Branchen I Westafrika I Nahrungsmittel, Getränke
Ausbau der Lebensmittelproduktion wichtiger denn je
Steigende Lebensmittelpreise verschärfen den Druck auf die stark importabhängigen Länder in der Region, den Ausbau der lokalen Erzeugung voranzutreiben.
02.10.2024
Von Corinna Päffgen, Fausi Najjar | Accra, Dakar
Senegal mit besseren Aussichten
Die Nahrungsmittelverarbeitung nimmt eine zentrale Rolle im industriellen Gefüge des westafrikanischen Landes ein. Auf den Sektor entfallen rund 47 Prozent der verarbeitenden Industrie. Der Anteil am gesamten Bruttoinlandsprodukt (BIP) liegt bei 6 Prozent. Bemerkenswert ist die starke Präsenz lokaler Unternehmen. Vertreten sind außerdem multinationale Konzerne wie Nestlé, das afrikaweit aufgestellte Unternehmen Promasidor oder mit Saboa und IBS die Castel-Gruppe beziehungsweise Coca-Cola. Der Sektor zählt über 600 formell registrierte Unternehmen.
Verarbeitet werden lokale Agrarprodukte wie Erdnüsse, Hirse, Sorghum und Maniok. Größere Produzenten konzentrieren sich auf den Großraum Dakar und exportieren in die Nachbarländer. Stark präsent sind Kleinstunternehmen, die im formellen und informellen Sektor tätig sind. Sie bedienen die Nachfrage nach lokalen Produkten wie Fruchtsäften, Gemüse und Getreide. Massiv haben private Unternehmen in den Aufbau von Geflügelfarmen investiert.
Name | Beschreibung |
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Groupe Kirène | Getränkeindustrie |
Patisen | Hauptprodukte: Brühen, Margarine, Brotaufstriche und Getränke. Über 7.000 Beschäftigte. |
Groupe Sedima | Wurde 1976 gegründet. Schwerpunkt auf die Geflügelzucht. Über 500 Beschäftigte. |
Senico | Hauptprodukte: Milchpulver, Mayonnaise, Brühe, Essig, Tee und Schokolade. |
Sonacos | Hauptprodukte: Speiseöl und Essig. |
Afric Azote | Herstellung von Fischmehl und -öl. |
Biosen | Kosmetik- und Pflegeprodukte aus lokaler Ernte. |
Trotz Zuwächse kleiner Markt
Ein wieder stärkeres Wachstum in den kommenden drei Jahren von durchschnittlich knapp 7 Prozent wird der Nahrungsmittelverarbeitung Auftrieb geben. Nach den Wahlen im Mai 2024 hat sich das Geschäftsklima deutlich erholt.
Im regionalen Verhältnis zählt Senegal zu den fortgeschrittenen Ökonomien. Dennoch bleibt das Land durch starke Importabhängigkeit, einer schmale Exportbasis und hoher Armutsquote geprägt. Mit einem jährlichen Kopfeinkommen von 1.900 US-Dollar (US$) ist auch der Nahrungsmittelsektor dementsprechend klein.
Zu den wichtigsten Bereichen mit Lieferpotenzial zählen Maschinen für die Backindustrie, Lösungen für Verpackung und Abfüllung und Konservierung. Es gibt einen hohen Bedarf bei der Ausbildung von Fachkräften.
