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Kräftige Erholung auf dem Kfz-Markt

Im Jahr 2021 erreichte die Einfuhr von Fahrzeugen nach Israel einen neuen Höchststand. Die Regierung sieht das zwiespältig: Sie will das Wachstum des Pkw-Bestands eindämmen.

Von Wladimir Struminski | Jerusalem

Im Jahr 2021 führte Israel Kfz im Wert von 7,5 Milliarden US-Dollar (US$) ein. Damit wurde der Einbruch des Vorjahres mehr als ausgeglichen und ein neuer historischer Höchststand erreicht.

Unter Herausrechnen der Kfz-Teile entfielen 75 Prozent des Einfuhrwertes auf Pkw, wobei jeweils die Hälfte der Importe zu Konsumzwecken beziehungsweise zu Investitionszwecken getätigt wurde. Der hohe Anteil der als Investitionsgüter kategorisierten Pkw liegt maßgeblich daran, dass Unternehmen zahlreichen Mitarbeitern Firmenwagen zu privater Nutzung zur Verfügung stellen.

Israelische Kfz-Einfuhr 2016 – 2021

 Jahr

Mrd. US$

2016

6,9

2017

5,8

2018

6,4

2019

7,1

2020

5,8

2021

7,5

Quelle: Zentralamt für Statistik (Central Bureau of Statistics)

Wegen Störungen in internationalen Lieferketten gab die Zahl importierter Pkw im zweiten Halbjahr stark nach. Deshalb ging die zur Jahresmitte gestellte Prognose, die Pkw-Importe würden zum ersten Mal die Grenze von 300.000 durchbrechen, nicht in Erfüllung. Gleichwohl wurde mit 289.000 Fahrzeugen ein neuer Höchststand erreicht.

Israelischer Pkw-Markt 2016 - 2021 ( in Tausend Einheiten)

 Jahr

Neuzulassungen

Pkw-Bestand am Jahresende

2016

287

2.727

2017

282

2.857

2018

267

2.979

2019

254

3.085

2020

215

3.173

2021 *)

289

3.300

*) SchätzungQuelle: Vereinigung der Kfz-Importeure (Israel Vehicle Importers Association), Zentralamt für Statistik

Steigender Pkw-Bestand hat auch Schattenseiten

Auch wenn die Einfuhr von Pkw in den letzten Jahren Schwankungen unterlag, nimmt der Pkw-Bestand beständig zu. In dem Land, in dem das Straßennetz jetzt schon hoffnungslos überlastet ist, bereitet diese Entwicklung den Verkehrsplanern große Sorgen. Das erklärte Ziel ist es, die Blechlawine auf Israels Straßen durch stärkere Nutzung des öffentlichen Verkehrs zu stoppen. Bisher ist dies jedoch nicht gelungen.

Im Kampf gegen Pkw-Nutzung setzen die Verkehrsplaner große Hoffnungen auf das im Bau befindliche, aus drei Linien bestehende Straßenbahnnetz im Großraum Tel Aviv. Die erste der drei Linien soll Ende 2022 ihren Betrieb aufnehmen.

Realistisch betrachtet kann das Straßenbahnliniennetz Pkw-Fahrer zwar in gewissem Maß zum Umsteigen auf die Schiene animieren, ein Allheilmittel wird es aber nicht sein. Ein anderes Projekt, das geplante U-Bahn-Netz, das nicht nur den Großraum Tel Aviv erfassen, sondern auch darüber hinaus reichen soll, ist wiederum noch Zukunftsmusik. Unterdessen werden die Autostaus immer länger, und die Zahl der Arbeitsstunden, die der israelischen Wirtschaft dadurch verloren gehen, steigt rapide.

Öffentlicher Verkehr nicht attraktiv genug

Einige israelische Politiker und Experten versprechen sich eine Eindämmung des Pkw-Kaufs von der Inbetriebnahme des öffentlichen Personennahverkehrs (ÖPNV) auch am Schabbat, dem wöchentlichen Ruhetag, an dem der ÖPNV heute aufgrund der Forderungen religiöser Parteien und Kreise von Freitagnachmittag bis Samstagabend ruht. Um am Schabbat mobil zu sein, kaufen viele israelische Familien einen Pkw. Ist dieser aber schon mal da, wird er auch unter der Woche benutzt.

