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Special | Mexiko | Start-ups

Mexiko bietet Chancen für deutsche Start-ups

In Mexiko stoßen Start-ups auf einen großen und dynamischen Absatzmarkt. Besonders Geschäftsmodelle, die an Schwellenländer angepasst sind, haben gute Chancen.

Von Edwin Schuh | Mexiko-Stadt

  • Steckbrief Start-ups in Mexiko

    Mit 132 Millionen Einwohnern und einem innovativen Geschäftsumfeld bietet Mexiko ein interessantes Start-up-Ökosystem.

    • Mexiko hat nach aktuellem Stand neun Unicorns hervorgebracht, das heißt Unternehmen, die mit mindestens 1 Milliarde US-Dollar (US$) bewertet werden. Zu ihnen gehört die Gebrauchtwagenplattform Kavak. Sie ist derzeit das wertvollste Start-up in Lateinamerika.
    • Auch deutsche Jungunternehmen finden in Mexiko ein attraktives Geschäftsumfeld vor. Der Mobilitätsanbieter Flix will daher Mexiko als seinen sechsten außereuropäischen Markt erobern und noch 2025 Busfahrten anbieten.
    • Für lokale Neugründungen ist die Finanzierung oftmals ein Hindernis. Startkapital nehmen mexikanische Gründer daher häufig aus eigenen Mitteln. Nur die erfolgreichsten Start-ups schaffen es, Wagniskapital anzulocken. Nicht selten stammt dieses von US-Investoren.

    "Mittelfristig soll Mexiko als unser Hub für Lateinamerika dienen."

    Carlos Magaña Geschäftsführer Flix Mexiko

     

    Von Edwin Schuh | Mexiko-Stadt

  • Junge Tech-Unternehmen wachsen in Mexiko heran

    Ob Software, Fintech oder E-Commerce – mit innovativen Geschäftsmodellen haben mexikanische Gründer Erfolg. Das belegt die steigende Anzahl von Unicorns.

    Im Global Startup Ecosystem Index der Beratungsfirma StartupBlink steht Mexiko 2024 auf Rang 41 unter insgesamt 119 Ländern. Dieser Index vergleicht das internationale Umfeld für Start-ups. Innerhalb Lateinamerikas kommt Mexiko auf Rang 4, nach Brasilien, Kolumbien und Chile. Zu den Vorteilen des nordamerikanischen Landes zählen der große Binnenmarkt, eine starke industrielle Basis und die enge wirtschaftliche Anbindung an die USA. Letzteres wird Mexiko jedoch aktuell zum Verhängnis. Der andauernde Handelskonflikt mit den USA könnte eine Rezession im Land auslösen

    Allgemein ist die Neigung, ein eigenes Unternehmen zu gründen, in Mexiko stark ausgeprägt. Nicht nur ist die Risikofreude größer als beispielsweise in Europa. Auch bietet die Möglichkeit, sein eigener Chef zu sein, eine reizvolle Alternative zu den niedrigen Löhnen und wenigen Urlaubstagen als Arbeitnehmer.

    Kavak ist Lateinamerikas wertvollstes Start-up

    Als dynamischste Stadt des Landes erscheint im Ranking von StartupBlink Mexiko-City – etwa gleichauf mit Guangzhou (China), Dublin (Irland) und Tallinn (Estland). Rund die Hälfte der aktiven Start-ups in Mexiko sind in der Hauptstadt angesiedelt (358 Start-ups im Jahr 2024). Die Metropolen Monterrey (86 Start-ups), Guadalajara (76) und León (71) gelten ebenfalls als dynamische Hubs.

    Software, Fintech und E-Commerce sind die relevantesten Sektoren. Die neun Unicorns sind alle in einem dieser Bereiche aktiv. Kavak etwa, Mexikos und gleichzeitig Lateinamerikas wertvollstes Start-up mit einer Bewertung von 8,7 Milliarden US-Dollar (US$), bietet eine E-Commerce-Plattform für Gebrauchtwagen. Das junge Unternehmen ist inzwischen auch in anderen Schwellenländern unterwegs, darunter in Brasilien, Chile, Argentinien, Türkei, Oman, Saudi-Arabien und in den Vereinigten Arabischen Emiraten.

    Das Geschäftsmodell von Kavak eignet sich besonders gut für Schwellenländer, in denen der Kaufprozess für Gebrauchtwagen auf dem informellen Weg oder über einen Autohändler häufig anfällig für Betrügereien ist. Das Unicorn bietet sowohl für Verkäufer als auch Käufer von Gebrauchtwagen die nötigen Sicherheiten und Garantien. 

