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Branche kompakt | Italien | Medizintechnik

Digital Health

Italien baut die digitale Vernetzung des Gesundheitssystems mit mehreren Programmen aus. Bei der Nutzung der elektronischen Patientenakte gibt es regionale Unterschiede.

Von Torsten Pauly | Mailand

Der Kauf von Medizintechnik mit digitaler Vernetzung ist im Rahmen des Förderprogramms Bonus beni strumentali 4.0 steuerlich mit 15 Prozent der Anschaffungskosten absetzbar. Diese Quote sinkt 2025 auf 10 Prozent. Der anrechenbare Höchstpreis beträgt eine Million Euro.

Investitionen in die digitale Vernetzung

Bis 2026 investiert der Staat 501 Millionen Euro in das Programm „Vernetzte Gesundheit“ (Sanità connessa). Etwa 4.700 Einrichtungen sollen dadurch Zugang zum Breitbandnetz von 1 Gbps bis 10 Gbps erhalten.

Auch die EU-Aufbau- und Resilienzfazilität stellt bis 2027 etwa 2,9 Milliarden Euro für die Digitalisierung des Gesundheitswesens zur Verfügung. Hiervon waren im ersten Quartal 2024 bereits 1,4 Milliarden Euro für Projekte vergeben. Durch die Mittel sollen 280 Krankhäuser bis Ende 2025 eine zeitgemäße Digitalisierung erhalten. Bis Ende 2026 sollen zudem 500 Notaufnahmen und 5.900 Betten, darunter 2.700 auf Intensivstationen, mit modernsten digitalen Geräten ausgestattet werden. Die digitale Gesundheitsinfrastruktur werden 600 landesweit verteilte operative Zentralen (Centrali operative territoriali) koordinieren und steuern. Hierfür stellt die EU-Fazilität 280 Millionen Euro bereit. 

Nicht zuletzt zwingt der Fachkräftemangel zu digitalen Effizienzsteigerungen. Laut Gesundheitsministerium waren in Italien im 1. Quartal 2024 etwa 4.500 Arzt- und 10.000 Pflegestellen unbesetzt. Der Personalmangel ist in südlichen Zentren wie Reggio Calabria, Genua, Messina, Neapel und Bari aufgrund einer Binnenmigration in den Norden besonders ausgeprägt. Um Abhilfe zu schaffen, bemüht sich Italien um südamerikanische Fachkräfte.

Elektronische Patientenakte ist verbreitet

Die elektronische Patientenakte (Fascicolo sanitario elettronico) implementieren die 21 Regionen und Autonomen Provinzen. Im ganzen Land ist es 2024 möglich, darüber Arzneien und Überweisungen zu Fachärzten zu verschreiben und Labor- und andere Untersuchungsergebnisse zu erhalten. Vorsorgemaßnahmen, Impf- und andere Fachleistungen sind noch nicht überall mit der elektronischen Patientenakte möglich.

Insgesamt ist die Akzeptanz innerhalb der Bevölkerung hoch. Im Jahr 2023 waren 34 Prozent der von Deloitte befragten Menschen in Italien mit der Nutzung der elektronischen Patientenakte sehr zufrieden und weitere 56 Prozent zufrieden. Die Hälfte der Patienten nutzt diese, um online Termine zu vereinbaren. Insgesamt hatten 44 Prozent der Antwortenden in den letzten zwölf Monaten mit der elektronischen Patientenakte zu tun.

Allerdings ist die Nutzung regional noch sehr unterschiedlich. Im 1. Quartal 2024 haben über 85 Prozent der Patienten in der Emilia Romagna, in Friaul-Julisch Venetien und Venetien ihre Zustimmung zum Gebrauch der elektronischen Patientenakte gegeben und in der Autonomen Provinz Trient, der Lombardei, dem Aostatal und in Apulien waren es über 60 Prozent. Unter 10 Prozent betrug die Quote dagegen in den Marken, Ligurien, Latium, Basilikata, den Abruzzen, Kalabrien und Kampanien.

Mailand ist ein Entwicklungszentrum

Laut dem Medizintechnikverband Confindustria Dispositivi Medici entwickeln 60 Start-ups oder hochinnovative kleine und mittlere Unternehmen in Italien digitale Lösungen. Die Polytechnische Hochschule Mailand betreibt eine Joint Research Platform Healthcare Infrastructures. Diese entwickelt unter anderem Sensoren für die Telemedizin, Apps zur Datenanalyse und Lösungen für ein nachhaltiges, smartes Krankenhaus. In der Region Apulien baut die Polytechnische Hochschule Mailand zudem eine Akademie für Telemedizin auf. Die Mailänder Klinik San Raffaele nutzt die Daten von 100.000 Patienten unter anderem für Systeme zur Heimbetreuung und um Narkosen vor Operationen virtuell zu optimieren.

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