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Special | Israel | Start-ups

Israel feiert sich als die "Start-up-Nation"

Israel ist ein Hotspot der weltweiten Hightech-Szene. Dazu tragen junge Technologiefirmen entscheidend bei. Ausländische Investoren und Geschäftspartner mischen kräftig mit.

Von Wladimir Struminski | Jerusalem

  • Steckbrief Start-ups in Israel

    Israels Wirtschaft gehört zu den technologieintensivsten der Welt. Das kommt auch in der hohen Zahl von Start-ups zum Ausdruck. Die Wirtschaftsbeziehungen zu Deutschland sind eng.




    Von Wladimir Struminski | Jerusalem

  • Start-ups fördern Wirtschaftswachstum

    Israel ist einer der weltweit führenden Standorte für Start-ups. Der früher als Erfolgsmodell beliebte schnelle Exit weicht zunehmend dem Trend zum nachhaltigen Umsatzaufbau.

    Israels Hightech-Ökosystem - inklusive der Start-up-Szene - gehört zu den am höchsten entwickelten der Welt. Mit seiner Bevölkerung von 9,5 Millionen hat das Land die weltweit meisten Start-ups je Einwohner. Aber auch mit Blick auf die absolute Zahl junger Technologieunternehmen gehört Israel zur Weltspitze.

    Mehrere Tausend Start-ups

    Nach Angaben des israelischen Zentralamts für Statistik (Central Bureau of Statistics) waren 2020 in Israel 4.810 Start-ups tätig. Allerdings räumen die Statistiker ein, dass die tatsächliche Anzahl deutlich höher ist.

    Das hat zwei Gründe. Zum einen werden die jeweils jüngsten Angaben mit der Zeit dank neuer Informationen in der Regel nach oben revidiert. Zum anderen ist die Definition des Statistikamts relativ restriktiv. Sie umfasst Unternehmen mit Fokus auf Forschung und Entwicklung (FuE) - allerdings nur solche, die bereits bei den Steuerbehörden gemeldet sind. Firmen, die ganz am Anfang ihrer Entwicklung stehen und noch nicht steuerrechtlich erfasst sind, werden nicht mitgezählt.

    Auch die Beendigung des Start-up-Status ist statistisch definiert. Sobald Technologiefirmen sich primär dem Absatz von Produkten oder Dienstleistungen widmen, gelten sie als "reife" Unternehmen und fallen aus der Kategorie der Start-ups heraus.

    Die Datenbank der gemeinnützigen Hightech-Organisation Start-up Nation Central weist deutlich höhere Zahlen auf. Danach fielen im August 2022 insgesamt 6.530 der in Israel tätigen 7.177 Hochtechnologiefirmen in die Start-up-Kategorie.

    Bei jeder Definition wird deutlich, dass die jungen Technologieunternehmen eine wichtige Basis für Israels Wirtschaftsentwicklung darstellen. Das macht sie für potenzielle Investoren und Technologiekäufer interessant.

    Israelische Start-ups nach Tätigkeitsbereichen 2020

    Branche

    Anteil an der Gesamtzahl der Start-ups in %

    Technologische Lösungen für Unternehmen

    27,0

    Medizintechnik

    17,1

    Sicherheit

    9,0

    Internet

    8,1

    E-Commerce und Werbung

    6,9

    Industrielle Technologie

    6,4

    Agrartechnologie

    6,0

    Applikationen für Mobiltelefone

    5,7

    Medikamente

    4,7

    Umwelttechnologie

    4,0

    Quelle: Zentralamt für Statistik 2022


    Schneller Exit nicht alleinige Messlatte für Erfolg

    Als Erfolgsmodell der Start-up-Nation Israel galt jahrelang die Gründung neuer Technologieunternehmen und ein schneller Exit, fast immer an ausländische Erwerber. Mit dem Erlös gründeten die Verkäufer zumeist neue Start-ups.

    Das Modell hat aber auch Kritiker. Das schnelle Abstoßen eines Technologieunternehmens, so ihr Einwand, bedeute, dass das Know-how des Start-ups künftig die Geschäftstätigkeit eines Konzerns im Ausland fördern werde. Zugleich werde die Entstehung einer nachhaltigen Geschäftsbasis der israelischen Spitzentechnologie durch die schnellen Exits geschmälert.

