört die Firma Osem dem schweizerischen Nahrungsmittelkonzern Nestlé. Auch der britische FMCG-Hersteller Unilever unterhält eine Tochtergesellschaft im Lande, die eine Palette von Nahrungsmitteln herstellt.

    Tnuva, der Marktführer im Segment der Molkereiprodukte, wird von der chinesischen Bright Food Group kontrolliert. Tnuva agiert jedoch eigenständig auf dem israelischen Markt. Die US-amerikanische PepsiCo ist durch eine Reihe von Kooperationsabkommen und durch gemeinsame Investitionen mit der israelischen Strauss Group verbunden. Der US-amerikanische Getränkehersteller Coca Cola lässt eine Reihe seiner Marken in Israel herstellen und vermarkten.

     

    Wichtige Branchenunternehmen in IsraelUmsatz in Millionen US-Dollar

    Unternehmen

    Sparte

    Umsatz 2023

    Tnuva GroupMolkereiprodukte

    2.114

    Coca Cola IsraelErfrischungsgetränke

    2.005

    Strauss GroupMolkereiprodukte, Kaffee, Knabberartikel, Salate

    1.841

    OsemFertiggerichte, Knabberartikel, Salate

    1.301

    Soda StreamTrinkwassersprudler

    894

    Unilever IsraelCerealien, Süßwaren, Knabberartikel, Speiseeis

    759

    TempoAlkoholische und nichtalkoholische Getränke

    540

     Jerusalem Chicken MarketingGeflügelverarbeitung

    377

    Cornish HenGeflügelverarbeitung

    325

    BaladiFleischverarbeitung

    298

    Binnenpreise, nach dem jahresdurchschnittlichen Wechselkurs umgerechnetQuelle: Dun and Bradstreet Israel

    Deutschland unter den führenden Lieferländern

    Deutschland gehört zu den führenden Nahrungsmittellieferanten Israels. Allerdings weisen die Bezüge aus Deutschland Schwankungen auf. In den Jahren 2019 bis 2023 bewegten sie sich zwischen 139 Millionen und 178 Millionen US$. Mit dem Ergebnis von 2023 – 139 Millionen US$ – belegte die Bundesrepublik Rang sechs der Lieferantenliste.

    Die mit Abstand wichtigste deutsche Lieferkategorie waren 2023 Kakao und Kakaozubereitungen. Mit 44 Millionen US$ entfielen auf sie 31,7 Prozent aller Nahrungsmittelimporte aus der Bundesrepublik. Weitere bedeutende deutsche Lieferpositionen waren Rückstände und Abfälle der Nahrungsmittelindustrie, Futterzubereitungen, Getränke, essbare Zubereitungen sowie Backwaren und Zubereitungen von Getreide, Mehl, Stärke oder Milch.

    Rege Innovationstätigkeit

    Israel ist ein wichtiger Innovationsstandort der Nahrungsmittelindustrie. Wie aus der Datenbank der gemeinnützigen israelischen Hightech-Organisation Start-up Nation Central (SNC) hervorgeht, waren im September 2024 insgesamt 572 Firmen mit der Entwicklung von Nahrungsmitteltechnologien befasst.

    Einen bedeutenden Beitrag leistet Israel zur Entwicklung alternativer Proteine. Anfang 2024 waren in Israel laut einem Bericht des Weltwirtschaftsforums 73 Start-ups auf diesem Gebiet aktiv. An den israelischen Hochschulen, so der Bericht, waren mehr als 70 Forscher im Bereich alternativer Proteine tätig. Mehrere israelische Unternehmen spielen eine Pionierrolle bei der Entwicklung von kultiviertem Fleisch.

    Für deutsche Unternehmen können sich in Israel zahlreiche Kooperationsmöglichkeiten bei der Nahrungsmitteltechnologie ergeben. Solche Projekte können nicht zuletzt die Position der deutschen Kooperationspartner auf dem Weltmarkt stärken.

    Von Wladimir Struminski | Jerusalem

  • Rahmenbedingungen

    Eine ab 2025 geltende Einfuhrreform hat eine Vereinfachung und Verbilligung der Importe zum Ziel. Koschere Nahrungsmittel sind nicht gesetzlich zwingend, aber meistens sinnvoll.

    Nur zugelassene Importeure dürfen Nahrungsmittel einführen. Die Zulassung erfolgt durch das Gesundheitsministerium. Dieses stellt sicher, dass zugelassene Importeure imstande sind, allen Anforderungen an die importierten Produkte und an das Einfuhrverfahren zu genügen.

    Die israelische Regierung ist bestrebt, die Einfuhr von Nahrungsmitteln zu vereinfachen, um die Importkosten zu senken, den Marktwettbewerb zu intensivieren und im Endergebnis die Nahrungsmittelpreise zu senken. Aus diesem Grund wurde im Sommer 2024 eine Importreform beschlossen. Als Termin ihres Inkrafttretens wurde Anfang 2025 festgelegt. Die Reform wird hauptsächlich die Einfuhr von sogenannten "empfindlichen" – also vom Gesundheitsministerium als risikoreich eingestuften – Nahrungsmittelprodukten erleichtern. Das hat der Importbeauftragte des Wirtschaftsministeriums (Commissioner of Imports), Anwar Hilf, gegenüber Germany Trade and Invest erklärt. Das Wirtschaftsministerium, so Hilf, gehe davon aus, dass die Reform die Importpreise der betroffenen Güter um 7 bis 11 Prozent senken werde.

