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Markttrends
Auf Japans Nahrungsmittelmarkt bleiben die produzierten Mengen nahezu gleich. Der Produktionswert in Yen steigt jedoch und Importe dürften wegen des schwachen Yen teurer werden.
25.07.2024
Von Frank Robaschik | Tokyo
Japans Nahrungsmittelmarkt soll 2024 laut den Marktforschern von Statista Market Insight Umsätze von 647 Milliarden US-Dollar (US$) erreichen. Das sind rund 2 Prozent mehr als 2023. Erfasst sind die Ausgaben der privaten Haushalte für Nahrungsmittel ohne deren Ausgaben für die Gastronomie. Das Süßwaren- und Snacksegment hat daran einen Anteil von mehr als einem Drittel. Es folgen Gemüse und Fertiggerichte als große Segmente.
belegt Japan 2024 weltweit bei der Größe des Nahrungsmittelmarktes.
Preise steigen auch 2024
Höhere Kosten bei Rohstoffen, Energie und Logistik führen dazu, dass die Preise für viele Erzeugnisse steigen. Die Teikoku Databank schätzte Ende März 2024, dass von Januar bis Juli 2024 die Preise für mehr als 2.800 Nahrungsmittelprodukte anziehen werden. Sie sollen im Durchschnitt um etwa 19 Prozent steigen und damit 4 Prozentpunkte mehr als im Jahr 2023. Gleichzeitig liegt die Anzahl der erwarteten Preiserhöhungen unter dem Vorjahr. Im Jahr 2023 hatte es mit 32.000 wesentlich mehr Preissteigerungen gegeben.
In der Gastronomie wird es ebenfalls weitere Preiserhöhungen geben. Dies wird den Appetit, auswärts zu Essen, etwas zügeln. Jedoch ist durch die Aufhebung aller Coronamaßnahmen seit Mai 2023 das Bedürfnis nach Außer-Haus-Aktivitäten deutlich gestiegen. Auch die starke Erholung des Tourismus beschert dem Nahrungsmittelgewerbe insgesamt höhere Umsätze.
Süßwaren, Snacks und Käse mit positiven Aussichten
Bei Süßwaren stieg nach Angaben der All Japan Confectionary Association die Produktionsmenge 2023 das dritte Jahr in Folge. Das Plus betrug 1,9 Prozent gegenüber dem Vorjahr, beim Produktionswert in Yen waren es 5,6 Prozent. Von 2018 bis 2023 stiegen auch die japanischen Importe von Süßwaren deutlich, sowohl weltweit als auch aus Deutschland. Weitere Segmente mit wachsenden Einfuhren aus Deutschland sind Nahrungsergänzungsmittel, Kaffee, Bier, Wein, nichtalkoholische Getränke und Malz.
Bei Snacks setzte sich 2023 der Produktionsanstieg der beiden Vorjahre fort. Laut der Japan Snacks and Cereal Foods Association wuchsen die ausgelieferten Mengen der Verbandsmitglieder 2023 um 2,6 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Der Umsatz in Yen stieg um 12,7 Prozent. Bei Zerealien entwickelten sich dagegen Menge und Absatz rückläufig.
Bei nichtalkoholischen Getränken stieg nach Meldungen der japanischen Presse mit Bezug auf den Marktforscher Intage 2023 wie in den beiden Vorjahren erneut der Umsatz mit Geleegetränken in Yen um rund 10 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Der Hersteller Morinaga ist in diesem Segment stark.
Bei Molkereiprodukten erwartet die Japan Dairy Association für das Fiskaljahr 2024 (von April bis März) eine leichte Zunahme der Produktionsmenge um 0,3 Prozent gegenüber dem Vorjahr auf 7,3 Millionen Tonnen. Im Fiskaljahr 2023 war die Produktionsmenge um geschätzte 2,9 Prozent gesunken. Im Fiskaljahr 2024 sollen vor allem verarbeitete Molkereiprodukte zulegen. Seit 2019 ist ein Freihandelsabkommen zwischen Japan und der EU in Kraft. Dank diesem fallen die Einfuhrzölle beispielsweise bei Käse mit Ursprung in der EU weiter. Das kommt auch deutschen Anbietern zugute.
Bei Tiefkühlkost ging laut der Japan Frozen Food Association im Jahr 2023 die Produktionsmenge nach einem Anstieg in der Pandemie wieder zurück. Gleichzeitig stieg angesichts höherer Preise der Umsatz in Yen. Deutliches Wachstum gab es bei gefrorenen Fleischartikeln, sowohl bei den Mengen als auch beim Umsatz.
Japan erlaubt Import von Rindfleisch aus Deutschland
Ab 2024 ist laut dem Ministry of Agriculture, Forestry and Fisheries (MAFF) die Einfuhr von Rindfleisch aus entsprechend zertifizierten deutschen Betrieben wieder möglich. Die Produktionsmenge der Mitglieder der Japan Ham and Sausage Processors Cooperative Association sank von 2020 bis 2023 von 550.000 Tonnen sukzessive auf 526.000 Tonnen. Auch die Importmengen von Würstchen und Schinken fielen in diesem Zeitraum.