    In den letzten Jahren zeichnet sich eine gewisse Wende in der Start-up-Szene ab. Die Zahl der Neugründungen ist rückläufig und lag 2020 laut amtlicher Statistik mit 471 zum ersten Mal unter der Zahl der Schließungen (632).

    Das bedeutet nicht, dass die Innovationstätigkeit israelischer Erfinder zurückgegangen wäre. Das Gegenteil ist der Fall: Hochtechnologie ist der Hauptwachstumsmotor der Wirtschaft. Ihre Ausfuhr wächst rasant, und zwar dank eines Booms der Hightech-Dienstleistungen.

    Allerdings haben es die Start-up-Gründer weniger eilig, ihr Wissen zu verkaufen. Stattdessen verstärkt sich die Tendenz, dass die jungen israelischen Unternehmen zu Akteuren mit eigener Präsenz auf dem Weltmarkt werden.

    Top Start-ups in Israel

    Name

    Kapitalbeschaffung in Mio. US$  

    Branche

    DataRails


    105

    Managementplattform für Finanzdaten

    ConnectTeam

    160

    Innerbetriebliche Kommunikation und Effizienzsteigerung

    StreamElements

    112

    End-to-end-Plattform für Live Stream und VOD-Produktion und Marketing     

    Granulate

    46

    KI-basierte Optimierung der betrieblichen Infrastruktur und des Arbeitsaufwands

    Nexite

    100

    Digitalisierung des Einzelhandels

    StuffThatWorks

    9

    Machine-Learning-gestützte Optimierung der medizinischen Behandlung

    Aquant Technologies

    113

    Software-as-a-Service zur Verlängerung der Lebensdauer von Maschinen und Geräten

    Empathy

    43

    Digitale Hilfe bei der Bewältigung finanzieller, rechtlicher, emotionaler und logistischer Prozesse bei Trauerfällen

    Quelle: Most Promising Start-ups 2021; Globes (israelische Wirtschaftszeitung) 2022; Start-up Nation Center 2022; Recherchen von Germany Trade and Invest

    Immer mehr Unicorns

    Diese Entwicklung wird als ein Übergang von der "Start-up-Nation" zu einer "Scale-up Nation" genannten Wachstumsstrategie bezeichnet. In deren Rahmen wird der Hauptgeschäftssitz der expandierenden Unternehmen häufig ins Ausland verlegt, meist in die USA. Allerdings verbleibt die Forschungs- und Entwicklungstätigkeit in aller Regel in Israel. Dennoch werden solche Unternehmen nach wie vor der einheimischen Hochtechnologieszene zugerechnet.

    Für den Trend zur "Scale-up"-Nation sprechen auch die zunehmenden israelischen Unicorns. Nach Angaben des TechAviv Founders Club (TechAviv Unicorn List) belief sich die Zahl dieser Unternehmen 2022 auf 97. TechAviv ist ein weltweit tätiges Netzwerk von mehr als 3.000 israelischen Gründern von Technologieunternehmen und deren Investoren.

    Nach Angaben des Netzwerks hat das Fintech-Unternehmen Rapyd mit 15 Milliarden US-Dollar (US$) den höchsten Marktwert aller israelischen Unicorns. Rapyd wurde 2016 gegründet. Der Hauptsitz der Firma befindet sich heute in London. Auf Rang zwei ist die Firma Gusto mit einem Wert von 9,5 Milliarden US$ platziert. Gusto bietet cloudbasierte Lohnabrechnung und Personalverwaltung an. Mit relativ kleinem Abstand folgt Tanium, ein Entwickler und Verkäufer von Lösungen für Sicherheit und Systemmanagement mit einem Marktwert von 9 Milliarden US$. Gusto und Tanium haben ihren Hauptsitz im Silicon Valley.