    Reform vereinfacht Importe

    Nach den bis zum Beginn der Reform geltenden Vorschriften besteht beim Einfuhrverfahren eine klare Unterscheidung zwischen "nicht empfindlichen" – also für die öffentliche Gesundheit risikoarmen – und "empfindlichen" Produkten. Zu den letzteren gehören beispielsweise Fleisch- und Fischprodukte sowie Honig. Sie bedürfen einer Vorabeinfuhrgenehmigung des Gesundheitsministeriums und unterliegen auch strengeren Kontrollen.

    Dagegen genügt bei den "nicht empfindlichen" Nahrungsmitteln eine Konformitätserklärung des Importeurs, der zufolge das betreffende Produkt der dafür geltenden israelischen Norm entspricht. Das Gesundheitsministerium behält sich dabei das Recht auf Stichprobenkontrollen vor.

    Nach dem Inkrafttreten der Reform soll auch die Einfuhr der meisten "empfindlichen" Produkte per Konformitätserklärung möglich werden. Von dieser Regelung können sogenannte ordnungsgemäße – "zuverlässig" wäre die korrektere sinngemäße Übersetzung – Importeure profitieren. Als solche werden Importeure definiert, die sich verpflichten, ein strenges Überwachungssystem für die importierten Waren einzuführen und aufrechtzuerhalten. Dazu gehört unter anderem die Kontrolle der Temperatur, bei der die Produkte nach Israel transportiert werden. Das Überwachungssystem, betont Anwar Hilf, müsse internationalen Standards folgen.

    Demgegenüber bleibt es für andere Importeure "empfindlicher Produkte" auch nach der Reform beim bisherigen Importverfahren mit dessen strengen Kontrollen. Im September 2024 waren rund 15 Prozent der Nahrungsmittelimporteure als "zuverlässige Importeure" anerkannt. Nun aber stellt die Reform diese Importeure deutlich besser. Deshalb ging das Wirtschaftsministerium im Vorfeld ihres Inkrafttretens davon aus, dass weitere Importfirmen die Anerkennung als "zuverlässige" Importeure anstreben würden.

    Um die Reform zu ermöglichen, hat Israel 24 EU-Direktiven im Lebensmittelsektor übernommen und ersetzt mit ihnen die bisherige einheimische Regulation. Allerdings gibt es einige Ausnahmen. So bleibt die Anordnung in Kraft, Produkte mit hohem Gehalt an Zucker, Natrium und gesättigten Fetten als gesundheitsschädlich zu kennzeichnen. Zudem werden besonders sensible Lebensmittel wie beispielsweise Babynahrung auch bei der Einfuhr durch einen "zuverlässigen Importeur" einer Prüfung unterzogen. Erst danach erlaubt das Gesundheitsministerium die Zollfreigabe.

    Koschere Nahrungsmittel sind die Regel

    Die meisten importierten Nahrungsmittel sind koscher, entsprechen also den religiösen Speisegesetzen des Judentums. Die Einfuhr nicht koscherer Nahrungsmittel - mit Ausnahme von Fleischprodukten - ist zwar nicht untersagt, doch ernähren sich rund 70 Prozent der israelischen Juden koscher. Ein großer Teil von ihnen würde Lebensmittelgeschäfte, die auch nicht koschere Erzeugnisse anbieten, nicht aufsuchen. Dagegen macht es säkularen Juden nichts aus, koschere Produkte zu kaufen. Wer gezielt bestimmte nichtkoschere Nahrungsmittel sucht, kann sie in Geschäften finden, die auf religiöse Kunden verzichten.

    Um in Israel als koscher verkauft zu werden, bedürfen importierte Nahrungsmittel das Koscherzertifikat eines vom israelischen Oberrabbinat für diesen Zweck anerkannten Rabbiners. 

    Germany Trade & Invest stellt ausführliche Informationen zum Wirtschafts- und Steuerrecht sowie zu Einfuhrregelungen, Zöllen und nicht tarifären Handelshemmnissen zur Verfügung. 

    Von Wladimir Struminski | Jerusalem

  • Kontaktadressen

    Bezeichnung

    Anmerkungen

    Germany Trade & Invest

    Außenhandelsinformationen für die deutsche Exportwirtschaft

    AHK Israel

    Anlaufstelle für deutsche Unternehmen

    Ministry of Health

    Gesundheitsministerium

    Ministry of Economy and Industry

    Wirtschaftsministerium (u.a. für Außenhandel und Normenwesen zuständig)

    Ministry of Agriculture and Food Security

    Landwirtschaftsministerium (u.a. für die Einfuhr von Vorprodukten für die Nahrungsmittelindustrie zuständig)

    Food Industries Association

    Fachverband der Nahrungsmittelindustrie (im Rahmen der Industriellenvereinigung - Israel Manufacturers Association tätig)

    Federation of Israeli Chambers of Commerce

    Vereinigung der Handelskammern (agiert u.a. als Vertretung der Importwirtschaft)
    IsrafoodNahrungsmittelmesse

     

    Von Wladimir Struminski | Jerusalem

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