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Branchenstruktur
Japans Nahrungsmittel und Getränke verarbeitende Industrie ist wettbewerbsintensiv. Sie wird von Großunternehmen geprägt.
25.07.2024
Von Frank Robaschik | Tokyo
Japans Regierung will die Nahrungsmittelsicherheit stärken. Dazu hat sie im Dezember 2022 das "Food Security Reinforcement Policy Framework" als eine Art Roadmap formuliert. Grundlegend geht es darum, die Importabhängigkeit abzubauen und die Eigenversorgung zu erhöhen. Dazu zählt unter anderem, den eigenen Anbau von Rohmaterialien für den Einsatz in der Nahrungsmittelindustrie zu steigern und verstärkt auf energiesparende Techniken zu setzen.
Bis 2030 soll der Einsatz von chemischen Düngern gegenüber dem Vergleichsjahr 2016 um 20 Prozent sinken. Die Anbauflächen von Weizen sollen laut dem Rahmenwerk bis 2030 um 9 Prozent, die von Sojabohnen um 16 Prozent und die von Futterpflanzen um 32 Prozent gegenüber dem Jahr 2021 steigen.
Nicht zuletzt wird darauf abgezielt, Ausschusswaren und Abfallprodukte, die während der Herstellung anfallen, gegenüber dem Vergleichsjahr 2020 um 2,7 Millionen Tonnen zu verringern.
Der Selbstversorgungsgrad bei Nahrungsmitteln ist in Japan auf Kalorienbasis mit weniger als 40 Prozent relativ gering. Hierfür ist vor allem die geografische Struktur des Landes verantwortlich. Laut "Basic Plan" aus dem Jahr 2020 will die Regierung bis 2025 die Selbstversorgungsrate auf 45 Prozent ausbauen. Vor allem der Einsatz von Smart Farming, also von digitalen Anwendungen, soll die Effizienz der Agrarindustrie erhöhen. Allerdings muss das Land auch dann noch sowohl Rohprodukte zum eigenen Verzehr als auch solche zur Weiterverarbeitung überwiegend importieren.
Sparte | 2024 | Veränderung 2024/2023 |
---|---|---|
Süßwaren | 18.734 | 2,4 |
Molkereiprodukte | 22.442 | 0,8 |
Milch | 5.335 | 2,7 |
Eis | 4.182 | -2,0 |
fermentierte Milch | 6.579 | 0,5 |
Käse | 1.366 | 3,2 |
Gesundheitskost | 13.088 | 7,0 |
Brot | 7.118 | 0,1 |
Fleischverarbeitung | 5.918 | 2,8 |
Würste | 2.959 | 1,5 |
Schinken | 1.885 | 1,9 |
Speck | 1.074 | 0,0 |
Gefrierkost | 5.930 | 4,0 |
Fertiggerichte | 5.143 | 0,9 |
Nudeln | 4.959 | 1,5 |
Großunternehmen prägen das Bild
Die Produktion von Agrarerzeugnissen findet in Japan vorwiegend in kleinen Betrieben statt. Dahingegen sind die verarbeitenden Unternehmen meist groß. Laut Angaben des Ministry of Economy, Trade and Industry gab es im Jahr 2021 in Japan insgesamt 24.654 Nahrungsmittel verarbeitenden Betriebe, darunter 7.654 mit 30 oder mehr Angestellten. Diese stellten den Löwenanteil der Produktion. Der Wettbewerb ist sehr intensiv.
Die umsatzstärksten Akteure in Japan sind die drei Getränkekonzerne Suntory, Asahi und Kirin. Unter den ausländischen Anbietern liegt Coca-Cola in der Spitzengruppe. Der US-Konzern betreibt über ganz Japan verteilt mehrere Getränkeabfüllanlagen. Ansonsten sind internationale Branchengrößen wie Mondelez, Nestlé und Unilever mit ihren Nahrungsmitteln in verschiedenen Produktgruppen stark vertreten.