    Tel Aviv ist Hauptstadt der Hochtechnologie

    Die unbestrittene Hochburg der israelischen Start-up-Szene ist der Ballungsraum Tel Aviv, zu dem die Verwaltungsbezirke Tel Aviv und Mitte gehören. Auf sieben Prozent des Staatsgebiets, die diese beiden Bezirke ausmachen, konzentrierten sich 2020 laut dem Zentralamt für Statistik 72 Prozent aller Start-ups.

    Weitere relativ bedeutende Standorte sind Jerusalem und die Nordmetropole des Landes, Haifa. Die Ansiedlung von Hochtechnologieunternehmen in peripheren Landesteilen ist zwar ein erklärtes Ziel der Regierungspolitik. Allerdings sieht es nicht danach aus, als könnte die Dominanz des Tel Aviver Ballungsraums in absehbarer Zeit gebrochen werden.

    Weiterführende Informationen

    Für Israels Spitzentechnologie ist Tel Aviv die erste Adresse


    Von Wladimir Struminski | Jerusalem

  • Der Kapitalmarkt ist für Start-ups offen

    Für Start-ups stehen umfangreiche Geldmittel bereit. Die meisten Investoren unterstützen Firmen schon in der Anfangsphase. Ausländische Finanzierung spielt eine große Rolle.

    Die Kapitalverfügbarkeit für technologieorientierte Unternehmen, inklusive der Start-ups, ist hoch. Nach Angaben von Start-up Nation Central waren im August 2022 insgesamt 808 Investoren im Hochtechnologiebereich tätig.

    Viele Investoren stehen Start-ups zur Seite

    Die größte Investorengruppe sind die 469 Wagniskapitalfonds. Bei 74 von ihnen handelt es sich um unternehmenseigene Fonds (Corporate VC). Die mit 182 Anlegern zweitgrößte Kategorie sind Angel-Investoren, gefolgt von 60 Beteiligungskapitalfirmen. Die restlichen Investoren verteilen sich auf andere Kategorien, unter anderem 36 Inkubatoren.

    Die allermeisten Investoren, und zwar 604 (75 Prozent), stehen unter anderem für Investitionen in der Pre-Seed- und Seed-Phase zur Verfügung. Etwas mehr als die Hälfte aller Anleger - in absoluten Zahlen sind es 410 - stellt Kapital auch für Finanzierungsrunden A, B und C bereit.

    Das meiste Geld kommt aus dem Ausland

    Bei 28 Prozent aller Hightech-Investoren handelt es sich um ausländische Firmen, so Start-up Nation Central. Mit 65 Prozent ist der Anteil ausländischer Finanziers an unternehmenseigenen Wagniskapitalfonds besonders hoch. Unter anderen Wagniskapitalfonds machen ausländische Unternehmen 34 Prozent und unter privaten Beteiligungskapitalgebern 30 Prozent aus.

    Im Durchschnitt stellen ausländische Kapitalgeber höhere Finanzierungsbeträge pro Transaktion bereit als ihre einheimischen Counterparts. Laut einem Bericht der auf den Wagniskapitalmarkt spezialisierten Wirtschaftsforschungsfirma IVC Research Center und der Anwaltskanzlei Meitar kamen 2021 fast zwei Drittel der israelischen Hightech-Investitionen (72,8 Prozent) aus dem Ausland. 

    Mehrheit der Start-ups in früher Finanzierungsphase

    Mit 70 Prozent befinden sich die meisten israelischen Start-ups, so die Auswertung durch Start-up Nation Central, in einer frühen Tätigkeits- und Finanzierungsphase: bis inklusive Seed, aber vor der Finanzierungsrunde A. Auf die drei Phasen etabliert, börsengängig und übernommen entfallen nur knapp 5 Prozent.

    Der hohe Anteil der Firmen, die erst am Anfang ihres Weges stehen, schafft aus der Sicht Investoren Unwägbarkeiten. Auf der anderen Seite bieten sich ihnen dadurch Chancen, mit richtigen Finanzierungsentscheidungen hohe Gewinne zu erzielen.