Die gefertigte Menge an Backwaren sank 2023 nach Angaben der Japan Baking Industry Association das dritte Jahr in Folge. Das betraf vor allem das nach wie vor dominierende Toastbrot und süßes Brot. Die Produktionsmenge anderer Backwaren stieg 2023 dagegen bereits das fünfte Jahr in Folge.
2021 | 2022 | 2023 2) | 2024 3) | |
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Produktion | 217,6 | 187,8 | 181,5 | 185,3 |
Der Markt für Gesundheitskost wächst nach Schätzungen des Yano Research Institute in Yen 2023 und 2024 um jeweils 1,5 Prozent. Glutenfreie oder vegane Nahrungsmittel sind mittlerweile in mehr Geschäften zu finden. Sie haben jedoch weiter eher einen Nischencharakter.
Viele Anlagen in Japan sind mittlerweile in die Jahre gekommen. Daher errichten die Hersteller zum Teil neue Anlagen, die alte Werke ersetzen. Dies ist beispielsweise der Fall beim Vorhaben von Meiji auf Hokkaido.
Akteur | Summe* | Zeitraum | Anmerkungen |
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Meiji | 341 | 04/2024 bis 03/2027 | Neues Werk für Molkereiprodukte in Kenebetsu in der Präfektur Hokkaido mit einer Kapazität von 430.000 Tonnen Rohmilchäquivalenten pro Jahr |
Suntory Beverage and Food | 178 | Herbst 2024 bis Frühjahr 2026 | Produktionslinie zur aseptischen Abfüllung von PET-Flaschen und automatisiertes Lager in Takasago in der Präfektur Hyogo |
Suntory | 39 | 02/2024 bis 2025 | Erweiterung der Ginfabrik in Osaka |
Calbee | 35 | 8/2023 bis 03/2029 | Erwerb von 190.000 Quadratmeter Land in Shimotsuma in der Präfektur Ibaraki; bis März 2029 soll dort ein Werk für Snacks errichtet werden |
Da der inländische Markt nur begrenzte Wachstumschancen bietet, richten sich die japanischen Hersteller zunehmend auf den internationalen Absatz ihrer Produkte aus. Das passiert zum einen über Exporte. Zum anderen bauen die Firmen ihre Produktion im Ausland aus. Neue Vorhaben im Ausland gibt es etwa in den Bereichen probiotische Getränke, Bier, Instant-Nudeln und Gefrierkost. Darüber hinaus kaufen die Firmen auch Wettbewerber im Ausland. So gab es zwei größere Übernahmen bei Nahrungsergänzungsmitteln: Kirin kaufte den australischen Anbieter Blackmores und Otsuka Pharmaceutical die US-Firma Bonafide Health. Asahi Group erwarb im Januar 2024 die Auftragsbrauerei Octopi Brewing in Waunakee im Bundesstaat Wisconsin in den USA und will dort erstmals in den USA eigenes Bier brauen.
Akteur | Summe *) | Zeitraum | Anmerkungen | |
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Kirin | 1.200 | 8/2023 | Übernahme von Blackmores, einem australischen Hersteller von Vitaminen und Nahrungsergänzungsmitteln | |
Pharmavite (Otsuka Pharmaceutical) | 425 | 11/2023 | Übernahme von Bonafide Health, einem Anbieter von Nahrungsergänzungsmitteln für Frauen im Bundesstaat New York in den USA | |
Yakult | 300 | offen | Absichtserklärung vom 18. Juli 2023 zum Bau eines neuen Werks für probiotische Getränke in Bartow County im Bundesstaat Georgia in den USA | |
Asahi Group | 275 | 10/2023 bis 09/2033 | Investitionen in die Modernisierung der Anlagen bei der ungarischen Tochterbrauerei Dreher | |
Nissin Foods | 228 | 12/2023 bis 08/2025 | Neues Werk für Instant-Nudeln bei Greenville im Bundesstaat South Carolina in den USA | |
Nissin Foods | 224 | 06/2024 bis 03/2026 | Neues Werk für Instant-Nudeln in Ponta Grossa, Bundesstaat Parana, Brasilien | |
Nissui | 121 | 2/2024 bis 2. Halbjahr 2025 | Erweiterung der Produktion gefrorener Meeresfrüchte bei den Tochterfirmen Gorton’s mit einem neuen Werk im Bundesstaat Indiana in den USA und bei Cité Marine mit einer Erweiterung am Standort in Kervignac, Frankreich |
Auf die Verpackung achten
Um im japanischen Markt erfolgreich zu sein, müssen die Nahrungsmittel teilweise eine "Lokalisierung" durchlaufen. Dazu zählen etwa kleinere Portionen oder eine spezielle feuchtigkeitsabweisende Produktverpackung. Aus klimatischen und hygienischen Gründen werden Nahrungsmittel umfangreich verpackt. In Reaktion auf die alternde Bevölkerung und auf sinkende Haushaltsgrößen sind Verpackungsgrößen und Inhalte meist kleiner als in Deutschland.
Stand: Mai 2024