Segment | Anbieter |
---|---|
Süßwaren, Snacks | Calbee, Lotte, Morinaga, Ezaki Glico, Fujiya |
Gefrierkost | Nissui, Maruha Nichiro, Ajinomoto, JT |
alkoholische Getränke | Suntory, Kirin, Asahi, Sapporo |
alkoholfreie Getränke | Suntory, Coca Cola, Yakult, Otsuka, Ito En |
Fleischverarbeitung | NH Foods, Itoham Foods, Prima Meat Packers, Starzen, S Foods |
Backwaren | Yamazaki Baking, Fuji Baking, Pasco Shikishima, First Baking, Nichiryo Baking |
Molkereiprodukte | Morinaga, Megmilk Snow Brand, Yakult, Meiji Holdings, Koiwai Dairy Products |
Gewürze | Ajinomoto, Kikkoman, Mizkan, Kagome, House Foods |
Deutschlands Lieferanteil bleibt gering
Der japanische Archipel ist stark auf die Einfuhr von Lebensmitteln angewiesen. Die wichtigsten Lieferländer sind die USA, China, Australien, Thailand und Brasilien. Japan ist zudem der fünftgrößte Abnehmer europäischer Agrarausfuhren. An den japanischen Importen von Nahrungsmitteln und Getränken hat Deutschland einen geringen Anteil. Für europäische und deutsche Anbieter von Lebensmitteln und Getränken hat das seit Februar 2019 geltende Freihandelsabkommen zwischen der EU und Japan die Lieferbedingungen verbessert.
Japans Nahrungsmittel- und Getränkeimporte (SITC 01-07, 09, 11) beliefen sich 2023 auf 57 Milliarden US-Dollar (US$). Damit sind sie gegenüber dem hohen Vorjahreswert um 8,5 Prozent wieder etwa auf das Niveau von 2021 gefallen. Die Importe aus Deutschland fielen um 1,5 Prozent. Auch 2023 waren die Einfuhren von Fleisch und Fleischprodukten aus deutschen Betrieben aufgrund der Schweinepest und des Rinderwahnsinns fast vollständig unterbunden. Allerdings gab das Ministry of Agriculture, Forestry and Fisheries Ende 2023 bekannt, dass die Einfuhr von Rindfleisch aus entsprechend zertifizierten deutschen Betrieben wieder möglich ist.
SITC | Produktgruppe | 2022 | 2023 | Deutschland* |
---|---|---|---|---|
01 | Fleisch und Fleischprodukte | 14.663 | 12.997 | 0,4 |
02 | Milch und Milchprodukte, Vogeleier | 1.964 | 2.036 | 101 |
03 | Fische, andere Wassertiere und Zubereitungen | 14.750 | 13.017 | 24 |
04 | Getreide und Getreideprodukte, Teig- und Backwaren | 10.991 | 9.548 | 52 |
05 | Gemüse, Früchte und Zubereitungen | 9.909 | 9.757 | 58 |
06 | Zucker, Zuckerwaren, Honig | 1.208 | 1.351 | 60 |
07 | Kaffee, Tee, Kakao, Gewürze und Waren daraus | 3.684 | 3.398 | 29 |
09 | Verschiedene Lebensmittel und Zubereitungen | 2.120 | 1.936 | 38 |
11 | Getränke | 3.143 | 3.085 | 68 |
Summe | 62.434 | 57.126 | 429 |
Japans Exporte von Nahrungsmitteln und Getränken fielen 2023 um 8 Prozent gegenüber dem Vorjahr auf 7,7 Milliarden US$. Die japanische Regierung will die Ausfuhren des Agrarsektors stärken. Größte Abnehmer der Lebensmittel sind China praktisch gleichauf mit den USA, Hongkong und Taiwan. Die Exporte nach China brachen 2023 im Zuge des Protests Chinas gegen das Ablassen radioaktiven Wassers in den Ozean in Fukushima um 28 Prozent gegenüber dem Vorjahr ein. Noch 2022 war China der größte Käufer japanischer Nahrungsmittel und Getränke.
Distribution ist komplex
Der Zugang zu Japans Lebensmittelmarkt erfolgt über ein vielschichtiges System aus Importeuren, Großhändlern und Handelshäusern sowie Distributionsfirmen. Es ist für ausländische Neulinge nur schwer zu durchschauen. Es gilt, die richtigen Vertriebswege zu erschließen und das Erzeugnis auch letztlich bei den Zwischen- oder Endkunden bekannt zu machen. Hierfür ist ein gut vernetzter Partner wichtig.
Der Absatz importierter Lebensmittel konzentriert sich in Japan auf die drei großen Ballungsräume rund um die Großstädte Tokyo (Kanto-Region), Osaka (Kansai-Region) und Nagoya (Tokai-Region). In diesen Regionen leben etwa zwei Drittel der Bevölkerung. Sie weisen zudem das höchste Einkommensniveau auf.