    Pre-Seed- und Seed-Finanzierung wächst gemäßigt

    Zwischen 2017 und 2021 hatte der israelische Hightech-Sektor eine stürmische Investitionswelle verbucht. Laut dem von IVC und Meitar veröffentlichten Jahresbericht 2021 lag die Gesamtaufbringung von Investitionsmitteln durch Hochtechnologieunternehmen 2021 mit 25,6 Milliarden US-Dollar beim Sechsfachen des 2016 verzeichneten Betrags.

    Dieses Wachstum, das vor allem 2021 unerwartet hoch ausfiel, kam sowohl durch eine Zunahme der Zahl der Transaktionen als auch durch deren gestiegenen Durchschnittswert zustande.

    Die Großinvestitionen konzentrieren sich naturgemäß auf Unternehmen in einem fortgeschrittenen Tätigkeitsstadium, in dem sie in der Regel gut dokumentierte Erfolge nachweisen können.

    Demgegenüber nehmen die Investitionen in Start-ups in frühen Stadien viel langsamer zu. Im Jahr 2021 lag der Kapitalaufwand im Pre-Seed- und Seed-Stadium um 42 Prozent über den Vorjahresstand beziehungsweise um 50 Prozent über dem Stand von 2016. Im Durchschnitt der Jahre 2017 bis 2021 beliefen sich die Pre-Seed- und Seed-Investitionen auf 0,8 Prozent des gesamten im Hightech-Sektor verzeichneten Investitionsaufwands.

    Innovationsbehörde hilft mit

    Die israelische Regierung fördert die technologische Entwicklung der Wirtschaft mit einer breiten Palette von Instrumenten. Die wichtigste Einrichtung ist dabei die Innovationsbehörde (Israel Innovation Authority). Ihre Aufgabe ist die Förderung die Innovationstätigkeit unter besonderer Betonung des Hightech-Sektors. Sie initiiert staatlich finanzierte F&E-Programme und stellt Unternehmen Finanzierungsmittel zur Verfügung.

    Die Behörde verfügt über eine eigene Start-up-Abteilung. Diese fördert die Entwicklung der technologischen Erfindung bis zur Produktreife. Sie hilft Existenzgründern, ein Stadium zu erreichen, in dem sie eigenständige Kapitalaufnahme erzielen und Verkaufserlöse vorweisen können.

    Ein wichtiges Instrument für die Frühphase der Entwicklung ist das Inkubatorprogramm. Dabei schreibt die Innovationsbehörde die Gründung von Technologieinkubatoren aus. Die privaten Ausschreibungssieger erhalten die Lizenz, den Inkubator acht Jahre lang zu betreiben. Die Behörde unterstützt die jungen Firmen aus ihrem eigenen Etat und verhilft ihnen zur Erlangung weiterer Fördermittel bis zu einer Gesamthöhe von 100 Prozent der für diesen Zweck anerkannten Forschungs- und Entwicklungskosten.

    Auswahl an Inkubatoren in Israel

    Name

    Fokus

    Anmerkungen

    Fresh Start

    Foodtech

    Unter Beteiligung israelischer Nahrungsmittel- und Getränkehersteller und ausländischen Wagniskapitals

    MEDX Xelerator

    Medizintechnik und digitale Gesundheit

    In Kooperation mit dem Sheba-Krankenhaus (dem größten des Landes)

    Sanara Ventures

    Medizintechnik und digitale Gesundheit

    Unter Beteiligung von Philips Healthcare und Teva Pharmaceuticals (größter israelischer Pharmahersteller)

    FutuRx Ltd

    Biotechnologie

    u.a. unter Beteiligung der Bayer AG

    Incubit

    Multidisziplinär

    Inkubator des israelischen Elektronikkonzerns Elbit

    Let-Lab

    Industrie 4.0

    Industrielle Innovation

    Trendlines Agrifood

    Agrotech 

     Teil der Trendline-Inkubatorengruppe

    SigmaLabs

    Alle Branchen

    Nur für Pre-Seed-Start-ups

    Quelle: Innovationsbehörde (Israel Innovation Authority) 2022; Recherchen von Germany Trade and Invest

    Aus den Mitteln eines weiteren Programms, Tnufa (hebräisch für "Aufschwung"), werden  Unternehmer am Anfang ihres Weges gefördert. Ihnen werden Zuschüsse für die Formulierung und Entwicklung technologischer Konzepte gewährt.