Hinzu kommt, dass immer mehr Haushalte zwei oder mehr Pkw besitzen:  2020 waren es 21 Prozent. Immer häufiger erhalten Kinder der Familie, sobald sie den Führerschein machen, einen eigenen Wagen - oft ist es der Dritte im Haushalt. Ein neuer Grund für den Wunsch nach einem eigenen Pkw: Seit Ausbruch der Coronapandemie sehen viele Menschen die Nutzung öffentlicher Verkehrsmittel als gesundheitlich gefährlich an.

Israels Verkehrsministerin Merav Michaeli kündigte an, sich dafür einzusetzen, dass der öffentliche Personennahverkehr in Groß-Tel-Aviv auch am Schabbat verkehren darf. Ob das gelingt, bleibt abzuwarten, denn eine solche Genehmigung würde auf heftigen Widerstand religiöser Kreise stoßen.

Höhere Steuern kaum noch möglich

In dieser Situation versucht das Finanzministerium, den Pkw-Erwerb durch Steuererhöhungen einzudämmen. Viel Spielraum gibt es bei der Steuerschraube allerdings nicht. Jetzt schon wird beim Kauf eines Pkw eine Sondersteuer von bis zu 83 Prozent des Importpreises erhoben. Der genaue Steuersatz hängt von der Ökobilanz des jeweiligen Fahrzeugs ab. Für umweltfreundlichere Wagen gelten Steuerabschläge von bis zu umgerechnet 4.800 US$.

Das hat zu einem Boom bei hybriden Pkw geführt, da für sie eine erhebliche Ermäßigung der Pkw-Kaufsteuer galt. Im Jahr 2021 erlangten sie bei Neuzulassungen einen Marktanteil von rund 20 Prozent. Ab Anfang 2022 wurde diese Vergünstigung für gewöhnliche Hybridfahrzeuge aufgehoben, während der Steuersatz für Plug-in-Fahrzeuge von 30 auf 40 Prozent angehoben wurde.

Manche Städte hoffen, den Pkw-Verkehr auf ihren Straßen durch eine Einschränkung der Parkmöglichkeiten einzudämmen. Laut einer neuen Norm sollen in Tel Aviv bei Neubauten in Bezirken außerhalb des Stadtkerns nur noch 0,8 Einstellplätze pro Wohnung erlaubt sein. Im Stadtzentrum sind es sogar lediglich 0,5.

In Herzliya, nördlich von Tel Aviv,  wurde 2021 der Bau eines 30-stöckigen Bürohauses ohne eigene Parkmöglichkeiten genehmigt. Zur Begründung erklärte die zuständige Baubehörde, der Standort sei gut mit öffentlichen Verkehrsmitteln erreichbar. Auf diese Weise sollen Pendler davon abgehalten werden, zu ihrem Arbeitsplatz mit dem Pkw zu kommen.

Führende Pkw-Marken in Israel 2021

Marke

Stückzahl *)

Veränderung 2021/2020 in Prozent

Hyundai

43.152

28,6

Toyota

40.844

42,0

KIA

39.737

55,9

Skoda

18.628

4,0

Mazda

15.051

58,4

Mitsubishi

12.828

-0,1

Seat

11.453

11,7

Nissan

11.315

52,4

Suzuki

10.563

14,4

Chevrolet

8.416

29,9

*) einschl. Geländewagen, leichter Lieferwagen und Pritschenwagen, aber ohne TaxisQuelle: Vereinigung der Kfz-Importeure

Nutzfahrzeuge holen kräftig auf

Im Marktsegment der Nutzfahrzeuge nahm die Zahl neu zugelassener Lkw gegenüber dem Vorjahr um 39 Prozent auf 13.394 zu und war damit auch deutlich höher als 2019. Die führenden Importmarken waren Mercedes, Chevrolet und DAF.

Die Zahl neu zugelassener Busse, die 2020 tief eingebrochen war, stieg 2021 um 72 Prozent und erreichte 3.327 Einheiten, hat das Vorkrisenergebnis aber knapp verfehlt. Einer der Gründe dafür liegt in dem nach wie vor brachliegenden Tourismus aus dem Ausland. Die mit großem Abstand führende Marke war Mercedes, gefolgt von Golden Dragon.


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