Viele kleine Höfe schließen sich in Genossenschaften zusammen. Eine hohe Qualität erfordert die Agrarerzeugung für Lebensmittelmarken mit regionaler Herkunftsbezeichnung.
In Italien gab es 2020 laut neuesten verfügbaren Zahlen 1,1 Millionen Agrarproduzenten, mehr als in jedem anderen EU-Land. Darunter befanden sich 713.000 landwirtschaftliche Erzeuger im Nebenerwerb, deren Fläche geringer als 5 Hektar war. Daher war auch die durchschnittliche Hofgröße 2020 in Italien mit 11 Hektar kleiner als im EU-Schnitt von 17 Hektar und bedeutend geringer als in Deutschland mit 63 Hektar.
Etwa 720.000 kleinere Erzeuger haben sich zur Be- und Verarbeitung sowie Vermarktung ihrer Erträge in 5.100 Agrargenossenschaften zusammengeschlossen. Dennoch dominieren große Agrarproduzenten die landwirtschaftliche Erzeugung. Auf Höfe mit mindestens 100 Hektar entfielen 2020 etwa 27,1 Prozent der italienischen Agrarfläche, Betriebe mit 30 Hektar bis 99 Hektar hielten weitere 31,3 Prozent.
Auch mit den vielen kleinen Erzeugern ist der italienische Agrarsektor produktiv. Seine 2024 erwirtschaftete Bruttowertschöpfung war mit 42,4 Milliarden Euro höher als in jedem anderen EU-Land. Von der italienischen landwirtschaftlichen Erzeugung entfielen im selben Jahr 59,9 Prozent auf die Kultivierung von Pflanzen, 31,2 Prozent auf die Tierhaltung und 8,9 Prozent auf Dienstleistungen für den Agrarsektor.
Über die Hälfte der Agrarfläche konzentrierte sich 2020 in sechs der 21 italienischen Regionen und Autonomen Provinzen. Die größte Bedeutung haben Sizilien und das süditalienische Apulien mit Anteilen von 11 Prozent beziehungsweise 10,6 Prozent, gefolgt von Sardinien mit 9,7 Prozent. In Norditalien haben drei Regionen im Einzugsgebiet des Po große Bedeutung: Dort entfielen auf die Emilia-Romagna 8,7 Prozent, auf die Lombardei 8,1 Prozent und auf Piemont 7,6 Prozent der Agrarfläche.
Einhaltung hoher Produktionsstandards ist für Landwirte lukrativ
Hohes Renommee genießen die 891 an hohe Produktionsstandards geknüpften regionalen Ursprungsbezeichnungen. Solche existieren für Weinlagen, Käse und andere Molkereiprodukte, Aufschnitt sowie Obst- und Gemüseerzeugnisse. Dabei erzielen etwa Milchlieferanten für Parmesankäse Preise, die 40 Prozent über dem Marktdurchschnitt liegen. Im Jahr 2022 hatten 81.400 italienische Erzeuger Zertifizierungen für regionale Qualitätswaren, das waren 8,3 Prozent mehr als zehn Jahre zuvor. Deren Produktion hat sich 2023 auf 20 Milliarden Euro summiert, davon wurden 57,1 Prozent im Ausland abgesetzt.
Für den höchsten Standard bürgt dabei das Ursprungsetikett DOCG (Denominazione di Origine Controllata e Garantita), gefolgt von den Labeln DOC (Denominazione di Origine Controllata), DOP (Denominazione di Origine Protetta) IGP (Indicazione Geografica Protetta) und IGT (Indicazione Geografica Tipica). Auch einige ausländische Produkte, etwa irisches Rindfleisch aus Weidehaltung, vermarkten sich in Italien mit IGP-Label.
Italienische Konsumenten achten auf Qualität und lassen sich diese auch etwas kosten. Die Pro-Kopf-Ausgaben für Nahrungsmittel und Getränke summierten sich 2023 in Italien auf 3.090 Euro, was 12,8 Prozent mehr als in Deutschland und 19,8 Prozent mehr als im EU-Durchschnitt war.
Mögliche Zollanstiege bereiten Landwirten Sorge
Deutschland ist der wichtigste Auslandsmarkt, der 2024 etwa 16 Prozent aller aus Italien exportierten Nahrungsmittel und Getränke der SITC-Positionen 0 und 11 abnahm. Es folgten Frankreich und die USA mit Anteilen von 11,2 Prozent sowie 11,1 Prozent. In den USA zur Diskussion stehende Zoll- und Akziseerhöhungen auf Agrarimporte sowie auf eingeführte alkoholhaltige Getränke verfolgen italienische Landwirte daher mit Sorge.