    Weitere Instrumente sind die Unterstützung von Durchführbarkeits- und Rentabilitätsstudien sowie Förderprogramme für Innovationslabors. Im Jahr 2021 hat die Innovationsbehörde Finanzierungsmittel für 820 Investitionsprojekte bereitgestellt.

    Auswahl an Acceleratoren in Israel
    NameFokusAnmerkungen
    354xSoftware und IoTFür Start-ups, die in internationale Märkte expandieren wollen
    The LibrarySmart CitiesBetrieben von der
    Stadt Tel-Aviv
    BizLabsFortbildung und NetworkingMit Fokus auf Förderung von Unternehmen aus der jüdisch-ultraorthodoxen Bevölkerungsgruppe
    ConTechBauwirtschaftPartnerschaft der Regierung und der Bauwirtschaft
    Capsula TAUSmart MobilityPartnerschaft der Regierung und der Universität Tel Aviv
    NVIDIA InceptionKünstliche Intelligenz, Datenwissenschaften Hochleistungsrechnen (HPC)Virtuelles Programm
    Google for Start-upsMachine LearningTeilnehmende erhalten Hilfe von Google-Experten
    Siemens DynamoIndustry 4.0 und digitale TransformationTeilnehmende kooperieren mit Firmen des Siemens-Konzerns
    Quelle: Start-up Nation Central 2022; Recherchen von Germany Trade and Invest

    Die Tätigkeit der Behörde wird durch das Innovationsgesetz geregelt. Zu ihren Zielen gehört, dass das mit staatlichen Fördermitteln entwickelte Wissen in Israel bleibt. Der Transfer solchen Wissens ins Ausland bedarf einer Genehmigung und kann teilweise oder zur Gänze mit der Rückerstattung bereits erhaltener Fördermittel verbunden sein.

    Weiterführende Informationen

    Forschungsschmiede Israel absorbiert weiter Kapital


    Von Wladimir Struminski | Jerusalem

  • Israelische Start-ups sind beliebte Übernahmeobjekte

    Ausländische Unternehmen spielen eine wichtige Rolle in der Start-up-Szene. Besonders im Fokus stehen Forschungs- und Entwicklungszentren.

    Die israelische Hochtechnologieszene ist von großer Bedeutung, auch auf internationaler Ebene. Das gilt insbesondere für Hightech-Dienste, die einen wesentlich größeren Anteil an der Innovationsleistung der israelischen Wirtschaft haben als die Waren produzierende Hightech-Industrie.

    Im Jahr 2021 betrug die Ausfuhr israelischer Dienstleistungen im Bereich der Spitzentechnologie mit 44,4 Milliarden US-Dollar (US$) rund 31 Prozent aller israelischen Waren- und Dienstleistungsexporte. Israelische Technologie trägt damit zu Modernisierungseffekten in den Käuferländern bei. Dabei sind die USA der mit Abstand größte Abnehmer.

    Forschung und Entwicklung bleibt meist in Israel

    Die meisten israelischen Start-ups verkaufen ihre Technologie an ausländische Kunden, ohne von diesen erworben zu werden. Nicht wenige werden allerdings von ausländischen Investoren übernommen und in deren Betriebsstruktur integriert. In aller Regel verbleibt die Forschungs- und Entwicklungstätigkeit (F&E) in Israel.

    Diese Übernahmen dienen vor allem dem Erwerb von F&E-Kapazitäten. Im August 2022 wies die Datenbank von Start-up Nation Central 399 von ausländischen Unternehmen betriebene Forschungs- und Entwicklungs- beziehungsweise Innovationszentren aus. Manchmal können mehrere israelische Hightech-Firmen, die von einem Käufer aus Übersee erworben wurden, in einem Forschungs- und Entwicklungszentrum zusammengelegt werden.

