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Mexikos Luftfahrtindustrie hebt ab

Immer mehr Firmen der Luftfahrtindustrie entdecken Mexiko als Produktionsstandort. Europäische Akteure sind ganz vorne mit dabei.

Von Edwin Schuh | Mexiko-Stadt

Der deutsche Luftfahrtzulieferer Diehl Aviation hat sich für den Standort Mexiko entschieden. Ab 2025 will er an seinem neuen Standort in Querétaro Gepäckfächer und weitere Kabinenteile für Passagierflugzeuge herstellen. Dies gab das Unternehmen im Juli 2024 bekannt. Kurz darauf wurde der Grundstein für das neue Werk gelegt, das mittelfristig 500 Personen beschäftigen soll.

"Nach Ungarn wird nun Mexiko unser nächster Produktionsstandort außerhalb Deutschlands sein. Wir wollen von Querétaro aus die vier großen Luftfahrzeughersteller Airbus, Boeing, Bombardier und Embraer beliefern",

erläutert Nicola Schill im Gespräch mit Germany Trade & Invest (GTAI). Die Managerin baut derzeit den neuen Standort auf und wird zukünftig Geschäftsführerin von Diehl Aviation in Mexiko sein.

"Bei unserer Standortentscheidung spielten verschiedene Faktoren eine Rolle, dazu gehören die Verfügbarkeit von gut ausgebildetem Personal dank der in Querétaro gelegenen Universidad Aeronáutica (UNAQ) sowie die hervorragende Logistikanbindung durch Autobahnen und Zugstrecken zu den Häfen und in Richtung USA", sagt Schill. Von Vorteil sei auch, dass der Schwesterkonzern Diehl Controls bereits in Querétaro niedergelassen ist. Allgemein seien in Mexiko die politischen Rahmenbedingungen und die Nähe zu den Großkunden in Nordamerika gegeben. Diehl Aviation will zunächst die Endmontagelinien für den Airbus A220 in Québec (Kanada) und Alabama (USA) beliefern. Insgesamt sei auch ein Vorteil, in einer ähnlichen Zeitzone zu sein wie die Kunden von Diehl Aviation in der Region Americas. Dazu zählen neben den Flugzeugherstellern auch Airlines.

Luftfahrtindustrie auf Rekordkurs

Die mexikanische Luftfahrtindustrie hat seit der Jahrtausendwende einen dynamischen Aufstieg erlebt, so der Branchenverband FEMIA (Federación Mexicana de la Industria Aeroespacial). Dem Verband zufolge ist Mexiko zehntgrößter Produzent weltweit mit insgesamt 370 Branchenunternehmen, die 65.000 direkte Arbeitsplätze stellen. Die Produktion konzentriert sich auf Flugzeugteile, die an die Endmontagelinien der Luftfahrzeughersteller in den USA und Kanada geliefert werden.

Der Produktionswert der Branche lag im Jahr 2023 bei 6,9 Milliarden US-Dollar (US$). In lokaler Währung gemessen entsprach das einem Plus von 17,6 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Damit übertraf die Produktion auch den bisherigen Rekordwert aus dem Jahr 2019, auf das infolge der Coronapandemie eine Schwächephase gefolgt war. Von Januar bis September 2024 stieg die Produktion dem Statistikamt INEGI zufolge im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 8,9 Prozent. Das verspricht für das Gesamtjahr ein neues Rekordergebnis.

Europäische Konzerne investieren

Der französische Luftfahrtkonzern Safran ist bisher am stärksten in Mexiko vertreten. In 18 Werken und mit 14.000 Mitarbeitenden stellt er unter anderem Flugzeugantriebe, Verkabelungen und Kabinenausstattungen her. Schwerpunkte sind die Bundesstaaten Chihuahua und Querétaro. Aktuell investiert die Sparte Safran Aircraft Engines rund 80 Millionen US$ in den Ausbau des Standortes Querétaro. Ab 2026 sollen dort LEAP 1A Triebwerke vom Band laufen, die im Airbus A320neo verwendet werden. Bislang stellt Safran diese Triebwerke nur in Frankreich her.

Auch der spanische Triebwerkshersteller ITP Aero expandiert in Querétaro: Im Oktober 2024 kündigte das Unternehmen Ausgaben in Höhe von 28 Millionen US$ innerhalb der kommenden drei Jahre an. ITP Aero unterhält den Standort Querétaro bereits seit 1998 und stellt dort mit rund 1.000 Beschäftigten Teile des Triebwerks Honeywell HTF7000 her.

Für Airbus ist Mexiko ein wichtiger Standort

Der deutsch-französische Luftfahrtkonzern Airbus ist nach Unternehmensangaben in Mexiko mit insgesamt 700 Beschäftigten in verschiedenen Bereichen präsent. So stellt Airbus - ebenfalls in Querétaro - Türen für Notausgänge und Frachttüren für kleinere Verkehrsflugzeuge mit nur einem Kabinengang her ("single aisle").

Bei Linienflugzeugen kommt Airbus in Mexikos Luftfahrtsektor auf einen Marktanteil von 60 Prozent. Ein 2016 eröffnetes Airbus-Trainingszentrum in Mexiko-Stadt ist mit zwei A320-Flugsimulatoren ausgestattet und bietet die komplette A320-Pilotenausbildung an. Das Zentrum entstand durch eine Kooperationsvereinbarung zwischen Airbus und dem staatlichen Flughafenbetreiber ASA (Aeropuertos y Servicios Auxiliares).

Darüber hinaus bietet Airbus von Mexiko aus Schulungen und Support für eine Flotte von 450 Airbus-Helikoptern an, die 220 Kunden in der Region gehören. Schon seit 2012 besteht in Querétaro ein großes Servicezentrum für die Wartung, Reparatur und Überholung (MRO) der Hubschrauber.

Wie das Unternehmen mitteilt, besitzt Mexiko die größte Flotte an Airbus-Militärtransportflugzeugen in Lateinamerika. Seit der jüngsten Anschaffung von Lufttransportflugzeugen des Typs C295 im Jahr 2023 sind insgesamt 21 Maschinen im Einsatz. Im Jahr 2017 eröffnete Airbus auf dem Luftwaffenstützpunkt Santa Lucía nahe Mexiko-Stadt ein Wartungs-, Reparatur- und Überholungszentrum für die C295-Flotte der mexikanischen Luftwaffe.

Regierung will eigenen Satelliten bauen

Sogar für die Raumfahrt liefert Mexiko zu: So werden die Brennkammern für die Raketentriebwerke der Großrakete Starship von SpaceX in Monterrey hergestellt. Die Raketenbasis von SpaceX in Texas liegt nur einen Steinwurf von der mexikanischen Grenze entfernt. Auch Komponenten der Satellitenkonstellation Starlink werden in Mexiko gebaut. 

Im Oktober 2024 erklärte Staatspräsidentin Claudia Sheinbaum den Bau eines rein mexikanischen Satelliten zu einem der strategischen Projekte ihrer Regierung. Darüber soll zukünftig die Internetabdeckung in allen Landesteilen gewährleistet sein.

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