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Japan modernisiert seine Kühlkettenlogistik
Japans Kühlhäuser sind veraltet und aufgrund einer steigenden Nachfrage nach Tiefkühlkost zunehmend ausgelastet. Unternehmen müssen investieren – und tun dies bereits.
20.02.2025
Von Frank Robaschik | Tokyo
In Japan wird immer mehr Tiefkühlkost gegessen – ein Trend, der sich zuletzt während der Coronapandemie verstärkt hat. Auch die Zunahme von Doppelverdienerhaushalten und der wachsende Onlinehandel treiben die Nachfrage nach den schnell zubereiteten Mahlzeiten an.
Gleichzeitig sind viele Kühlhäuser in Japan veraltet. Laut einer Studie von Nomura Securities vom August 2023 sind etwa 34 Prozent der Kühlhäuser mehr als 40 Jahre alt. Die meisten Kühlhäuser werden von kleinen Firmen betrieben. Viele können sich die anstehenden Modernisierungskosten oftmals nicht leisten. Eine Studie des Finanzdienstleisters Nomura Securities warnt vor starken Engpässen, sollten einige dieser kleinen Unternehmen ihr Geschäft aufgeben.
Großfirmen bauen neue Kühllager
beträgt die Auslastung der Kühlhäuser in Japans größten Städten.
Wie knapp Kühllager sind, zeigt deren Auslastung. Nach Angaben der Japan Association of Refrigerated Warehouses lag diese Ende 2024 in zwölf japanischen Großstädten im Durchschnitt bei 99,4 Prozent. Insbesondere in Yokohama ist die Situation mit 108 Prozent besonders angespannt. Daher investieren größere Firmen mit mehr Finanzkraft in modernere Kühl- und Kühllogistikanlagen für mehrere Mieter.
GLP Japan will von März 2025 bis August 2027 eine große Kühl- und Tiefkühllogistikanlage in Kawasaki im Großraum Tokyo errichten. Das fünfstöckige Gebäude soll Waren mit einem Gewicht von bis zu circa 176.000 Tonnen einlagern können. GLP Japan ist eine Tochterfirma des singapurischen Betreibers von Logistikimmobilien GLP.
Mehrere große Projekte im Großraum Osaka und Tokyo
Das Bauunternehmen Daiwa House begann im Juli 2024 mit der Errichtung einer großen Kühl- und Tiefkühllogistikanlage im Stadtbezirk Suminoe in Osaka. Die Fertigstellung ist für Juli 2026 geplant. Die Immobilienfirma Mitsubishi Estate startete im Oktober 2023 mit dem Bau seines ersten Mehrmieter-Kühllagers. Dieses entsteht ebenfalls im Stadbezirk Suminoe in Osaka und soll im März 2025 fertig sein. Das Unternehmen errichtet daneben bis Januar 2026 ein zweites Mehrmieter-Kühllager im Stadtbezirk Taisho in Osaka. Ein drittes entsteht im gleichen Stadtbezirk bis Ende 2026. GLP Japan will Ende Februar 2025 ein neues Lager in Kobe fertigstellen.
LaSalle Real Estate Investment Advisors und das Bauunternehmen Nippo legten Ende Oktober 2024 den Grundstein für ein neues Kühllogistikzentrum in Funabashi in der Präfektur Chiba im Großraum Tokyo. Im Oktober 2026 soll die Anlage stehen. Der Spezialist für Logistikimmobilien Mitsui Fudosan Logistics Park baut Kühllogistikzentren ebenfalls in Funabashi sowie in Sugito in der Präfektur Saitama.
Unternehmen | Fläche | Ort | Fertigstellung |
---|---|---|---|
GLP Japan | 205.000 | Kawasaki | August 2027 |
Daiwa House | 85.800 | Osaka | Juli 2026 |
GLP Japan | 45.000 | Kobe | Februar 2025 |
Mitsubishi Estate | 43.500 | Osaka | März 2025 |
Mitsubishi Estate | 43.430 | Osaka | Ende 2026 |
LaSalle und Nippo | 29.162 | Funabashi | Oktober 2026 |
Mitsubishi Estate | 21.400 | Osaka | Januar 2026 |
Mitsui Fudosan Logistics Park | 20.826 | Funabashi | 2. Halbjahr 2027 |
Mitsui Fudosan Logistics Park | 11.570 | Sugito | 2. Halbjahr 2027 |
Japan etabliert neue ISO-Norm für Kühlkettenlogistik
Japan importiert immer mehr Tiefkühlkost. Gleichzeitig will es mehr eigene Tiefkühlprodukte etwa nach Südostasien exportieren. Zudem wächst mit steigenden Einkommen in Südostasien der Bedarf an Kühlkettenlogistik. Vor allem damit japanische Logistikunternehmen die wachsende Nachfrage in asiatischen Ländern besser bedienen können, treibt Japan Maßnahmen zur Standardisierung der Kühlketten voran. Im Dezember 2024 wurde mit ISO 31512 ein entsprechender von Japan vorgeschlagener neuer internationaler Standard für Kühlkettenlogistikdienste im Business-to-Business-Bereich angenommen.
Japanische Reederei entwickelt Logistikzentren in Südostasien
MOL (Asia Oceania), eine in Singapur ansässige Tochterfirma der japanischen Reederei Mitsui O.S.K. Lines, will Logistikprojekte in Thailand, Singapur, Malaysia und Vietnam vorantreiben. Dafür tat sich das Unternehmen im November 2024 mit dem singapurischen Immobilienentwickler CapitaLand Investment, dessen CapitaLand SEA Logistics Fund, dem thailändischen Immobilienentwickler Pruksa Holding und dem taiwanischen Lagerhausentwickler Ally Logistics Property zusammen. Diese Allianz startete bereits vor dem Beitritt von MOL ein Projekt für ein Logistikzentrum in Bangkok in Thailand. Dieses hat eine Fläche von 200.000 Quadratmetern und umfasst ein Kühl- und Tiefkühllager. Die Fertigstellung ist für Februar 2027 geplant.
Mitsui investiert in Indonesien und in Taiwan
Das Handelshaus Mitsui gab im Oktober 2024 bekannt, dass es von der US-amerikanischen Havi Group drei in der Nahrungsmittellogistik in Japan und Taiwan tätige Firmen übernimmt. Konkret handelt es sich um die Firmen Havi Supply Chain Solution Japan, Havi Logistics (Taiwan) und Hong Jin Transportation. Die Transaktion soll bis Ende März 2025 abgeschlossen sein. Im Jahr 2023 hatte sich Mitsui an der indonesischen Lebensmittelvertriebs- und Kühlkettenlogistikfirma PT Pangan Lestari beteiligt.
In Europa übernahm Cold Chain Solutions, eine Tochterfirma des japanischen Elektronikkonzerns Panasonic, 2024 den polnischen Kühlgerätehersteller Area Cooling Solutions.
Große Anbieter von Gefrierkost in Japan sind unter anderem Nissui, Maruha Nichiro, Nichirei, Ajinomoto Frozen Foods, JT und TableMark. Seit Juni 2024 diskutieren fünf dieser sechs Firmen eine Zusammenarbeit bei der Sicherung nachhaltiger Kühlkettenlogistik für Nahrungsmittel.