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Trend zur E-Mobilität hält in Israel an
Im vergangenen Jahr boomten die Importe von Pkw nach Israel. Das dürfte sich 2025 ändern. Der Trend zu E-Autos setzt sich dagegen fort.
04.02.2025
Von Wladimir Struminski | Israel
Für israelische Kfz-Importeure war 2024 ein gutes Jahr. Die Zahl importierter Pkw stieg nach Angaben der israelischen Zolldirektion um 14,8 Prozent auf 326.000. Das war das höchste Ergebnis seit 2016. Damals wie vergangenes Jahr lag dieser Steigerung eine bevorstehende Steuererhöhung zugrunde. Für Anfang 2025 hatte Israels Regierung eine Anhebung der Kaufsteuer für Personenkraftwagen angekündigt, die nun zum 1. Januar 2025 in Kraft trat.
Um der durch höhere Steuern ausgelösten Teuerung zuvorzukommen, gaben Autokäufer 2024 ihre Bestellungen bei den Kfz-Importeuren fleißig ab. Ein Teil der 2024 eingeführten Pkw wurde zwar noch bis zum Jahresende durch den Zoll gebracht, aber nicht verkauft. Zu Beginn 2025 wurde der unverkaufte Pkw-Bestand auf 80.000 Einheiten geschätzt - rund ein Viertel der Gesamtimportzahl von 2024.
Daher schlug sich der Anstieg der Importe nicht in der Zulassungsstatistik für 2024 nieder. Nach Angaben der Vereinigung der Kfz-Importeure (Association of Israeli Vehicle Importers – I-VIA) wurden 2024 knapp 272.000 Pkw zugelassen (inklusive 9.500 Transporter mit einem zulässigen Gesamtgewicht von bis zu 3,5 Tonnen). Das waren nur 0,6 Prozent mehr als im Vorjahr. Die Auslieferung der noch unverkauften Wagen wird schätzungsweise im Frühjahr 2025 abgeschlossen sein.
Dieser "Lagerverkauf“ schränkt das Importpotenzial für 2025 ein. Ein Rückgang der Einfuhrzahlen gilt als wahrscheinlich, zumal die Endpreise der Wagen durch die Steuererhöhung gestiegen sind. Der Regelsatz der Pkw-Kaufsteuer blieb zwar unverändert bei 83 Prozent des Importwertes. Allerdings wurden die Steuerrabatte für emissionsarme Kraftstofffahrzeuge gesenkt.
Antrieb | Zulassungen 2024 | Veränderung | Anteil | Anteil Vorjahr |
---|---|---|---|---|
Verbrenner | 139.361 | -13,3 | 51,3 | 59,5 |
Vollelektrisch | 67.171 | 39,3 | 24,7 | 17,8 |
Hybrid | 59.158 | 28,6 | 21,8 | 17,0 |
Plug-in hybrid | 6.044 | -60,1 | 2,2 | 5,6 |
Insgesamt | 271.735 | 0,6 | 100,0 | 100,0 |
Achillesferse Ladeinfrastruktur
Die Steuererhöhung machte auch vor vollelektrischen Pkw nicht halt. Der bisher geltende ermäßigte Steuersatz von 35 Prozent wurde auf 45 Prozent angehoben. Dennoch bleiben Elektrowagen gefragt. Die I-VIA ging im Gespräch mit Germany Trade & Invest davon aus, dass die Nachfrage in diesem Segment 2025 trotz der höheren Abgaben anhalten wird.
Im Jahr 2024 stieg die Zulassungszahl der Elektroautos um 39,4 Prozent auf 67.000 an. Ihr Anteil an den Zulassungen erhöhte sich von 17,9 Prozent 2023 auf 24,7 Prozent. Die populärste Antriebskategorie blieben zwar nach wie vor Verbrenner, doch fiel ihr Anteil an den Neuzulassungen auf nur noch knapp mehr als die Hälfte.
Bis 2030 prognostiziert das Energieministerium (Ministry of Energy and Infrastructure) gar einen Bestand von 1,3 Millionen vollelektrischen Pkw. Das würde einer Verachtfachung des Ende 2024 verzeichneten Standes entsprechen. Indessen erwartet die Vereinigung der Kfz-Importeure Engpässe beim Ausbau des Ladestationsnetzes für Elektrowagen. Diesen Bedarf hat auch die Politik erkannt. Das Energieministerium will die die Zahl der öffentlichen Ladestationen in Israel bis 2030 deutlich erhöhen. Der Strombedarf der öffentlichen Ladestationen soll im Jahr 2030 nach Angaben des Energieministeriums bei 1,3 Millionen Kilowatt liegen. Das entspricht etwa der Zehnfachen Batterieladekapazität des Jahres 2023. entspricht.