Auch bei italienischer Landwirtschaftstechnik der SITC-Positionen 721 und 722 waren die USA 2024 mit einem Exportanteil von 12,4 Prozent der zweitwichtigste Auslandsmarkt, nach Frankreich mit einer Rate von 12,6 Prozent und vor Deutschland mit einer Quote von 9,4 Prozent.
Positiv sehen viele Agrarerzeuger dagegen die Konkretisierung eines EU-Freihandelsabkommens mit dem südamerikanischen Wirtschaftsraum Mercosur. Dieses soll den Agrarhandel mit den Mitgliedstaaten Argentinien, Brasilien, Paraguay und Uruguay vereinfachen und durch Zollwegfall verbilligen, wodurch sich italienische Agrarverbände höhere Ausfuhren erhoffen.
Insgesamt erwirtschaftet Italien mit Agrarerzeugnissen und Getränken der SITC-Positionen 0 und 11 Exportüberschüsse, die sich 2024 auf 6,5 Milliarden Euro summiert haben. Das höchste Ausfuhrplus gab es bei Wein mit 7,8 Milliarden Euro, gefolgt von Pasta, Saucen und anderen verarbeiteten Agrarprodukten mit 4,3 Milliarden Euro sowie von Obst und Gemüse mit 2,8 Milliarden Euro.
Eckdaten zur Landwirtschaft in ItalienKennziffer | 2024 |
---|
Einwohner (Mio.) | 59,0 |
Ackerfläche (in Mio. ha) *) | 12,0 |
Anteil des Primärsektors an der Entstehung des BIP (in %) | 2,0 |
Exporte Agrargüter in Mrd. Euro (SITC 0) | 47,8 |
* Angabe für 2020.Quelle: ISTAT 2025
Die Erzeugung von Vorleistungen und Ausrüstungen für den Agrarsektor unterliegt klimabedingten Schwankungen und ist 2023 um 3,8 Prozent auf 23,3 Milliarden Euro gesunken. Noch 2022 hatte es ein Wachstum um 17,3 Prozent gegeben.
Produktion ausgewählter Erzeugnisse für die Agrarwirtschaft in Italienin Millionen Euro; Veränderung und Marktanteil in ProzentSparte | 2024 | Veränderung 2024/2023 | Marktanteil *) |
---|
Futtermittel | 9.777 | -14,9 | 49,4 |
Landmaschinen, -geräte, -fahrzeuge | 6.858 *) | -0,3 | 29,5 |
Saat- und Pflanzgut | 2.192 | 5,9 | 8,9 |
Dünge- und Bodenverbesserungsmittel | 1.616 | -5,4 | 7,3 |
Pflanzenbehandlungs- und Schädlingsbekämpfungsmittel | 1.135 | -0,5 | 4,9 |
* Angabe für 2023.Quelle: Eurostat 2025
Förderungen für Start-ups in der Landwirtschaft
Neue Agrartechnologien entwickeln auch Start-ups, für die es Förderungen gibt. Programme betreiben unter anderem der Verband der Agrarunternehmer Colderetti und das Finanzierungsinstitut ISMEA. Für Startups, die als Agrargenossenschaften konzipiert sind, gibt es das Programm Coopstartup.
Agrartechnologiecluster in verschiedenen Regionen gehören dem Verbund CLAN (Cluster Agrifood Nazionale) an. CLAN setzt sich vier Schwerpunkte: nachhaltige Bewirtschaftung, qualitative Verbesserungen der Erträge, gesunde Produkte sowie Smart Farming, das in allen anderen drei Prioritäten Anwendung findet.
Auch der italienische Forschungsverbund CNR (Consiglio Nazionale delle Ricerche) betreibt neun Institute, die sich mit Agrar- und Ernährungswissenschaft, Pflanzenschutz und Bioressourcen beschäftigen.
Wichtige Agrarbetriebe in Italien Auswahl; Umsatz in Millionen EuroUnternehmen | Sparte | Umsatz 2023 |
---|
Gruppo Veronesi (AIA, Negroni und Veronesi) | Fleischwaren, Futtermittel | 4.035 |
Agricola Tre Valli Coop | Fleischwaren | 2.913 |
Granlatte Coop (Granarolo) | Milch | 1.663 |
Cereal Docks International S.p.A. | Getreide | 1.584 |
AVI COOP | Geflügel | 827 |
Consorzio Casalasco | Tomatenerzeugnisse | 631 |
VOG Consorzio | Äpfel | 525 |
Azienda agricola Fileni | Geflügel, Biofleischwaren | 495 |
Progeo Coop | Getreide | 421 |
Alcar Uno | Schweinefleisch | 364 |
Quelle: Unternehmensangaben 2025, Mediobanca 2024
Von Torsten Pauly
|
Mailand