Importe dominieren den italienischen Pharmaabsatz. Deutschland ist führender Pharmalieferant.
Alle großen internationalen Pharmakonzerne sind auf dem italienischen Markt präsent. Im 2. Halbjahr 2024 haben Unternehmen neue Großinvestitionen angekündigt. Der US-Hersteller Johnson & Johnson wird bis 2029 etwa 580 Millionen Euro für seine italienische Produktion und Forschung aufwenden. Der zweitgrößte italienische Pharmahersteller Chiesi farmaceutici setzt auf die Entwicklung und Produktion von Biopharmaka und steckt bis 2030 circa 400 Millionen Euro in ein Biotech-Kompetenzzentrum in Parma. Großprojekte realisieren unter anderem auch Merck, Novartis und Takeda.
90
Prozent
des italienischen Pharmamarktes wurden 2023 durch Importe gedeckt.
Das Analyseinstitut Fitch Solutions erwartet, dass der Umsatz mit verschreibungspflichtigen Medikamenten in Italien in den Jahren 2024 bis 2028 um insgesamt 11,9 Prozent auf 37,5 Milliarden Euro steigt. Das Wachstum beruht insbesondere auf dem Markt für Generika, der im selben Zeitraum um 20 Prozent auf 27,7 Milliarden Euro zulegt. Der Grund sind Budgetrestriktionen im öffentlichen Sektor. Der Etat des Nationalen Gesundheitsdienstes SSN (Servizio Sanitare Nazionale) soll 2025 nur um 1,8 Prozent und bis 2027 um weitere 3,5 Prozent steigen. Der steuerfinanzierte SSN versorgt alle Menschen in Italien mit Gesundheitsleistungen. Für die Implementierung sind die jeweiligen Gebietskörperschaften zuständig.
Das Analyseinstitut Fitch Solutions beziffert das italienische Marktvolumen für Arzneien mit Patentschutz 2023 auf 10,5 Milliarden Euro und erwartet bis 2028 nur einen Anstieg auf 10,8 Milliarden Euro. Wachstum zeigt dagegen der Generikamarkt, der im selben Zeitraum um 20 Prozent auf 27,7 Milliarden Euro zulegen soll. Der Grund sind Budgetrestriktionen im öffentlichen Sektor. Der Etat des Nationalen Gesundheitsdienstes SSN (Servizio Sanitare Nazionale) soll 2025 nur um 1,8 Prozent und bis 2027 um weitere 3,5 Prozent steigen. Der steuerfinanzierte SSN versorgt alle Menschen in Italien mit Gesundheitsleistungen. Für die Implementierung sind die jeweiligen Gebietskörperschaften zuständig.
E-Health lässt Onlineapotheken besonders stark wachsen
Sehr dynamisch entwickelt sich der E-Pharmacy-Umsatz in Italien. Im Jahr 2023 gab es laut dem Analyseinstitut Iqvia einen Anstieg um 20 Prozent und im 1. Quartal 2024 um 19 Prozent, jeweils gegenüber dem gleichen Vorjahreszeitraum. Mit weiterhin hohem Wachstum ist zu rechnen, da die für das Onlinegeschäft grundlegenden elektronisch ausgestellten Rezepte seit Anfang 2025 in Italien verpflichtend sind. In Europa war Italien 2023 mit einem Onlineapothekenumsatz von 500 Millionen Euro der viertgrößte Markt, so eine Studie von Smile Insights+. Die führenden italienischen Portale hierfür sind farmaè, Redcare, Farmacia Loreto und FarmaSave+.
Laut Fachverband Farmindustria entfielen 2023 insgesamt 35,6 Prozent des italienischen Pharmaumsatzes auf rezeptpflichtige Medikamente im Apothekenhandel. Over-the-Counter-Medikamente (OTC) hatten einen Marktanteil von 23,1 Prozent. Hierzu zählen auch viele Präparate, die zwar rezeptfrei, in Italien jedoch der ausdrücklichen Zustimmung von Apothekern bedürfen, wie beispielsweise Paracetamol. Verabreichungen in Krankenhäusern und sonstigen Einrichtungen des öffentlichen Gesundheitsdienstes SSN machten 41,3 Prozent aus.