Antrieb | Zulassungen | Veränderung zum Vorjahr |
---|---|---|
Alle Antriebsarten |
|
|
Toyota | 43.063 | 8,2 |
Hyundai | 28.381 | -32,1 |
KIA | 25.727 | -21,7 |
Skoda | 19.260 | 32,4 |
BYD | 16.698 | 10,3 |
Verbrenner |
|
|
Skoda | 18.422 | 51,5 |
KIA | 18.257 | -20,3 |
Mazda | 13.716 | -9,4 |
Vollelektrisch |
|
|
BYD | 16.690 | 10,2 |
Tesla | 8.202 | 21,1 |
MG | 6.272 | 15,8 |
Hybrid |
|
|
Toyota | 28.681 | 20,7 |
Hyundai | 14.259 | 34,2 |
Suzuki | 8.765 | 5,8 |
Hybrid plug-in |
|
|
KIA | 2.099 | 239,6 |
BMW | 577 | -10,5 |
Wey | 577 | 36,7 |
China erobert Marktanteile
Der zunehmende Übergang zur E-Mobilität stärkt derweil die Marktposition chinesischer Hersteller. Mit Abstand größte Lieferant im Elektrowagensegment ist der chinesische Hersteller BYD. Auf ihn entfiel 2024 ein Viertel aller Elektro-Pkw-Zulassungen. Nach Schätzung der Wirtschaftszeitung Globes lag der Anteil chinesischer Hersteller bei den neu zugelassenen vollelektrischer Pkw 2024 bei 70 Prozent. Dadurch konnte der Anteil chinesischer Hersteller an allen zugelassenen Pkw von 18 Prozent 2023 auf 24 Prozent steigen.
Zugleich seien, so die Zeitung, chinesische Hersteller bestrebt, ihren Anteil auch an kraftstoffbetriebenen Pkw auszubauen. Für 2025 sei die Einfuhr einer Reihe neuer Benziner-Modelle aus China zu erwarten. Im Hybrid-Segment war Toyota die mit überwältigendem Abstand führende Marke mit fast 50 Prozent aller 2024 zugelassen Hybrid-Pkw.
Demgegenüber war keine eindeutige Dominanz auf dem Markt für Kraftstoff-Pkw zu beobachten. Die beiden Marktführer, Skoda und Hyundai lagen mit einem Anteil von 13,2 beziehungsweise 13,1 Prozent faktisch gleichauf.
Erholung bei Lkw und Bussen erwartet
Im Jahr 2024 war ein Rückgang der Zulassungszahlen sowohl bei Lkw als auch bei Bussen zu verzeichnen. Die Zahl der neu zugelassenen Lkw ging gegenüber dem Vorjahr um 9,7 Prozent auf 9.801 zurück. Bei Bussen sank die Zahl der Zulassungen um 8,7 Prozent auf 3.289.
Für die kommenden Jahre prognostiziert die I-VIA eine höhere Nachfrage nach Nutzfahrzeugen. Diese Einschätzung ist mit der Erwartung einer Beendigung des Gaza-Kriegs verbunden. Mit der seit dem 19. Januar 2025 geltenden Waffenruhe ist ein Kriegsende zumindest greifbar. Die Erfahrung zeige, so die Vereinigung, dass die israelische Wirtschaft sich nach einer Beendigung von Kriegshandlungen schnell erhole. Das könne sich positiv auch auf die Nachfrage nach Nutzfahrzeugen auswirken.
Die führenden Lkw-Marken waren 2024 Mercedes-Benz, Chevrolet, DAF und Volvo. In der Zulassungsstatistik von Bussen lag Mercedes-Benz mit großem Abstand vorn.
Der Elektroantrieb ist bei Nutzfahrzeugen in Israel noch im Anfangsstadium. Erst im vergangenen Jahr gelangten die ersten elektrisch betriebenen Lkw ins Land. Im Busverkehr wird immerhin ein schneller Umstieg auf E-Mobilität erwartet. Die Zahl der Elektrobusse in Israel lag Ende 2024 bei rund 2.000. Im Januar 2025 erklärte das Verkehrsministerium (Ministry of Transportation and Road Safety), der öffentliche Verkehr auf innerstädtischen Strecken werde spätestens bis 2035 vollständig auf Elektrobusse umgestellt sein.