    Israelischer Rechtsstatus trotz Übernahme durch Ausländer

    Wohlgemerkt bleiben die erworbenen Firmen rechtlich als israelische Unternehmen bestehen, auch wenn sie Teil ausländischer Konzerne sind. Daher ist der Begriff "ausländische Start-ups" nicht gebräuchlich. Der Transfer von Forschungsergebnissen von den israelischen Tochterunternehmen an die Mutterhäuser in Übersee wird statistisch als israelische Ausfuhr in den betreffenden Staat ausgewiesen. 

    Es gibt auch israelische Technologiefirmen, die nach der Übernahme in die Geschäftsstrategie des ausländischen Käufers integriert werden, ohne als ein Forschungs- und Entwicklungszentrum zu fungieren. Solche Übernahmen können sowohl im Start-up-Stadium als auch bei bereits etablierten Unternehmen stattfinden.

    Deswegen gibt es Übernahmetransaktionen aller Größenordnungen, von einigen Millionen US$ bis hin zu Milliardentransaktionen. Die größte bisher verzeichnete Übernahme war der Kauf von Mobileye, dem führenden israelischen Spezialisten für autonomes Fahren, durch den Intel-Konzern für 15,3 Milliarden US$ im Jahr 2017.   

    Deutsche Firmen mischen mit 

    Bei den allermeisten ausländischen Investoren, die israelische Hightech-Firmen kaufen, handelt es sich um US-amerikanische Unternehmen. Allerdings ist auch eine Reihe deutscher Häuser bei der Übernahme israelischer Technologielieferanten, inklusive Start-ups, mit von der Partie.

    Zu deutschen Unternehmen die in Israel über eigene F&E-Zentren verfügen, gehören unter anderem Carl Zeiss, Continental, Daimler Mercedes-Benz, die Deutsche Telekom, Merck, SAP, Schneider Electric, Siemens und die Software AG. Ebenfalls vor Ort vertreten sind die unternehmenseigenen Wagniskapitalfonds Porsche Ventures, Robert Bosch Venture Capital und Trumpf Ventures.

    Für kleinere und mittelgroße Unternehmen (KMU) aus der Bundesrepublik sind eigene Forschungs- und Entwicklungszentren kein geeignetes Geschäftsmodell. Wohl sind viele deutsche KMU an israelischer Technologie interessiert, bevorzugen aber oft den Kauf einzelner technologischer Lösungen und keine Übernahme einer israelischen Firma. Unter diesen Umständen ist das Technologie-Scouting in Israel für interessierte deutsche KMU von großer Bedeutung.

    Weiterführende Informationen

    Deutsche Unternehmen investieren in israelische Technologie

    Geschäftsdienstleistungen treiben Außenhandel voran

    Gute Aussichten für Israels Cyberbranche


    Von Wladimir Struminski | Jerusalem

  • Kontaktadressen

    Der israelische Hightech-Sektor verfügt über mehrere eigene Organisationen. Das Informationsangebot über Hochtechnologieunternehmen inklusive Start-ups ist umfangreich.


    Bezeichnung

    Anmerkung

    Germany Trade & Invest

    Umfassendes Informationsangebot zum israelischen Hightech-Sektor 

    AHK Israel

    Anlaufstelle für deutsche Unternehmen, Kontaktvermittlung zur israelischen Start-up-Szene inklusive Technologie-Scouting

    Ministry of Economy and Industry

    Wirtschaftsministerium u.a. für FuE- und Investitionsförderung zuständig

    Israel Innovation Authority

    Zentrale Stelle für die Förderung hochtechnologischer Forschung und Entwicklung 

    Start-up Nation Central

    Gemeinnützige Organisation zur Förderung Israelischer Hightech

    IVC Research Center

    Auf Hochtechnologie und Wagniskapital spezialisierte Marktforschungsfirma

    TechAviv Founders Club

    Weltweites  Netzwerk israelischer Hightech-Gründer und Investoren.

    Israel Advanced Technology Industries (IATI)

    Dachorganisation technologieintensiver Unternehmen inklusive Start-ups und FuE-Zentren, Hightech-Investoren und akademischer Einrichtungen

    Israeli High-Tech Association 

    Fachverband industrieller Unternehmen in den Bereichen Halbleiter, Telekommunikation, Elektrooptik, Medizintechnik und innere Sicherheit

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