Warennummer - Beschreibung | Einfuhr | Wichtigste Lieferländer - einschließlich Deutschland |
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842230 - Maschinen und Apparate zum Füllen, Verschließen, Versiegeln, Verkapseln oder Etikettieren oder Versetzen mit Kohlensäure von Flaschen etc. | 18,3 | Türkei (4,72); Deutschland (4,38); China (2,93) |
8437 - Maschinen für die Müllerei und Reinigen, Sortieren oder Sieben von Körner- oder Hülsenfrüchte | 2,96 | Türkei (1,1); China (0,66); Indien (0,6); Deutschland (0,08) |
843810 - Maschinen und Apparate zum industriellen Herstellen von Back- oder Teigwaren. | 8,32 | Italien (7,32); Frankreich (0,56); Türkei (0,2); Deutschland (0,04) |
843850 - Maschinen und Apparate zum industriellen Verarbeiten von Fleisch | 1,36 | Frankreich (0,49); Polen (0,24); Österreich (0,20); Deutschland (0,19) |
843890 - Maschinen und Apparate zum industriellen Auf- oder Zubereiten oder Herstellen von Lebensmitteln, Futtermitteln oder Getränken, a.n.g. | 6,56 | Italien (3,06); Spanien (1,06); Türkei (0,8); Deutschland (0,2) |
Landwirtschaft wichtigster Motor für die Branche
Vor dem Hintergrund einer galoppierenden Bevölkerungsentwicklung und hoher Importquoten gibt es einen starken Handlungsdruck, die Landwirtschaft zu entwickeln. Es wird allerdings schwierig sein, den kaum der Subsistenzwirtschaft entkommenen Sektor in seiner Breite zu mobilisieren. Die Produktivität fällt klimabedingt hinter den Vergleichsländern Ghana oder Côte d´Ivoire zurück. Ernteverluste aufgrund fehlender Lagerkapazitäten und Marktzugänge sind hoch. Mit der Unterstützung multilateraler Geberorganisationen ist der von der Vorgängerregierung initiierte Aufbau sogenannter Agropole für die Verarbeitung von Agrarprodukten zu erwarten.
Export von Obst und Gemüse entwickelt sich gut
Im Senegal dominiert der Regenfeldbau, der für die eigene und lokale Nachfrage (Hirse, Sorghum, Mais) oder für die traditionelle Ausfuhr von Erdnüssen und Baumwolle produziert. Entlang der Meeresküste und des Senegalflusses entwickelt sich ein dynamischer Gemüse- und Obstexport. Reis wird traditionell im Süden des Landes in der Region Casamance, aber auch am Senegalfluss angebaut.
Ernährungssicherheit in Nigeria wird drängender
Eine unterentwickelte Landwirtschaft sowie teure Importe von Nahrungsmitteln und landwirtschaftlichen Betriebsmitteln treiben seit Jahren die Lebensmittelpreise und bedrohen die Ernährungssicherheit in weiten Teilen Nigerias. Bereits im letzten Jahr hat Präsident Tinubu den Ernährungsnotstand ausgerufen. Im Juli 2024 hat die Regierung als kurzfristige Maßnahme die Aussetzung von Importzöllen für die Einfuhr von Grundnahrungsmitteln wie Weizen und Mais für einen Zeitraum von 150 Tagen angekündigt. Bauernverbände befürchten dadurch weitere negative Effekte für den Agrarsektor, der bereits jetzt mit vielen importierten Lebensmitteln aufgrund hoher lokaler Produktionskosten nicht konkurrieren kann.
Nahrungsmittel- und Getränkeindustrie steht unter Druck
Neben diesen strukturellen Problemen setzt die allgemeine wirtschaftliche Lage lokalen Produzenten und Verarbeitern weiter zu. Die Lebensmittel- und Getränkeindustrie erwirtschaftet rund 4,5 Prozent des BIP und ist die wichtigste Branche des verarbeitenden Gewerbes. Vor allem die starke Abwertung der lokalen Währung Naira machen das Geschäft vieler internationaler Unternehmen unrentabel. So hat das Unternehmen Guinness Nigeria aufgrund hoher Verluste kürzlich den Markt verlassen. Die Mehrheitsanteile hat das Mutterunternehmens Diageo an die Tolaram-Gruppe verkauft.
Auch der Geflügelwirtschaft machen die gestiegenen Betriebskosten zu schaffen. Nach Angaben der Poultry Association of Nigeria (PAN) mussten im 1. Halbjahr 2024 etwa 30 Prozent der Betriebe schließen. Nigeria hat eine geschätzte Geflügelpopulation von 180 Millionen Vögeln, kann aber nur 30 Prozent der Nachfrage nach Eiern und Fleisch bedienen. Der Rückgang der Produktion von Geflügelfleisch und Eiern wird die Preise weiter anheizen.
