Ob Software, Fintech oder E-Commerce – mit innovativen Geschäftsmodellen haben mexikanische Gründer Erfolg. Das belegt die steigende Anzahl von Unicorns.
Im Global Startup Ecosystem Index der Beratungsfirma StartupBlink steht Mexiko 2024 auf Rang 41 unter insgesamt 119 Ländern. Dieser Index vergleicht das internationale Umfeld für Start-ups. Innerhalb Lateinamerikas kommt Mexiko auf Rang 4, nach Brasilien, Kolumbien und Chile. Zu den Vorteilen des nordamerikanischen Landes zählen der große Binnenmarkt, eine starke industrielle Basis und die enge wirtschaftliche Anbindung an die USA. Letzteres wird Mexiko jedoch aktuell zum Verhängnis. Der andauernde Handelskonflikt mit den USA könnte eine Rezession im Land auslösen.
Allgemein ist die Neigung, ein eigenes Unternehmen zu gründen, in Mexiko stark ausgeprägt. Nicht nur ist die Risikofreude größer als beispielsweise in Europa. Auch bietet die Möglichkeit, sein eigener Chef zu sein, eine reizvolle Alternative zu den niedrigen Löhnen und wenigen Urlaubstagen als Arbeitnehmer.
Kavak ist Lateinamerikas wertvollstes Start-up
Als dynamischste Stadt des Landes erscheint im Ranking von StartupBlink Mexiko-City – etwa gleichauf mit Guangzhou (China), Dublin (Irland) und Tallinn (Estland). Rund die Hälfte der aktiven Start-ups in Mexiko sind in der Hauptstadt angesiedelt (358 Start-ups im Jahr 2024). Die Metropolen Monterrey (86 Start-ups), Guadalajara (76) und León (71) gelten ebenfalls als dynamische Hubs.
Software, Fintech und E-Commerce sind die relevantesten Sektoren. Die neun Unicorns sind alle in einem dieser Bereiche aktiv. Kavak etwa, Mexikos und gleichzeitig Lateinamerikas wertvollstes Start-up mit einer Bewertung von 8,7 Milliarden US-Dollar (US$), bietet eine E-Commerce-Plattform für Gebrauchtwagen. Das junge Unternehmen ist inzwischen auch in anderen Schwellenländern unterwegs, darunter in Brasilien, Chile, Argentinien, Türkei, Oman, Saudi-Arabien und in den Vereinigten Arabischen Emiraten.
Das Geschäftsmodell von Kavak eignet sich besonders gut für Schwellenländer, in denen der Kaufprozess für Gebrauchtwagen auf dem informellen Weg oder über einen Autohändler häufig anfällig für Betrügereien ist. Das Unicorn bietet sowohl für Verkäufer als auch Käufer von Gebrauchtwagen die nötigen Sicherheiten und Garantien.
Mexikos UnicornsStand: April 2025Name | Bewertung (Milliarden US$) | Branche | Wichtige Investoren |
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Kavak | 8,7 | E-Commerce | DST Global, SoftBank, Mountain Nazca |
Bitso | 2,2 | Handelsbörse für Kryptowährungen | Pantera Capital, QED Investors, Coinbase |
Clip | 2,0 | Fintech | Alta Ventures, General Atlantic, SoftBank |
Plata | 1,5 | Fintech | Coatue, Kora, Moore Strategic Ventures |
Konfío | 1,3 | Fintech | Kaszek Ventures, QED Investors, IFC |
Merama | 1,2 | E-Commerce | SoftBank, Advent, Balderton, Monashees+ |
Stori | 1,2 | Fintech | Vision Plus Capital, Source Code Capital, Lightspeed Venture Partners |
Nowports | 1,1 | Software für Fracht und Logistik | Monashees+, Foundation Capital, Base10 Partners |
Clara | 1,0 | Fintech | DST Global, General Catalyst, Monashees+ |
Quelle: CB Insights 2025
Fintechs nutzen Schwächen des traditionellen Finanzsystems
Mehrere Unicorns sind im Bereich Fintech angesiedelt. Üblicherweise zielen die Jungunternehmen dabei auf die Schwächen des traditionellen Finanzsystems ab und bieten Alternativen an: Hohe Zinsen bei Unternehmens- und Privatkrediten, strikte Anforderungen bei der Kreditvergabe und eine weiterhin geringe Abdeckung der breiten Masse der Bevölkerung. Digitale Banken wie Plata, Konfío oder Stori erleben daher einen großen Zulauf und werden alle inzwischen mit jeweils mehr als 1 Milliarde US-Dollar bewertet.
Zu den Hindernissen, auf die Gründer in Mexiko stoßen, gehört die beschränkte Verfügbarkeit von Risikokapital – sei es durch lokale Investoren oder von staatlicher Seite. Nur wenige Start-ups schaffen es, Venture-Capital-Funding in großem Stil anzulocken. Daneben haben Neugründungen mit den üblichen Schwierigkeiten des mexikanischen Marktes zu kämpfen: Eine komplizierte, zum Teil willkürliche Besteuerung durch die Behörde SAT (Servicio de Administración Tributaria), eine mangelhafte Zahlungsmoral in vielen Wirtschaftssektoren sowie Korruption und Vetternwirtschaft bei Regierungsstellen.
Von Edwin Schuh
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