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Italien baut Wasserstofftrassen und Elektrolyseanlagen

Der Korridor A der European Hydrogen Backbone Initiative wird Wasserstoff von Nordafrika nach Deutschland leiten. Vor allem in Süd- und Mittelitalien entstehen Wasserstoffanlagen.

Von Torsten Pauly | Mailand

Europa strebt eine grünere Energieversorgung an. Wasserstoff spielt dabei eine entscheidende Rolle. Ein neues europäisches Pipelinenetz soll die Produktions- und Verbrauchszentren verbinden. Die European Hydrogen Backbone Initiative (EHB), ein Zusammenschluss europäischer Energieinfrastrukturbetreiber, schlägt fünf Wasserstoffkorridore ("A" bis "E") für ein europaweites Netz vor.

Korridor A erstreckt sich über Südeuropa. Aus Sizilien und der Apenninhalbinsel soll ab 2030 von Mazzara del Vallo bis Würmlach Wasserstoff an die österreichische Grenze transportiert werden. In Mazzara del Vallo wird es Anschluss an eine Unterseepipelineleitung aus Tunesien geben.

Gaspipelines werden zu Wasserstofftrassen

Durch Österreich führt die Pipeline unter dem Namen SoutH2 weiter nach Bayern. In Österreich wird es einen Abzweig geben, der als SunsHYne-Route über die Slowakei und Tschechien nach Bayern führt. Die Pipelines firmieren in Italien daher sowohl als SoutH2- als auch als SunsHyne-Projekt. Sie sind Teil des deutsch-italienischen Aktionsplans, den beide Regierungen 2023 verabschiedet haben. Nur auf 15 Prozent der Strecke müssen neue Leitungen gebaut werden, der Rest wird aus umgewidmeten Gasleitungen bestehen. Alle italienischen Abschnitte realisiert der Netzbetreiber SNAM. 

Europäische Förderlabel für italienische Wasserstoffprojekte

Dem Korridor A hat die Europäische Kommission den Förderstatus eines Project of Common Interest (PCI) und eines Project of Mutual Interest (PMI) erteilt. Weitere italienische PCI/PMI-Vorhaben sind ELMED und Wasserstoffleitungen nach Sardinien und Korsika mit dem Projekttitel SACOI 3.

Bis 2035 sollen Italiens und Sloweniens Wasserstoffnetz bei Triest eine Verbindung erhalten. In Friaul entwickelt sich auch das italienisch-slowenisch-kroatische Wasserstoffcluster North Adriatic Hydrogen Valley (NAHV). Bis 2040 ist zudem eine Wasserstoffleitung über den Griespass in die Schweiz geplant. Darüber hinaus bestehen langfristige Pläne für zwei Unterwasserpipelines von der Toskana nach Barcelona und von Apulien nach Albanien. Keine der drei Projekte konnte sich bislang für einen Förderstatus der EU qualifizieren.

Auch auf regionaler Ebene gibt es in Italien Pläne zur Umwandlung von Gas- in Wasserstoffleitungen. In Piemont rüstet Italgas Reti einen Teil des Übertragungsnetzes auf Wasserstoff und Biomethanol um. In der Emilia Romagna startet der Versorger Hera ein Pilotprojekt, das die Gasbelieferung von Haushalten in der Kommune Castelfranco Emilia auf Wasserstoff umstellt.

Erste große Elektrolyseanlagen gehen 2026 in Betrieb

In Brindisi, Taranto und Cerignola wollen die Unternehmen Edison und Saipem Elektrolyseanlagen mit einer Gesamtkapazität von 220 Megawatt errichten. Den Strom wird Solarenergie liefern. Das Projekt hat den Titel Puglia Green Hydrogen Valley.

In Belpasso entwickelt die Eneron-Gruppe bis 2026 eine Elektrolyseanlage. Diese soll 850.000 Tonnen grünen Wasserstoff im Jahr erzeugen. Ebenfalls 2026 in Betrieb gehen soll die fotovoltaikgespeiste IdrogeMO-Anlage in Modena. Diese planen die Investoren Hera und SNAM.