Italien verfügt über den drittgrößten Markt für Arzneimittel innerhalb Europas und bietet deutschen Pharmaunternehmen einen verlässlichen und beständigen Absatzmarkt.
Farmindustria zufolge hatte Italien 2023 einen Anteil von 2,6 Prozent am weltweiten Pharmamarkt. Damit lag das Land auf Rang sieben nach den USA, der Volksrepublik China, Japan, Deutschland, Frankreich und dem Vereinigten Königreich.
Italiens Pharmamarkt hat hohe Importquote
Der italienische Markt eröffnet deutschen Pharmaherstellern viele Geschäftschancen, denn 2023 waren sie mit einem Importanteil von 19,5 Prozent führender Lieferant. Es folgten Belgien und die USA mit Quoten von 16,7 Prozent beziehungsweise 11,3 Prozent. Importe haben 2023 etwa 90 Prozent des italienischen Pharmamarktes gedeckt. Der Grund ist, dass die italienische Branchenproduktion 2023 laut Farmindustria zu 94 Prozent in den Export ging. Dank der bedeutenden Herstellung gibt es in Italien nicht nur einen steigenden Bedarf an Fertigarzneien, sondern auch pharmazeutischen Grundstoffen.
Preiserhöhungen decken stark gestiegene Produktionskosten nicht
Die Verkaufspreise für Arzneimittel sind in Italien zwischen 2018 und 2023 im Jahresmittel um 3 Prozent gestiegen, so Farmindustria. Die Produktions- einschließlich der Energiekosten, sind jedoch von 2021 bis 2023 um 30 Prozent in die Höhe geschnellt. Dies stellt viele Pharmalieferanten vor Probleme, denn langfristige Lieferverträge lassen nicht zu, diese höheren Herstellungskosten an die Endabnehmer weiterzugeben.
Vor diesem Hintergrund fordert der Verband die Rücknahme der Anfang 2025 eingeführten Regelung, dass 0,65 Prozent des Verkaufspreises von Medikamenten automatisch den Großhändlern zugutekommen. Laut Farmindustria lagen die Arzneimittelausgaben pro Kopf in Italien im Mittel der Jahre 2018 bis 2023 um 20 Prozent unter dem Schnitt der Schweiz sowie der übrigen nord-, west- und südeuropäischen Länder, die bereits vor 2004 Mitglied der Europäischen Union (EU) waren.
Alterung der Gesellschaft erhöht Pharmabedarf langfristig
Im Jahr 2029 werden 15,6 Millionen Menschen in Italien leben, die mindestens 65 Jahre alt sind. Das sind 1,2 Millionen mehr ältere Einwohner als 2024. Dies erwartet das europäische Statistikamt Eurostat, das bis 2034 sogar eine Zunahme um 2,8 Millionen ältere Personen prognostiziert. Diese demografische Entwicklung lässt den Bedarf an Pharmaka und anderen Gesundheitsleistungen kontinuierlich steigen.
Steigende Absatzchancen ergeben sich dadurch insbesondere für OTC- und Pflegeprodukte, die auf die sogenannte Silver Generation zugeschnitten sind. Italienische Ruheständler sind im internationalen Vergleich kaufkräftig. Laut der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) standen ihnen 2022 zwischen 78 Prozent und 88 Prozent ihres letzten Verdienstes im Arbeitsleben zur Verfügung. In Deutschland schwankte das Niveau von 43 Prozent bis 73 Prozent und im OECD-Mittel von 52 Prozent bis 78 Prozent. Die OECD umfasst die 31 höchstentwickelten Volkswirtschaften der Welt.
Von Torsten Pauly
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Mailand