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Branche kompakt | Italien | Energiewirtschaft

Markttrends

Italiens Energiesektor eröffnet deutschen Ausrüstern in den nächsten Jahren sehr gute Lieferchancen. Dies gilt vor allem für Solar- und Windenergie, Wasserstoff und Leitungsnetze.

Von Torsten Pauly | Mailand

Die italienische Energiewirtschaft hat 2021 etwa 8,7 Milliarden Euro investiert, davon 7,8 Milliarden Euro in Anlagen und Maschinen. Der Sektor wird diese Summe noch steigern müssen, wenn er die Ziele für die erneuerbare Energienutzung bis 2030 erreichen will.

73 Gigawatt

Leistung will Italien mit erneuerbaren Energieanlagen von 2022 bis 2030 aufbauen. 

Große Offshore-Windparks in Süditalien geplant

Italien hat 2022 etwa 20.350 Terawattstunden Strom aus Windkraft erzeugt und lag damit in der EU hinter Deutschland, Spanien, Frankreich und Schweden und den Niederlanden an sechster Stelle, so das Analyseinstitut EurObserv’ER. Eine Leistung von 198 Kilowatt pro tausend Einwohner entsprach in der EU nur Rang 18. Es laufen jedoch Planungen für große Offshore-Windparks. Lassen sich diese zügig realisieren, so wird Italien seine im Nationalen Klima- und Energieplan für 2030 gesteckten Ziele übertreffen können.

 

Projekte der erneuerbaren Energien in ItalienLeistung in Megawatt, Investitionsvolumen in Millionen Euro

Projektbezeichnung 

Leistung 

Unternehmen 

Status

Investitionsvolumen

7 Offshore-Windparks Hexicon     7.100Hexicon   Genehmigung für 6 Offshoreparks bereits erteilt k.A.
Offshore-Windpark HyMed              3.200Aquaterra Energy, Seawind Ocean Technology Genehmigungsprozess k.A. 
Offshore-Windpark MedWind           2.800RenexiaGenehmigungsprozess  30.000
Offshore-Windpark Messapia            1.314 Messapia Floating Wind Srl Genehmigungsprozess  k.A.
Offshore-Windpark Krimisa         1.116  Eni Plenitude, Simply Blue GroupGenehmigungsprozessk.A.
Offshore-Windpark Mazara del Vallo       1.110    Mazar Wind SrlGenehmigung erteilt k.A.
Offshore-Windpark Molise             1.050Maverick SrlGenehmigung erteilt2.100
Quelle: Recherchen von Germany Trade & Invest 2024

Fotovoltaikparks entstehen zu Lande und zu Wasser

Fotovoltaikanlagen haben 2022 in Italien 28.100 Terawattstunden Strom erzeugt. Damit lag das Land laut EurObserv’ER in der EU nach Deutschland und Spanien auf Rang drei. Ende 2022 betrug die installierte Kapazität 425 Kilowatt je tausend Einwohner. Damit lag Italien EU-weit an achter Stelle.

Das Energieministerium listet auf seiner Projekthomepage im März 2024 etwa 1.300 Vorhaben, deren Kapazität sich meist im zwei- und dreistelligen Megawattbereich befindet. Es engagieren sich auch ausländische Investoren. Unter anderem plant die deutsch-österreichische CCE Holding GmbH Solarparks mit einer Gesamtkapazität von 173 Megawatt in Latium. Die Canadian Solar Inc. projektiert Fotovoltaikparks im Umfang von bis zu 350 Megawatt. In den Abruzzen realisiert die norwegische Fred Olsen Renewables eine schwimmende PV-Anlage mit 20 Megawatt Leistung.

Großanlagen für grünen Wasserstoff nehmen 2026 Betrieb auf

Die Offshore-Windparks HyMed und Molise wollen Strom teilweise auch zur Wasserstoffproduktion nutzen. Ein großes fotovoltaikbetriebenes Elektrolyseprojekt ist das Puglia Green Hydrogen Valley, das in Brindisi, Tarent und Cerignola jährlich drei Millionen Tonnen Wasserstoff erzeugen wird. Investoren sind Edison und Saipem. In Belpasso auf Sizilien entwickelt die Eneron-Gruppe eine Elektrolyseanlage, die jährlich 850.000 Tonnen grünen Wasserstoff produzieren kann.