     

    Mexikos UnicornsStand: April 2025
    Name

    Bewertung (Milliarden US$)

    Branche

    Wichtige Investoren
    Kavak

    8,7

    E-CommerceDST Global, SoftBank, Mountain Nazca
    Bitso

    2,2

    Handelsbörse für KryptowährungenPantera Capital, QED Investors, Coinbase
    Clip

    2,0

    FintechAlta Ventures, General Atlantic, SoftBank
    Plata

    1,5

    FintechCoatue, Kora, Moore Strategic Ventures
    Konfío

    1,3

    FintechKaszek Ventures, QED Investors, IFC
    Merama

    1,2

    E-CommerceSoftBank, Advent, Balderton, Monashees+
    Stori

    1,2

    FintechVision Plus Capital, Source Code Capital, Lightspeed Venture Partners
    Nowports

    1,1

    Software für Fracht und LogistikMonashees+, Foundation Capital, Base10 Partners
    Clara

    1,0

    FintechDST Global, General Catalyst, Monashees+
    Quelle: CB Insights 2025

    Fintechs nutzen Schwächen des traditionellen Finanzsystems

    Mehrere Unicorns sind im Bereich Fintech angesiedelt. Üblicherweise zielen die Jungunternehmen dabei auf die Schwächen des traditionellen Finanzsystems ab und bieten Alternativen an: Hohe Zinsen bei Unternehmens- und Privatkrediten, strikte Anforderungen bei der Kreditvergabe und eine weiterhin geringe Abdeckung der breiten Masse der Bevölkerung. Digitale Banken wie Plata, Konfío oder Stori erleben daher einen großen Zulauf und werden alle inzwischen mit jeweils mehr als 1 Milliarde US-Dollar bewertet.

    Zu den Hindernissen, auf die Gründer in Mexiko stoßen, gehört die beschränkte Verfügbarkeit von Risikokapital – sei es durch lokale Investoren oder von staatlicher Seite. Nur wenige Start-ups schaffen es, Venture-Capital-Funding in großem Stil anzulocken. Daneben haben Neugründungen mit den üblichen Schwierigkeiten des mexikanischen Marktes zu kämpfen: Eine komplizierte, zum Teil willkürliche Besteuerung durch die Behörde SAT (Servicio de Administración Tributaria), eine mangelhafte Zahlungsmoral in vielen Wirtschaftssektoren sowie Korruption und Vetternwirtschaft bei Regierungsstellen.

    Von Edwin Schuh | Mexiko

  • Die Boomjahre des Risikokapitals sind vorbei

    Auch wenn internationale Fonds in ausgewählte mexikanische Start-ups investieren, ist die Mehrheit der Gründer auf eigenes Kapital angewiesen.

    Mexikos jüngstes Unicorn ist das Fintech-Unternehmen Plata. Die Digitalbank wurde im März 2025 in einer Risikokapitalfinanzierungsrunde (Series A) mit 1,5 Milliarden US-Dollar (US$) bewertet, nachdem das Unternehmen Ende 2024 die Banklizenz erhalten hatte. Erst 2023 gegründet, hat Plata aktuell über 1 Million aktive Kunden.

    Verschiedene internationale Investoren in Mexiko aktiv

    Wie in Mexiko häufig der Fall, waren an der Finanzierungsrunde von Plata Wagniskapitalgeber aus den USA beteiligt, die auf Investitionen in Tech-Unternehmen in Schwellenländern spezialisiert sind. Im Fall von Plata wurde die Series A-Runde von Kora Management LP angeführt, mit Beteiligung unter anderem von Moore Strategic Ventures. Insgesamt steckten die Investoren in dieser Runde 160 Millionen US$ in das Start-up. Als weitere internationale Venture-Capital-Firmen sind SoftBank, Monashees+ und Y Combinator in Mexiko sehr aktiv.

    Nach den Boomjahren 2019 bis 2022 hat sich die Venture-Capital-Finanzierung in Mexiko auf einem relativ niedrigen Niveau stabilisiert. Im 1. Halbjahr 2024 flossen rund 259 Millionen US$ in Jungunternehmen, so die Beratungsgesellschaft KPMG in ihrem letzten Venture Pulse Report. In der ersten Jahreshälfte 2022 hatten die Investitionen in Start-ups noch bei 1,7 Milliarden US$ gelegen. Im regionalen Vergleich hinkt Mexiko hinterher, so betrug das Venture-Capital-Volumen laut KPMG in Brasilien in der ersten Jahreshälfte 2024 rund 1,2 Milliarden US$.

    Viele Start-ups werden mit eigenen Mitteln finanziert

    Das Thema Finanzierung gilt unter mexikanischen Gründern als eine Hürde, auch da es nur wenige lokale Geldgeber gibt. Gemäß einer Umfrage des Gründerverbandes ASEM (Asociación de Emprendedores de México) griffen 2024 daher rund 89,7 Prozent der Gründer auf eigene Mittel zurück und 27,7 Prozent auf "friends & family". Der Anteil der Gründungen, die über Wagniskapital, Business Angels oder öffentliche Gelder finanziert werden, liegt im niedrigen, einstelligen Bereich.

    Erschwerend kommt hinzu, dass 2019 das staatliche Gründerinstitut INADEM (Instituto Nacional del Emprendedor) aufgelöst wurde. Es war erst 2013 ins Leben gerufen worden. INADEM legte eigene Fonds auf, die direkt in Unternehmen investierten und beteiligte sich auch an externen Risikokapitalfonds.