Warennummer - Beschreibung | Einfuhr | Wichtigste Lieferländer - einschließlich Deutschland |
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842230 - Maschinen und Apparate zum Füllen, Verschließen, Versiegeln, Verkapseln oder Etikettieren oder Versetzen mit Kohlensäure von Flaschen etc. | 62,7 | China (30,67); Indien (10,43); Deutschland (9,91) |
8437 - Maschinen für die Müllerei und Reinigen, Sortieren oder Sieben von Körner- oder Hülsenfrüchte | 100,48 | China (44,73); Indien (43,81); VAE (6,75); Deutschland (0,16) |
843810 - Maschinen und Apparate zum industriellen Herstellen von Back- oder Teigwaren. | 11,5 | Südafrika (3,21); China (2,5); Italien (1,4); Deutschland (0,009) |
843850 - Maschinen und Apparate zum industriellen Verarbeiten von Fleisch | 3,6 | Niederlande (1,25); China (0,79); Indien (0,76); Deutschland (0,001) |
843890 - Maschinen und Apparate zum industriellen Auf- oder Zubereiten oder Herstellen von Lebensmitteln, Futtermitteln oder Getränken, a.n.g. | 10,27 | Italien (3,28); China (1,59); Deutschland (1,1) |
Gute Aussichten für den Kakaosektor
Nigeria plant aufgrund der hohen Weltmarktpreise seine Kakaoproduktion von derzeit etwa 270.000 Tonnen bis Ende 2025 auf 500.000 Tonnen und auf 800.000 Tonnen bis 2028 auszubauen. Investieren will unter anderem das Unternehmen Johnvents Industries in den Ausbau seiner Kakaoverarbeitungsanlage im Bundesstaat Ondo. Unterstützung bei der Finanzierung erhält es von der International Finance Corporation.
Ghana kämpft mit Problemen bei Kakaoproduktion
Ghanas Agrarsektor belasten die stark gestiegenen Kosten für Betriebsmittel wie Saatgut, Dünger und Pestizide. Kakaobauern leiden zudem aufgrund extremer Wetterbedingungen sowie alten und kranken Baumbeständen unter Missernten. Nach Angaben der ghanaischen Regulierungsbehörde Cocobod beträgt die Ernte 2023/2024 weniger als die Hälfte als geplant, nur 430.000 statt rund 800.000 bis 1.000.000 Tonnen.
Für die nächste Saison sind die Aussichten nicht besser, die Kakaopreise und Schokoladenpreise dürften deshalb weitersteigen. Kakaoknappheit lässt derzeit die Marktpreise mit bis zu 12.500 US$ pro Tonne explodieren.
Warennummer - Beschreibung | Einfuhr | Wichtigste Lieferländer - einschließlich Deutschland |
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842230 - Maschinen und Apparate zum Füllen, Verschließen, Versiegeln, Verkapseln oder Etikettieren oder Versetzen mit Kohlensäure von Flaschen etc. | 7,3 | China (2,38); Deutschland (1,49); Indien (1,27) |
8437 - Maschinen für die Müllerei und Reinigen, Sortieren oder Sieben von Körner- oder Hülsenfrüchte | 6,8 | China (3,02); Türkei (1,06); Deutschland (0,61) |
843810 - Maschinen und Apparate zum industriellen Herstellen von Back- oder Teigwaren. | 7,77 | Italien (5,59); China (0,74); Türkei (0,54); Deutschland (0) |
843850 - Maschinen und Apparate zum industriellen Verarbeiten von Fleisch | 0,4 | China (0,38); Niederlande (0,01); Deutschland (0,005) |
843890 - Maschinen und Apparate zum industriellen Auf- oder Zubereiten oder Herstellen von Lebensmitteln, Futtermitteln oder Getränken, a.n.g. | 2,52 | Niederlande (0,98); Deutschland (0,64); Italien (0,35) |