Eine Jahreskapazität von 400.000 Tonnen hat das Vorhaben Helios. Dieses realisieren die Unternehmen Engie und SGI in Forsione in Latium. Ebenfalls 400.000 Tonnen grünen Wasserstoff soll das Projekt IdrogeMO in Modena in der Emilia Romagna erzeugen. Die Investoren sind Hera und Snam.

Drei Elektrolyseanlagen, die aus Abfall Biomethanol und daraus Wasserstoff erzeugen, entwickelt der italienische Anlagenbauer Maire Tecnimont. Partner sind Eni im sizilianischen Gela, Iren in Genua und Suez im toskanischen Empoli. Marie Tecnimont gehört zum NextChem-Konzern, der sich auf nachhaltige Energie- und Chemieproduktion spezialisiert.

Italiens nationale Wasserstoffstrategie sieht vor, dass es 2030 nachhaltige Elektrolyseanlagen von 5 Gigawatt gibt. Das Investitionsvolumen hierfür beträgt 10 Milliarden Euro. Branchenkenner bezweifeln jedoch, dass sich dieses Ziel in vollem Umfang erreichen lässt.

Projekte zur Kohlendioxidabscheidung laufen

Unter der Adria vor Ravenna entwickeln die Investoren Eni und Snam eines der größten europäischen Vorhaben zur Speicherung von abgeschiedenem Kohlendioxid. Die Lagerstätten bieten Raum für 500 Millionen Tonnen des Treibhausgases. Ab 2026 sollen 4 Millionen Tonnen und ab 2030 etwa 16 Millionen Tonnen pro Jahr unter die Erde verbracht werden. Das Kohlendioxid wird per Pipeline aus norditalienischen Industrieregionen und per Schiff aus Übersee kommen.

Ein weiteres Projekt ist der Energy Dome auf Sardinien. Dieser wird Kohlendioxid verflüssigen und in Tanks speichern, um es bei hohen Strompreisen als Gas mit Turbinen zur Elektrizitätserzeugung einzusetzen. Die neu patentierte Technologie realisieren die Unternehmen Ansaldo Energia und Energy Dome S.p.A., eine für das Projekt gegründete Gesellschaft.

Hohe Investitionen in Leitungsnetze erwartet

Einen starken Ausbau erfährt die Stromübertragung. Der Besitzer der landesweiten Leitungen Terna investiert von 2023 bis 2032 insgesamt 21 Milliarden Euro. Im Fokus steht dabei das Hypergrid-Projekt, das fünf Nord-Süd-Trassen über 2.900 Kilometer sowie Umspannwerke vorsieht. Hierfür stehen 11 Milliarden Euro bereit. Süditalien hat besonders günstige Bedingungen für Fotovoltaik- und Windanlagen. Der Strombedarf ist jedoch in Norditalien wegen der Industrie und Bevölkerungsdichte höher.

Bis 2026 entsteht auch ein 118 Kilometer langes Unterwasserkabel vom sizilianischen Ragusa nach Malta. Dieses Projekt hat den Namen IC2 Interconnector. Zudem wird es eine Unterseeleitung vom sizilianischen Partanna nach Tunesien geben. Dieses Vorhaben kostet 850 Millionen Euro.

Investitioen laufen auch in die Stromverteilung. Unter anderem modernisiert und erweitert der Versorger A2A sein Netz in den lombardischen Agglomerationen Mailand, Brescia und Cremona bis 2027 für 342 Millionen Euro. Das Projekt kofinanziert die Europäische Investitionsbank (EIB).

Der Betreiber des landesweiten Netzes für Gaspipelines Snam wendet von 2023 bis 2027 insgesamt 11,5 Milliarden Euro für seine Infrastruktur auf. Studien laufen für eine Wasserstofftrasse vom sizilianischen Mazzara del Valo bis nach Würmlach an der österreichischen Grenze. Diese wird größtenteils eine bestehende Gaspipeline aus Tunesien umwidmen und auch Deutschland mit nordafrikanischem Wasserstoff versorgen. Sie ist daher Teil des Aktionsplans der deutschen und italienischen Regierung. Darüber hinaus laufen Planungen für Wasserstoffleitungen vom italienischen Festland nach Sardinien und Korsika.

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