    Kaum staatliche Förderangebote

    Unterstützung von öffentlicher Seite erhalten Neugründungen heute auf der Plattform MipymeMX des mexikanischen Wirtschaftsministeriums: Das Angebot umfasst Schulungen, Unterstützung beim Export und ein single-window-System für alle digitalen Behördengänge ("ventanilla única para mipymes").

    Private Förderprogramme für Start-ups wurden in den letzten Jahren aufgrund von Sparmaßnahmen der Unternehmen und der Coronapandemie zurückgefahren. Dazu gehören Programme der Firmen Google und Bimbo. Andere Programme, so etwa vom Zementhersteller Cemex und Coca-Cola-Abfüller Femsa sind weiterhin aktiv. Daneben verfügen auch Universitäten wie Tec de Monterrey über entsprechende Förderinstrumente.

    Ausgewählte Inkubatoren und Acceleratoren in Mexiko
    NameFokusAnmerkungen
    Startup México (SUM)Organisation zur Förderung von Start-upsRund 1.600 Start-ups haben die Accelerator- und Inkubator-Programme durchlaufen
    StartupLab MXAccelerator und InkubatorStädte: San Luis Potosí, Villahermosa, Zacatecas
    Ciudad Creativa Digital GuadalajaraArbeitsräume, rechtliche Unterstützung, Zugang zu Kapitalgebern Besteht aus 3 Gebäuden im Zentrum von Guadalajara
    incMTYAccelerator der Universität Tec de Monterrey; führt die Events incMTY Festival und incMTY Summit durchÜber 500 Start-ups haben das Accelerator-Programm durchlaufen
    Cemex VenturesCorporate Venture Capital, Accelerator und Start-up-WettbewerbGehört zum Zementkonzern Cemex
    FEMSA VenturesCorporate Venture Capital, StrategieberatungGehört zum Coca-Cola-Abfüller Femsa
    Asociación de Emprendedores de México (ASEM)Verband der Gründer in MexikoBietet auch Mentorship-Programme an
    CatapultaEntrepreneurship-Zentrum der Bankenschule EBC (Escuela Bancaria y Comercial)Bietet verschiedene Programme an
    BlossomAcceleratorFokus auf Healthcare, Virtual Reality, Internet of Things (IoT)
    Impact Hub Ciudad de MéxicoCoworking-BürosBietet auch Beratung an
    Quelle: Recherchen von Germany Trade & Invest 2025

    Von Edwin Schuh | Mexiko-Stadt

  • Für europäische Start-ups ist Mexiko ein spannender Markt

    Germany Trade & Invest (GTAI) sprach mit zwei jungen Unternehmen aus Europa, die den mexikanischen Markt erschließen.

    Die deutsche Mobilitätsplattform Flix gründete 2024 in Mexiko eine Niederlassung und will noch im 2. Halbjahr 2025 den Busverkehr starten. "Mexiko ist einer der größten Busmärkte weltweit, aber weist enorm hohe Preise auf. Das liegt an der Tatsache, dass sich nur vier Unternehmen quasi den gesamten Markt aufteilen", erklärt Carlos Magaña, Geschäftsführer von Flix Mexiko, im Gespräch mit GTAI. "Wir können die derzeitigen Preise um mindestens ein Drittel unterbieten", schätzt der Manager.

    Flix will Mexiko als Lateinamerika-Hub nutzen

    Das herrschende Oligopol werde seine Marktstellung jedoch kaum freiwillig aufgeben, sagt Magaña. Flix stellt sich daher auf einen harten Kampf in Mexiko ein. Unter anderem muss das Unternehmen eigene Busterminals aufbauen. Bislang erhielt Flix keine Erlaubnis zur Nutzung bestehender Terminals. Da Flix 2021 den US-amerikanischen Busbetreiber Greyhound Lines übernommen hatte, der auch im Norden Mexikos Busterminals und Strecken betreibt, werde man sich zunächst auf Nordmexiko konzentrieren, erläutert Carlos Magaña.

    Mexiko ist der sechste Markt, den Flix außerhalb Europas erschließen möchte. In den vergangen Jahren expandierte das noch junge Unternehmen nach Indien, in die USA, Kanada, Chile und Brasilien. "Wir wollen dieses Jahr von aktuell 20 Mitarbeitern auf 100 Angestellte in Mexiko wachsen. Mittelfristig soll Mexiko als unser Hub für Lateinamerika dienen", berichtet Geschäftsführer Magaña.

    Rasantes Wachstum bei Tapni

    Der österreichische Anbieter von digitalen Visitenkarten Tapni hat in Mexiko seit der Markteinführung im Jahr 2022 ein "exponentielles Umsatzwachstum" erlebt, so Natalia Garay Beltrán, General Director von Tapni México. Dank geringer Konkurrenz und weniger striktem Datenschutz konnte sich Tapni schnell zum Marktführer entwickeln, sagt die Managerin gegenüber GTAI. Derzeit sei man ein Team von vier Personen und fokussiere sich auf die Wirtschaftsmetropolen Mexiko-Stadt, Monterrey und Guadalajara. "In kaum einem anderen Markt hatte Tapni ein so schnelles Wachstum wie in Mexiko", berichtet Garay Beltrán stolz.

    Von Edwin Schuh | Mexiko-Stadt

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