In Forsinione wollen der französische Konzern Engie und das italienische Gasunternehmen SGI bis 2026 eine Produktion von grünem Wasserstoff aufbauen. Das Helios genannte Vorhaben soll mit einer Jahresproduktion von 400.000 Tonnen das größte in Mittelitalien werden.

Eine Wasserstoffelektrolyse mit Windenergie wollen die beiden Privatinvestoren Aquaterra Energy und Seawind Ocean Technology realisieren. Diese soll an einen neuen Offshore-Windpark mit einer Leistung von 3,2 Gigawatt gekoppelt sein. Das Projekt HyMed soll 2027 in Betrieb gehen.

Die italienische Regierung strebt 2020 in einem Entwurf zu einer nationalen Wasserstoffstrategie bis 2030 einen Kapazitätsaufbau von 5 Gigawatt an Elektrolyseanlagen an. Branchenkenner bezweifeln jedoch, ob sich dieses ehrgeizige Ziel in vollem Umfang realisieren lässt.

Grüner Wasserstoff aus Abfall

Der zum NextChem-Konzern gehörende italienische Anlagenbauer Maire Tecnimont entwickelt eine Technologie, die Müll in Biomethanol umwandelt, welches wiederum zur Wasserstoffelektrolyse dient. Derzeit entstehen in Italien drei derartige Projekte. Eines realisiert Maire Tecnimont mit dem italienischen Energiekonzern Eni in Gela. Dort sollen ab 2026 jährlich 200.000 Tonnen Abfall zu 94.000 Tonnen Biomethanol und dann zu 2.500 Tonnen Wasserstoff werden.

Eine weitere Anlage von Maire Tecnimont in Genua ist ebenfalls auf 200.000 Tonnen Abfall und Inbetriebnahme 2026 ausgelegt. Das Investitionsvolumen beträgt 300 Millionen Euro. Die dritte Waste-to-hydrogen-Anlage will Maire Tecnimont mit der französischen Suez-Gruppe in Empoli bauen. Dieses Projekt befindet sich jedoch noch im Stadium einer Machbarkeitsstudie.

EU-Gelder unterstützen Technologieentwicklung

Italienische Hersteller von Wasserstofftechnik erhalten auch EU-Förderungen im Rahmen des IPCEI-Programms (Important Project of Common European Interest). Italienische Unternehmen profitieren dabei zum einen vom IPCEI-Projekt Hy2Use. Dieses fördert industrielle Elektrolyseanlagen und Transporttechnologien mit 5,2 Milliarden Euro.

Begünstigte italienische Hy2Use-Anbieter sind NextChem, der Ingenieurdienstleister Rina-CSM, das Joint Venture South Italy Green Hydrogen der Energiekonzerne Eni und Enel sowie das Projekt SardHy Green Hydrogen, das Enel und Saras realisieren. Am Programm Hy2Use nehmen außer Italien zwölf weitere EU-Länder teil.

Italien ist mit 14 anderen EU-Staaten auch am IPCEI-Programm Hy2Tech beteiligt. Dieses stellt 5,4 Milliarden Euro für Forschung und Entwicklungen in der gesamten Wertschöpfungskette von Wasserstoff zur Verfügung. Vom Hy2Tech-Programm profitieren sechs italienische Unternehmen: die Energiekonzerne Enel und Ansaldo, der Schiffbauer Fincantieri, der Nfz-Bauer Iveco, der Chemie- und Umwelttechnikhersteller De Nora und die italienische Niederlassung des französischen Technologiekonzerns Alstom.

Die italienische Wasserstoffindustrie erhält zudem 3,6 Milliarden Euro aus der EU-Aufbau- und Resilienzfazilität. Davon stehen 2 Milliarden Euro für Projekte in besonders energieintensiven Hard-to-abate-Industrien zur Verfügung. Weitere 500 Millionen Euro können für Vorhaben in anderen Industrieanlagen genutzt werden. Für Wasserstoffantriebe im Verkehr stehen 530 Millionen Euro bereit.

Die italienischen Branchenunternehmen sind im Wasserstoffverband H2it zusammengeschlossen.

Regionale Cluster für Wasserstoff- und andere nachhaltige Energietechnologien gibt es außer in Friaul auch in den Städten Bari und Brindisi, in Bologna und in der Region Basilicata.

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